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Roland Fakler

Bronzezeit in Reusten

Bronzezeit auf dem Reustener Kirchberg um1700 vor unserer Zeitrechnung

 

Seit Monaten sind die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege in Tübingen auf der Höhe über Reusten damit beschäftigt, nach Spuren der Vergangenheit zu graben. Anlass war nicht zuletzt ein Sensationsfund im Herbst 2020, als sie bei der Bergung eines Frauenskeletts auch ein Schmuckstück aus einer Goldlegierung fanden. Dies gilt als die älteste „Goldschmuckbeigabe“ in Südwestdeutschland, datiert um 1600 bis 1900 v.u.Z.

Weitere Skelette und Scherben von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit kamen an verschiedenen Stellen zutage. Das umgebende Gelände soll in den nächsten zwei Jahren erforscht werden. Dort oben musste es augenscheinlich eine größere Siedlung gegeben haben.

Das war für mich Anlass, ein Aquarellbild zusammenzustellen, um eine bessere Vorstellung zu vermitteln, was sich vor 3700 Jahren in der europäischen Bronzezeit abgespielt haben könnte. Es ist kein wissenschaftliches Bild, sondern ein Kunstwerk, das sich aber an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert, sie allerdings zeitlich und räumlich auf dem Bild zusammenzieht.

Wir sehen links oben die bekannte Siedlung auf dem Kirchberg. Sie war mit Pfählen und Kalksteinen befestigt. In strategisch günstiger Lage, konnte sie gut verteidigt werden und diente den anliegenden Bewohnern vielleicht als „Fluchtburg“.

Darunter eine Jagdszene im Kochharttal. Obwohl die Menschen bereits sesshaft geworden waren und einige Tiere gezähmt hatten, jagten sie natürlich immer noch mit Fallgruben, Feuer, Speeren, Pfeil und Bogen das vorherrschende Rotwild, Hasen, Wölfe, Wildschweine…

Links unten sehen wir eine Beerdigungsszene. In der Frühbronzezeit wurden die Menschen in Hockerstellung auf der Seite liegend begraben. Oft erhielten sie Beigaben. Waffen, hier ein Schwert, wurden durch Verbiegen unbrauchbar gemacht. Der Sonnenkult spielte eine große Rolle (Stonehenge). Goldene Hüte, die man andernorts fand, könnten „Priester“ ausgezeichnet haben. Magische Orte, wie der Wurmlinger Kapellenberg, waren vielleicht schon in früher Zeit Standort für kultische Bauten?

Rechts daneben wird Schafwolle zu Wollfäden versponnen. Gewobene Kleidung löste Tierfelle ab. Kinder gewöhnte man an Schaf-, Ziegen und Kuhmilch, die damit zu wichtigen Nahrungsmitteln wurden.

Der Hund, ehemals Wolf, gilt als das älteste vom Menschen gezähmte Tier. Schon vor 30 000 Jahren wurde er sein Freund. Zu Haus- und Nutztieren wurden auch Schafe, Ziegen, Schweine, Ochsen, Pferde…

In der Bronzezeit lernten die Menschen aus 90% Kupfer und 10% Zinn besonders harte Werkzeuge, wie Beile und Waffen, herzustellen. Siehe dazu den Brennofen mit Schmiede in der Mitte des Bildes.

Ein besonders gut erhaltener Fund von einem Mädchen mit raffiniertem Minirock aus Schnüren fand man in Dänemark, Egtved. Es stellte sich allerdings heraus, dass sie aus dem Schwarzwald stammte, früh verstorben war und wohl eine beschwerliche Reise hinter sich hatte.

In der Bronzezeit hatten die Menschen gelernt, wichtige Getreidesorten, wie Emmer, Einkorn und Gerste anzubauen und daraus durch Dreschen (rechts hinten) Mahlen und Backen, Brot zu machen. Dabei entdeckten sie, durch Zusatz von Kräutern auch den Gerstensaft = das Bier. Frauen und Männer hatten wohl noch keine ausgeprägte Arbeitsteilung entwickelt.

Leider liegt es in der Natur des Menschen, dass er immer eine Gefahr für andere darstellte, weil er durch Raub und Krieg schneller zu Macht, Reichtum, Nahrung und Frauen kam als durch friedliche Arbeit, deswegen mussten weise Anführer darauf bedacht sein, ihre Siedlungen durch Wachtürme, Befestigungen und bewaffnete Truppen zu schützen. Das gilt bis heute.

Die Siedlung auf dem Kirchberg von Reusten war von 5000 – 2000 v.u.Z. immer wieder bewohnt.

Ich habe versucht, mir gemäß der neuesten Ausgrabungsberichte ein Bild von dieser Siedlung zu machen.