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Roland Fakler

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Ein Unrechtsstaat

Al Andalus – Ein Unrechtsstaat – Die Realität des maurischen Spaniens

Ausbreitung des Islams

Der Islamwissenschaftler Redoine Baghdadi sprach in Rottenburg über Al-Andalus, den muslimisch beherrschten Teil der iberischen Halbinsel im Mittelalter. Sein Geschichtsbild von einem “friedlichen Zusammenleben” in diesem Zeitraum bedarf einer kritischen Betrachtung, da es den Eindruck vermittelt, als sei diese Gesellschaft ein Ideal gewesen. Tatsächlich mag Al-Andalus damals in gewisser Weise ein Fortschritt an Toleranz gewesen sein, insbesondere im Vergleich zur Situation der Juden im christlichen Abendland, die beispielsweise 694 auf dem 17. Konzil von Toledo zu Sklaven erklärt wurden. Dennoch bleibt festzuhalten: Dieser Staat war ein Unrechtsstaat.

Christen und Juden wurden lediglich als Menschen zweiter Klasse geduldet, solange sie sich bedingungslos der islamischen Herrschaft unterwarfen. Der Koran gewährt den “Leuten des Buches” – also Christen und Juden – eine gewisse Toleranz, allerdings nur unter der Bedingung der Unterwerfung und der Zahlung der Dschizya, einer speziellen Steuer. Sie durften keine Waffen tragen und keine Pferde reiten, was ihre Wehrlosigkeit sicherstellte. 1066 kam es in Granada zu einem Pogrom mit 5000 jüdischen Opfern – ein klares Zeichen für die Fragilität ihrer Stellung. Auch Denker wie Averroes und Maimonides mussten fliehen, da unabhängiges Denken nicht geduldet wurde. Die Kopfsteuer konnte willkürlich erhöht werden, was die wirtschaftliche und soziale Stellung der nichtmuslimischen Bevölkerung weiter verschlechterte.

Die Ausbreitung des Islams ab 711 in Al-Andalus diente nicht nur religiösen Zwecken, sondern war oft ein Deckmantel für die eigentlichen Motive der Eroberer: Macht, Reichtum und Frauen. Die islamische Expansion, die schon mit Mohammed begann, etwa ab 622, hinterließ eine Spur der Gewalt von der arabischen Halbinsel über den Nahen Osten und Nordafrika bis nach Spanien, Afghanistan und Indien. Zahlreiche Bevölkerungsgruppen wurden verfolgt oder vertrieben, darunter Juden in Spanien und Kleinasien, Christen in Kleinasien und Europa, Zoroastrier und Bahai im Iran, Kopten in Ägypten, sowie Buddhisten und Hindus in Indien. Diese historischen Fakten zeigen, dass der Islam seine eigene Geschichte kritisch aufarbeiten muss.

Der Mythos vom harmonischen Zusammenleben der Religionen in Al-Andalus taucht immer wieder auf, doch die Realität war eine andere. Die rechtliche Stellung der Christen und Juden hing stark vom jeweiligen muslimischen Herrscher ab. Je strenger dieser den islamischen Gesetzen folgte, desto repressiver war seine Herrschaft. Die Dhimmi-Regelung gewährte Christen und Juden Schutz, aber nur gegen Zahlung einer Sondersteuer, während sie in vielerlei Hinsicht Menschen minderen Rechts blieben. Sie mussten demütigende Kleidung tragen, durften keine Waffen besitzen und hatten keine gleichberechtigte Stellung im Staat.

Nach der christlichen Rückeroberung Spaniens 1492 endete auch die begrenzte Toleranz für Muslime und Juden. Die Vertreibung und Verfolgung dieser Gruppen zeigt, dass religiöse Intoleranz nicht allein ein Phänomen der islamischen Herrschaft war. Dennoch bleibt festzuhalten: Der maurische Staat war keine gerechte Gesellschaftsordnung, sondern ein Unrechtsstaat, der auf Unterwerfung und Diskriminierung basierte.

Die Märtyrer von Cordoba

Die 60 christlichen Märtyrer von Córdoba, auch bekannt als die Märtyrer von Córdoba, waren eine Gruppe von Christen (überwiegend Katholiken), die im 9. Jahrhundert in al-Andalus (dem muslimisch beherrschten Teil Spaniens) lebten und unter der islamischen Herrschaft wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden. Sie sind ein bemerkenswertes Beispiel für religiösen Widerstand und interkulturelle Spannungen im mittelalterlichen Spanien.

Historischer Kontext

  • Ort: Córdoba, das damals das kulturelle und politische Zentrum des Kalifats von al-Andalus war.
  • Zeit: Zwischen 850 und 859 n. Chr.
  • Herrscher: Der Emir von Córdoba während dieser Zeit war Abd ar-Rahman II. und später Muhammad I. Sie führten eine relativ tolerante, aber auch kontrollierte Religionspolitik gegenüber den Christen und Juden.

Wer waren die Märtyrer?

  • Die meisten von ihnen waren Kleriker (Priester, Mönche), aber auch Laien gehörten dazu, darunter auch Frauen.
  • Viele waren mozárabes – Christen, die unter muslimischer Herrschaft lebten und arabische Sprache und Kultur weitgehend übernommen hatten.
  • Sie wurden hingerichtet, weil sie entweder offen zum Christentum konvertiert waren, den Islam kritisierten oder öffentliche Bekenntnisse zu Christus ablegten, was als Blasphemie galt.

Bekannte Märtyrer

  • Eulogius von Córdoba war Priester, Theologe und Chronist der Ereignisse. Er wurde selbst 859 hingerichtet.
  • Flora und Maria – zwei junge Frauen, die öffentlich ihren christlichen Glauben bekannten und für ihren Widerstand gegen Zwangsheirat und Islam hingerichtet wurden.
  • Sancho, ein christlicher Soldat, der in der muslimischen Armee diente, wurde ebenfalls als Märtyrer verehrt.

Bedeutung und Nachwirkung

  • Die Berichte über die Märtyrer stammen größtenteils von Eulogius, der sie schriftlich festhielt, um ihren Mut zu ehren und das christliche Bewusstsein zu stärken.
  • Die Ereignisse führten zu einer intensiven Debatte innerhalb der christlichen Gemeinschaften: Einige sahen die Märtyrer als Helden, andere als Provokateure, die das fragile Gleichgewicht mit der muslimischen Obrigkeit gefährdeten.
  • Die katholische Kirche verehrt viele dieser Märtyrer als Heilige. Ihr Gedenktag ist der 27. Juli.

Der hl. Elogius von Cordoba, der selbst zum Märtyrer wurde, schrieb 859 über die Situation in Al Andalus:

„Wir leben unter dem Joch eines gottlosen Gesetzes, unter der Tyrannei der Ungerechten, in einem Land der Unterdrückten, wo der Name Christi zu schweigen hat und der heilige Glaube verurteilt wird.“