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Roland Fakler

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Hegel

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Geistige Brandstifter 29.01.2020  Leserbrief  Von Roland Fakler, Ammerbuch Reusten

Zum 250. Geburtstag des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel am 27. August verfasste Manfred Hantke ein kritisches „Übrigens“ („Ausgetanzt – die Marseillaise hörte er in Berlin nicht mehr“, 27. Januar). https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Geistige-Brandstifter-445072.html

 Es ist erfreulich, dass Herr Hantke es in seinem „Übrigens“ vom Montag gewagt hat, die dunklen Seiten des ,heiligen‘ Hegel zu beleuchten. Während die meisten Denker mit zunehmendem Alter der Nachwelt reifere Früchte präsentierten, war es bei Hegel umgekehrt. Während der junge Revoluzzer noch für die freiheitliche Republik schwärmte, bemühte er sich mit zunehmendem Alter, die unbeschränkte Tyrannei seines königlichen Arbeitgebers mit abgedrehten Mythen aus der theologischen Trickkiste zu rechtfertigen.

Die Vordenker der Französischen Revolution, John Locke und Jean Jacques Rousseau, hatten durch ihre Ideen des Gesellschaftsvertrages und der Gewaltenteilung längst die Grundlagen für den freiheitlichen Verfassungsstaat geschaffen, als er sich dazu anstellen ließ, aufmüpfigen Studenten den revolutionären Geist auszutreiben. Der ganze Hof kam zu seinen Vorlesungen, fühlte sich von ihm bestätigt und bezahlte ihn gut für seine rückschrittlichen ,Weisheiten‘. Solche geistigen Brandstifter zu feiern, ist nicht nur unangebracht, sondern gefährlich, weil sie Nachahmer finden werden.

Es gibt überhaupt keinen vernünftigen Grund, warum eine Familie das erbliche Recht haben sollte, das Staatsoberhaupt zu stellen und es ist ganz einfach eine Dummheit, einer Regierung unbeschränkte und unkontrollierte Macht zu geben. Eine Regierung ist dann rechtmäßig, wenn sie sich auf die Zustimmung der Regierten stützen kann und sie wird dazu eingesetzt, für Freiheit, Recht und Wohlergehen der Regierten zu sorgen.

Aus meinem Buch: „Von Verfolgern und Verfolgten“

Georg Wilhelm Friedrich *1770 Stuttgart – …1831 Berlin, war ein deutscher Philosoph, der als wichtiger Vertreter des deutschen Idealismus aber auch des Nationalismus gilt.

In seiner Vorlesung über die Philosophie der Geschichte äußert Hegel als preußischer Staatsphilosoph etwa folgende Gedanken: Die Weltgeschichte läuft nach dem stets vernünftigen Plan Gottes ab und zwar in Richtung wachsender Freiheit. Zumindest glaubt er das aus der Entwicklung von den frühen despotischen Hochkulturen in Ägypten, Sumer, Babylon, China, in denen nur der Herrscher frei war, über die freieren Gemeinwesen im antiken Griechenland und Rom, in denen einige frei waren, bis zu den modernen Staaten seiner Zeit, um 1830, ablesen zu können, in denen alle frei sein sollten. Die Heroen der Weltgeschichte sind von Gott dazu erwählt, die Geschichte zu machen, die anderen sind dazu bestimmt, sie zu erleiden. Vor allem militärische Führer wie Cäsar, Alexander und Napoleon… seien solche auserwählten Werkzeuge Gottes.

Natürlich gilt das dann auch für Stalin, Hitler und Mao, die er leider nicht gekannt hat. Vielleicht hätte ihn das nachdenklich gestimmt.

Gott wählt die Führer, die seinen Willen ausführen. Diese stehen außerhalb der bürgerlichen Moral. Da standen sie in der Tat. Kritik ist nicht angebracht. Welcher Sterbliche wollte es wagen den „Geist Gottes“ zu kritisieren, der in den Heroen der Geschichte verkörpert ist? Sie sind Schicksale, jenseits von gut und böse, so wie Stürme und Naturgewalten. Sie dürfen, nach Hegel, nicht moralisch gewertet werden.

Auch einige Völker seien auserwählt, den Plan Gottes zu erfüllen. Das zeige sich daran, dass sie siegten und mächtig waren: Ägypten, Indien, China, Griechenland, Rom und jetzt, gerade jetzt, wo er Staatsphilosoph in Berlin ist, sind es die germanischen Völker, insbesondere Deutschland, die den Lauf der Geschichte bestimmen sollen. Die kriegerische Auseinandersetzung der Staaten ist wichtig und notwendig, um den Willen Gottes zu erkennen und die Geschichte vorwärts zu bringen, denn Gott steht immer auf Seiten der Sieger. Jeder Krieg endet praktisch mit einem Gottesurteil. Perioden der Harmonie und des Friedens sind leere Seiten in der Weltgeschichte und eigentlich nicht wünschenswert. Ein Ende der Gewalt ist erst erreicht, wenn die Geschichte ihr Ziel erreicht hat.

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge!“ meint schon Heraklit von Ephesus, *-550 bis -480, griech. Philosoph. Denker holen ihre Gedanken manchmal weit her und können sich nicht vorstellen, was andere damit anrichten. Heraklit dachte sicher nicht an den Krieg mit Giftgas und Granaten, sondern wohl eher an ein Ringen der Naturkräfte.

Nach Hegel ist der Staat alles. Er ist unantastbar, er ist das Ziel, verkörpert die höchste Moral. Er ist eine göttliche Idee, kann also nicht verbrecherisch sein; (so wenig wie die Kirche dies in den Augen der Päpste sein konnte.) Gemäß der idealistischen Theorie von Platon und Aristoteles sollten der Staat und seine Führer die Tugend und das Gute verkörpern. Der einzelne Mensch ist nur Teil dieses Organismus. Er hat sich ihm einzugliedern und die Geschichte, die die Heroen machen, mitzutragen bzw. zu erdulden.

Heißt das: Hitler und der Holocaust waren von Gott gewollt und hätten nicht verhindert werden können? Sollen wir die Geschichte laufen lassen wie sie läuft? Sie ist ja gottgewollt, mit all ihrem Schrecken? „Gott“ wird hier zum Verhängnis, zur Denksperre.

Das sind Gedanken eines Berliner Staatsphilosophen, der sich die Schrecken des 20. Jahrhunderts nicht vorstellen konnte. Hat man von ihm etwas anderes erwartet?

Rassenwahn, Nationalismus, Kolonialismus und Krieg wurden damit vorbereitet und weltanschaulich untermauert. Dem Mächtigen wurden alle Fesseln genommen; all seine Verbrechen wurden im Sinne der Vorsehung gerechtfertigt. Sie waren ja nur Werkzeuge des göttlichen, vernünftigen Weltgeistes und was Gott will, ist wohlgetan.

Angesichts der grauenhaften Geschichte kann man sich da nur die Augen reiben. Es war ihm nicht klar, dass in der Weltgeschichte nicht das Gute und Vernünftige siegt, sondern immer der Brutalste, wenn er die Macht hat. Unterstützt wurde dieses Denken von einer weiteren Idee des 19. Jahrhunderts, dem Sozialdarwinismus, einem missverstandenen Darwinismus: Das stärkere Volk siegt „wohlverdient“, wie in der Natur, über das schwächere.

 Ähnliche Ansichten wie Hegel vertrat der Brite Thomas Carlyle, 1795-1881, in seinem Buch „Über Helden“ mit dem Unterschied, dass er nicht das deutsche Volk, sondern die Briten für das von Gott erwählte Helden- und Gottesvolk hielt. Verständlich, er war ja schließlich Brite.

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