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Roland Fakler

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Gott: eine gute Idee?

Leserbrief an Philosophiemagazin: 2013-01-07

Ist Gott eine gute Idee?

„Ist Gott eine gute Idee“. Nun, es kommt darauf an, wie man diese Idee auslegt. Das ist das Problem. Es gibt so viele verschiedene Vorstellungen von Gott und den Göttern wie es Gläubige gibt, eben weil eine Idee nur eine Idee ist. Frau Käßmann führt selbst ein lustiges Beispiel an: „Gott sieht alles“, glaubt der Pfarrer, „aber er petzt nicht“, glauben die Kinder. Viele Gläubige, und das ist kein Witz, glauben: Gott steht immer auf der Seite der Rechtgläubigen und Auserwählten, zu denen natürlich vor allem sie selbst gehören. Vor 200 Jahren hätte es unter Katholiken wahrscheinlich als eine „gute Tat“ gegolten, dem evangelischen Pfarrer die Äpfel zu stehlen. …Und Jahrtausende lang, bis heute, fühlten sich die Auserwählten Gottes im Recht, wenn sie die Falschgläubigen bestahlen, verfolgten, ausrotteten…mit Gottes Hilfe, oft auf Gottes Befehl. Da ist es doch wesentlich sinnvoller, vernünftige Prinzipien = Menschenrechte für alle Menschen zu verkünden und sie mit irdischen Mitteln durchzusetzen.

Das war das Christliche Abendland

In einem Tagblattartikel preist Bischof Z. die Errungenschaften der Kirche hinsichtlich der Menschenrechte.

Meine Antwort in einem nicht veröffentlichten Leserbrief

In dem Interview mit Bischof Z. entsteht der völlig falsche Eindruck, als ob die katholische Kirche schon immer für Glaubensfreiheit, Demokratie und Menschenrechte eingetreten wäre. Dem muss ich hier entschieden widersprechen. Dies sind Errungenschaften der Aufklärung, die meist gegen den heftigen Widerstand der Kirche im 17.-19. Jahrhundert erkämpft wurden. Sobald das Christentum im 4. Jahrhundert Staatsreligion im römischen Reich geworden war, wurden alle abweichenden Bekenntnisse unter der gemeinsamen Herrschaft größenwahnsinniger Päpste und Königen/Kaisern „von Gottes Gnaden“ verfolgt und brutal vernichtet…Ketzer, Heiden, Juden, Freidenker. Das christliche Abendland versank unter der längsten totalitären Herrschaft in der Weltgeschichte in eine tausendjährige geistige Finsternis, in der das Diesseits verachtet wurde, zur Ehre Gottes, zum Wohl der Kirche und zur Entmündigung des Volkes. Während zu römischer Zeit noch mindestens 60% der Bevölkerung lesen und schreiben konnten, wurden nun die allgemeinbildenden Schulen, vor allem auch die antiken Philosophenschulen, geschlossen. 95% der Bevölkerung wurde zu Analphabeten, zu Leibeigenen, zu Hörigen. Mit einem Wesen, das für niemanden erkennbar ist, wurden Herrschaft, Privilegien, Verfolgung und Kriege gerechtfertigt. Natürlich wurden von diesen Leibeigenen auch glänzende Bauten zur Machtdemonstration der Kirche errichtet. Die Bäder und Wasserleitungen der Römer allerdings verfielen für 1500 Jahre. Vernunft, Wissenschaft und Forschung wurden verachtet, stattdessen herrschten Dogmen, Unwissenheit, Furcht und Aberglauben. Die „unfehlbare“ Bibel lehrte die Sündhaftigkeit des Menschen; die Minderwertigkeit der Frau; die Diskriminierung unehelicher Kinder; die Todeswürdigkeit von Homosexuellen; die Rechtfertigung der Sklaverei; die Abgehobenheit des Menschen von der übrigen Natur und damit auch den schrecklichen Umgang mit dieser Natur; die Todesstrafe und die Prügelpädagogik; den totalen und grausamen Krieg ohne Regeln… Das war das christliche Abendland, das zum Glück für 99% der Bevölkerung zu Ende geht.