Männer auf Sockeln
Silcherdenkmal – Platanenallee Tübingen
Soll das Silcherdenkmal auf der Tübinger Platanenallee bleiben oder weg? 23.01.2023
https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Verstaendlich-574655.html
Der Nationalsozialismus wollte mit seinen monumentalen Denkmalen die angebliche „Größe“ seiner Idee beweisen und im Gegensatz dazu die Winzigkeit und Ohnmacht der Untertanen herausstellen. Der kritische Verstand sollte getrübt, am besten erschlagen werden. So erzeugten sie Staunen, Furcht, Begeisterung und Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, und so konnten sie über die bedenklichen geistigen Inhalte ihrer Ideologie hinwegtäuschen.
Alle für sie gefährlichen Fragen, nach der Willkürherrschaft, den Menschenrechtsverletzungen, dem Militarismus, der Legitimität und der Machtkontrolle, sollten zum Schweigen gebracht und der perfekte Untertan erschaffen werden.
Dasselbe Prinzip verfolgen alle autoritären Herrschaftssysteme, die mit Pomp, Lärm, Aufmärschen, Geschichtslügen, Monsterdenkmalen und Wahnsinnsbauten überwältigen wollen. Damit wollen sie den Verstand ausschalten und blinden Glauben, Unterwerfung und Gehorsam erzwingen.
Das Silcherdenkmal ist mit entsprechender Beschriftung diesbezüglich geeignet, als Mahnmal zu dienen. Es kann zwar nicht mehr täuschen, aber leider noch immer erschlagen. Verständlich also, dass es Leute, die öfter damit konfrontiert werden, weghaben wollen.
Meine Antwort: Offen kritisieren
Uwe Brauner hatte auf einen Leserbrief dieses Schreibers zum Silcherdenkmal geantwortet. 16.02.2023
Lieber Herr Brauner, wie ihre Kritik zeigt, gelingt es mir nicht immer, globale Probleme in einem kurzen Leserbrief abzuhandeln. Größenwahn gibt es auch in unserer Demokratie. Das liegt aber daran, dass vielfältige Kontrollmechanismen, die es auch gibt, versagt haben. Die Projekte, die Sie ansprechen, Stuttgart 21 und Kanzleramt, sehe ich genauso kritisch wie Sie. Der Unterschied zur Diktatur ist aber, dass wir dies offen kritisieren und eventuell mit einer Bürgerinitiative – siehe Stuttgart 21 – stoppen könnten. Sowas ist weder in Russland noch in China denkbar. Fremd wurde mir unser Land auch während der Coronazeit, als der Staat wirklich rigoros gegen Andersdenkende vorgegangen ist und damit Staatsfeinde geschaffen hat. Inzwischen beginnt die Aufarbeitung, also ein Lernprozess. In einer Diktatur wird das unter den Teppich gekehrt.
Fazit: Menschenrechte, vor allem die Meinungsfreiheit, müssen immer wieder erkämpft werden, weil sie immer in Gefahr sind, von der Obrigkeit eingeschränkt zu werden. Fortschritt durch Kritik ist nur in einer offenen Gesellschaft möglich. Dazu leistet auch das TAGBLATT mit seinen vielfältigen Artikeln und den Leserbriefseiten einen wichtigen Beitrag.
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Seckel auf den Sockel
Hat Josef Ratzinger einen Straßennamen verdient?
Leserbrief im Tagblatt am 13.01.2023 https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Ins-Nirwana-573680.html
Hätte Joseph Ratzinger eine Chance, in Tübingen mit einem Straßennamen geehrt zu werden? Wohl kaum! Als Großinquisitor mit absolutem Wahrheitsanspruch hatte er wenig Verständnis für weltanschauliche Toleranz. Er führte seine Kirche ins Mittelalter zurück, war ein Gegner der Befreiungstheologie, der Gleichstellung von Männern und Frauen, sowie der Homosexuellen. Er verhinderte ein modernes Sterbehilfegesetz. Er hoffierte die erzkonservativen Piusbrüder mit ihrem Holocaustleugner und vertuschte die Missbrauchsfälle. Er war Oberhaupt einer absoluten Monarchie und hatte von daher wenig Verständnis für „demokratischen Firlefanz“. Im Katechismus von 1997, der wesentlich seine Handschrift trägt, droht er mit dem realen Höllenfeuer. Dort wird auch die Sexualmoral der Kirche festgeschrieben: keine künstlichen Verhütungsmittel, z.B. Kondome; kein Sex außerhalb der Ehe; keine Ehescheidung; Sex nur zum Kinderzeugen erlaubt; kein Schwangerschaftsabbruch; keine Masturbation; keine Homosexualität; keine erotischen Gedanken, keine Priesterehe… alles Sünde, außer für Priester und heimlich.
Damit wird die Überbevölkerung angeheizt, die Umweltkatastrophe befördert und der Planet ins Nirwana geleitet!
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Merowinger und Karolinger
Leserbrief im Tagblatt Tübingen 16.03.2022 https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Seckel-auf-den-Sockel-538574.html
Im neuen Baugebiet „Obere Kreuzäcker“ im Tübinger Ortsteil Bühl sollen Straßen nach den Merowingern und Karolingern benannt werden (9. März).
In Bühl sollen die Merowinger und Karolinger mit Straßennamen geehrt werden. Dazu gebe ich zu bedenken, dass die Merowinger zum skrupellosesten Herrschergeschlecht Europas gehörten. Es hat sich durch fortwährende Vertragsbrüche, Meuchelmorde und Angriffskriege ausgezeichnet. Das trifft in besonderem Maße auf das wichtigste Mitglied dieser Familie, auf Chlodwig I. zu, der seine ganze Familie heimtückisch aus dem Weg geräumt und mit seinen Angriffskriegen für jahrzehntelanges Elend in Europa gesorgt hat. Nicht viel besser waren die Karolinger, die die Merowinger durch einen Staatsstreich abgelöst haben. Dabei war schon die Legitimität der Merowinger nur auf Mythen und Märchen gegründet. Am Übergang der beiden Dynastien steht das abscheuliche Abschlachten des alemannischen Adels beim Blutgericht von Cannstatt. Weiter ging es mit den lebenslangen Raub- und Eroberungskriegen Karls I. d.Gr. gegen Sachsen, Friesen, Bayern, Langobarden, Basken…mit der Vernichtung ihrer Kultstätten, den „Blutgesetzen“, der Hinrichtung von 4500 Sachsen beim Blutgericht von Verden 782.
Wenn nicht dauernd Seckel auf den Sockel gestellt worden wären, wäre die Weltgeschichte auch ganz anders verlaufen!