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Böse Geister mit Teufel austreiben
Böse Geister mit dem Teufel austreiben
Deutsche Missionare missionieren in Papua-Neuginea
Leserbrief am 2013-11-15
Vernunft lehren
Die Missionare S. wollen bei den Eingeborenen die Angst vor den Ahnengeistern durch die Angst vor dem Teufel ersetzen. Soll das der große Fortschritt sein? Ein steinzeitlicher Aberglaube soll durch einen bronzezeitlichen Aberglauben ersetzt werden. Wenn man den Menschen die Angst vor Geistern nehmen will, was ja sehr sinnvoll ist, muss man sie Vernunft lehren und ihnen klar machen, dass alle Geister, Teufel und Kobolde, auch die vielen bösen Geister in der Bibel, nur Hirngespinste sind, die durch Tradition, Mission, Erziehung und unvernünftiges Denken in die Hirne der Menschen gelangt sind.
Herr P. antwortet mit einem Leserbrief: “Wer nicht an den Teufel glauben will, kann genauso wenig an Gott und sein Wort glauben”. Ist es vernünftig daran zu glauben, dass der Mensch vom Affen abstammt? Das Böse in der Welt zeugt von der Herrschaft des Teufels….
Meine Antwort darauf:
Lieber Herr P, gerne beantworte ich ihre Fragen. Wie löste der Meister das Problem der bösen Geister? Jesus trieb sie aus einem Besessenen in eine Herde mit 2000 Schweinen und ließ diese dann über die Klinge, d.h. über die Klippe ins Meer springen, wo sie jämmerlich ersoffen. Markus 5:13. Das war zweifellos eine elegante und einfallsreiche Methode. Tierschützer könnten zwar einwenden: „Diese armen Schweine!“ Aber der Zweck heiligt die Mittel. Freilich wurde viel Schweinefleisch auf den Meeresboden versenkt, aber eben noch mehr Boshaftigkeit unschädlich gemacht. Leider reichen die Fähigkeiten der heutigen Exorzisten nicht annähernd, um ein derartiges Spektakel zu wiederholen, was den Verdacht erweckt, dass das Ganze nur eine erfundene Geschichte ist. Jedenfalls funktioniert die Welt so nicht. In einem Frühstadium der Menschheitsgeschichte, das man heute noch in Dettenhausen studieren kann, suchten die Menschen hinter allen Naturereignissen irgendeinen Verursacher, eben gute und böse Geister.
Das Böse in der Welt kommt nicht vom Teufel, sondern von der Unvollkommenheit des Menschen, der in einer sehr langen evolutionären Entwicklung aus dem Tierreich entstanden ist und immer noch ein „kultiviertes Tier“ ist. Er stammt nicht vom Affen ab, aber Affe und Mensch haben gemeinsame Vorfahren. 99% der Gene sind identisch. Menschen sind nicht vom Teufel besessen, sondern psychisch krank, oft deswegen, weil ihnen der Teufel und die bösen Geister intensiv eingetrichtert wurden.
Es gibt keine Geister, es gibt nur Leute, die Geister sehen!
Leserbrief im Tübinger Tagblatt erschienen am 8. Okt. 2016
Satire: Gedanken zum Motorradfahrergottesdienst in der Zeltkirche auf dem Reustener Kirchberg am 3.10.2016
Mit Palmwedeln
Wussten Sie schon, dass Jesus ursprünglich beabsichtigt hat, auf einer Maico, einem Motorrad aus ehemals Pfäffinger Produktion, zum Passahfest in Jerusalem einzufahren? Nur weil der Hohepriester damals wegen erhöhter Abgaswerte ein Motorrad- und Mofaverbot für die Stadt erlassen hatte und militante Umweltschützer jeden Motoradfahrer, der dieses Verbot missachten sollte, mit Palmwedeln vom Sattel zu fegen drohten, empfahlen ihm seine Apostel die umweltfreundlichere Variante auf dem Esel.
Wie konnten damals die Abgaswerte überhaupt gemessen werden? Die Methode war verblüffend einfach. Man stellte einen Sklaven an eine belebte Kreuzung; wenn er nach kurzer Zeit umfiel, waren die Abgaswerte zu hoch. So ritt Jesus, wie wir alle wissen, auf einem Esel in Jerusalem ein und die Umweltschützer benutzten die Palmwedel, nicht um ihn vom Motorrad zu holen, wie sie es ursprünglich vorhatten, sondern um ihm zuzuwinken. Weil Maico aber später Konkurs anmelden musste, war es den Bibelschreibern peinlich, der Nachwelt darüber berichten zu müssen, dass der Messias jahrelang auf so einem Klump zwischen See Genezareth und Jerusalem herumgekurvt ist. Deswegen ist uns nur die Geschichte mit dem Esel überliefert worden und die mit der Maico wurde bis heute verschwiegen!
Kritik am Islam
Kritik am Islam
Leserbrief am 15.05.2014
Der Islam ist in seinen Fundamenten, Koran und Scharia, eine intolerante und totalitäre Weltanschauung, die erobern und beherrschen will. Freiheit im Glauben gewährt er nur denen, die, wie in jeder totalitären Weltanschauung üblich, den „richtigen Glauben“ der „Auserwählten“ haben…der fast immer im Kindesalter anerzogen wurde. Andersgläubige werden im islamischen Herrschaftsbereich im besten Fall als Menschen zweiter Klasse geduldet. Freiheitsrechte für den einzelnen Menschen, die wesentliche Grundlage unserer Verfassung, sind im Islam nicht vorgesehen. Auf jeder Seite des Korans wird gegen Ungläubige gehetzt. Das liegt daran, dass Mohammed nicht groß genug und seine Lehren für viele nicht überzeugend genug waren. Er, wie seine Nachfolger, konnten die Menschen nicht für sich gewinnen, sondern mussten sie zu diesem Glauben zwingen. Der Islam hat sich nicht ausgebreitet, sondern er ist mit viel Terror und Gewalt ausgebreitet worden. Wieso sollte die Ausbreitung einer intoleranten Weltanschauung durch einen freiheitlichen Rechtsstaat nun gefördert werden?
P.S. Natürlich gehörten auch Judentum und Christentum zu den intoleranten und totalitären Weltanschauungen. Das Judentum will aber nicht missionieren und das verfolgungswütige „Staats-Christentum“ in Europa ist nach fast zweitausendjährigem Wüten durch die Kritik der Aufklärer überwunden worden. Auch der Islam muss in die Schranken unseres freiheitlichen Rechtsstaates gewiesen und die Geschichte seiner Ausbreitung muss wahrheitsgemäß geschrieben werden!
Siehe auch: Nicht – Muslime im Koran
Readers letter to the Tuebinger Tagblatt 15.05.2014
Islam is in its fundamental parts, the Quran and the Sharia, an intolerant and totalitarian world view, which aims to conquer and to dominate. Freedom of believe is granted only to those who, as it is usual in all totalitarian ideologies, have the “right faith” of the “chosen people”… this is mostly implanted or rather indoctrinated during the early childhood days. People of a different faith are in the domain of Islam at the best tolerated as human beings of second class. Civil rights and liberties for the individual person, the essential basis of our constitution, are not granted under Islamic rule.
On every page of the Quran one can find any agitation against “unbelievers”. They are threatened with the eternal punishment of Allah. That comes from the fact that Mohammed had not been great enough and that his teachings for many people had not been convincing enough. He, like his successors, had not been able to win people over; bad they had rather to compel them to Islam. Islam has not spread out itself, but had been extend with much terror and violence. Why now should the spread of an intolerant ideology be supported by a liberal constitutional state?
Of course Judaism and Christianity belonged to the intolerant and totalitarian world views too. Judaism however does not want to missionize and the persecution-furious “state-Christianity” in Europe has been overcome after a rage that lasted almost two thousand years. Islam must be forced into the limits of our constitutional liberal state too and the history of its spread must be explored and written truthfully.
Das war das Christliche Abendland
Das war das Christliche Abendland
In einem Tagblattartikel preist Bischof Z. die Errungenschaften der Kirche hinsichtlich der Menschenrechte.
Meine Antwort in einem nicht veröffentlichten Leserbrief
In dem Interview mit Bischof Z. entsteht der völlig falsche Eindruck, als ob die katholische Kirche schon immer für Glaubensfreiheit, Demokratie und Menschenrechte eingetreten wäre. Dem muss ich hier entschieden widersprechen. Dies sind Errungenschaften der Aufklärung, die meist gegen den heftigen Widerstand der Kirche im 17.-19. Jahrhundert erkämpft wurden. Sobald das Christentum im 4. Jahrhundert Staatsreligion im römischen Reich geworden war, wurden alle abweichenden Bekenntnisse unter der gemeinsamen Herrschaft größenwahnsinniger Päpste und Könige /Kaiser „von Gottes Gnaden“ verfolgt und brutal vernichtet…Ketzer, Heiden, Juden, Freidenker. Das christliche Abendland versank unter der längsten totalitären Herrschaft in der Weltgeschichte in eine tausendjährige geistige Finsternis, in der das Diesseits verachtet wurde, zur Ehre Gottes, zum Wohl der Kirche und zur Entmündigung des Volkes. Während zu römischer Zeit noch mindestens 60% der Bevölkerung lesen und schreiben konnten, wurden nun die allgemeinbildenden Schulen, vor allem auch die antiken Philosophenschulen, geschlossen. 95% der Bevölkerung wurde zu Analphabeten, zu Leibeigenen, zu Hörigen. Mit einem Wesen, das für niemanden erkennbar ist, wurden Herrschaft, Privilegien, Verfolgung und Kriege gerechtfertigt. Natürlich wurden von diesen Leibeigenen auch glänzende Bauten zur Machtdemonstration der Kirche errichtet. Die Bäder und Wasserleitungen der Römer allerdings verfielen für 1500 Jahre. Vernunft, Wissenschaft und Forschung wurden verachtet, stattdessen herrschten Dogmen, Unwissenheit, Furcht und Aberglauben. Die „unfehlbare“ Bibel lehrte die Sündhaftigkeit des Menschen; die Minderwertigkeit der Frau; die Diskriminierung unehelicher Kinder; die Todeswürdigkeit von Homosexuellen; die Rechtfertigung der Sklaverei; die Abgehobenheit des Menschen von der übrigen Natur und damit auch den schrecklichen Umgang mit dieser Natur; die Todesstrafe und die Prügelpädagogik; den totalen und grausamen Krieg ohne Regeln… Das war das christliche Abendland, das zum Glück für 99% der Bevölkerung zu Ende geht.
Reusten einbinden
Leserbrief im Tagblatt am 28.11. 2014
Die Ammerbucher Gemeinschaftsschule soll wesentlich teurer werden als geplant. Wir wussten es schon immer. Böte sich jetzt, wo neu kalkuliert werden muss, nicht die Chance, aus der Not eine Tugend zu machen, die Reustener Schule in das Altinger Schulkonzept einzubinden und dabei ein paar Millionen zu sparen? Ich kann mir schlecht vorstellen, dass die Schüler, die die nächsten Jahre zwangsläufig in Reusten zur Schule gehen müssen, für immer traumatisiert sind, weil sie nicht streng nach dem Altinger Konzept unterrichtet werden können. Reisen bildet, ein „Auslandsaufenthalt“ kann nur den Horizont erweitern und wohldosierte Stressfaktoren stärken die Persönlichkeit. Ob das auf Dauer nicht das viel bessere Konzept wäre?
(Kursiv: spätere Ergänzung)
Wie setzt man sich auf eine Bank?
Freundinnen mit Hintern auf Lehne und Füßen auf Sitzbank
Zum Foto auf der ersten Seite im Lokalteil am 8.3.2016 Freundinnen von Herrn Metz Vier Mädchen sitzen in der Platanenallee auf der Lehne einer Bank mit verschmutzten Schuhen auf der Sitzfläche.
Liebe Mädels!
Das ist ein super cooles Foto, das der Herr Metz da von euch geschossen hat, aber wer soll sich nach euch auf diese verschmutzte Bank setzen, denn normalerweise setzt man sich nicht auf die Lehne, sondern…ratet mal? Aber das könnt ihr natürlich noch nicht wissen! Ich betreue in Reusten als Ehrenamtlicher auch eine Bank, die ich jedes Jahr streiche und weil es mein Lieblingsplatz ist, auch sauber halte. (Musste hier mal gesagt werden.) Manchmal wollen mich Vögel ärgern, indem sie direkt draufschei…, manchmal lassen Zeitgenossen, die daheim keinen Abfalleimer haben, ihre Picknickreste dort liegen und manchmal – das ärgert mich am meisten – setzen sich Leute mit verdreckten Schuhen auf die Lehne und machen die Bank bis auf Weiteres unbrauchbar. Was glauben die eigentlich – ich meine natürlich nicht euch – wer die wieder sauber macht. In der Stadt müsst ihr darüber nicht nachdenken, da gibt es extra Reinigungspersonal, das freut sich, wenn es gebraucht wird und sinnvolle Arbeit leisten kann. Ich sag das nur, falls ihr mal nach Reusten kommt und euch ausruhen wollt: Bitte auf die Bank setzen, nicht auf die Lehne!
Ist nicht so cool, aber wesentlich bequemer und „nachhaltiger“, d.h. wer nach euch kommt, kann sich auch noch an der Bank erfreuen.
Nachdem ich an meiner Reustener Bank ein Schild angebracht habe, hat tatsächlich ein Denkprozess einsetzt.
Schild am Bänkle Dies ist ein wunderschöner Aussichtsplatz und er soll es auch bleiben.
Den Vögeln kann ich nicht verbieten auf die Bank zu scheißen,
aber den Rauchern möchte ich empfehlen, ihre Kippen mitzunehmen,
den Essern ihren Müll daheim zu entsorgen und
den Idioten ihre dreckigen Schuhe von der Bank zu lassen. Danke!
Stop in Rosa-blau
Stop in Rosa-blau
Wolfsberg-Schüler beschriften Reustener Bushalt
2004_11_12 Tagblatt / Tübingen (bei)
REUSTEN So schön wie jetzt war das Reustener Bus-Wartehäuschen schon lange nicht mehr. Nächste Woche bekommt es noch ein Graffito. Es wird gerade gemalt unter künstlerischer Anleitung in der Wolfsberg-Schule.
“Den Pinsel immer so halten, dass auch der Bogen rauskommt.” Roland Fakler gibt zur Zeit in der Reustener Wolfsberg-Schule Tipps zum kunstvollen Graffito-Malen. Neun Schülerinnen und Schüler schreiben in Blau und Rosa ein Schild für den Reustener Bushalt beim Rathaus. Es ist Teil einer Gemeinschaftsaktion, bei der das Häuschen in der Dorfmitte wieder hergerichtet wird.
Vor wenigen Wochen hat die Feuerwehr-Abteilung Dach und Fassade geputzt. Richard Niethammer und Willi Schill besserten den Putz aus und sorgten für frischen Anstrich. Das I-Tüpfelchen soll jetzt der Schriftzug “Bus Stop Reusten” setzen. Und warum nicht Haltestelle? “Das war zu lang”, sagt der mitmalende Markus Auch-Schwelk.
Seit 14 Tagen arbeiten die 13 bis 16-Jährigen an dem Schriftzug. Erst musste die von der Altinger Zimmerei Held gestiftete Plexi-Glas-Scheibe angeschmirgelt werden, dann grundiert und jetzt geht es an die Feinarbeiten. Von Fakler, der in der Schul-Nachbarschaft als Künstler lebt, kommt der Entwurf und er hätte gern einen richtigen Extrusions-Effekt eingebaut.
Deshalb der Hinweis zur richtigen Pinsel-Haltung. Um die räumliche Wirkung der Buchstaben zu erhöhen, soll das Blau in Richtung optischer Tiefe immer heller werden. “Aber jetzt nicht mit dem Weiß über die schwarzen Linien fahren.” Michael Wagner beschwert sich bei seinen Klassenkameraden. Die Gruppe arbeitet so begeistert an der Aufgabe, dass sie auch die nächste Haltestelle oben auf dem Wolfsberg umgestalten will. Wagner hat schon einen Entwurf dafür. Dessen Verwirklichung muss Klassenlehrerin Kornelia Kallmann vorerst bremsen: “Wir müssen irgendwann auch wieder Geschichte und Physik machen.”
Das Wartehäuschen in Reustens Ortsmitte wird zum Busstop. Am Hinweisschild arbeiten (von links): Leo Herrmann, Markus Auch-Schwelk, Michael Wagner, Gaetano Vedda, Roland Fakler, Eleftheria Paraskevopoulou und Henrietta Bayrami
Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal
Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal
Gäubote Herrenberg
2004_09_08
Von Birgit Spies
Ammerbuch-Reusten – Fertig gestellt und der Öffentlichkeit präsentiert wurde jetzt die zweite Station des Reustener Geschichtspfads: eine massive, hölzerne Bank rund um die ( “neue”) Betteleiche und eine Schau-Tafel, die mit ihrer Beschriftung und einer Fotografie an die alte Betteleiche erinnert.
Die neue Betteleiche am Eingang zum Reustener Hardtwald ist nun auch schon etwa 70 Jahre alt. Sie steht in unmittelbarer Nähe zum großen Stumpf der ursprünglichen Betteleiche, die in den 70er Jahren von einem Sturm gefällt wurde. Jetzt wurde der Platz zwischen diesen beiden Bäumen gestaltet und mit Ansprachen und einem Umtrunk der Gemeinde und der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.
Für die Bank dankte Ortsvorsteherin Christel Halm dem Reustener “Rentner-Team”, das das wieder einmal bewerkstelligt hatte, nachdem es schon bei der Sanierung des Backhauses mit Hand angelegt hatte. Ortschaftsrat Willi Schill hatte die Anregung gegeben: “Machet doch wieder eine Bank um die Eiche.” Alfred Dessecker, Alois Holzner und Egon Koch folgten ihr, gemeinsam fertigten sie die sechseckige, massive Holzbank, die nun die “neue” Betteleiche schmückt und zum Verweilen einlädt. Halm: “Mit diesen Kerle kann man den Flecken umtreiben.”
Aber auch Halm selbst erhielt Dank und zwar von Jürgen Parchem vom Reustener Geschichtsverein, der ihr Blumen überreichte und deutlich machte, wie wichtig es war, dass Halm die Gruppe unterstützte und auch das Archiv geöffnet hatte. Einst hatte Halms Schwiegervater Hans Halm dieses Archiv ordnen lassen, was “schon ein bissle Geld gekostet habe”, heute sei man dankbar dafür.
Denn gefunden hat man darin in der Ortschronik des Lehrers Paul Gros von 1932 eine Fotografie der alten Betteleiche und ein Gedicht, das die Aussicht preist, die man von ihrem Platz aus genießen kann, über “die Wiesen im Ammertal” bis hin zur Wurmlinger Kapelle und zum Albbrand. Und schließlich fand man auch einen alten Bericht des “Gäubote” von 1905. Dieser zeigt, dass der Platz an der Reustener Betteleiche einst auch ein Treff- und Sammelpunkt des “fahrenden Volks” der Zigeuner war.
Alles das ist auf der Schau-Tafel zu sehen und wurde von Roland Fakler erläutert, der zudem, bevor abschließend Freibier an das auf den aufgestellten Bierzeltbänken sitzende Publikum ausgeschenkt wurde, vier mögliche Bedeutungen der Benennung “Betteleiche” vorstellte.

“Wer sich etwa an einem schönen Abend auf die hübsche Bank an der Betteleiche setzt und von diesem Ort aus in das Land schaut, dessen Herz wird reich und wenn es gleich bettelarm ist.
Der Ausblick von hier ist noch köstlicher als der von der Schulmeisterbuche, weil er auch an die ferne Dämmerung der Schwarzwaldhöhen streift und ein gar lebhaftes Geländewellenwogen trifft, das hübsch ausgeglichen, wundersam anspricht.
Zur Linken schreiten die stattlichen Schönbuchausläufer nahe an das Ammertal heran und heben in würdiger Haltung die Kleinodien Hohenentringen und Roseck in die sonnenverklärte Landschaft.
Geradeaus gegen Südosten schwimmt die Wurmlinger Kapelle in wohltuender Seelenruhe über dem Wellengekräusel der Landschaft.
Im Hintergrunde aber steigert sich die Lebhaftigkeit des Landschaftsbildes in der Wucht der Albkette zur Majestät. Wer die meisterhafte Linienführung der Albkette und vor allem die berückende Form mancher Albriesen einmal gründlich betrachten will, der setze sich einige Zeit auf die Bank an der Betteleiche.
Wie ein Wunder, anders kann ich es nicht sagen, zieht es da an seinen Augen vorüber. Die letzten Strahlen der heimkehrenden Sonne, welche in goldenem Geleuchte über den Schwarzwaldhöhen aufjubelt, fallen an die Stirnen der Albberge, und die weiten Dächer der Buchenwälder dort glänzen wie Kupfer.
Aus dem Tannenwald bei Oberndorf rücken schwere Schatten.
Über Tübingen glüht eine Fensterscheibe im Abendsonnenschein.
Die Wiesen im Ammertal legen sich in die kühlen Schatten des Abends.
Die Wurmlinger Kapelle aber spricht das Abendgebet.”
Der Reustener Recycling-Turm
Der Reustener Recycling-Turm
Dorfhistoriker glauben, dass der Turm der Kelterkirche vom Berg stammt
Tagblatt 2004_07_10
Mario Beißwenger
1705 malte der Kartograph Stierlin diesen schematischen Blick auf Reusten. Die Bergkirche hat dabei ein Kirchturmdach ganz ähnlich wie die erst 1760 eingeweihte heutige Kelterkirche im Tal. Schwer zu erkennen – im Falz der Karte – ist ein Wehrturm, dessen Reste wohl erst vor kurzem beseitigt wurden.
(Inzwischen wissen wir dass Stierlin eine Karte aus dem Jahr 1605 kopiert hat. )
REUSTEN (bei). Die Kirchengemeinde Reusten macht am Sonntag ihre Hocketse und verabschiedet die langjährige Mesnerin Ursula Bühler. Festbesucher können bei dieser Gelegenheit auch erfahren, woher der Turm der Kirche kommt.
Dass die Kirchengemeinde feiert, nehmen Jürgen Parchem und Roland Fakler zum Anlass, ihre jüngsten Forschungen zur Lokalgeschichte vorzustellen. Die Hobby-Historiker glauben Belege dafür zu haben, dass der Turm der Reustener Kelter-Kirche recycelt ist. Vorher soll er die Kirche auf dem Bergfriedhof geziert haben.
Dann inspizierten die Ortshistoriker zusammen mit Mesnerin Ursula Bühler noch den Dachstuhl. Für Fakler finden sich dort ganz eindeutige Spuren: “Dieser Turm wurde schon mal benutzt.” Zu Zeiten als Baumaterial noch kostbar war, wurden Balken und Mauersteine immer wieder verwendet. Es ist also wahrscheinlich, dass auch die Reustener gespart haben, als die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts ins Dorf, in die vorherige Kelter verlegt wurde. Dabei könnten sie auch die Konstruktion übernommen haben.
“Die haben das damals ja gar nicht lesen können”, empört sich Fakler. Damit sich das nicht wiederholt hat er sein Schullatein entstaubt und den Inhalt für heutige Kirchgänger übersetzt.
Und dann entdeckten Fakler und Parchem auch noch einen früheren Wehrturm. Kurz vor dem Abriss! Ihrer Meinung nach steckte der Sockel des Gebäudes in der jüngst abgebrochenen Scheuer in der Altinger Straße. Die Hinweise darauf waren ganz eindeutig. Im älteren Gemäuerteil der Scheuer waren nämlich Schießscharten.
INFO Die Hocketse bei der Reustener Kirche beginnt mit einem festlichen Gottesdienst um 10 Uhr. Dann wird mit Speisen, Getränken und Spielen für Kinder unterhalten. Wer Geld für eine Versteigerung nach amerikanischer Art mitbringt, hilft zusätzlich die Kasse der Kirchengemeinde aufzubessern, die eine neue WC-Anlage bauen will.
Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal
Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal
Tagblatt 2004_05_17
Roland Fakler und Jürgen Parchem
Reusten in Ammerbuch hat eine Sehenswürdigkeit mehr. Am Samstag wurde vor dem örtlichen Rathaus ein Denkmal eingeweiht, das Reustens lange Geschichte bezeugt. Der über 500 Jahre alte Grenzstein stand einst im Hartwald, wo er die Grenze zum Nachbarort Altingen markierte. Jürgen Parchem (im Bild hintergrund) und Roland Fakler entdeckten ihn dort und beschlossen, ihn der Dorfgemeinschaft zugänglich zu machen. Gemeinsam mit Christel Halm, der Ortsvorsteherin, präsentierten sie ihn jetzt der Öffentlichkeit. Im Rahmen der Einweihung fand auch die Ausstellungseröffnung zur Reustener Geschichte statt. Dieses Projekt der beiden Hobbyforscher stellt den Ort um 1900 dar. Fotos, Texte und Karten sollen den damaligen Zeitgeist widerspiegeln.Beiden ist es wichtig, dem Klischee der Dorfidylle die historische Realität gegenüberzustellen. Unter anderem können die Besucher sehen, wie Reusten 1907 an das Stromnetz angeschlossen wurde und wie der Ort fließendes Wasser erhielt.ck / Bild:Faden
Nach dem Umzug des Bürgerbüros in die Zehntscheuer, wurde auch der Grenzstein versetzt und steht heute neben dem Backhaus. Fotomontage mit beiden Seiten.
Fantasie schließt die Wissenslücken
Fantasie schließt die Wissenslücken
Den Künstler Roland Fakler und Getränkehändler Jürgen Parchem treibt Reustens Geschichte um
Tagblatt 11.11.2003
Ehemalige Burg Kräheneck
REUSTEN (eaz) In einer Kapelle auf dem Friedhof wurden im Mittelalter kranke Pferde gesund gebetet, auf Burg Kräheneck kam laut Sage Kaiser Barbarossas Oma zur Welt. Kapelle und Burg stehen längst nicht mehr auf dem Reustener Kirchberg, doch der Künstler Roland Fakler und sein Freund Jürgen Parchem suchen nach ihren Spuren. Manchmal widersprechen die beiden dabei der Wissenschaft, manche Wissenslücke wird mit Pinselstrichen geschlossen.
Man schreibt das Jahr 1293, Graf Eberhard von Tübingen steckt in der Finanzmisere. Den Ort Reusten verkauft er deshalb samt allen Höfen und Leuten an das Kloster Bebenhausen. “Da gab es den Abt Friedrich, der war bekannt für seine planmäßige Politik des Besitzerwerbs”, sagt Fakler. Wenn der 50 jährige Künstler erzählt, wird die Reustener Geschichte lebendig. Zwei Mal im Monat treffen sich Fakler und sein Freund Jürgen Parchem und tragen zusammen, worüber sie in den vergangenen Wochen gegrübelt haben: “Ich bin eigentlich Getränkehändler, aber Geschichte hat mich schon immer fasziniert”, sagt Parchem. Die beiden erinnern ein bisschen an Sherlock Holmes und Doktor Watson, leisten Detektivarbeit in Sachen Heimatkunde. Oft vertieft sich das Team in eine riesige Karte von Reusten aus dem Jahr 1830. “Da muss man beim Maßstab immer etwas umrechnen, 1000 Schuh sind etwa 290 Meter und elf Zentimeter auf unserer Karte”, sagt Parchem. Kleindenkmale dokumentieren der Heimatkundler und der Getränkehändler für das Landesdenkmalamt, sie brüten über Inschriften von Gedenksteinen, Feldkreuzen und größerem: “In den 20er Jahren haben Archäologen auf dem Kirchberg gegraben. Wir haben uns mit den Grabungsberichten ausführlich beschäftigt und haben an manchem unsere Zweifel”, sagt Parchem. Auf dem Gelände des heutigen Friedhofs stand früher eine Kapelle. Mit deren Bau haben Mönche des Bebenhauser Klosters um 1300 begonnen. “Ob der Friedhof da schon stand, ist ungewiss; die Friedhofsmauern jedenfalls werden erst ins 16. Jahrhundert datiert”, sagt Fakler.”Die Kapelle war ein Wallfahrtsort für jene, die den heiligen Eligius um Hilfe für ihr krankes Pferd anflehten.” Geweiht war sie dem heiligen Kreuz, weshalb sie auch Heiligkreuz-Kirche hieß. Wie die Kapelle, die der Sankt Stephanuskirche in Poltringen unterstellt war, ausgesehen hat, hat Andreas Kieser, herzoglich württembergischer Kriegsrat, im 17. Jahrhundert, gezeichnet: “Wir wüssten nicht, dass es sonst noch ein Bild gibt,” sagt Fakler. Durch ihre Lage auf dem Reuster Berg war das Gebäude der Witterung stark ausgesetzt. 1753 erging der Befehl, die baufällige Kapelle zu schließen. Die Reustener hatten nun kein Gotteshaus mehr und mussten nach Poltringen in die Clemenskirche. Fakler: “Das gab viel Unmut; die evangelischen Reustener haben sich mit den Poltringer Katholiken geschlagen und wollten wieder eine eigene Kirche im Dorf.” Eine leerstehende Kelter im Ort wurde schließlich zur Kirche umgebaut, man riss die Bergkirche ab und überführte Kreuze, Glocken, Bilder und eine “Königskrone” in die Kelter. “Ob das billiger war, als die alte Kirche zu renovieren, wissen wir nicht”, so Fakler. Auf dem Kirchberg haben die Archäologen seinerzeit Reste von Wällen und Gräben gefunden: Indizien dafür, dass dort im Mittelalter eine Burg gestanden hat. “So ähnlich könnte es mal ausgesehen haben auf der Burg”, sagt Roland Fakler und zeigt auf eines seiner Bilder. “Ein bisschen Fantasie steckt in dem Entwurf aber schon mit drin. Was wir nicht wissen, müssen wir uns eben denken.” Die fünfeckige Hauptburg, die zwischen 1000 und 1200 gestanden haben soll, hat Fakler relativ klein gemalt; mit dem wissenschaftlichen Urteil des Archäologen Gerhard Wein gehen die beiden Hobby-Historiker nicht einig: “Im Forschungsbericht wird behauptet, dass sich hier eine große, herrschaftliche Burg befunden hat. Wir glauben aber nicht an den Mythos vom Hochadel in Reusten”, sagt Parchem. “Viel kleiner als bislang behauptet sei die Burg in Wirklichkeit gewesen, beispielsweise gibt es im Burgareal keine Brunnenanlagen, das widerspricht so dichter herrschaftlicher Konkurrenz zu Tübingen. Ohne Brunnen, ohne Wasser, hätten die eine lange Belagerung gar nicht ausgehalten.” Ein ganzer Kranz derartiger Burganlagen habe seinerzeit das Ammertal gesäumt. Doch wer hat die Burg überhaupt bewohnt? “Unser Problem ist, dass wir keine Quellen haben, die die Burg erwähnen”, sagt Fakler. Darüber wer die Burgherren waren, geben aber zwei Flurnamen und eine Flurkarte aus dem Jahr 1830, die Parchem beim Tübinger Vermessungsamt für 200 Euro erworben hat, Aufschluss: “Auf Krehnoeck” und “Kriegäcker.” Fakler: “Das verweist auf die Herrschaft der Grafen von Cregineck oder Kräheneck, genaueres über die Bewohner der Burg wissen wir aber nicht.” Sagen wie der, dass auf Burg Kräheneck die Großmutter von Friedrich I. Barbarossa geboren wurde, wollen die Hobby-Historiker nicht widersprechen. Barbarossa gehörte dem Adelsgeschlecht der Staufer an, die am Nordrand der Schwäbischen Alb ihren Stammsitz hatten, und war von 1152 bis 1190 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Fakler schmunzelt: “Rein rechnerisch könnte das mit der Oma hinkommen.”