Ketzer
Montanismus
Zeitraum: ab ca. 160 n. Chr. Begründer: Montanus
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ca. 150–180 n. Chr. (genaue Daten unbekannt)
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Herkunft: Phrygien (Kleinasien, heutige Türkei)
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Bekannt als: Begründer der christlichen Sekte des Montanismus
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Besonderheit: Galt als Prophet, wurde aber später als Häretiker verurteilt.
Herkunft: Phrygien (Kleinasien)
Lehre:
Montanus beanspruchte, in direkter göttlicher Eingebung zu reden, zusammen mit zwei Prophetinnen. Die Bewegung erwartete unmittelbar das Weltende, lehnte kirchliche Autorität ab und forderte extreme Askese.
Reaktion:
Die Kirche erkannte die Gefahr einer neuen Offenbarung jenseits der apostolischen Überlieferung. Der Montanismus wurde als schwärmerisch und spaltend verurteilt.
Kommentar: Diese Variante des Christentums hätte wohl weniger Unheil in der Welt angerichtet als der Katholizismus, der alles beherrschen wollte. Das baldige Ende der Welt erwarten noch viele evangelikale Gruppen, vermutlich auch Jesus. Dieses Ende wird aber eher durch den Menschen als durch einen Gott herbeigeführt, durch Umweltzerstörung oder einen Atomkrieg.
Sabellianismus (Modalismus)
Zeitraum: 3. Jahrhundert Vertreter: Sabellius Herkunft: Rom/Nordafrika
Lehre:
Sabellius behauptete, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist nur verschiedene Erscheinungsformen (Modi) ein und derselben göttlichen Person seien – also keine drei ewigen Personen.
Reaktion:
Der Modalismus wurde als Verleugnung der Dreifaltigkeit verurteilt. Die Kirche bekennt: Ein Gott in drei Personen – nicht bloß Masken eines Gottes.
Hauptvertreter: Donatus Magnus
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Er wurde vermutlich um 300 n. Chr. geboren (genaues Geburtsdatum unbekannt).
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Um 313–315 trat er als Führungsfigur der Donatisten auf, einer Gruppe, die sich von der Großkirche abspaltete.
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Er wurde zum „Gegenbischof“ von Karthago gewählt und war dort jahrzehntelang aktiv.
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Nach 355 n. Chr. verliert sich seine Spur; er dürfte in den späten 350er-Jahren gestorben sein.
Begründer: Mani (216–276 n. Chr.)
Mani wurde verhaftet und vermutlich wegen seiner religiösen Lehren als Ketzer betrachtet. Es gibt unterschiedliche Überlieferungen über seinen Tod:
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Hinrichtung durch Kreuzigung oder Pfählung: Manche Quellen berichten, Mani sei gekreuzigt oder gepfählt worden – ein symbolischer Akt, um ihn als „falschen Christus“ zu entlarven, da Mani sich selbst als Fortsetzer der Offenbarungen von Zarathustra, Buddha und Jesus sah.
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Gefängnistod: Andere Quellen berichten, dass Mani im Gefängnis starb, möglicherweise durch Folter oder unter extrem schlechten Bedingungen.
Apollinarismus
Zeitraum: 4. Jahrhundert Begründer: Apollinaris von Laodicea
Lehre:
Apollinaris meinte, Christus habe keinen menschlichen Geist (Verstand) gehabt – die göttliche Natur habe diesen ersetzt.
Reaktion:
Die Kirche verurteilte dies als Verleugnung der vollen Menschheit Christi. Jesus Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch – mit Leib, Seele und Verstand.
Nestorianismus
Zeitraum: 5. Jahrhundert Begründer: Nestorius Herkunft: Konstantinopel
Lehre:
Nestorius trennte die göttliche und menschliche Natur Christi so stark, dass er Maria nicht mehr als „Gottesgebärerin (Theotokos)“, sondern nur als „Christusgebärerin“ bezeichnen wollte.
Reaktion:
Das Konzil von Ephesus (431) verurteilte diese Lehre. Christus ist eine Person in zwei Naturen, und Maria ist zu Recht „Gottesgebärerin“.
Monophysitismus (Eutychianismus)
Zeitraum: ab ca. 450 n. Chr. Vertreter: Eutyches Herkunft: Konstantinopel
Lehre:
Die göttliche Natur Christi habe die menschliche „aufgesogen“, sodass nur noch eine Natur (mono-physis) in Christus übrigbleibe.
Reaktion:
Das Konzil von Chalcedon (451) legte fest: Christus ist eine Person in zwei vollständigen, unvermischt bestehenden Naturen – göttlich und menschlich.
Pelagianismus
Zeitraum: ca. 400–430 Begründer: Pelagius Herkunft: Britannien/Rom
Lehre:
Der Mensch sei durch den freien Willen in der Lage, ohne Gnade Gottes das Gute zu tun und selig zu werden. Die Erbsünde sei keine Last für alle Menschen.
Reaktion:
Augustinus trat ihm entschieden entgegen. Die Kirche bekennt:
Die Erlösung ist ein Gnadengeschenk. Ohne Gottes Gnade kann der Mensch nicht aus eigener Kraft das ewige Leben erreichen. Pelagianismus wurde mehrfach verurteilt (Konzil von Karthago 418).
Kurze Zusammenfassung: Was wollten die Ketzer – was wollte die Kirche?
Was wollten die Ketzer?
Die sogenannten Ketzer stellten zentrale Glaubenslehren der Kirche infrage. Sie wollten:
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Alternative Gottesbilder (z. B. bei Markion, Arianern, Manichäern)
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Eigenständige Bibelauslegungen (z. B. Markion, Montanus)
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Stärkere Betonung des freien Willens oder der Moral (z. B. Donatisten, Pelagianer)
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Trennung von Kirche und Staat (z. B. Donatisten)
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Individuelle oder neue Offenbarungen (z. B. Montanisten)
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Philosophisch-logische Lösungen für Glaubensfragen (z. B. Nestorianer, Apollinaristen)
Oft suchten sie nach reinerer Frömmigkeit, radikaler Askese oder rationaleren Erklärungen für theologische Widersprüche.
Was wollte die Kirche?
Die Kirche wollte:
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Einheit des Glaubens und der Lehre bewahren
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Die Dreifaltigkeit (Trinität) und die volle Gottheit und Menschheit Christi verteidigen
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Die Autorität kirchlicher Ämter und Sakramente sichern
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Altes und Neues Testament als zusammengehörig erklären
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“Irrlehren” bekämpfen, um die Gemeinschaft zu schützen
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Dogmen und verbindliche Glaubensregeln festlegen
Sie reagierte meist mit Verurteilung, Verfolgung, Vernichtung, Konzilien und Exkommunikation, um ihre Lehre zu bewahren und zu klären.
Kurz:
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Die Ketzer wollten meist Reform, Reinheit oder neue Denkwege.
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Die Kirche wollte Einheit, Kontrolle und die Bewahrung ihrer autoritativen Lehre.