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Roland Fakler

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Tübinger Vertrag

Leserbrief im Tagblatt: Zum Tübinger Vertrag 2012-10-25

Mit Geschmäckle

Mit dem Tübinger Vertrag hat die Tübinger Oberschicht, „die Ehrbarkeit“, Herzog Ulrich Rechte abgehandelt. Sie musste dafür den Herzog bei der Niederschlagung eines Bauernaufstandes unterstützen. Wenn man das traurige Schicksal der Bauern mit einbezieht, war das aus heutiger Sicht nicht nur ein „ehrenhafter“ Vertrag. Den Bauern wurde ein Widerstandsrecht gegen die Willkürherrschaft des Herzogs ausdrücklich versagt. Bei einer Ausstellung müsste zumindest die hoffnungslose Lage der Bauern, die seit Jahrhunderten von Adel und Geistlichkeit ausgebeutet und nun von den Tübinger Honoratioren verkauft und verraten wurden, gebührenden Raum einnehmen. Es sollte besser mit kritischen Fragen als mit euphorischem Jubel erinnert werden. Wieso konnten Herrscher überhaupt unbeschränkte und unkontrollierte Macht gewinnen? Wieso konnten sie ihre Legitimität von „Gottes Gnaden“ herleiten und über ein rechtloses und unmündiges Volk herrschen? Wie sind diese ungerechten und ungerechtfertigten Herrschafts- und Wirtschaftsstrukturen entstanden? Der Tübinger Vertrag ist eine Magna Charta mit Gschmäckle, aber eine Ausstellung könnte durchaus aufklärend wirken.


Leserbrief im Tagblatt am 12.03.2014

Zum Tübinger Vertrag! Am 7. März begannen die Feierlichkeiten zu 500 Jahre Tübinger Vertrag.

Unglückliche Idee

Die Wurzel allen Übels war die Überheblichkeit eines Herzogs, der glaubte, ein von Gott gegebenes Recht auf seine Willkürherrschaft zu haben. Woher kam das? Bei den Alemannen wurde der König noch von gleichrangigen Männern gewählt. Er war nicht allmächtig, er konnte nicht absolut herrschen, er konnte sogar wieder abgewählt werden. Er musste sich durch seine Tüchtigkeit und seine Erfolge zum Wohl des Volkes bewähren.

Nach dem Sieg des Christentums im Frankenreich, insbesondere nach dem Pippin d. J. mit Hilfe des Papstes die Merowingerdynastie entmachtet hatte, kam im Abendland die Idee eines „Königtums von Gottes Gnaden“ auf. Damit wurde das Volk auf die Stufe eines unmündigen und rechtlosen Kindes heruntergedrückt, das nur noch die Willkürherrschaft angeblich von Gott eingesetzter Idioten und Despoten zu erdulden hatte. Widerstand, war Widerstand gegen Gott. Tatsächlich wurde der Papst, der sich gerne als Stellvertreter Gottes auf Erden sah, und seine Kirche zum Königs-, bzw. Kaisermacher.

Die Idee, dass alle „Obrigkeit“, wir würden heute sagen: „Staatsgewalt“, von Gott und nicht etwa vom Volk ausgeht, findet man im Christentum zuerst bei Paulus: Röm. 13:1 … „es ist keine Obrigkeit ohne von Gott“. Vermutlich haben ihn dazu die Gottkönige Ägyptens, Babylons und Assyriens inspiriert. Unabhängig davon gab es diese Idee auch in anderen Kulturen z.B. in China, in Japan und bei den Inkas.

Letztlich war es eine verhängnisvolle und unglückliche Idee, wie uns die Geschichte lehrt, weil sie dem Herrscher alles gab und dem Volk alles nahm!