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Roland Fakler

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Mausfalle – Karikatur

Ich hab mir erst vor ein paar Tagen eine Mausfalle gekauft – eine Lebendfalle natürlich – schließlich bin ich Humanist und lasse Mäuse leben, lege aber Wert auf getrennte Wohnbereiche…..und da kam mir eine Idee, weil die so eine Kuppelform hatte.

Sozialdarwinismus

Leserbrief im Tagblatt vom 16.08.2018

Das ist die Wahrheit

Karin R. beklagte „horrende“ Vorwürfe gegen Säkulare – „bis hin zum Sozialdarwinismusverdacht“ 11. 8.

Säkulare Humanisten stünden vor allem bei Christen unter dem Verdacht, „Sozialdarwinisten“ zu sein. Man muss nicht allen Blödsinn widerlegen wollen. Damit das aber mal geklärt ist, werde ich es trotzdem tun.

Im Gegensatz zu vielen anderen Weltanschauungen teilen die Humanisten die Menschheit nicht in Auserwählte und Verdammte, in minderwertige und hochwertige Menschen ein, sondern sie erstreben eine gerechte und lebenswürdige Welt für alle Menschen.

Der Sozialdarwinismus ist ein missverstandener Darwinismus, bei dem die angeblichen Gesetze der Natur auf die menschliche Gesellschaft übertragen wurden. „Survival of the fittest“ (Darwin) heißt aber nicht, dass der Stärkere überlebt, sondern der am besten an die Umwelt angepasste.

Der Sozialdarwinismus wurde im 19. Jahrhundert von den Kolonialmächten als Rechtfertigung ihrer Herrschaft über angeblich „minderwertigere Rassen“ verstanden.

Wer waren die Kolonialmächte? Es waren zu 99 Prozent „christlich“ geprägte Staaten: Portugal, Spanien, England, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Deutschland, Italien, Russland, USA, nur Japan war nicht christlich. Die Eroberung, Ausbeutung, Versklavung anderer Völker fand vom 15. bis 20. Jahrhundert unter dem Zeichen des Kreuzes statt.

Papst Nikolaus V. gab dafür grünes Licht. Er erlaubte in seinen Bullen „Romanus Pontifex“ und „Dum Diversas“ 1455 dem portugiesischen König Alfons V., alle nicht-christlichen Menschen zu versklaven und ihren Besitz zu rauben. Das ist die geschichtliche Wahrheit!

Herr S. schreibt: Ich hätte durch die Lektüre von Karlheinz Deschners „Kriminalgeschichte des Christentums“ einen verzerrten Blick auf die Geschichte

Leider muss ich annehmen, dass Herr S. meine Leserbriefe nicht regelmäßig liest und dass dadurch eine Bildungslücke entstanden ist. Das größte Problem der Weltgeschichte – das habe ich immer wieder geschrieben –  sind totalitäre Herrschaften verschiedenster Art. Das Problem entsteht durch das Machtstreben sogenannter starker Männer, die deswegen nie unkontrollierte Macht bekommen sollten. Dafür müssen aufgeklärte Bürger sorgen. Das ist die wichtigste Lehre aus der Geschichte! Wegen ihrer Machtfülle, während ihrer tausendjährigen totalitären Herrschaft ist die kath. Kirche auch verantwortlich zu machen, für die Verfolgungen, die Kriege, die Ausbeutung, die Entmündigung des Volkes. Nur die „wahre“ Geschichte hilft uns, aus der Geschichte zu lernen. Die Geschichte des Christentums wurde aber in vielfältiger Weise verfälscht und geschönt. Ich möchte nur daran erinnern, wie sehr die beiden Großkirchen ihre schuldhafte Verstrickung in das Naziregime verdrängen und verleugnen, wie Mörder und geistige Brandstifter zu Helden und Heiligen erklärt werden: Kyrill, Paulus, Konstantin, Karl, Luther, Martin…Deswegen kann man Deschner nur dankbar sein, dass er diese Geschichte akribisch aufgearbeitet hat. Natürlich waren und sind auch der Faschismus, der Kommunismus, der Islam, die Herrschaft Kim Jong Uns, die Herrschaft Assads und Erdogans…. unheilvoll, eben weil sie auch totalitär, intolerant und verfolgungswütig sind. Die Gründe dafür und die Maßnahmen dagegen habe ich genannt. Sie sollten im Geschichtsunterricht erörtert werden.

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Kriege seit 1648

Schachpartien

„Der 30-jährige Krieg wurde nicht mit Kanonen beendet, sondern durch mehrjährige Verhandlungen aller Beteiligter und danach gab es 150 Jahre Frieden in Deutschland.“ Dies schrieb Frank H. am 8. August in einem Leserbrief.

09.08.2018 Roland Fakler, Ammerbuch

So schön kann Geschichte sein, wenn man die Kriege ausblendet. Nun weiß ich nicht, was Herr H. unter „Krieg“ versteht. Tatsächlich waren für die Päpste, Könige und Fürsten Kriege oft nichts anderes als Schachpartien mit Figuren, die man leicht ersetzen konnte, wenn ihnen die Köpfe im Tausenderpack abgesäbelt worden waren. Kriege führen und sich gegenseitig abschlachten galt hierzulande jahrhundertelang als die männlichste aller Sportarten. Deswegen gibt es auch kein Jahrhundert ohne Kriege in Europa. Krieg gab es auf jeden Fall, wenn es ums Erbe der fürstlichen Damen und Herren ging. Im Fall des Sieges wurde die Beute redlich geteilt: Land und Macht für die Fürsten; Ruhm und Ehre für die Krüppel und Leichen.

Hier seien nur mal ein paar dieser „Schachpartien“ in und um Deutschland nach 1648 aufgeführt.

1663–1664 Türkenkriege

1672–1679 Holländischer Krieg

1674- 1679 Nordischer Krieg

1674–1679 Schwedisch-

Brandenburgischer Krieg

1683–1684 Reunionskrieg Frankreich / Deutschland

1683–1699 Großer Türkenkrieg

1688–1697 Pfälzischer Erbfolgekrieg Neunjähriger Krieg

1700–1721 Großer Nordischer Krieg

1701–1714 Spanischer Erbfolgekrieg

1733–1735 Polnischer Thronfolgekrieg

1736–1739 Russisch-Österreichischer Türkenkrieg

1740–1748 Österreichischer Erbfolgekrieg

1756–1763 Siebenjähriger Krieg

1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg

1792–1815 Revolutions- und Napoleonische Kriege

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Die Lehre aus der Geschichte: Es ging den adligen Herren, nie um das Wohl des Volkes, sondern sie haben das Wohl des Volkes stets für ihre Machtinteressen, für den Landerwerb, für ihren Reichtum und ihre Güter geopfert.

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Wertefundament – Menschenrechte

Auslegungsbedürftig

Leserbrief im Tagblatt am 26.07.2018

Es war ein großer Fortschritt, dass nach den schrecklichen Erfahrungen der Geschichte, Regeln aufgestellt wurden, die letztlich das Leben für alle Menschen erträglicher machen sollen. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass dieses Wertefundament von Menschen erarbeitet wurde. Die Menschenrechte sind die Lehren aus der Weltgeschichte. Jedes Nachdenken darüber zu verbieten, wäre Fundamentalismus. Auch Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht. Menschenrechte sind nicht immer eindeutig, sondern auslegungsbedürftig. Das Asylrecht war ursprünglich nicht für Asyltouristen gedacht, sondern für Verfolgte von Terrorregimen.

Ein Nachdenken kann meiner Ansicht nur zu ihrer Festigung und Verinnerlichung führen. Wenn man etwas mit gutem Grund und mit Überlegung vertritt, kann man es überzeugender vertreten als wenn man nur glaubt, was alle glauben. Es gibt wirklich gute Gründe für die Menschenrechte: Sie haben sich bewährt, stiften weltweit Frieden und Gerechtigkeit, sind ethisch und human, stärken die Rechte des Individuums. Es sind Regeln, denen ein vernünftiger Mensch aus ganzem Herzen zustimmen kann, was ich weder von den „Zehn Geboten“ noch von der „Scharia“ sagen könnte.

Zähes Ringen

Tagblatt 5.6.2018

„Seit 2000 Jahren setzen sich in Europa Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durch,“ meint Frau R.  Schön wär’s gewesen, nur war’s ganz anders! Es gab viele Rückschläge, denn diese Werte sind nicht  vom Himmel gefallen, sondern mussten in einem zähen irdischen Ringen gegen ihre Feinde erkämpft werden. Obwohl es Ansätze schon in der Antike gab, sind dies die Lehren aus der Weltgeschichte, insbesondere aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts.  1900 der letzten 2000 Jahre herrschte hier Diktatur: königliche, kaiserliche, kirchliche Diktatur.

Es gab viele Widerstände und Rückschläge auf dem Weg zur Demokratie, 1815 und 1848 die Niederschlagung der bürgerlichen Revolution, 1933 Faschismus,  1945 kommunistische Diktatur im Osten. Diese Herrschaften, haben sich nicht die Freiheit des Individuums und die Rechtstaatlichkeit auf die Fahnen geschrieben, sondern seine Beherrschung und Unterwerfung… und die Feinde der Freiheit leben immer noch: Faschisten,  Reichsbürger, Kommunisten, seit neuestem wieder viele, die einen Gottesstaat mit geistlichen Führern wollen,  von Gott selbst ernannt, wobei dann wohl wieder unklar wäre, von welchem Gott. Jedenfalls ist es so: Freiheit und Menschenrechte gibt es hier erst seit sehr kurzer Zeit, weil das Volk mündig geworden und ihre Feinde besiegt oder überzeugt wurden. Freiheitliche Werte können nur in einer republikanischen Verfassung und einem säkularen Staat gedeihen. Sie müssen ständig neu gerechtfertigt und wachsam verteidigt werden!

Ewiger Kampfplatz

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt: 4.April 2018

Der Tübinger Historiker Ewald Frie hat „Die Geschichte der Welt“ als Buch für junge Leute aufgeschrieben („Der Tod des Seefahrers und das große Missverstehen“, 29. März).

Anmerkungen zu Ewald Fries Buch: Die Geschichte der Welt.

Die beste Idee, die Menschen je hatten, ist die Idee von den Menschenrechten.

Auch wenn die Menschen nicht gleich sind, ist es gut für den Weltfrieden, wenn man von ihrer Gleichwertigkeit ausgeht und allen unveräußerliche Rechte zugesteht.

Um diese Menschenrechte für die Zukunft zu sichern, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wer ihre Freunde und wer ihre Feinde sind?

Die Feinde waren immer diejenigen, die eine hierarchische oder autoritäre Herrschaft wollten, die Gottkönige, die Pharaonen, die Kaiser, die Päpste, die Könige von Gottes Gnaden, die Diktatoren, die totalitären Religionen und Ideologien, Faschismus und Kommunismus.

Die Befürworter waren meist Philosophen, die sich die Menschen als selbständig denkende, mündige Bürger vorstellten. Sie traten für die Demokratie ein, weil sich die Freiheit in ihr am ehesten verwirklichen und die Macht am besten beschränken ließ.

Leider ist es so, dass die ungebildete Masse sich von einem Führer mit unbeschränkter Macht, einem Messias, immer das Paradies versprochen hat. Mächtige neigen aber dazu, ihre Widersacher, die sie mit Sicherheit haben werden, zu verfolgen. Deswegen muss Macht immer beschränkt und kontrolliert werden.

Die Menschenrechte sind Freiheitsrechte, bzw. Abwehrrechte der Bürger gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie sollen dem Einzelnen Schutz vor deren Willkür und Übergriffen garantieren.

Es sind vernünftige Grundsätze, die aus dem Geist der Aufklärung entstanden sind. Die Welt ist ein ewiger Kampfplatz zwischen denen, die möglichst viel Macht wollen und denen, die ihre Freiheit behalten wollen. Die stärkeren Kräfte werden siegen! Das waren leider nicht immer die Vernünftigen, sondern meist die Skrupellosen, die unbedenklich über Leichenberge gingen und die man dann die „Großen“ nannte.

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Lage in Afrika

Leserbrief zur Lage der Flüchtlinge aus Afrika 2018-07-21 im Tabblatt Link zum Tagblatttext

Todesmutig

Afrika ist ein reicher und fruchtbarer Kontinent mit vielen Bodenschätzen.

Durch europäische Kolonialherren wurde er vom 15.-20. Jh. ausgebeutet, die Menschen versklavt; seit dem 8.Jh. auch schon von muslimischen Sklavenhändlern. Viele afrikanische Länder wurden Spielball im Kalten Krieg, 1945 – 1990. Demokratisch gewählte Politiker wurden vom Westen durch hörige Diktatoren ersetzt, die ihre Länder wie Selbstbedienungsläden für ihren Clan behandelten. Multinationale Konzerne schöpften den Reichtum des Kontinents ab, Industrieländer lieferten die nötigen Waffen, um ethnische Spannungen anzuheizen. Überbevölkerung, durch christliche und islamische Werte und Jenseitsdenken befördert, verhinderten irdische Lösungen. Islamistische Ideen fielen hier auf fruchtbaren Boden. Die Bevölkerungsexplosion verschärfte die Probleme durch Klima- und Umweltverschlechterung.  Die Welt erträgt nicht beliebig viele Menschen!

Was soll nun aus diesen Ländern werden, wenn die Stärksten und Fähigsten flüchten? Flucht ist keine Lösung! Wer sich todesmutig ins Meer stürzen will, sollte diesen Mut besser gegen korrupte Regierungen wenden, um sie abzusägen.

Natürlich betreiben die Schlepper ihr skrupelloses Geschäft mit den notleidenden Afrikanern und den naiven Helfern. Wenn es offene Grenzen gäbe, würden 500 Millionen kommen. Aber wenn alle in Deutschland glücklich werden wollten, würde niemand mehr glücklich… außer der AFD, die dann die Regierung übernehmen und das Asylrecht abschaffen würde.

Die Lösung müssen die Afrikaner finden, wenn sie nicht ewig bevormundet werden wollen…durchaus mit europäischer Hilfe.

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Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt Tübingen am 29.  Juni 2017

Hoffnungslose Seelen

In seiner Fronleichnamspredigt hat Bischof Gebhard Fürst zur Notwendigkeit uneigennütziger Hilfe für Afrika Stellung genommen (Rottenburger Seite, 16. Juni). Gregor Julien S. hat dies in einem Leserbrief kommentiert (22. Juni).

Selbstverständlich macht Herr S. gute und hilfreiche Vorschläge, um die Lage der Afrikaner zu verbessern, aber: „Die Erde erträgt nicht beliebig viele Menschen“. Diese simple Wahrheit scheint nicht bis zu den Verantwortlichen der katholischen Kirche durchzudringen. Die Probleme Afrikas lassen sich heute nicht mehr nur auf den Kolonialismus der Europäer und ihre heutige Wirtschaftspolitik schieben, sondern auf korrupte Regierungen – wie ihr Bericht über Präsident Zuma 22.06. sehr überzeugend belegt – und auf ein ungebremstes Bevölkerungswachstum, das nicht zuletzt dem Einfluss der katholischen Kirche zu verdanken ist. Sie wettert immer noch gegen Pille und Kondome und wundert sich über die vielen hungrigen Babys, die dabei herauskommen.

Da nicht zu erwarten ist, dass sich die politischen und ökonomischen Verhältnisse in Afrika bald ändern werden, wird damit eine „Flüchtlingsexplosion“ ungeheuren Ausmaßes vorbereitet. Wo sollten diese vielen jungen Menschen hin, denen ihre „geliebten“ Diktatoren alle Chancen rauben und die die scheinbar paradiesischen Verhältnisse in Europa sehen? Das Verhängnisvolle ist, dass es dieser Kirche, wie dem Islam, mit dem sie jetzt so gerne zusammenarbeitet, nicht darum geht, irdische Probleme zu lösen, sondern möglichst viele hoffnungslose Seelen auf ein jenseitiges Paradies zu vertrösten.

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Der Mensch ist das Maß

Ohne vernünftige Regeln war die Welt für die meisten die Hölle

Die kanadische Philosophin Patricia Churchland attackierte in Tübingen die moralischen Lehren von Religion und Ethik („Gut oder böse: Alles Oxytocin?“ sowie „Übrigens“ vom 8. Juni).

13.06.2018 Roland Fakler, Ammerbuch
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Oxytocin reicht leider nicht, um eine friedliche Welt zu schaffen, dazu bedarf es vernünftiger Regeln und einer Ordnungsmacht, die sie durchsetzt. Wenn wir die Welt einfach dem Oxytocin überlassen würden, wären die Guten, mit viel Oxytocin, bald ausgestorben, weil sie von den Bösen, mit weniger Oxytocin, ausgerottet worden wären.

Schon im Tierreich gibt es Zuneigung und Feindschaft, erst recht bei den Menschen. Die steinzeitliche Homo-sapiens-Truppe musste sich auf ihre Familienmitglieder verlassen können. Das war überlebensnotwendig. Ebenso notwendig war es auch, die Fremden mit Misstrauen zu betrachten, weil man nicht wusste, was von ihnen zu erwarten war. Heute wissen wir, dass die vorgeschichtlichen Menschen nicht einfach friedlich zusammen- oder nebeneinander gelebt haben und aus frühgeschichtlicher Zeit wissen wir, dass es unzählige Kriege und Völkermorde gab, dass meist ein waffentechnisch überlegenes Kriegervolk sich eine einheimische Bevölkerung unterworfen und versklavt hat. Wir wissen das von der Invasion der Dorer (- 12. Jahrhundert) in Griechenland, der Arier in Indien, der Israeliten in Palästina, der Europäer in Afrika, Asien und Amerika.

Ohne moralische Regeln gibt es also, trotz bisweilen vorhandenem Oxytocin, keine „friedliche“ Welt für alle Menschen, sondern Herren und Sklaven, Ausbeuter und Unterdrückte. Oxytocin kann sich erst wieder in einem friedlichen und gerechten Gemeinwesen entfalten, das durch Regeln und eine Ordnungsmacht gesichert ist.

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Wenn es schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte Religion gab, heißt das noch lange nicht unbedingt, dass damit menschenfreundliches Verhalten herrschte. Im Gegenteil, in der Frühzeit fast aller Religionen gab es Menschenopfer, Geister-, Teufels- und Wunderglauben, der mehr Angst verbreitet als zum ethisch gutem Leben angeleitet hat. Dabei waren „göttliche Offenbarungen“, die nichts als menschliche Machenschaften sind, nicht hilfreich, sondern wegen ihrer Intoleranz Konflikt fördernd.

Weiterer Leserbrief am 21.06.2018

Intolerante Götter

Der Mensch ist – in ethischen Normen – das Maß aller Dinge! Entscheidend, welche Werte in einer Gesellschaft herrschen, ist das Menschenbild, das in dieser Gesellschaft herrscht und nicht das Oxytocin, das in den Hirnen herumfährt. Auch angeblich göttliche Offenbarungen in all ihrer Vielfalt und ihren Widersprüchen sind selbstverständlich von Menschen geschaffen. Wir sehen das am besten daran, dass das erste Gebot, das die Weltanschaungsfreiheit einschränkt, gemäß unserem Grundgesetz nicht mehr gilt, es herrscht Weltanschauungsfreiheit. Auch viele andere biblischen Gebote, z. B. die Todesstrafe, gelten nicht mehr. Wenn in angeblich göttlichen Offenbarungen gegen Heiden und Falschgläubige gehetzt wird, wird dieser Hass salonfähig und alle Maßnahmen gegen diese „Ungläubigen“ gelten als „gut und richtig“, weil angeblich von Gott gewollt. Wenn jemand glaubt, dass jeder Terror gerechtfertigt ist, um der eigenen, für richtig und wahr geglaubten Weltanschauung zur Herrschaft zu verhelfen, geht es zu, wie es in den letzten 3000 Jahren zugegangen ist, mit Glaubenskriegen, Verfolgung, grausamen Strafen, anerzogenem Hass… Eine bessere Welt, mit besseren Werten kann nur auf der Basis eines Weltbildes entstehen, dass eine gerechte Welt für alle Menschen / Lebewesen schaffen möchte. Auch diese Idee ist natürlich nur eine menschliche, die verworfen oder durchgesetzt werden kann. Ich finde sie aber besser als das, was die intoleranten Götter / ihre Erfinder bisher so von sich gegeben haben.

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Was an Deutschland ist christlich?

Was an Deutschland ist christlich?

von Roland Fakler

  • Immer wieder berufen sich unsere Politiker auf die christliche Prägung Deutschlands. Tatsache ist: Das Gebiet des heutigen Deutschlands ist zwischen dem 4. und 13. Jahrhundert mit mehr oder weniger Gewalt, durch Verordnungen römischer Kaiser (Theodosius I. 380) und durch die Eroberungszüge der Franken (Chlodwig; Karl) und Sachsen katholisiert worden. Schon das war ein überaus unchristliches Vorgehen, wo doch der Meister jede Waffengewalt abgelehnt hat. Auch mit Legenden, Lügen, Fälschungen, Drohungen und Zerstörung ihrer Heiligtümer sollten die Heiden vom Christentum überzeugt werden. Das hat dem Land und seinen Bewohnern viel Verfolgung und Ausbeutung und seinen Nachbarn Unheil und Krieg gebracht.

Inzwischen gibt es ein demokratisches Deutschland. Aber was an diesem freiheitlich, demokratischen Staat, der auf den Werten der Aufklärung gründet, ist christlich? Schon der Katholizismus ist weit weg vom Geist des Predigers aus Nazareth, der gegen Prunk und Reichtum, gegen Tempel, Priester und Scheinheiligkeit gewettert hat.

Ist Demokratie christlich? Kann sie nicht sein! Demokratie hat Jesus nie befürwortet. Er hat im Gegenteil empfohlen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Er war der unangefochtene Boss über seine Jünger und sie hielten ihn nicht nur für den Sohn Gottes, sondern auch für den „König der Juden“. Woraus zu schließen wäre, dass Jesus eher für eine monarchische Ordnung war, wenn er den irdischen Staat nicht überhaupt abgelehnt hat. Staatstheorie hat ihn nicht interessiert. Vor allem Paulus hat den verhängnisvollen Satz geprägt, dass alle Obrigkeit von Gott kommt. Das war die Basis, auf die die „Könige von Gottes Gnaden“ und die Päpste jahrhundertelang ihre absolute Herrschaft gegründet haben, ohne Einschränkung ihrer Macht, ohne Rechte des Volkes. In der heutigen Verfassung Deutschlands kommt die Obrigkeit nicht von Gott – sollte sie wenigstens nicht – sondern sie geht vom Volke aus, in freien und allgemeinen Wahlen.

Ist die Weltanschauungsfreiheit christlich? Ist sie natürlich nicht. Jesus schickt alle ins ewige Feuer, die nicht an ihn glauben. Markus 16:16 Dementsprechend haben seine Anhänger gehandelt. Schon auf Erden sollten Falschgläubige in den Genuss der segensreichen Reinigung ihrer Seele durch Feuer kommen. Dann gibt es auch noch das erste der zehn Gebote, das besagt: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Also nichts mit Religionsfreiheit oder gar Weltanschauungsfreiheit. Da könnte ja jeder glauben was ihm passt.

Schwören aufs Grundgesetz geht gar nicht. Jedenfalls ist das nicht christlich, denn das Schwören hat der Meister grundsätzlich verboten und was Gesetz ist, steht in der Bibel und nicht im Belieben von Abgeordneten. Matthäus 5:33 Stört natürlich niemanden. Das Volk denkt ohnehin nicht so scharf. Dazu gibt es Theologieprofessoren, die alles so hinbiegen, wie es die Herrschaften Politiker brauchen, ohne zugeben zu müssen, dass das mit Christentum nichts zu tun hat.

Auch das Waffen- und Kriegshandwerk kann nicht mit dem gerechtfertigt werden, der empfohlen hat: Mat 5:39 „Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“ Oder doch? Da steht ja auch noch: „Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert…“ Mt. 10:34 Da steht halt Hü und Hott.  Schließlich kann man mit den Gewinnen aus Waffengeschäften viel Gutes tun – zumindest für sich selbst…was dann wieder christlich wäre…wenn man es nur richtig versteht.

Gerne wird von der CDU die soziale Marktwirtschaft und das private Unternehmertum als Markenzeichen christlicher Sozialpolitik bezeichnet. Jesus, der seine Jünger ohne Geld im Gürtel auf die Wanderschaft geschickt hat, hatte dazu Folgendes zu sagen: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Mat 6:26 Also: Christliche Wirtschaft sieht anders aus! Schließlich konnte Jesus beliebig viel Wein, Brot und Fische produzieren…ohne Unternehmen und ohne Angestellte.

Auch die Familienwerte, auf die die CDU immer so stolz ist, sollen christlich sein? Aber was hatte Jesus für eine Familie. Seine Abstammung wirft Rätsel auf. War es nun der Heilige Geist oder Josef, der seine letzten Reserven locker gemacht hat? Er war nie verheiratet, hatte keine Kinder, hatte ein gespanntes Verhältnis zu seiner Mutter und seinen Geschwistern, die ihn für verrückt hielten. Er erwartet, dass alle seine Jünger ihre liebsten Angehörigen für ihn aufgeben. Lk 14:26 „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“ Das wäre jedenfalls ein überzeugender Grund, nicht sein Jünger zu sein. Also auch die immer wieder beschworenen Familienwerte können mit Jesus nicht verteidigt werden.

Bleibt noch der Joker: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Christen tun oft so als ob es ohne Christus keine Nächstenliebe geben könnte. Man findet die „Goldene Regel“, „was du nicht willst, dass dir man tu….“ aber schon im Alten Testament, auch 500 v.u.Z bei Buddha, bei Konfuzius, bei Zarathustra, im Hinduismus, wo sie sogar auf alle Lebewesen ausgedehnt wird, und bei griechischen Philosophen. Pythagoras hatte lange vor Jesus gesagt, man räche sich an seinen Feinden nur, indem man sich bemüht, sie zu Freunden zu machen; und Sokrates sagte im „Kriton“, dass es keinem Menschen gestattet sei, sich mit einem neuen Unrecht für ein erhaltenes Unrecht zu rächen. Schon Zenon ca. -335 bis -263, der die philosophische Schule der Stoa begründet hat, lehrte eine weltweite Brüderlichkeit und dass die wahre Polis die Welt sei, in der alle Menschen als Mitbürger und Brüder leben sollten.

Sind dann wenigstens die Kirchtürme und Glocken christlich? Es gibt wirklich nichts im Christentum, was es nicht schon vor dem Christentum gegeben hätte. Glocken gab es schon im Alten China, im Judentum, im antiken Griechenland und Rom. Alexander der Große wurde mit Glockengeläut verabschiedet. Glocken gibt es im christlichen Abendland aber erst seit dem 6. und Kirchtürme erst seit dem 8. Jahrhundert. Mit dem Wanderprediger aus Galiläa haben sie nichts zu tun. Er predigte das baldige Ende der Welt und dem arbeiten unsere Politiker wohl entgegen. Das wäre dann tatsächlich christlich!

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Auch auf HPD.de

Jugend im Gleichschritt

Leserbrief im heutigen Tagblatt Tübingen 21.03.2018

Hoffnung

Die Wanderausstellung „Jugend im Gleichschritt“ war bis 16. März im Tübinger Landratsamt zu sehen. Konnte man sich dem Druck staatlicher Indoktrination entziehen? Wie hat das ganze System von Führung und Verführung, von Terror und Verfolgung, von Ausgrenzung und Kameradschaft funktioniert? Wie denken Jugendliche und Überlebende heute darüber?

„Jugend im Gleichschritt“ – eine Ausstellung, die nachdenklich macht.

Jeder Staat kann seine Jugend im Gleichschritt marschieren lassen, wenn er genügend Druck in Form von Vergünstigungen für die Willigen und Nachteilen für die Unwilligen ausübt. Das haben unsere „Guides“ überzeugend erklärt. Dass sie sich nicht „Führer“ nennen, wo es doch gerade um die Entlarvung von (Ver-)Führern geht, versteht sich.

Jeder möchte in dem Staat leben, der seine Heimat ist. Wenn man nur als Nazi eine Chance auf Karriere hatte, war das eine Verführung, der viele erlegen sind.

Kinder und Jugendliche vertrauen auf die redlichen Absichten ihrer Eltern und Lehrer. Das Problem sind, bis heute, die herrschsüchtigen, sogenannten „starken Männer“, die totalen Ideologien, Religionen und Weltanschauungen, die die ganze Welt in den Griff bekommen wollen, die niemandem erlauben, selbstständig zu denken, die alle Ketzer und Abweichler verfolgen.

Die leichtesten Opfer sind immer die Kinder und Jugendlichen. Sie glauben, sie folgen, sie marschieren wohin sie geführt werden … auch in den eigenen Untergang. Wer Kinder zu blindem Glauben und Gehorsam erzieht, muss damit rechnen, dass sie eines Tages etwas ganz Dummes glauben und einem Verbrecher gehorchen. Deswegen: Kinder und Jugendliche nicht mit unvernünftigen Ideologien indoktrinieren, sondern zum selbstständigen Denken anleiten und Freiräume lassen zum „Anderssein“! Hoffnung machen die Jugendguides, die uns hervorragend durch die Ausstellung geführt haben.

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Mina Ahadi: Flucht aus dem Iran

 „Frauenrechte und Islam – ein lebenslanger Kampf gegen den politischen Islam.“

Vortrag von Mina Ahadi

28.4. 2018 Vortrag von Mina Ahadi

Die Humanisten Tübingen laden zu einem Vortrag von Mina Ahadi ein.
Die aus dem Iran geflüchtete Frauenrechtlerin ist Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime.
„Frauenrechte und Islam –
ein lebenslanger Kampf gegen den politischen Islam.“
Wo:           Begegnungsstätte Hirsch
                    Hirschgasse 9
                    Tübingen  –  Saal im 1. Stock

Wann:     Samstag den 28.4.2018
                 19 bis   21 Uhr

Eintritt:    frei

Veranstalter: Humanisten Tübingen

Mina Ahadi, geboren 1956 in Abhar (Iran), studierte Medizin an der Universität Tabriz und war aktiv in der linken Opposition gegen den Schah. Nach der gescheiterten Revolution im Iran 1979 organisierte sie Protestaktionen und Demonstrationen. Als regimekritische politische Aktivistin wurde sie steckbrieflich gesucht und flüchtete 1981 nach Kurdistan und später nach Wien. Seit 1996 lebt Mina Ahadi in Köln.

2001 gründete Mina Ahadi das Internationale Komitee gegen Steinigung, 2004 das Komitee gegen Todesstrafe. Als Koordinatorin und Sprecherin der beiden Komitees arbeitete sie weltweit mit Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zusammen und rettete dadurch vielen zum Tode (mitunter auch zur Steinigung) verurteilten Menschen das Leben. Auf der Gründungsversammlung des Zentralrats der Ex-Muslime wurde Mina Ahadi im Januar 2007 zur 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt.

In Deutschland tritt sie seitdem regelmäßig als Befürworterin eines konsequent säkularen Staates auf, und gilt als streitbare Kritikerin reaktionärer, religiöser Ideologien.

Leserbrief im Tagblatt 24.04.2018

von Roland Fakler

Ewiges Problem

„Amerika auf der Couch“ – der US-Psychiater Allen Frances analysierte die USA, das Trump-Zeitalter und die Welt am Wendepunkt („Das Primatengehirn twittert“, 20. April).

Die Analyse von Allen Frances gewährt tiefe Einblicke in das ewige Problem mit „(Halb-) Starken Männern“. Auch die intoleranten abrahamitischen Religionen sind Erzeugnisse solcher Männer. Mit ihrer Hilfe haben sie Herrschaften errichtet. Mit ihren unzeitgemäßen Moralvorstellungen und Drohungen gegen Falschgläubige halten diese Stammesreligionen die Menschheit auf einem Kulturniveau fest, das ohne sie längst überwunden wäre.

Wie einst die Könige, Kaiser und Päpste das Christentum benutzt haben, um ihre Herrschaft zu festigen und das Volk in Unmündigkeit zu halten, wird der politische Islam heute in vielen Ländern mit demselben Ziel gelehrt. Mehr noch, er ist ein Instrument, um die Herrschaft islamischer Diktaturen, z.B. der Türkei, Saudi-Arabiens, Irans…mit Hilfe von Imamen und Moschee- Vereinen auf westliche Staaten auszudehnen. Vor allem Frauen und Mädchen haben unter dem patriarchalischen Wertesystem des orthodoxen Islams zu leiden, durch Ehrenmorde, Kopftuch- und Ehezwang. Bei Diktaturen, die auf „demokratische“ Weise entstanden sind, muss man an der Mündigkeit der Wähler zweifeln.

Mündige Bürger wissen, dass Macht beschränkt und die Werte der Aufklärung gegen die Herrschaftsansprüche machthungriger Männer verteidigt werden müssen!

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Zusammenfassung des Vortrages:

Auf Einladung der Humanisten Tübingen und Terre des femmes füllte die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi am Samstag den Saal der Begegnungsstätte Hirsch mit gut 120 Leuten. Das Interesse war überwältigend. Man muss wohl persönlich betroffen sein, um die Botschaft von Freiheit und Selbstbestimmung mit solcher Überzeugung unters Publikum zu bringen wie sie. Ihr Mann wurde nach der Revolution im Iran 1980 hingerichtet. Sie hat das Wüten der Revolutionsgarden am eigenen Leib erlebt, hat wegen kritischer Reden ihren Studienplatz verloren und musste fliehen. In Deutschland ging ihr Kampf weiter gegen Steinigung und Todesstrafe, gegen Kopftuch- und Ehezwang. Sie ist Vorsitzende der Ex-Muslime und hat vielen Frauen einen Weg aus patriarchalischen Zwängen zu einem selbstbestimmten Leben gezeigt.

Es ist ein Fehler, wenn wir Menschen aus islamischen Ländern wie fromme Muslime behandeln. Sie sind zwangsweise in ihrer Kindheit Muslime geworden – wie viele Christen auch. Das haben unsere Politiker leider noch nicht begriffen. Politiker und Islamwissenschaftler fallen ihr in den Rücken, wenn sie konservativen Islamverbänden Zugeständnisse machen, die traditionelle Dummheiten religiös begründen wollen und hier ständig neue Forderungen stellen. „Das Kopftuch ist kein Stoff, sondern ein politisches Signal. Es dient dazu, Frauen unter Kontrolle zu halten.“ Die Flüchtlinge suchen hier Freiheit und nicht neue Zwänge in alten Fesseln. Deswegen: Klarere Trennung von Religion und Staat!

Mina Ahadi 2018-04-28

Mina Ahadi 2018-04-28

Ergänzung

Linda P. ist ein sehr schöner und informativer Artikel über den Vortrag von Mina Ahadi gelungen. Ihm wäre nichts hinzuzufügen, außer dass neben den einladenden Humanisten Tübingen die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes wesentlich zum Erfolg des Abends beigetragen hat. Diese Organisation engagiert sich weltweit für Frauenrechte. Neben Kopftuch- und Ehezwang, sind Ehrenmorde, Gewalt gegen Frauen und vor allem die weibliche Genitalverstümmelung schwerwiegende Probleme. Weltweit sollen 200 Millionen Frauen von der Beschneidung betroffen sein. Sie wird aus religiösen oder traditionellen Gründen, als feierlicher Initiationsritus, überwiegend in islamisch dominierten Ländern, vor allem in Teilen Nordafrikas, außerdem in manchen Ländern des Nahen Ostens und Asiens praktiziert. Wenn Frauen auf diese Weise unwiderruflich geschädigt werden, darf man das nicht tolerieren.

Es wäre sicher in Ordnung, wenn jede Frau auf der Welt frei entscheiden könnte, ob sie ein Kopftuch oder einen Irokesenschnitt tragen möchte, es ist nicht in Ordnung, wenn schon Kinder von Glaubensgemeinschaften dazu abgerichtet werden, sich mit religiösen oder politischen Symbolen abzugrenzen, die sie gar nicht verstehen können. Unser Staat muss dafür Sorge tragen, dass Kinder nicht indoktriniert, sondern informiert und zu mündigen Bürgern erzogen werden. Das Recht auf Unversehrtheit und Selbstbestimmung steht über dem Recht der Religionsgemeinschaft, ihre Mitglieder, vor allem ihre Kinder, zu formen.

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In der Humanistischen Rundschau vom Juli/August/ September 2018 ist dieser Artikel erschienen.

Von Helga Baumann – Roland Fakler und Marcel Kronfeld

Für Menschenrechte – gegen den politischen Islam!

Auf Einladung der Humanisten Tübingen und mit Unterstützung von Terre des Femmes füllte die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi am 28.4.18 den Saal der Begegnungsstätte Hirsch in Tübingen mit gut 110 Zuhörern. Das Interesse war so überwältigend, dass der Saal wegen Überfüllung geschlossen werden musste.

Mit ihren Lebenslauf schilderte uns die Referentin auch die damalige Lage im Iran. Sie wurde 1956 in Abhar (Iran) in eine muslimische Familie geboren und musste im Alter von neun Jahren selbst die Burka tragen. Später, während ihrer Studienzeit in Tabriz, schloss sie sich der linken Opposition gegen den Schah an und setzte sich für Frauen- und Menschenrechte ein. In den größeren Städten konnten Frauen damals durchaus im Minirock auf die Straße gehen, was Mina Ahadi auch gerne tat.

Als in der Islamischen Revolution gegen den Schah 1979 Khomeini an die Macht kam, protestierte sie mit Tausenden Frauen gegen den von ihm angeordneten Kopftuchzwang  –  für sie ein frauenfeindliches Kontrollelement, das einem Gefängnis gleich kommt.

Dieses islamische Regime bedeutet für sie Verschleierung, Hinrichtung und Steinigung. Es wurden zur Einschüchterung bärtige Männer mit Messern und später mit Kalaschnikows auf die Straßen geschickt. „Kopftuch oder Schläge“ hieß damals die Drohung dieser Revolutionsgarden gegenüber den Frauen.

Da sie wegen ihrer politischen Aktivität, ihren Protestaktionen nicht mehr studieren durfte, arbeitete sie zunächst in einer Cola Fabrik. Als ihr erster Mann eines Tages mit fünf Gästen festgenommen und kurz darauf hingerichtet wurde, tauchte sie unter. Sie wurde steckbrieflich gesucht und später in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Für fast ein Jahr lebte sie ohne Papiere in Teheran, wobei sie jede Nacht in einem anderen Haus verbrachte. Selbst bei ihrem Bruder durfte sie nur ein Mal übernachten. Als sie wegen ihrer aussichtslos erscheinenden Lage Selbstmordgedanken hegte, fand sie viel Trost und seelische Unterstützung bei Familie Pastara. Schließlich flüchtete sie in den iranischen Teil Kurdistans. Dort lernte sie ihren zweien Mann kennen und lebte zehn Jahre „wie auf einem Campingplatz“ in einem Lager, in dem sie nach wie vor für einen Radiosender der Opposition arbeitete. Während des Lebens im Lager erlebte sie mehrere Selbstmordfälle u.a. zweier  Homosexueller und einer Schwangeren. Obwohl letztere Partisanin war, fand sich keiner ihrer Gesinnungsgenossen zu ihrer Beerdigung ein. Nur Mina Ahadi selbst und sieben weitere Frauen wohnten ihr bei.

Als Mina Ahadi 1990 die Gelegenheit bekam, nach Österreich zu gehen und erfuhr, dass dort die Lebenserwartung von Frauen höher als die der Männer sei, war sie schnell überzeugt. Sie belegte dort als Schwangere gleich Sprachkurse und wollte sich engagieren und der Welt die Augen darüber öffnen, was im Iran los war.

Zunächst setzte sie sich gegen Steinigungen ein. Nachdem es 100 Jahre lang keine Steinigungen mehr gegeben hatte, wurden sie unter Khomeini wieder eingeführt. Dazu scharten sich Männer um die in ein Todeshemd gekleidete und bis zu den Schultern eingegrabene Frau (die oft außerehelichen Sex gehabt hatte) und bewarfen sie mit Steinen, bis sie tot war. 1993 sprach sie über Steinigungen auf dem Menschenrechtskongress in Berlin, musste aber entsetzt feststellen, dass die Politiker kaum Interesse daran hatten, da sie mit den Unrechtsregimen aus bestimmten Gründen im Gespräch bleiben wollten.

Nachdem Ahadi im Jahr 1994 in Wien Besuch von ihrer Mutter aus dem Iran bekommen hatte, wurde diese nach der Rückkehr für zwei Wochen inhaftiert und nach dem Aufenthaltsort der Tochter befragt. Unter Druck verriet die Mutter diesen, konnte aber ihre Tochter noch rechtzeitig vor der drohenden Verfolgung warnen. Mit ihrer Familie floh Ahadi daher 1995 von Wien nach Köln, wo auch ihre zweite Tochter geboren wurde.

2001 gründete Mina Ahadi das Internationale Komitee gegen Steinigung, welches sich zu einem Netzwerk von rund 200 internationalen Organisationen entwickelte, und welches durch Proteste bei Regierungen Steinigungen verhindern konnte. Durch ihren Bekanntheitsgrad im Iran und auch in der Türkei wurde Ahadi laut Mediendarstellung zur Kontaktperson vieler Frauen aus beiden Ländern, die sich aufgrund drohender Ehrenmorde in Notlagen befanden. Ihre Arbeit bestand vorwiegend darin, Kontakte zu den Verurteilten und deren Familien aufzunehmen, Fotos und Daten zu sammeln und diese dann in den verschiedensten Medien im Ausland zu veröffentlichen.

2004 gründete sie das Komitee gegen die Todesstrafe. Als Koordinatorin und Sprecherin beider Komitees arbeitete sie weltweit mit Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zusammen und rettete dadurch vielen zum Tode (mitunter auch zur Steinigung) Verurteilten das Leben. Der letzte spektakuläre Fall dieser Art war die Kampagne zur Rettung der jungen Iranerin Nazanin Fatehi, die Mina Ahadi mit der kanadischen Menschenrechtsaktivistin und ehemaligen Vize-Miss-World Nazarin Afshin-Jam organisierte. Im Rahmen dieser Aktion arbeitete Mina Ahadi 2006 erstmals mit der Giordano Bruno Stiftung zusammen, die später in enger Absprache mit ihr, Arzu Toker und weiteren Ex-Muslimen, das Konzept der Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ entwickelte. Auf der Gründungsversammlung des Zentralrates der Ex-Muslime wurde Mina Ahadi im Januar 2007 zur 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Seither reist sie umher, um die Menschen für Menschenrechte und Frauenrechte zu sensibilisieren und ihre Solidarität anzusprechen. Die Religion darf ihrer Meinung nach keine Erbangelegenheit sein. Sie ist entsetzt darüber, dass Männer hier verlangen können, dass Minderjährige Kopftuch tragen, während im Iran Frauen dagegen protestieren. Vier Millionen Moslems gehörten zu Deutschland, aber nicht das Kopftuch, das ein politisches Statement sei. Vor allem Kinder sollen es nicht tragen müssen.

Sie erzählte auch von der Kampagne für Sakineh Ashtiani in Tabriz, die 2006 zum Tode durch Steinigung verurteilt worden war. Deren Sohn kontaktierte Mina Ahadi und bat um Hilfe. Sie forderte ihn auf, mit seiner Schwester einen Brief über ihre Lage zu schreiben. Dieser wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in vielen Ländern veröffentlicht. In 110 Städten fanden Demonstrationen statt, und die Strafe für Sakineh Ashtiani wurde 2010 in eine zehnjährige Gefängnisstrafe umgewandelt. Seit diesem Jahr gab es im Iran keine Steinigungen mehr – aber nach wie vor gibt es dort ca. 800 Hinrichtungen im Jahr.

Die Referentin bedauert, dass die linke Bewegung nicht durchschaut, wie rechts der Islam ist und wie sehr in den Moscheen Rassismus gepredigt wird (S. 3 Mina Ahadi – ich klage an). Der Islam ist für sie eine Ideologie voller Hass. Wer ihn kritisiert, bekommt sofort Morddrohungen (S. 4 Mina A. ich klage an).

Als ihre Tochter einmal in einer deutschen Stadt von drei Männern angepöbelt wurde, weil sie kein Kopftuch aufhatte, benachrichtigte sie sofort die Polizei und meldete genau für diesen Ort eine Demonstration an. „Nur wer laut ist, wird gehört“, sagt sie.

Auch die Islamkonferenz wird von ihr kritisiert, da sie eine Bedrohung für die Säkularität darstelle. So etwas zu sagen sei nicht rassistisch, sondern humanistisch und frauenrechtsorientiert.

Ahadi ist in ständiger Lebensgefahr und steht oft unter Personenschutz. Auch am 28.4.18 kamen kurz zwei Polizisten vorbei, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Doch sie zeigt sich sehr mutig und witzelte: „Bringen Sie mir den Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, ich bin Mina Ahadi, Vorsitzende der Ex-Muslime – ich mache ihn fertig“.

2007 wurde Mina Ahadi von der britischen National Secular Society mit dem „Irwin Prize for Secularist of the Year“ ausgezeichnet.

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Menschenrechte und ihre Feinde

Die Menschenrechte und ihre Feinde

Wie die Menschenrechte erkämpft werden mussten!

von Roland Fakler

Positive Entwicklungen werden mit + negative mit ꟷ gekennzeichnet;  v.u.Z.  heißt „vor unserer Zeitrechnung“.

Die Menschenrechte, auf die wir heute so stolz sind, bilden die Basis unseres Wertegerüstes. Sie sind uns nicht geschenkt worden, sondern sie mussten in einem zähen Ringen, in einer viertausendjährigen Zivilisationsgeschichte erkämpft werden, vor allem in der Zeit der Aufklärung, zwischen dem 17. und 20. Jh., gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, gegen die Päpste und Kirchen, den Adel, die Diktatoren, den Staat und die „Heiligen“ Schriften. Der Mensch in Bibel und Koran ist rechtlos.

Obwohl immer wieder von religiöser Seite behauptet wird, dass die „Zehn Gebote“ oder die in der Bibel erwähnte „Gottesebenbildlichkeit“ des Menschen Wurzeln der Menschenrechte seien, ist das falsch. Siehe dazu meinen Artikel: „Haben die Menschenrechte biblische Wurzeln?“ Tatsächlich sind die „Zehn Gebote“ Gebote eines angeblichen Gottes, bzw. der jüdischen Priesterschaft, zur Errichtung einer hierarchischen Ordnung, zur Beschränkung der individuellen Freiheit und auch zur Aufstellung ethischer Verhaltensregeln. Sie sind aber keine Erfindung von Moses, denn selbstverständlich muss jede Gesetzessammlung Lügen, Stehlen und Töten verbieten. Das sind grundlegende Verhaltensnormen jeder menschlichen Gesellschaft, deswegen kommen sie nicht nur in den „Zehn Geboten“ vor, sondern schon 1000 Jahre früher, im Codex Ur-Nammu, in den Gesetzen des Königs Hammurabi, in China, Indien und überall, wo es Zivilisationen gab.

Die Menschenrechte sind Freiheitsrechte des Bürgers, bzw. Abwehrrechte gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie sollen dem Einzelnen Schutz vor deren Willkür und deren Übergriffen gewähren. Es sind vernünftige Regeln, die das friedliche Zusammenleben garantieren sollen. Sie werden nicht gewährt, weil jemand ein Geschöpf Gottes ist oder sein Ebenbild, sondern weil einer ein vernunftbegabter, fühlender Mensch ist.

Wir haben uns in einem langen evolutionären Prozess aus dem Tierreich entwickelt und haben uns selbst entschlossen, mit unserer Vernunft Regeln aufzustellen, die das Leben auf diesem Planeten erträglicher machen, die das Glück mehren, Willkürherrschaft verhindern und das Leid mindern sollen. Die Menschenrechte sind die Lehren aus der Weltgeschichte.

Im jüdischen Gottesstaat und im christlichen Abendland, wo der Mensch als Sklave Gottes galt und die Priesterschaft die absolute Macht hatte, war kein Platz für individuelle Freiheitsrechte. Wer hätte je einen absoluteren Herrschaftsanspruch erhoben als der Gott der Bibel, seine Priesterschaft und die Herrscher von Gottes Gnaden… vielleicht noch die babylonischen Gottkönige oder die ägyptischen Pharaonen. Absolute Herrscher und totalitäre Regime waren und sind die entschiedensten Gegner der Freiheitsrechte. Sie schaffen eine Hierarchie, die es ihnen erlaubt, alle Macht, alle Rechte, alle Güter an sich zu reißen. Die Menschen sollten im Christentum glauben und gehorchen und auf einen gerechten Ausgleich für ihr jämmerliches Dasein in einem zweifelhaften Jenseits hoffen.

Ansätze von Menschenrechten konnten sich erst in republikanischen Gemeinwesen entwickeln, z.B. in der attischen oder der römischen Republik (Stoa), in den Stadtstaaten des Spätmittelalters (Stadtluft macht frei), in der neuen Welt (Amerika) oder nach der Französischen Revolution in Europa. Immer mussten vorher tyrannische, königliche oder religiöse Machtansprüche beseitigt und Maßnahmen gegen neuerliche Zugriffe auf die Rechte der Menschen abgewehrt werden.

Die Menschenrechte sind keineswegs dauerhaft garantiert, sondern können jederzeit von einem autoritären Regime wieder eingeschränkt, sogar abgeschafft werden.

Mündige und wachsame Bürger wissen, wie die Freiheit in einem Verfassungsstaat durch Gewaltenteilung, Machtkontrolle und Machtkritik bewahrt werden kann. Sie werden die Gefahren erkennen, die Lehren aus der Geschichte ziehen und richtig handeln, um sich diese Rechte zu sichern. Herrschaft ist nicht von Gott eingesetzt, sondern von Menschen zum Wohle der Menschen.  

Das jahrhundertelange, zähe Ringen zwischen den Rechten des Individuums und den Machtansprüchen der Herrschenden soll hier aufgezeigt, die Freunde + und Feinde  der Freiheit sollen genannt werden.

2100 v.u.Z.  Erste Gesetze; Codex Ur-Nammu; Ägyptisches Totenbuch

+ Gleichheit aller Bürger

Ein stabiles Staatswesen braucht Regeln und Gesetze, deswegen gab es schon lange vor den „Zehn Geboten“ in allen funktionierenden Staaten Versuche, solche Regeln aufzustellen. Die ältesten Gesetzessammlungen, die wir kennen sind der babylonische Codex Ur-Nammu 2100 v.u.Z., einige weitere babylonische Gesetzessammlungen und die Gesetze, die König Hammurabi 1700 v.u.Z. auf Stelen meißeln ließ. Auch im ägyptischen Totenbuch 2500 v.u.Z – 600 v.u.Z. finden sich wertvolle ethische Anweisungen, die zuerst nur in den Grabkammern der Pharaonen zu sehen, später, ab 2000 v.u.Z., allgemein zugänglich waren.

Natürlich lag es im Interesse eines Herrschers, dass das Volk seine Gesetze befolgte. Deswegen haben sie mit Hilfe der Priesterschaft den Glauben verbreitet, sie seien von Gott selbst erlassen worden, wie dies auch von den Zehn Geboten des Moses behauptet wurde.

Herrscher, die mit Vernunft und Weisheit regiert haben, taten dies sicher auch im eigenen Interesse, zur Sicherung ihrer Herrschaft. Im Codex Ur-Nammu wird eine Gleichbehandlung aller Bürger vor dem Gesetz festgeschrieben. Ausgenommen waren nur die Sklaven. Meist wurde aber die Gültigkeit dieser Gesetze auf Angehörige des eigenen Volkes beschränkt.

ꟷ  Es gab keine Verfassung; es fehlten Kontrollmechanismen; keine Gewaltenteilung; keine universelle Gültigkeit.

Dass es damals in  Babylon tatsächlich eine Gleichbehandlung aller Bürger / Innen vor dem Gesetz gab, ist zweifelhaft. Alleinherrscher haben immer ihre Familien und ihre Freunde begünstigt. Das Problem liegt im System. Es fällt den Menschen schwer, sich an Spielregeln zu halten, die sie ungestraft übertreten können. In einem absolutistischen Herrschaftssystem fehlten ganz einfach die Kontrollmechanismen, die Gewaltenteilung, die einen Verfassungsstaat auszeichnen und die Möglichkeit, den Herrscher bei Missachtung zur Rechenschaft zu ziehen. Er stand über dem Gesetz.

Auserwähltheitswahn

Menschen, Völker und Religionen haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich zu überschätzen, sich für wertvoller, nützlicher, achtbarer zu halten als andere.

Sie sehen sich als Auserwählte und verteufeln die Fremden, die Barbaren, die Ungläubigen. Das gibt ihnen scheinbar ein gutes Gefühl, ein Gefühl der Überlegenheit. Das Schlimme daran ist: Den „anderen“ wurde das „Menschsein“ abgesprochen. Sie wurden zu Wesen minderen Rechtes und wurden in ihrem Herrschaftsbereich auch so behandelt.

In der ganzen Weltgeschichte spielt „Auserwähltheitswahn“ eine verhängnisvolle Rolle. In weltlichen (Faschismus, Kommunismus), wie in religiösen Herrschaftssystemen (Judentum, Christentum, Islam) gab es Bürger verschiedenen Rechtes bzw. Menschen ohne Recht. Auch ganze Völker haben sich als auserwählt gefühlt, die Griechen, die Römer, einige Indianerstämme, die Chinesen, die Japaner, die Franken, die Engländer, die Deutschen, die Russen, die Franzosen und nicht zuletzt die US – Amerikaner, womit sie sich das Recht nahmen, andere, „minderwertigere“ Völker zu beherrschen, auszubeuten und zu versklaven.

570 v.u.Z  Solons Reformen

+ Abschaffung der Schuldknechtschaft (Sklaverei) in Athen

538 v.u.Z  Kyros Zylinder

+ Religionsfreiheit,  Rassengleichheit, gegen Sklaverei

Es gab immer großherzige und tolerante Herrscher, die ihren Untertanen Freiheitsrechte gegönnt haben. Dies geschah auch, um die Untertanen zufrieden zu stellen und Aufstände zu vermeiden. Ein Beispiel dafür ist der Kyros-Erlass 538 v.u.Z. Er wird oft zu den ersten Dokumenten für die Abschaffung der Sklaverei, der Rassengleichheit und für die Gewährung von Religionsfreiheit erwähnt. Tatsächlich handelt es sich hier aber wohl um eine Fälschung der jüdischen Gemeinde, um sich diese Freiheit zu sichern. Kyros hat die Juden zwar aus der babylonischen Gefangenschaft entlassen, hat aber keineswegs allen Religionen die Freiheit gewährt. Freiheit gab es nur unter seiner Herrschaft und zu seinen Bedingungen, nicht gegen sie.

Religionsfreiheit erhielten die Juden auch unter römischer Herrschaft, teilweise unter christlicher Herrschaft und später unter dem Islam. Letztlich waren sie aber immer vom Wohlwollen dieser Regierungen abhängig, die von einem Tag zum anderen in Bösartigkeit und Verfolgung umschlagen konnte. Die Religionsfreiheit unter dem Islam für Juden und Christen war an die Abgabe einer Steuer gebunden. Juden und Christen waren aber keine gleichwertigen Menschen, sondern galten als Menschen zweiter Klasse, ganz zu schweigen von Atheisten, die es unter islamischer Herrschaft nicht geben durfte. Siehe Scharia.

Ein Rechtsstaat muss allen Staatsbürgern gleiches Recht gewähren, unabhängig von ihrer Religion und ihrer Rasse.

3. Jh. v.u.Z. Gesetze des Königs Ashoka

+ Friedfertigkeit, Tierschutz, Toleranz

Bei diesen Gesetzen, die der zum Buddhismus übergetretene indische König Ashoka in seinem ganzen Reich verbreiten ließ, handelt es sich weniger um Freiheitsrechte als vielmehr um eine Milderung aller Sitten, im Sinne des Buddhismus. Friedfertigkeit galt als Grundprinzip. Gefördert wird Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Reinheit, Milde und das Gute in den Menschen; Respekt vor anderen Religionen, dabei dachte er wohl an den Hinduismus; Respekt vor dem Leben, auch vor dem tierischen; Verbot überflüssiger Tieropfer; Einrichtung der Krankenpflege für Menschen und Tiere; gerechte Behandlung der Gefangenen.

Da diese Lehren auch im Mittelmeerraum verbreitet wurden, könnten sie das Christentum stark beeinflusst haben. Man erkennt daran, wie die Rechte der Tiere in der von den abrahamitischen Religionen geprägten Welt vernachlässigt wurden. Den fairen Umgang mit der Natur und den Tieren kann man besser aus den Naturreligionen der Indianer, aus Buddhismus und Hinduismus lernen als aus dem Christentum.

5. bis 4. Jh. v.u.Z.  Attische Demokratie

+ Die Staatsgewalt geht vom Volke aus, es war mitverantwortlich am Staatswesen und durch vielfältige Ämter an der Politik beteiligt. Es gab eine geschriebene Verfassung, eine Volksversammlung und unabhängige Gerichte.

In der attischen Demokratie war nur ein Teil der männlichen Erwachsenen wahlberechtigt, keine Frauen, keine Sklaven, keine Fremden.

ꟷ Volksmengen sind anfällig für Demagogen und können, durch diese leicht auf die schiefe Bahn geraten. Es kam zu Volksverhetzung, Fremdenhass, Eroberungskriegen, Fehlurteilen (Sokrates).

300 v.u.Z.  Stoa

+ Alle Menschen sind Brüder

Die Idee von der Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen taucht vor allem in der griechischen Philosophie der Stoa auf. Die Lehre war zwischen 300 v.u.Z bis 200 in der griechischen und römischen Welt weit verbreitet.

313 Mailänder Vereinbarung

+  Konstantin und Licinus erklären die Religionsfreiheit im Römischen Reich.

„Wir sind seit langem der Ansicht, dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert werden sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche Dinge so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir befohlen, dass es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu haben und zu praktizieren, wie er will.“[1]

380 – 565 Cunctos populos

Intoleranz gegen Andersgläubige; Vernichtung der heidnischen Kultur

Mit der Erhebung des Katholizismus zur einzigen Staatskirche im Römischen Reich durch Theodosius I. wurde 380 mit dem Religionsedikt „Cunctos populos“ die Intoleranz gegen Andersgläubige, Ketzer, Heiden und Juden zum Programm des katholischen Staates.

ꟷ Die letzte Philosophenschule wurde 529 in Athen von Kaiser Justinian geschlossen. Unter ihm  kam es 565 zu umfangreichen Bücherverbrennungen. Bibliotheken wurden vernichtet, das blühende Schulsystem der Antike eingestellt, Philosophen (Hypathia) und Gelehrte des Heidentums vertrieben und ermordet

 380 – 1965 Inquisition

ꟷ  Systematische Verfolgung Andersgläubiger

„Seit der Erklärung des Christentums zur alleinigen Staatsreligion im Römischen Reich durch Kaiser Theodosius I. dem Großen, 380, erfolgten diese Verfahren mit Unterstützung des Staates in einigen katholischen Ländern Europas bis in das 19. Jahrhundert hinein. Ursprünglich war die Inquisition eine bischöfliche Einrichtung. Papst Gregor IX. zentralisierte die Inquisition 1231 in einer päpstlichen Behörde.

Von 1542 bis 1965 trug diese den Namen »Sanctum Officium« (»Heiliges Amt«). Das Inquisitionsverfahren gestattete die Anwendung des Gottesurteils und der Folter. Todesurteile wurden in der Regel durch den Feuertod vollstreckt. In Spanien, wo die Inquisition eine von einem Großinquisitor geleitete staatliche Einrichtung war, fielen dem Feuertod insgesamt rund 31000 Menschen zum Opfer.“[2]

751 – 20. Jh.  Könige von Gottes Gnaden

ꟷ  Entrechtung des Volkes – Alle Macht geht von einem angeblichen Gott und dem Klerus aus!

Mit der Christianisierung Europas wurden die Könige, seit Pippin dem Jüngeren 751, zu „Königen von Gottes Gnaden“. D.h. sie konnten nicht mehr von Ihresgleichen gewählt und abgesetzt, nicht einmal kritisiert werden, sondern sie erhielten ihre Legitimation durch päpstliche Weihe…und konnten bei Missfallen höchstens vom Klerus abgesetzt werden. Princeps legibus solutus est = Der Herrscher steht über dem Recht, er ist der Gesetzgeber, aber nicht selbst an das Recht gebunden. Der Herrscher kann demgemäß auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er das Gesetz bricht, etwa ein Verbrechen begeht.[3]

Ein nicht-existierendes Geistwesen sollte ihre absolute Herrschaft und ihren Terror legitimieren.

Die freie germanische Bevölkerung wurde während des Mittelalters durch die Herrschsucht und die Habgier von Kirche und Adel auf die Stellung eines rechtlosen Kindes bis zum Sklavendasein in Leibeigenschaft herabgedrückt.

ꟷ Paulus: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott;…[4]

 7. Jh. Scharia / Islam

ꟷ Die Scharia ist die Summe aller bestimmenden Gesetze und Regelungen im Islam. Sie leiten sich von den drei Säulen des Islam her: Koran – Hadīthe = Leben Mohammeds – Rechtsgutachten der Islamgelehrten.

Gemäß der 1990 von 56 islamischen Staaten beschlossenen „Kairoer Erklärung der Menschenrechte“ sind diese der Scharia untergeordnet, denn die Scharia sei von Gott geschaffenes, ewig gültiges Recht, die Menschenrechte dagegen seien nur von Menschen gemacht. In Wirklichkeit sind natürlich alle Gesetze, seit Hammurabi und Moses, menschlichen Ursprungs – auch die Scharia! Sie leitet sich aus den Dichtungen Mohammeds ab. Damit werden religiöse Vorschriften über individuelle Freiheitsrechte gesetzt. Nach westlicher Auffassung von den Menschenrechten ist das genau umgekehrt.

ꟷ Es gibt keine Trennung von Religion und Staat. 

ꟷ Der Islam teilt, gemäß der Scharia, Menschen in Bürger verschiedenen Rechtes ein, wobei nicht die Hautfarbe, sondern die Glaubensvorstellungen maßgebend sind: Muslime haben alle Rechte – Christen und Juden werden geduldet – Humanisten und Atheisten sind unerwünscht und werden oft als Kriminelle verfolgt z.B. in Ägypten und Pakistan.

ꟷ Kritik am Islam und seinem Propheten ist verboten.

ꟷ Minderwertigkeit der Frauen: Laut Koran dürfen sie geschlagen werden, Männer dürfen sich scheiden lassen, Frauen nicht; als Zeugen sind ihre Stimmen halb so viel wert. Sie können auch nicht so viel erben wie Männer und sind vielen Beschränkungen unterworfen, Kopftuchzwang im Iran. Bei Ehebruch dürfen sie, laut Scharia, gesteinigt werden.

Zur Scharia gehören in den islamischen Ländern immer noch ausgeführte unmenschliche Strafen wie: Steinigen, Handabhacken, Auspeitschen, Köpfen. Entrechtung von Homosexuellen und Atheisten.

Mit der zunehmenden Islamisierung kommen auch islamische Sitten in unser Land:

Ehrenmorde, Kopftuchzwang, Zwangsheiraten, Polygamie.

Wenn wir die freiheitliche Demokratie verteidigen wollen, hat der Islam einige Fragen zu beantworten:  Stehen die Menschenrechte und das Grundgesetz über der Scharia? Ist der Islam für Demokratie? Ist der Islam gegen Sklaverei, Schutzgelderpressung, Raub- und Beutekriege, ethnische Säuberungen und Blutrache, Terror und Auftragsmorde. Erlaubt der Islam den Bau von Kultstätten anderer Religionen in islamischen Ländern? Erlaubt er Religionsfreiheit bzw. die Loslösung vom Islam? Dürfen Muslime Freundschaft mit Ungläubigen schließen? Verbietet der Islam die Täuschung Ungläubiger? (Taqiyya) Ist der Islam eine Religion, die auf Weltherrschaft verzichten kann?

Die Religionsfreiheit endet da, wo Menschen verletzt und Tiere gequält werden (Schächten). Das individuelle Recht eines Kindes auf Unversehrtheit muss schwerer wiegen als die Religionsfreiheit. Bei der Ablehnung der Beschneidung von Mädchen ist man sich fast einig, nicht so bei der Beschneidung von Buben. Dazu gibt es grundsätzlich zwei Positionen:

ꟷ 1. Das Selbstbestimmungsrecht des Individuums wird dem Recht der Religionsgemeinschaft untergeordnet. Das wünscht sich der herrschsüchtige Klerus aller Religionen und nennt das dann Religionsfreiheit. Dieses Recht gilt vor allem in Gottesstaaten. Da Deutschland ein klerikaler Staat ist, ist auch das Selbstbestimmungsrecht des Individuums auf Beschneidung den Religionsgemeinschaften der Juden und Muslime übertragen worden, was eigentlich unseren Menschenrechten widerspricht.

+ 2. Das Selbstbestimmungsrecht und die Unversehrtheit eines Kindes wiegen schwerer als die archaischen Bestimmungen einer Religionsgemeinschaft. In der westlichen Welt werden unveräußerliche Menschenrechte über die Rechte von Religionsgemeinschaften gestellt. Das ist kennzeichnend für einen aufgeklärten Rechtsstaat, für den ich eintrete und in dem ich leben will.

Sklaverei

ꟷ Sklaverei gab es in der ganzen antiken Welt, in Babylon, Ägypten, bei den Juden, in Griechenland und Rom. Vom 7. bis ins 20. Jahrhundert betrieben vor allem islamische Herrscher den Sklavenhandel in Afrika und Europa, ehe der europäische transatlantische Sklavenhandel vom 15. – 19. Jh. einsetzte. Selbst Philosophen wie Platon und Aristoteles, auch die Kirchenväter nahmen sie als etwas „Natürliches“ und „Gottgewolltes“.  Priscillian 380, wollte sie abschaffen.

ꟷ Paulus rechtfertigt sie und Augustinus hielt sie für ein von Gott gewolltes Schicksal oder Folge der Sünde.[5]

Aber es gab auch schon in der Antike Stimmen, die sich gegen sie aussprachen. Zu den ersten, die die Sklaverei / Schuldknechtschaft abschaffen wollten, gehört wohl der griechische Staatsmann Solon um 560 v.u.Z. Tatsächlich hat es dann  Jahrhunderte gedauert bis sie endlich im 19. Jh. auf weltweite Ächtung stieß. Der letzte Staat der sie abschuf war Mauretanien 1980. Faktisch besteht sie in vielen Staaten immer noch.

+  Bereits 1688 sandten Pennsylvania-Deutsche eine Denkschrift an die Quäker von Pennsylvania, mit der Aufforderung, keine Sklaven mehr zu halten. Der Quäker John Woolman hat sich 1754 in seinem Traktat Some Considerations on Keeping Negroes – Einige Bedenken schwarze Sklaven zu halten, wohl als erster schriftlich gegen die Sklaverei geäußert, wenig später der Aufklärer Thomas Paine 1775 African Slavery In America.

1215 4. Laterankonzil

ꟷ  Entrechtung von Ketzern, Heiden, Juden, Muslimen.

Auf dem 4. Laterankonzil werden die Maßnahmen gegen Ketzer verschärft; Juden und Muslime müssen sich kennzeichnen, ihre Rechte werden eingeschränkt.

1215 Magna Charta

+ Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum Ist auf freie Männer beschränkt.

Der englische Adel trotzte dem König Johann Ohneland einige Rechte ab, die für alle „Freien“ Männer galten. Niemandem darf ohne Urteil das Leben, die Freiheit oder das Eigentum genommen werden.

1252 erließ Papst Innozenz IV. die Bulle Ad Extirpanda

und rechtfertigte darin ausdrücklich die Folter: die Ketzer sollten gefoltert werden, so wie man auch Diebe und Räuber weltlicher Güter zwingt, ihre Komplizen anzugeben und ihre Verbrechen zu gestehen“.

ꟷ Rechtfertigung der Folter bei Verhören

1285 -1342 Marsilius von Padua Trennung von Kirche und Staat; Staatsgewalt geht vom Volke aus

1452 Nikolaus V.

ꟷ Vollständige Entrechtung indigener Völker

Papst Nikolaus V. ermächtigt den portugiesischen König Alfons V. mit seiner Bulle Dum diversas, „die Länder der Ungläubigen zu erobern, ihre Bewohner zu vertreiben, zu unterjochen und in die ewige Knechtschaft zu zwingen.“  Im Auge hatte er damals vor allem die Eingeborenen Afrikas. Damit erhielt der Sklavenhandel päpstlichen Segen.

1484 Hexenbulle von Papst Innozenz VIII.

ꟷ Rechtfertigung zur Verfolgung angeblicher Hexen. Man rechnet zwischen 40000 und 60000 Opfern.

1525: Die „Zwölf Artikel“ der Memminger Bauern

+  Schutz vor adliger Willkürherrschaft

Sie bilden die erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden und sind die erste Menschenrechtserklärung in Europa. Sie wollten ihre Pfarrer frei wählen und die Leibeigenschaft abschaffen; die Jagd sollte kein Vorrecht des Adels mehr sein; die Allmende (das unbebaute Land) sollte allen gehören. Sie wollten keine zusätzlichen Frondienste mehr leisten. Sie wendeten sich gegen zu hohe Pachtzinsen, gegen die Willkür bei Gerichtsverfahren und beim Strafen, gegen die Abgaben beim Todfall, d.h. beim Tod musste der Bauer sein bestes Stück Vieh an die Herrschaft abgeben.

Luther: Jeder Christ habe, gemäß dem Vorbild Jesu, nicht zu rechten und zu fechten, „sondern Unrecht zu leiden und das Übel zu dulden.“

1542: „Neue Gesetze“ aufgrund der Vorschläge von Bartolomé de las Casas

+  Schutz der indigenen Bevölkerung Amerikas vor Versklavung

ꟷ  1545 wurde das wichtigste der Neuen Gesetze vom Kaiser Karl V. wieder aufgehoben. Sie waren praktisch wirkungslos und führten dazu, dass nicht nur Indios, sondern mehr und mehr Schwarze versklavt wurden.

ꟷ  Karl V. war es auch, der seinem Sohn Philipp II. von Spanien die gnadenlose Ketzerverfolgung befahl. Gesetze galten nur für Rechtgläubige. Die anderen hatten keine Chance auf ein gerechtes Urteil. Sie waren der Willkür ihrer Peiniger ausgeliefert.

 1559 Index der verbotenen Bücher

Gegen Meinungsfreiheit

Ab 1559 wurde von Papst Paul IV. der Index librorum prohibitorum herausgegeben. Das ist ein von der römisch-katholischen Kirche veröffentlichtes Verzeichnis von etwa 6.000 verbotenen Büchern, die als eine Gefahr für den Glauben und die Sitten galten. Katholiken drohte die Strafe der Exkommunikation, wenn sie eines der im Index aufgeführten Bücher besaßen, lasen, verkauften oder weitergaben, ohne zuvor die Genehmigung der Kirche eingeholt zu haben. Er galt bis 1966.

Auf dem Index standen vor allem die Ketzer, aber auch die deutsche Bibelübersetzung, die Aufklärer und die Begründer der modernen Staatstheorie: Montesquieu; Locke; Montaigne; Holbach, Hobbes; Marx; Rousseau; Diderot; Sartre; Voltaire; Machiavelli, Galileo Galilei; Giordano Bruno; Nikolaus Kopernikus; Martin Luther; Immanuel Kant; Heinrich Heine; Spinoza; Descartes; Friedrich II. von Preußen; usw. Hitler und das Buch „Mein Kampf“ stehen nicht auf dem Index.

1628: Petition of Rights (England)

+  Stärkung der Rechte des Parlaments gegenüber dem König

Beschwerde wegen Amtsmissbrauchs gegen Karl I. und Forderungen, das Gewicht des Parlaments wieder zu stärken. Der König hatte versucht, England allein zu regieren und das Parlament in seiner Macht so stark wie möglich einzuschränken.

1679: Habeas Corpus Act (England)

+  Schutz vor willkürlicher Verhaftung

Ab diesem Zeitpunkt ist die Festnahme eines Bürgers an strikte Regeln gebunden. Inhaftierte mussten nun innerhalb von drei Tagen einem Richter vorgeführt werden und durften unter keinen Umständen außer Landes gebracht werden. Niemand durfte mehr aus Willkür festgenommen werden.

1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten

+  Erste Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer [Falsch!]  mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu sein dünket.“[6]

Sie wurde 1776 vom Kongress der dreizehn ehemals englischen Kolonien in Nordamerika zur offiziellen Loslösung von Großbritannien verabschiedet.

1789: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich

+ Französische Revolution. Seit der Französischen Revolution gingen die Grund- und Menschenrechte in verschiedene Verfassungen europäischer Länder ein z.B. in die Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung von 1849 und in die Weimarer Verfassung von 1919.

+ Code Civil: Ein fortschrittliches Gesetzbuch für die Länder in denen er galt. Frankreich, Rheinland….

  1815 Restauration

Rückfall in feudale Zeiten: Herrschaft von König, Kirche und Adel – Zensur

Weder die Französische Revolution, noch Napoleon brachten den Völkern den Frieden, im Gegenteil: Es waren Zeiten voller Unruhe und Krieg. Kein Wunder also, dass man sich nach der „Alten Ordnung“ zurücksehnte. Dabei wurden auch die jungen Verfassungen, die in Deutschland mehr oder weniger freiwillig im Zuge der napoleonischen Reformen gewährt wurden, wieder abgeschafft oder eingeschränkt. Die Heilige Allianz, ein Bündnis, das 1815 zwischen den herrschenden christlichen Fürsten Europas (Russland – Österreich – Frankreich – Preußen) geschmiedet wurde, war entschlossen, die alte Herrschaft von König, Adel und Kirche wiederherzustellen, so wie sie vor der Französischen Revolution bestanden hatte. Sie drehte das Rad der Geschichte zurück, verhinderte demokratische Verfassungen und knebelte mit einer strengen Zensur die Meinungsfreiheit. Professoren, die freiheitliche Lehren vertraten, wurden vom Dienst entlassen. Oberzensor und Anschwärzer war Fürst Metternich, der Schmied der heiligen Allianz.

1848 Frankfurter Paulskirchenparlament + Grundrechte des deutschen Volkes werden formuliert

Geistige Freiheit; Pressefreiheit; Bauernbefreiung; Abschaffung der Adelsprivilegien; Nationalparlament; Vereinheitlichung aller Rechte; Vereinsgründung möglich; Strafgerichte gegen Willkürherrschaft des Adels;

 19. Jh. Sozialdarwinismus – Imperialismus

Die angeblich wertvollere Rasse der weißen Europäer, nimmt sich das Recht, die Welt zu beherrschen. Menschliche Geschichte wird als „Kampf ums Dasein” interpretiert. Es gilt das Recht des angeblich Stärkeren und Begabteren, gemäß einer missverstandenen Auslegung der Lehren Darwins.

 1864 Syllabus Errorum

ꟷ  Ablehnung aller Menschenrechte durch den Papst und die katholische Kirche

1864 verurteilte Pius IX. im Syllabus Errorum = Buch der Irrungen, einige fortschrittliche Ideen, die für uns heute selbstverständlich sind: z.B. Demokratie, Menschenrechte, die freie Wahl der Religion. Rationalismus, Liberalismus; Sozialismus, Kommunismus, Modernismus waren schon lange die Feindbilder der Päpste und blieben es bis zum 2. Vatikanischen Konzil, 1962-1965, unter Johannes XXIII. und Paul VI. Bis dahin hielt die Römisch-katholische Kirche sich für die einzig wahre Kirche, bis dahin wurde für die abtrünnigen Juden gebetet.

2. Reich Bismarck Kaiserreich: 1871 – 1918

+ Staatliche Schulaufsicht; Kirchenaustritt möglich; Zivilehe; Scheidung; Standesämpter; Staatl. Friedhöfe; Feuerbestattung

1918- 1933 Weimarer Republik

+ Trennung von Religion und Staat; Frauenwahlrecht; Koedukation; Lebenskundeunterricht statt Religion; Abschaffung der Prügelstrafe:

Homosexualität ist weder Verbrechen noch Krankheit; Schwangerschaftsabbruch möglich;

1910- 1968 Antimodernisteneid

Verpflichtung des lehrenden Kirchenpersonals auf die Dogmen der Kirche

Von 1910 bis 1968 verlangte die katholische Kirche von ihren Studierenden und Pfarrern einen Eid zu schwören, dass sie in ihren Glaubensaussagen nicht von den Lehren der Kirche abweichen. Dazu gehört: Dass Gott als Ursprung allen Seins mit der Vernunft bewiesen werden kann. Dass zu diesen Beweisen die Offenbarung, Wunder und Prophezeiungen gehören, die unzweifelhaft seien. Dass die katholische Kirche den richtigen Glauben des geschichtlichen Jesus vertritt und in der Nachfolge Petri steht.

Religionskritische Philosophen wie David Hume, Christian Wolff, Johann Gottlieb Fichte, Auguste Comte, Ludwig Feuerbach, David Friedrich Strauß, 1808-1874, hatten zu ihrer Zeit kaum Möglichkeiten an einer Universität zu lehren.

1917 – 1990 Kommunismus und Faschismus

ꟷ Unterordnung der persönlichen Freiheitsrechte unter die Willkürherrschaft eines Diktators, eines totalitären Staates und seiner Ideologie.

Die schlimmsten Feinde der Menschenrechte sind die sogenannten „starken Männer“. Sie erstreben die Alleinherrschaft und gehen dabei über Leichen, zumindest missachten sie die Menschenrechte ihrer Untergebenen und vor allem ihrer Feinde.

Die ganze Misere der Weltgeschichte liegt eigentlich darin begründet, dass diejenigen, die diese Geschichte entscheidend geprägt haben, die Herrscher, Diktatoren, Ideologen und auch die Religionsstifter, nicht groß genug waren, um etwas Gutes machen zu können, d.h. sie waren nicht so groß, dass man sie hätte haben wollen. Sie wirkten nicht befreiend, sondern bedrückend. Man musste sie haben…und damit beginnt das Problem, sie wieder los zu werden!

Einen verhehrenden Rückfall mit einem Verlust fast aller Menschenrechte brachte der Sieg der beiden autoritären Ideologien, Faschismus und Kommunismus, mit ihren Führern: Mussolini, Hitler, Franko…auf dem rechten Spektrum und Lenin, Stalin, Mao…auf dem linken. Siebzig Jahre haben sie die Welt tyrannisiert und die Menschenrechte mit Füßen getreten.

1935 Nürnberger Rassegesetze

ꟷ Juristische Grundlage für die antisemitische Rassenideologie der Nazis

1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

+ Viele Staaten haben diese Erklärung in ihre Verfassung (z.B. deutsches Grundgesetz) aufgenommen. 1949 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

1949 Abschaffung der Todesstrafe; 1973 Abschaffung der Prügelstrafe; 2011 Gleichberechtigung unehelicher Kinder;

Die wichtigsten Menschenrechte:

Sie haben universelle Gültigkeit: Menschenwürde; Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit; Verbot der Sklaverei; Verbot der Folter; Gleichheit vor dem Gesetz; Verbot der willkürlichen Verhaftung; Rechtsstaatliche Garantien: Unschuldsvermutung, keine Strafe ohne Gesetz; Schutz der Privatsphäre; Freizügigkeit; Asylrecht; Staatsangehörigkeit; Eheschließung, Schutz der Familie; Eigentum; Religionsfreiheit; freie Meinungsäußerung; Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit…

17. Jh. – 20. Jh. Die Erfinder der Menschenrechte

+ Die Menschenrechte und die Idee, dass alle Staatsgewalt vom Volk und nicht von Gott und Königen von Gottes Gnaden auszugehen hat, wurde im Zeitalter der Aufklärung vom 17. – 20. Jh. gegen heftigen Widerstand erkämpft.

Die wichtigsten Aufklärer waren: 1285 -1342 Marsilius von Padua, Trennung von Religion und Staat;  Samuel v. Pufendorf 1632-1694, Würde des Menschen; John Locke, 1632-1704 Gleichheit aller Menschen; Charles de Montesquieu, 1689-1755, Gewaltenteilung; David Hume, Ethik ohne Gott; Thomas Paine 1775, „The rights of men“; Thomas Jefferson 1776, Amerikanische Unabhängigkeitserklärung; Voltaire 1694-1778, Religionskritik; Olympe de Gouges 1748-1793, Frauenrechte; Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778, Gesellschaftsvertrag; Immanuel Kant 1724-1804, „Zum ewigen Frieden“; Republikanische Verfassung mit Gewaltenteilung;

Erst durch die Aufklärung wurden die Sklaverei, die Todesstrafe und die Folter abgeschafft, die Frauen gleichberechtigt und ein Verfassungsstaat mit Gewaltenteilung in Europa möglich.

Fazit:

Aus obiger Zusammenstellung lässt sich erkennen: Die vollen Menschenrechte können nur in einer freiheitlichen Demokratie mit Verfassung, Gewaltenteilung, Sozialstaatsprinzip und einer Trennung von Religion und Staat verwirklicht werden. Autoritäre Staaten, Religionsgemeinschaften und Diktaturen, die das freie Denken beschränken, sind die Feinde der Menschenrechte.

Es gilt also die Freiheit zu erhalten und Diktaturen zu verhindern. Das ist eine aktuelle Aufgabe in der ganzen Welt. Ratsam wäre es, die Grundlagen der Freiheit mit einem konfessionsübergreifenden Werte-Unterricht in den Köpfen der Schüler zu verankern. Kinder haben ein Recht auf umfassende Bildung in einem Ethikunterricht mit Geschichte, Philosophie und Religionskunde. Information statt Indoktrination! Die Schule sollte zu einem Ort gemacht werden, an dem weltanschauliche Unterschiede überwunden, die Schüler auf ein gemeinsames Leben in unserer freiheitlichen Demokratie vorbereitet und zu selbstdenkenden, mündigen Bürgern erzogen werden.

Meine Darstellung der positiven + und negativen ꟷ Entwicklungen bei der Verwirklichung der Menschenrechte kann natürlich nicht vollständig sein. Es ist eine persönliche Auswahl. Für weitere Anregungen bin ich dankbar!

Übersicht

2100 v.u.Z.  Erste Gesetze; Codex Ur-Nammu + Gleichheit aller Bürger
Auserwähltheitswahn ꟷ Entrechtung ganzer Völker
570 v.u.Z Solons Reformen  + Abschaffung der Schuldknechtschaft in Athen
538 v.u.Z  Kyros Zylinder  + Religionsfreiheit,  Rassengleichheit, gegen Sklaverei
3. Jh. v.u.Z. Gesetze des Königs Ashoka  + Friedfertigkeit, Tierschutz, Toleranz
5. bis 4. Jh. v.u.Z.  Attische Demokratie  + Die Staatsgewalt geht vom Volke aus
300 v.u.Z.  Stoa  + Alle Menschen sind Brüder
313 Mailänder Vereinbarung  + Religionsfreiheit im Römischen Reich
380 – 565 Cunctos populos  ꟷ Katholizismus wird zur einzig „wahren Religion“ erklärt
380 – 1965 Inquisition  ꟷ  Systematische Verfolgung Andersgläubiger
751 – 20. Jh.  Könige von Gottes Gnaden  ꟷ  Entrechtung der Untertanen
7. Jh. Scharia / Islam  ꟷ  Dichtung Mohammeds steht über den Menschenrechten
Sklaverei  ꟷ Ausbeutung ohne Lohn
1215 4. Laterankonzil  ꟷ Entrechtung von Ketzern, Heiden, Juden, Muslimen
1215 Magna Charta  + Recht der Bürger auf Leben, Freiheit und Eigentum
1452 Nikolaus V.  ꟷ  Vollständige Entrechtung indigener Völker
1484 Hexenbulle von Papst Innozenz VIII.  ꟷ  Rechtfertigung zur Verfolgung angeblicher Hexen
1525: Die „Zwölf Artikel“ der Memminger Bauern +  Schutz der Bauern vor adliger Willkürherrschaft
1542: „Neue Gesetze“ aufgrund der Vorschläge von Bartolomé de las Casas +  Schutz der indigenen Bevölkerung Amerikas
1559 Index der verbotenen Bücher   ꟷ  Zensur der Meinungs- und Pressefreiheit
1628: Petition of Rights (England).  + Stärkung der Rechte des Parlaments
1679: Habeas Corpus Act (England)  + Schutz vor willkürlicher Verhaftung
1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten  + Erste Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
1789: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich  + Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
1815 Restauration  ꟷ  Rückfall in feudale Zeiten
1848 Frankfurter Paulskirchenparlament + Grundrechte des deutschen Volkes werden formuliert
19. Jh. Sozialdarwinismus – Imperialismus  ꟷ  Rechtfertigung von Rassismus und Imperialismus
1864 Syllabus Errorum  ꟷ  Ablehnung aller Menschenrechte durch den Papst
1910- 1968 Antimodernisteneid  ꟷ  Verpflichtung des lehrenden Kirchenpersonals auf die Dogmen der Kirche
1917 – 1990 Kommunismus und Faschismus  ꟷ  Willkürherrschaft eines Diktators, eines totalitären Staates und seiner Ideologie.
1935 Nürnberger Rassegesetze  ꟷ antisemitische Rassenideologie wird Gesetz
1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte  + Universale Erklärung der Menschenrechte
1949 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland  + Festigung der Menschenreche in der deutschen Verfassung.
Die wichtigsten Menschenrechte:  
17. Jh. – 19. Jh. Die Erfinder der Menschenrechte  
Fazit  + Sicherung der Menschenrechte durch Freiheit: verpflichtender Werteunterricht in einer freiheitlichen Demokratie

 

Anmerkungen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mail%C3%A4nder_Vereinbarung

[2] Meyers Lexikon

[3] https://www.proverbia-iuris.de/princeps-legibus-solutus/

[4] Röm. 13:1-2

[5] De civitate dei

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngigkeitserkl%C3%A4rung_der_Vereinigten_Staaten

Copyright Roland Fakler © Februar 2018

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