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Zehntscheuer ist an die 450 Jahre alt
Bericht im Gäuboten Herrenberg am 6.10.2015
Vandalismus am Thingplatz
Bericht im Tagblatt am 26.08.2015
Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal
Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal
Gäubote Herrenberg
2004_09_08
Von Birgit Spies
Ammerbuch-Reusten – Fertig gestellt und der Öffentlichkeit präsentiert wurde jetzt die zweite Station des Reustener Geschichtspfads: eine massive, hölzerne Bank rund um die ( “neue”) Betteleiche und eine Schau-Tafel, die mit ihrer Beschriftung und einer Fotografie an die alte Betteleiche erinnert.
Die neue Betteleiche am Eingang zum Reustener Hardtwald ist nun auch schon etwa 70 Jahre alt. Sie steht in unmittelbarer Nähe zum großen Stumpf der ursprünglichen Betteleiche, die in den 70er Jahren von einem Sturm gefällt wurde. Jetzt wurde der Platz zwischen diesen beiden Bäumen gestaltet und mit Ansprachen und einem Umtrunk der Gemeinde und der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.
Für die Bank dankte Ortsvorsteherin Christel Halm dem Reustener “Rentner-Team”, das das wieder einmal bewerkstelligt hatte, nachdem es schon bei der Sanierung des Backhauses mit Hand angelegt hatte. Ortschaftsrat Willi Schill hatte die Anregung gegeben: “Machet doch wieder eine Bank um die Eiche.” Alfred Dessecker, Alois Holzner und Egon Koch folgten ihr, gemeinsam fertigten sie die sechseckige, massive Holzbank, die nun die “neue” Betteleiche schmückt und zum Verweilen einlädt. Halm: “Mit diesen Kerle kann man den Flecken umtreiben.”
Aber auch Halm selbst erhielt Dank und zwar von Jürgen Parchem vom Reustener Geschichtsverein, der ihr Blumen überreichte und deutlich machte, wie wichtig es war, dass Halm die Gruppe unterstützte und auch das Archiv geöffnet hatte. Einst hatte Halms Schwiegervater Hans Halm dieses Archiv ordnen lassen, was “schon ein bissle Geld gekostet habe”, heute sei man dankbar dafür.
Denn gefunden hat man darin in der Ortschronik des Lehrers Paul Gros von 1932 eine Fotografie der alten Betteleiche und ein Gedicht, das die Aussicht preist, die man von ihrem Platz aus genießen kann, über “die Wiesen im Ammertal” bis hin zur Wurmlinger Kapelle und zum Albbrand. Und schließlich fand man auch einen alten Bericht des “Gäubote” von 1905. Dieser zeigt, dass der Platz an der Reustener Betteleiche einst auch ein Treff- und Sammelpunkt des “fahrenden Volks” der Zigeuner war.
Alles das ist auf der Schau-Tafel zu sehen und wurde von Roland Fakler erläutert, der zudem, bevor abschließend Freibier an das auf den aufgestellten Bierzeltbänken sitzende Publikum ausgeschenkt wurde, vier mögliche Bedeutungen der Benennung “Betteleiche” vorstellte.
Der Reustener Recycling-Turm
Der Reustener Recycling-Turm
Dorfhistoriker glauben, dass der Turm der Kelterkirche vom Berg stammt
Tagblatt 2004_07_10
Mario Beißwenger
1705 malte der Kartograph Stierlin diesen schematischen Blick auf Reusten. Die Bergkirche hat dabei ein Kirchturmdach ganz ähnlich wie die erst 1760 eingeweihte heutige Kelterkirche im Tal. Schwer zu erkennen – im Falz der Karte – ist ein Wehrturm, dessen Reste wohl erst vor kurzem beseitigt wurden.
(Inzwischen wissen wir dass Stierlin eine Karte aus dem Jahr 1605 kopiert hat. )
REUSTEN (bei). Die Kirchengemeinde Reusten macht am Sonntag ihre Hocketse und verabschiedet die langjährige Mesnerin Ursula Bühler. Festbesucher können bei dieser Gelegenheit auch erfahren, woher der Turm der Kirche kommt.
Dass die Kirchengemeinde feiert, nehmen Jürgen Parchem und Roland Fakler zum Anlass, ihre jüngsten Forschungen zur Lokalgeschichte vorzustellen. Die Hobby-Historiker glauben Belege dafür zu haben, dass der Turm der Reustener Kelter-Kirche recycelt ist. Vorher soll er die Kirche auf dem Bergfriedhof geziert haben.
Dann inspizierten die Ortshistoriker zusammen mit Mesnerin Ursula Bühler noch den Dachstuhl. Für Fakler finden sich dort ganz eindeutige Spuren: “Dieser Turm wurde schon mal benutzt.” Zu Zeiten als Baumaterial noch kostbar war, wurden Balken und Mauersteine immer wieder verwendet. Es ist also wahrscheinlich, dass auch die Reustener gespart haben, als die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts ins Dorf in die vorherige Kelter verlegt wurde. Dabei könnten sie auch die Konstruktion übernommen haben.
“Die haben das damals ja gar nicht lesen können”, empört sich Fakler. Damit sich das nicht wiederholt hat er sein Schullatein entstaubt und den Inhalt für heutige Kirchgänger übersetzt.
Und dann entdeckten Fakler und Parchem auch noch einen früheren Wehrturm. Kurz vor dem Abriss! Ihrer Meinung nach steckte der Sockel des Gebäudes in der jüngst abgebrochenen Scheuer in der Altinger Straße. Die Hinweise darauf waren ganz eindeutig. Im älteren Gemäuerteil der Scheuer waren nämlich Schießscharten.
INFO Die Hocketse bei der Reustener Kirche beginnt mit einem festlichen Gottesdienst um 10 Uhr. Dann wird mit Speisen, Getränken und Spielen für Kin der unterhalten. Wer Geld für eine Ver steigerung nach amerikanischer Art mitbringt, hilft zusätzlich die Kasse der Kirchengemeinde aufzubessern, die ei ne neue WC-Anlage bauen will.
Kleindenkmale in Ammerbuch
Kleindenkmale in Ammerbuch (4): Reusten
2003_08_30 Tagblatt
Hier führt schon lange kein Weg mehr in den Reustener Friedhof. Roland Fakler und Jürgen Parchem haben in Archiven gesucht, bis sie herausfanden, wann der frühere Haupteingang zum Reustener Friedhof (im Bild) zugemauert wurde. Ihrer Meinung nach war es 1890. Auf einem Katasterplan von 1830 ist der Zugang noch an der heute versperrten Stelle, 1841 verzeichnet ein Zeitungsartikel größere Arbeiten am Friedhof. Am Schloss des Friedhofstores finden Eingeweihte das Datum 1890 eingestanzt. Verschlossen wurde der Torbogen auf der dem Dorf zugewandten Mauer auch mit zwei Grabsteinen. Der Linke erinnert an eine Wöchnerin, die samt Kind verstarb, der rechte an einen Pfarrer. “Verziert waren sie mit den für die Romantik typischen Sinnsprüchen”, sagt Parchem. Nur leider kann sie der Betrachter nicht mehr lesen, vor fünf Jahren sei das noch möglich gewesen. Inzwischen schilfert die Sandsteinoberfläche ab. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich auch um die Kleindenkmale zu kümmern, wenn ihre Botschaften überdauern sollen. Die Lokalhistorikcr vermutdass in der Torbogenfüllung auch Steine der früher im Friedhof befindlichen Eligius-Kirche stecken. Das um 1300 erstellte Gotteshaus wurde schon 1760 durch die heutige Dorfkirche, eine ehemalige Kelter, ersetzt. Solche Geschichten lassen sich mit kleinen denkmalwürdigen Hinterlassenschaften belegen. Der Reustener Kirchberg ist übersäht mit historischen Spuren, zu denen auch der 1933 einzementierte Fahnenständer gehört, um den die Nazis Sonnwendfeiern zelebrierten. Interessante Kleindenkmale lassen sich auch anderswo entdecken. Im Hartwald stießen die Hobbyhistoriker nach einem Tipp eines alten Reusteners auf einen Grenzweg. “Allein hätten wir den nie gefunden”, sagt Fakler. Wo der Weg verläuft, verraten sie nicht: er muss erst noch erfasst werden.
INFO Wer bei der Ammerbuch weiten Erfassung von Kleindenkmalen mitmachen will und von weiteren historisch interessanten Objekten auf Reustener Markung weiß, kann das Roland Fakler oder Jürgen Parchem mitteilen.
Proletarier und Privatgelehrter
Proletarier und Privatgelehrter
Jürgen Parchem und Roland Fakler: Auf der Spur Reustener Geschichte und Geschichten
Gäubote Herrenberg
2. August 2003
Jürgen Parchem und Roland Fakler
Foto: Bäuerle
AmmerbuchReusten Sie bezeichnen sich selbst als “der Proletarier und der Privatgelehrte”. Getränkekaufmann Jürgen Parchem und Künstler Roland Fakler sind in der Tat ein ungleiches Paar. Eine gemeinsame Passion jedoch eint das ungewöhnliche Gespann: Das Interesse an der Geschichte ihres Heimatortes Reusten ist es, das die beiden Männer zu Verbündeten macht.
Erstaunlicherweise stammt jedoch keiner der beiden Hobbyhistoriker gebürtig aus Reusten. Genau diese Tatsache hat Jürgen Parchem und Roland Fakler aber schließlich dazu gebracht, sich mit der Geschichte des Kleinods an der Ammer zu beschäftigen. “Als ich vor 27 Jahren nach Reusten gezogen bin, habe ich mir immer ein Buch über die Geschichte des Ortes gewünscht”, erzählt der 50 jährige Künstler. Um sich selbst und künftigen Neubürgern diesen Wunsch zu erfüllen, hat Fakler in den letzten Jahren Bücher gewälzt und Recherchen betrieben. Die Ergebnisse seiner Arbeit hat er in seinem Buch “Reusten und seine Geschichte” zusammengefasst.
Jürgen Parchems Motivation, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, ist eine andere: Die familiären Wurzeln des 47 Jährigen führen nach Polen, über seine geschichtliche Herkunft konnte Parchem nur wenig herausfinden. Dass sich viele Menschen kaum für ihre Vorfahren interessieren, kann der Getränkehändler nicht verstehen: “Es tut mir weh, dass Leute, die die Möglichkeit dazu haben, etwas über ihre Vorfahren herauszufinden, gar kein Interesse daran haben.” Als Vorreiter will er den Reustenern ein Beispiel geben, wie spannend es sein kann, tief in die Geschichte der eigenen Heimat einzutauchen. “Wir können stolz sein auf unsere Tradition, doch leider ist unsere Gesellschaft schon viel zu amerikanisiert”, bedauert der passionierte Hobbyhistoriker. Sein Anliegen ist es, seinen Mitbürgern “Selbstverständnis vor der Haustüre” zu geben. Ein praktisches Beispiel lebendiger Geschichte hat Jürgen Parchem eigenhändig und im Schweiße seines Angesichts abgegeben. Von 1984 bis 1996 renovierte er einrund 240 Jahre altes Fachwerkhaus in der Wintergasse. Aus einer verwahrlosten Ruine hat Parchem ein Schmuckstück gezaubert, das die Blicke auf sich zieht. Von den architektonischen Entwürfen über den Ausbau des Dachstuhls bis hin zur Fachwerk Restauration Jürgen Parchem hat fast alles in Eigenregie bewältigt. Für das Geld, das der Reustener in den Ausbau gesteckt hat, bekommt man im Regelfall nicht einmal eine Eigentumswohnung. Man muss also kein Millionär sein, um sich ein derartiges Domizil zu schaffen: “Ich möchte auch jungen Leuten den Ansporn geben, so etwas einem Neubau vorzuziehen”, erklärt Jürgen Parchem.
Zwei sich ergänzende Ansätze
Der Proletarier und der Privatgelehrte, der Praktiker und der Theoretiker. Während sich Roland Fakler gerne ins Studium alter Chroniken vertieft, packt Jürgen Parchem gerne selbst an und baut so eine sichtbare Brücke “von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft”. Zwei Ansätze, die sich trotz allem nicht widersprechen, sondern vielmehr ergänzen. Einig ist sich das Gespann darin, dass sie die Geschichte “von unten” her aufarbeiten möchten: “Wir wollen nicht die Geschichte der Aristokratie, sondern die der einfachen Leute aufklären”, erläutert Jürgen Parchem. Konventionelle Geschichtsbücher seien oft zu sehr dem Adel und dem Klerusverpflichtet, Reusten aber ist seit jeher einlandwirtschaftlich geprägtes Dorf. Davon zeugen viele Kleindenkmale wie Feldkreuze, Gedenk, Kilometer und Grenzsteine. Seit ein paar Wochen mischt sich daher ein weiteres Projekt unter die geschichtlichen Recherchen der Hobbyhistoriker. Parchem und Fakler dokumentieren solche Kleindenkmaie in Wort und Bild für das Landesdenkmalamt, um die steinernen Zeitzeugen vor dem Vergessen und der Zerstörung zu bewahren. Die beiden Herren spüren Gerüchten nach, räumen mit Vorurteilen auf oder bestätigen die eine oder andere Legende. Farbig, schillernd, detailverliebt: Stoßen Parchem und Fakler auf ein interessantes Faktum, schwingt sich ihre Phantasie empor. Bis 1765 habe es unter der Regentschaft Herzog Carl Eugens den “Frauenzechtag” gegeben, an dem sich die Reustener Bürgerinnen einmal im Jahr an den herzoglichen Tropfen aus den Weinbergen um Reusten gütlich tun durften. Dann wurde das Privileg abgeschafft. Ein Jahrspäter ging das Rathaus in Flammen auf. Hier erwacht Jürgen Parchem’s kriminalistisches Interesse: Haben die Frauen aus Rache den Brand gelegt? Ob nun Vermutung oder heiße Spur Stoff genug für einen Roman liefert die These allemal.
- Die Kleindenkmale, die Jürgen Parchem und Roland Fakler gemeinsam dokumentieren, befinden sich oft außerhalb des Heimatortes und sind schwer zu finden. Daher sind die Hobbyhistoriker auf das Wissen und die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen.
- Hinweise nehmen Jürgen Parchem, Telefon (0 70 73) 24 27, und Roland Fakler, EMail rolandfakler@gmx.de. entgegen.