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Menschenbilder
Christliches und griechisches Menschenbild im Vergleich
Das Menschenbild Europas ist von zwei großen Traditionen geprägt: dem christlichen Menschenbild und dem griechischen Menschenbild. Der folgende Beitrag stellt zentrale Leitideen prägnant gegenüber.
Das christliche Menschenbild
In dieser Darstellung gilt der Mensch als von Gott abhängig. Maßgeblich sind die Heiligen Schriften, die als Wahrheit verstanden werden und Gottes Willen offenbaren.
Wesentliche Merkmale
- Der Mensch ist sündig, seit Adam und Eva nach Erkenntnis strebten.
- Das Leben dient als Vorbereitung auf das ewige Leben im Jenseits.
- Glaube und Gehorsam gelten als vorrangig gegenüber Wissen und Forschen.
- Der Mensch ist auf die Gnade Gottes angewiesen.
- Herrschaft und Ordnung werden als göttlich legitimiert verstanden.
- Unterordnung unter Religionsregeln und kirchliche Obrigkeit.
Kurzfassung: Der Mensch erscheint als Untertan des allmächtigen Gottes, dessen Heil von Glauben, Gehorsam und Gnade abhängt.
Das griechische Menschenbild
Das griechische Denken rückt Vernunft, Philosophie und Wissenschaft in den Mittelpunkt. Es vertraut auf die Fähigkeiten des Menschen, die Welt zu erkennen.
Wesentliche Merkmale
- Ziel ist das Glück im Diesseits, nicht im Jenseits.
- Der Mensch ist ein forschendes, erkennendes Individuum und „Maß aller Dinge“.
- Bildung, Humanität und das rechte Maß (mesótes) sind Leitwerte.
- Erfüllung in der Polis als politischer Gemeinschaft.
- Herrschaft beruht auf der Zustimmung der Regierten, nicht auf göttlicher Legitimation.
Kurzfassung: Der Schwerpunkt liegt auf Freiheit, Vernunft und Selbstverantwortung des Menschen im Diesseits.
Vergleich: Christliches vs. griechisches Menschenbild
Aspekt | Christliches Menschenbild | Griechisches Menschenbild |
---|---|---|
Grundprinzip | Abhängigkeit von Gott | Autonomie und Vernunft |
Ziel | Ewiges Leben im Jenseits | Glück und Erfüllung im Diesseits |
Einstellung zu Wissen | Glaube und Gehorsam vorrangig | Forschen, Erkennen, Bildung |
Stellung des Menschen | Sünder, angewiesen auf Gnade | „Maß aller Dinge“, selbstbestimmt |
Politik | Herrschaft göttlich legitimiert | Herrschaft durch Zustimmung der Bürger |
Lebenssinn | Gehorsam und Unterwerfung | Humanität und Selbstverwirklichung |
Fazit
Das christliche Menschenbild betont Abhängigkeit, Schuld und Jenseitsorientierung; das griechische Menschenbild setzt auf Vernunft, Freiheit und das gelingende Leben im Diesseits. Beide Traditionen haben die europäische Kultur in Spannung und wechselseitiger Beeinflussung geprägt. Seit der Aufklärung im 17. – 19. Jh. ist das griechische Menschenbild in den westlichen Demokratien auf dem Vormarsch. Es ist wissenschaftlich fundiert, betont die individuelle Freiheit, ermöglicht es in einer Demokratie Willkürherrschaft zu verhindern und Leid zu mindern. Es hat sich bewährt!
Erbsünde
Erbsünde entlarvt: Die Wahrheit hinter dem ältesten Dogma der Kirche
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Erbsünde – Ursprung, Geschichte und Kritik. Von Paulus bis Augustinus: So entstand das mächtigste Dogma der Kirche und warum es heute umstritten ist.
Schlagwörter: Erbsünde, Paulus, Augustinus, Sündenfall, Adam und Eva, Christentum, katholische Kirche, Kirchengeschichte, Theologie, Religionskritik
Einleitung
Die Erbsündenlehre ist eines der zentralen Dogmen der katholischen Kirche – und gleichzeitig eines der umstrittensten. Sie besagt: Jeder Mensch wird mit einer Schuld geboren, die auf den Ungehorsam von Adam und Eva zurückgeht. Erst Jesu Tod am Kreuz sollte diese Schuld tilgen. Doch woher stammt diese Vorstellung, und wie glaubwürdig ist sie heute noch?
Biblischer Ursprung – und seine Grenzen
Im Alten Testament findet sich keine Erbsündenlehre. Die Geschichte von Adam und Eva (Genesis 3) erklärt lediglich, wie Leid und Tod in die Welt kamen. Für das Judentum ist dies keine vererbbare Schuld.
Erst Paulus deutete den Sündenfall im Römerbrief so, dass Adams Schuld auf alle Menschen übergegangen sei – ein Grundstein für das spätere Dogma, mit dem die Kirche sich ihr Existenzrecht sicherte.
Augustinus – Der Architekt der Erbsünde
Der Kirchenvater Augustinus von Hippo (354–430) entwickelte diese Idee weiter und verband sie mit seiner eigenen Biografie. In seinen Bekenntnissen schildert er offen seine Kämpfe mit sexueller Begierde. Für ihn war diese Lust das sichtbare Zeichen einer inneren Verdorbenheit, die seit Adam in allen Menschen steckt.
Er glaubte, diese „Erbschuld“ werde bei der Zeugung weitergegeben. Seine Sicht setzte sich im 5. Jahrhundert durch und wurde 1546 auf dem Trienter Konzil festgeschrieben.
Moderne Kritik an der Erbsündenlehre
Aus heutiger Sicht sprechen viele Gründe gegen die Erbsündenidee:
-
Schuld ist nicht erblich – weder biologisch noch geistig lässt sie sich vererben.
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Keine Tilgung durch Unschuldige – Leiden oder Tod eines Unschuldigen beseitigen keine fremde Schuld.
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Mythologischer Ursprung – Adam und Eva sind keine historischen Figuren, sondern Teil einer symbolischen Erzählung.
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Evolution statt Strafe – Die „Fehlerhaftigkeit“ des Menschen erklärt sich durch natürliche Entwicklung, nicht durch göttliche Sanktion. Der Mensch ist das Produkt einer jahrmillionen langen Evolution aus dem Tierreich.
Natur statt göttliches Urteil
Die Natur unterscheidet nicht zwischen „gut“ und „böse“. Sie erschafft Lebewesen mit Überlebens- und Fortpflanzungsdrang – nicht mit moralischer Perfektion. Moral ist eine menschliche Errungenschaft, kein genetisch vererbter Makel.
Fazit
Die Erbsündenlehre ist weniger ein göttliches Geheimnis als eine historische Konstruktion. Sie entstand aus einer Mischung biblischer Auslegung, antiker Weltbilder und persönlicher Überzeugungen ihrer Urheber.
Sie ist, wie die Bibel, ein Relikt vergangener Zeiten. Sie hat sehr viel Furcht und Unheil verursacht. Man denke an die Ängste, die Eltern durchmachten, weil ihre Kinder starben bevor sie getauft waren…dann waren sie für immer verloren für das Paradies.