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Roland Fakler

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Bronzezeit in Reusten

Bronzezeit auf dem Reustener Kirchberg um1700 vor unserer Zeitrechnung

 

Seit Monaten sind die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege in Tübingen auf der Höhe über Reusten damit beschäftigt, nach Spuren der Vergangenheit zu graben. Anlass war nicht zuletzt ein Sensationsfund im Herbst 2020, als sie bei der Bergung eines Frauenskeletts auch ein Schmuckstück aus einer Goldlegierung fanden. Dies gilt als die älteste „Goldschmuckbeigabe“ in Südwestdeutschland, datiert um 1600 bis 1900 v.u.Z.

Weitere Skelette und Scherben von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit kamen an verschiedenen Stellen zutage. Das umgebende Gelände soll in den nächsten zwei Jahren erforscht werden. Dort oben musste es augenscheinlich eine größere Siedlung gegeben haben.

Das war für mich Anlass, ein Aquarellbild zusammenzustellen, um eine bessere Vorstellung zu vermitteln, was sich vor 3700 Jahren in der europäischen Bronzezeit abgespielt haben könnte. Es ist kein wissenschaftliches Bild, sondern ein Kunstwerk, das sich aber an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert, sie allerdings zeitlich und räumlich auf dem Bild zusammenzieht.

Wir sehen links oben die bekannte Siedlung auf dem Kirchberg. Sie war mit Pfählen und Kalksteinen befestigt. In strategisch günstiger Lage, konnte sie gut verteidigt werden und diente den anliegenden Bewohnern vielleicht als „Fluchtburg“.

Darunter eine Jagdszene im Kochharttal. Obwohl die Menschen bereits sesshaft geworden waren und einige Tiere gezähmt hatten, jagten sie natürlich immer noch mit Fallgruben, Feuer, Speeren, Pfeil und Bogen das vorherrschende Rotwild, Hasen, Wölfe, Wildschweine…

Links unten sehen wir eine Beerdigungsszene. In der Frühbronzezeit wurden die Menschen in Hockerstellung auf der Seite liegend begraben. Oft erhielten sie Beigaben. Waffen, hier ein Schwert, wurden durch Verbiegen unbrauchbar gemacht. Der Sonnenkult spielte eine große Rolle (Stonehenge). Goldene Hüte, die man andernorts fand, könnten „Priester“ ausgezeichnet haben. Magische Orte, wie der Wurmlinger Kapellenberg, waren vielleicht schon in früher Zeit Standort für kultische Bauten?

Rechts daneben wird Schafwolle zu Wollfäden versponnen. Gewobene Kleidung löste Tierfelle ab. Kinder gewöhnte man an Schaf-, Ziegen und Kuhmilch, die damit zu wichtigen Nahrungsmitteln wurden.

Der Hund, ehemals Wolf, gilt als das älteste vom Menschen gezähmte Tier. Schon vor 30 000 Jahren wurde er sein Freund. Zu Haus- und Nutztieren wurden auch Schafe, Ziegen, Schweine, Ochsen, Pferde…

In der Bronzezeit lernten die Menschen aus 90% Kupfer und 10% Zinn besonders harte Werkzeuge, wie Beile und Waffen, herzustellen. Siehe dazu den Brennofen mit Schmiede in der Mitte des Bildes.

Ein besonders gut erhaltener Fund von einem Mädchen mit raffiniertem Minirock aus Schnüren fand man in Dänemark, Egtved. Es stellte sich allerdings heraus, dass sie aus dem Schwarzwald stammte, früh verstorben war und wohl eine beschwerliche Reise hinter sich hatte.

In der Bronzezeit hatten die Menschen gelernt, wichtige Getreidesorten, wie Emmer, Einkorn und Gerste anzubauen und daraus durch Dreschen (rechts hinten) Mahlen und Backen, Brot zu machen. Dabei entdeckten sie, durch Zusatz von Kräutern auch den Gerstensaft = das Bier. Frauen und Männer hatten wohl noch keine ausgeprägte Arbeitsteilung entwickelt.

Leider liegt es in der Natur des Menschen, dass er immer eine Gefahr für andere darstellte, weil er durch Raub und Krieg schneller zu Macht, Reichtum, Nahrung und Frauen kam als durch friedliche Arbeit, deswegen mussten weise Anführer darauf bedacht sein, ihre Siedlungen durch Wachtürme, Befestigungen und bewaffnete Truppen zu schützen. Das gilt bis heute.

Die Siedlung auf dem Kirchberg von Reusten war von 5000 – 2000 v.u.Z. immer wieder bewohnt.

Ich habe versucht, mir gemäß der neuesten Ausgrabungsberichte ein Bild von dieser Siedlung zu machen.

 

Nachhaltig wirtschaften

Nachhaltig

Das „Bürgerprojekt Zukunft Tübingen“ will über die Grenzen des Wachstums nachdenken (Bericht vom 5. Oktober).

Leserbrief am 08.10.2021Von Roland Fakler

Ein Problem der Demokratie ist, dass die Politiker nur bis zur nächsten Wahl denken müssen. Menschen, die hier über Generationen beheimatet sind und sich auch in Zukunft eine lebenswerte Umwelt bewahren wollen, sollten aber weiter denken. Es muss so gebaut und gewirtschaftet werden, dass weder unsere Umwelt noch andere Nationen langfristig geschädigt werden, das heißt nachhaltig. Dies ist nur möglich, wenn die Bevölkerungsdichte nicht ständig zunimmt. Mehr Menschen bedeutet: mehr Umweltbelastung, Straßen, Autos, Wohnungen, Industrie, Energieverbrauch, Abfall …

Mehr Kontrolle von unten, mehr Volksentscheide, wären da wohl hilfreich. Die Menschen in der Region wissen sehr gut, was ihnen nützt und was ihnen schadet. Deswegen sollte die Devise gelten: Wehrt euch gegen die Zerstörung eurer Umwelt durch profitgeile, multinationale Konzerne! Bewahrt euch eine lebenswerte Umwelt durch nachhaltiges Wirtschaften!

Zuwanderung und Umweltzerstörung hängen zusammen. 400000 Zuwanderer pro Jahr nützen nur einigen Industriekapitänen, die billige Arbeitskräfte wollen. Den Geburtenüberschuss Afrikas, das alle 14 Tage um eine Million Einwohner wächst, kann und sollte Tübingen nicht auffangen.

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Anmerkung: Noch immer verbietet der Vatikan „künstliche Empfängnisverhütung“, z.B. Kondome.

Das Verhängnisvolle ist, dass es dieser Kirche, wie dem Islam, mit dem sie jetzt so gerne zusammenarbeitet, nicht darum geht, irdische Probleme zu lösen, sondern möglichst viele hoffnungslose Seelen auf ein jenseitiges Paradies zu vertrösten…und dabei die eigenen Herrschaftsansprüche im Diesseits zu wahren.

Neutralitätsgesetz

Religiöse Normen

„Es geht um viel mehr als um das Kopftuch“, hieß unser Bericht über ein Online-Podium (1. Juli).

03.07.2021 Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt

Eine Frau, die aus religiösen Gründen nicht auf ihr Kopftuch verzichten kann, beweist damit, dass sie ungeeignet ist, im säkularen Staat Recht zu sprechen, weil sie religiöse Normen über das weltliche Recht stellt, das heißt die Scharia über das Grundgesetz. Eine Richterin im säkularen Staat muss genau umgekehrt das weltliche Recht über das religiöse stellen. Da gibt es nämlich Widersprüche auf den Gebieten Ehe, Sexualität, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit …

Wenn eine Weltanschauung demonstrativ Flagge zeigt, werden das auch die anderen tun … tun müssen, um sich selbst zu behaupten und nicht unterzugehen. Das ist im normalen Leben tolerierbar. Schwieriger wird es in Betrieben, noch schwieriger in der Schule und unmöglich im Staatsdienst, vor allem bei Polizei und bei Richtern. Das Problem würde wohl sehr schnell erkannt, wenn Richter mit Atheisten-T-Shirt oder Pastafari Richter mit Küchensieb auf dem Kopf ihr Recht auf Bekenntnis geltend machen würden.

Da Bürger gezwungenermaßen mit Beamten und Behörden zu tun haben, haben sie einen Anspruch auf ein weltanschaulich neutrales Auftreten der Staatsvertreter und auf weltanschauliche Zurückhaltung der Religionen im öffentlichen Raum.

Reichsbürger

Reichsbürger

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt 15.06.2021

Absurde Anmaßung

Reichsbürger trafen sich auf Burg Hohenzollern (Bericht im „Steinlach-Boten“ vom 11. Juni).

15.06.2021

Reichsbürger behaupten, das „Deutsche Reich“ bestehe fort, aber – entgegen der gültigen Verfassung – nicht in Form der Bundesrepublik Deutschland, sondern in den Grenzen von 1871 bzw. 1914 oder von 1937. Reichsbürger erdreisten sich, eine „kommissarische Reichsregierung“ (KRR) oder Ähnliches für dieses Reich zu bilden. Dabei fehlt ihnen jede Legitimität. Das ist einfach nur eine absurde Anmaßung.

Das Kaiserreich war nie vom Volk legitimiert. Es herrschte ein Kaiser von Gottes Gnaden über eine hierarchische Klassengesellschaft, in der der Adel noch viele Privilegien hatte. Das NS-Regime hat sich nach 1933 als verfassungswidriges Unrechtsregime entpuppt, das sich keinen weiteren Wahlen stellen wollte und damit seine Legitimität verloren hat. Schon die Wahl von 1933 war nicht frei, weil die Opposition, die KPD, später auch die SPD verfolgt wurde. Damit war diese Regierung verfassungswidrig.

Über das Grundgesetz wurde zwar leider nie abgestimmt, dennoch gilt es bei der überwiegenden Mehrheit als beste Verfassung, die Deutschland je hatte.

Da der Verkauf von Ausweispapieren und anderen Dokumenten bei dieser Bewegung eine wichtige Rolle spielt, kann man vermuten, dass es sich um eine clevere Geschäftsidee handelt, bei der, wie immer, die „schlauen“ Sektenführer die Gewinner und die Gläubigen die „glücklich Betrogenen“ sind.

 
 
 
 

Sophie Scholl

Leserbrief im Tagblatt am 12.05.2021 zu

In mehreren Büchern über Sophie Scholl, wird behauptet, dass ihr Widerstand christlich motiviert gewesen sei, ich behaupte: Er war vor allem humanistisch motiviert.

Sophie Scholl

Pfarrer Paul Dietrich behauptet in seinem Buch über Sophie Scholl, dass ihr Widerstand christlich motiviert gewesen sei.

Welche christlichen Werte sollten geeignet sein, sich einem Diktator zu widersetzen, wo doch das ganze Christentum auf „Glauben“ und „Gehorchen“ aufbaut. Beide Großkirchen haben Hitler bis zuletzt unterstützt. Laut Paulus kommt alle Obrigkeit von Gott, Widerstand gegen diese Herrschaft ist ein Verstoß gegen den Willen Gottes. Röm. 13:1-7 Von Mitsprache oder Rechten des Volkes ist nirgends die Rede. Die christlichen Könige erhielten ihre Macht nicht vom Volk, sondern von der Kirche. Sie mutierten, wie Herzog Karl Eugen, mehr und mehr zu absoluten Tyrannen, die nur ihren eigenen Interessen dienten. Die Jesuiten haben es mit dem „Kadavergehorsam“ zur Spitze getrieben: gehorchen als sei man ein Leichnam. Auch Luther wollte an dieser, angeblich Gott gewollten Ordnung, nichts ändern, im Gegenteil: Er hat sie bestätigt. Mit Bismarck schuf er den Obrigkeitsstaat und den dazu passenden Untertanengeist, von dem Hitler glänzend profitierte. Meiner Ansicht nach bezog Sophie Scholl ihren Widerstand vor allem aus dem republikanischen und humanistischen Geist ihres Vaters und ihrer Mitverschwörer. Die 7 Flugblätter berufen sich auf Goethe, Schiller, Laotse, Aristoteles…

Ergänzung: Es ging den Verschwörern um Selbstdenken, Geistesfreiheit, persönliche Freiheit, um die Menschenwürde…gegen den Stumpfsinn einer Zwangsgemeinschaft. Die Niederlage der 6. Armee zeigte allen, dass dieser Krieg nicht nur Mord, sondern Selbstmord war.

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Untertanengeist-500951.html

Zitat aus dem 5. Flugblatt der Weißen Rose

„Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!

Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“

Mittelalter in Rottenburg?

 

Wie lange dauert das Mittelalter in Rottenburg? von Roland Fakler – auch im HPD

Ende November brachten zwei Gemeinderätinnen der Bischofsstadt Rottenburg mit einem gemeinsamen Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt eine Lawine ins Rollen. Über diesen ungewöhnlichen Weg machten sie den BürgerInnen ihrer Stadt und der Umgebung bekannt, dass die katholische Dom- und Moritzgemeinde in Rottenburg in der Sülchen- und Klausenkapelle keine Trauerfeiern ohne Priester mehr zulassen werde. Bisher gab es dort etwa 5 bis 10 nicht-christliche Trauerfeiern pro Jahr mit einem bezahlten Trauerredner für „Ungläubige“, ohne katholischen Priester.

Das Schwäbische Tagblatt recherchierte und schrieb ein paar Artikel: „Unreligiöse Trauerfeiern nicht möglich“; „Kein Ort für Trauerredner“. Es wurde bekannt: Der Gemeinderat sei zwar über den Beschluss der Kirchengemeinde informiert worden, aber nur in nichtöffentlicher Sitzung.

In ersten Reaktionen fragten sich die Leute: „In welchem Zeitalter leben wir eigentlich?“

Der zuständige Pfarrer Harald Kiebler äußerte sich darauf wie folgt: „Da lass ich nicht jemand wie einen kommerziellen Trauerredner hin stehen, wie wenn’s nur ein Tisch oder ein Pult wäre.“

Nein, es ist natürlich ein hochgeweihter Ort, an dem nur Geweihte etwas zu sagen haben.

Schon im Alten Testament werden solche Orte mit Androhung der Todesstrafe vor Ungeweihten geschützt. 4Mos 18:3 Dazwischen gab es allerdings einen Rebellen namens Jesus, auf den sich diese Christengemeinde beruft, und der manchen Unfug in der hebräischen Bibel angeprangert hat, der auch gesagt haben soll, dass das Gesetz für den Menschen da sei und nicht der Mensch für das Gesetz.

Obwohl dieser Jesus sehr bescheiden lebte, forderte er blinde Gefolgschaft. Es führe nämlich kein Weg an ihm vorbei zum Vater, – damit meinte er den jüdischen Gott. Er sei der Weinstock und der Rest der Menschheit – im besten Fall – Reben und alle die nicht an ihn glaubten, seien verdammt… Diese Anmaßung führte nicht zum Frieden, sondern zu schlimmer Verfolgung. Schon Paulus und die Evangelisten begannen jene zu beschimpfen, die nicht den angeblich „richtigen Glauben“ hatten. Wie sollten sie auch. Von Anfang an war alles vieldeutig, unklar, widersprüchlich. Kaiser Konstantin erzwang dann die Einheit des Glaubens mit Dogmen und machte diesen Glauben zur Staatsreligion. Kirchenväter wie Augustinus und Thomas von Aquin schufen die Rechtfertigung für die Verfolgung der Falschgläubigen.

Was ist nun, wenn ich keine Rebe bin, sondern ein selbständig denkender Mensch? Wenn ich anders als der Herr Jesus nicht an Geister glaube, nicht an Wunder, nicht an die Unsterblichkeit und erst recht nicht an die Erlösung von einer Erbschuld, für die ich nichts kann, durch seinen elenden Tod am Kreuz? Dann bin ich ein Ungläubiger!

Sobald die Kirche die Macht hatte, verfolgte sie „Abweichler“, „Falschgläubige“, „Ungläubige“. Jahrhundertelang wurden sie von der heiligen katholischen Kirche und seinem Helfershelfer, dem „christlichen“ Staat, gejagt, verbrannt, gedemütigt, außerhalb des Friedhofs in ungeweihter Erde verscharrt.

Da die Achse zwischen Kirche und Staat zu gegenseitigem Nutzen der Herrschaften und stets zur Verdummung der Herde, seit 1500 Jahren noch  immer gut funktioniert, trat das weltliche Oberhaupt der Stadt, Bürgermeister Neher, für die Kirche in den Ring und behauptete, dass die Leute ohnehin nur aus der Kirche austreten, um Geld zu sparen. Man könne nicht Dienstleistungen beanspruchen, wenn man dafür nicht bezahlt hat, fügte eine Dame vom „Bodenpersonal“ der Kirche hinzu.

Damit lösten sie einen Sturm der Entrüstung aus, und damit beginnt in Rottenburg die Neuzeit. Viele Leser kamen aus der Deckung. Einer verkündete seinen Austritt aus der Kirche für den nächsten Tag. Eine ehemalige Landtagsabgeordnete, Gemeinderäte, einfache Bürger warfen der Organisation, die sich seit Jahrhunderten für unfehlbar hält, die es geschafft hat, jede Kritik zu verbieten oder in den Wind zu schlagen, die gut davon lebt, Sünden zu vergeben, ihre eigenen Sünden vor. Von der Inquisition, von Prunk-und Protzbauten, wie dem neuen Bischofspalais, von Kindesmissbrauch, von Volksverdummung, von Unmenschlichkeit und christlicher Lieblosigkeit war da die Rede. Und was Pfarrer Kiebler wohl vergessen hat: Kein Priester arbeitet unentgeltlich.  Auch sie werden gut bezahlt, vor allem die Bischöfe. Dafür dass diese Kirche jährliche Subventionen in vielfacher Millionenhöhe vom deutschen Staat beziehe – die Kirche zahlt keine 10% für den Unterhalt ihrer kirchlichen Einrichtungen – habe sie auch die Pflicht ungläubigen Steuerzahlern ihre damit vom Staat mitfinanzierten Kirchenräume zur Verfügung zu stellen. Das Gesamtvermögen der katholischen Kirche wird von Carsten Frerk auf über 430 Milliarden Euro geschätzt. Es ist in 1500 Jahren auf sehr dubiose und kriminelle Weise zusammengekommen: aus Urkundenfälschungen, hier wäre nur die konstantinische Schenkung zu nennen, aus Ämter- und Ablassverkauf, aus Sklaverei und Leibeigenschaft, aus betrügerischen Reliquiengeschäften und den damit verbundenen Wallfahrtsschwindeln, aus dem Besitz der getöteten Ketzer, Hexen, Juden, Heiden.

Man einigte sich auf einen Kompromiss und wolle vorläufig, bis für diese „Ungläubigen“ eine Lösung, d.h. eine Aussegnungshalle gebaut sei, weitere Feiern mit ungeweihten, gar ungläubigen Rednern zulassen.

Bleibt noch die Frage, warum sich überhaupt „Ungläubige“ die Klausen- oder die Sülchenkapelle, die Grablege von Nonnen bzw. der Rottenburger Bischöfe, als Abflughalle zu den Pforten des Himmels wünschen? In den Leserbriefen stellte sich heraus, dass es dabei eher um Christen geht, die sich von der Kirche zwar entfremdet haben, die ausgetreten sind, die aber doch noch eine leise Hoffnung hegen, dass ihnen, wenn schon kein Priester oder Bischof, so doch Jesus selbst die Himmelspforte öffnen werde.

Scheinbar gibt es in Rottenburg keine geeigneten Hallen für Abschiedsfeiern von Atheisten und „richtigen Ungläubigen“. Solche Leute sind in einer Bischofstadt nicht willkommen und waren dort wohl auch nie vorgesehen. Warum sollte man denen irdische Erleichterungen schaffen, die Gott mit der Hölle bestraft? Wird nicht die ganze Stadt, die nun mal Bischofsstadt ist, allein durch die Anwesenheit solcher Leute entweiht?

Die ehemalige Tübinger Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid schrieb sinngemäß: Sie würde, wenn sie Rottenburgerin wäre, in ihrem Testament festlegen, dass ihre Leichenfeier niemals in einer dieser Kirchen stattfinden dürfe. Auch für mich wäre es ein gruseliger Gedanke, über den Leichenteilen von Nonnen oder über der Gruft der Rottenburger Bischöfe, die die Gläubigen immer in Unmündigkeit halten wollten, vom irdischen Leben verabschiedet zu werden.

Aus dieser Geschichte würde ich folgenden Schluss ziehen: Solange diese Kirche Macht und Geld hat, weil sie viel zu eng mit dem Staat verbunden ist und damit auch Unmengen Geld von Ungläubigen bezieht, sind das Mittelalter und ihre Sticheleien gegen Falschgläubige nicht zu Ende. Der Staat müsste endlich seine Komplizenschaft mit der Kirche lockern und säkulare Einrichtungen für alle Bürger schaffen, wo dies notwendig ist. Die Kirchen sollten sich als Vereine organisieren und sich wie jeder Verein hauptsächlich von Mitgliedsbeiträgen finanzieren. Dann können sie tatsächlich sagen: Mitbestimmen und mitsingen darf, wer im Verein ist und Beitrag zahlt!

 3B/ ID a45c3cd69ce345428f691b6fb32f1163 /13.01.2018

Glockenläuten

Glockenläuten – Theologische Fantasie

31.03.2021 Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt
Ein Rottenburger beschwerte sich beim Bischof über das nächtliche Glockenschlagen – jede Viertelstunde. Die Kirche erklärt: Der Zeitschlag hat nach Auffassung einiger Theologen eine religiöse Bedeutung: „Die Glocken verkünden den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über die Welt. Sie rufen zum Gebet und zur Fürbitte, sie zeigen Zeit und Stunde an und erinnern damit an die Ewigkeit“, heißt es in einem Leitfaden des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen, der evangelischen Kirche in Deutschland und der deutschen Bischofskonferenz. Das Läuten der Glocken sei Teil der Landeskultur. Der Klang der Glocken sei zugleich einladend und kündigend. Glocken ließen die Öffentlichkeit am geistlichen Geschehen teilhaben.„Die Glocken verkünden den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über die Welt…“ Abgesehen davon, dass dies der theologischen Fantasie entsprungen ist, wollen mündige Staatsbürger keine Herrschaft erdulden, erst recht keine, die ihre Ansprüche auf nichtexistierende Geister gründet. Demokraten wollen nicht beherrscht, sondern von Menschen ihres Vertrauens vernünftig regiert werden.

Ein wesentlicher Teil des Unheils in der Welt ist durch anmaßende Herrschaftsansprüche entstanden. Dazu gehören vor allem die Herrschaftsansprüche von Moses, Jesus und Mohammed. Sie führten zu Verfolgung, Krieg und Vernichtung von Heiden, Juden, Christen, Muslimen, Ungläubigen… bis heute. Gläubige dürfen selbstverständlich an die Herrschaftsansprüche ihrer Propheten glauben, aber sie dürfen diese Herrschaftsansprüche nicht auf diejenigen ausdehnen, die diesen Glauben nicht teilen. Deswegen kann es ein friedliches Zusammenleben aller Menschen mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen nur in einem freiheitlichen Staat geben, in dem Religion und Staat getrennt sind, in dem die Religionen sich auf ihre „vereinsinternen“ Bereiche beschränken und ihre Herrschaftsansprüche nicht auf alle Gehirne ausdehnen wollen.

 

Verhängnisvolle Bibel

Zur Bewegung Maria 2.0 Frage an einen Bibelkenner
 Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt Tübingen 03.03.2021

Zum Aufstand der Frauen in der katholischen Kirche hätte ich gerne mal einen kompetenten Bibelkenner befragt. Da Sie, lieber Herr Hälbig, als Befürworter und Kenner biblischer Normen bekannt sind, wissen sie ja, dass in 1 Kor 22 der Apostel Paulus – sicherlich vom Heiligen Geist inspiriert – schreibt: „Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit. Einem Weibe gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.“

Und er begründet dies auch sehr überzeugend: „Denn Adam ist am ersten gemacht, danach Eva. Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt . . .  Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen . . . Die Weiber seien untertan ihren Männern als dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde . . .“.

Das ist eine klare Aussage! Nun fordern die Frauen Gleichberechtigung. Meine Frage wäre: „Sollte man diese Frauen, die öffentlich und ohne ihr Haupt zu bedecken, vor ein Mikrofon treten, höflich darauf hinweisen, dass dies nicht im Sinne der Bibel und des heiligen Paulus ist, oder sollte man ihnen einfach in Gottes Namen den Strom abdrehen?“    (Satire)

Satire versteht nicht jeder. Manche Leser haben meinen Leserbrief für bare Münze genommen, d.h. sie dachten, ich wollte den Frauen wirklich den Strom abdrehen. Haha!

War Satire

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt Tübingen 10.03.2021

Und hier der Autor selbst zum Thema – als Antwort auf die Leserbriefe von Karl S.und Ottmar S.

Lieber Ottmar S., ich darf sie beruhigen, mein Leserbrief war Satire.

Im Klartext: Wir können unsere Werte nicht aus der Bibel beziehen, weil diese Werte uns auf einer Kulturstufe festhalten würden, die längst überwunden ist – durch Vernunft und Aufklärung. In der Bibel steht kein Wort von Demokratie, Menschenrechten, Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit, Weltanschauungsfreiheit, Selbstbestimmung. Das alles musste gegen die Bibel erkämpft werden (…), und dieser Kampf muss weitergehen, weil der Islam, mit Berufung auf ein anderes, angeblich „göttliches“ Buch, den Koran, die ganze Aufklärung in unserem Land in Frage stellt.

Zu Karl S.: Im Christentum muss man zwei Ebenen unterscheiden. Die dienende, die sehr viel Gutes getan hat und tut, und die herrschende, die durch ihre Herrschsucht der Menschheit seit fast 2000 Jahren Kriege, Knechtschaft, Verfolgung, Verdummung und Ausbeutung beschert.

Wer waren die Sozialdarwinisten? Das waren die Imperialisten unter der Herrschaft der Könige von Gottes Gnaden: Portugiesen, Spanier, Engländer, Franzosen, die Deutschen, geführt vom Oberhaupt der evangelischen Kirche, Kaiser Wilhelm II., und dem Katholiken Adolf H. mit voller Unterstützung beider Kirchen.

Angeblich Allwissend
Leserbrief im Tagblatt Tübingen 15.02.2021

Was ist die Absicht dieser Hiobsgeschichte? Sie will Gotteszweifler mit Zuckerbrot und Peitsche wieder unter die Herrschaft Gottes, bzw. unter die Herrschaft seiner Stellvertreter auf Erden bringen, …die ja auch die Erfinder dieser Geschichte sind. Dieser nichterkennbare Gott, der angeblich allwissend und allmächtig sein soll, terrorisiert in der Bibel seine missratenen Geschöpfe wie der übelste Diktator. Er lässt sie nach Belieben ersäufen, macht manche glücklich und wirft schließlich die meisten in die ewige Hölle. Er liebt sie natürlich, aber ich liebe keinen Terroristen, jedenfalls kann das nicht mein Gott sein! Wie tröstlich muss es für Kranke sein, wenn ihre Krankheit Folge angeblicher Sünden wären? Überzeugendere Gedanken zum schicksalhaften Unheil in der Welt, hat der griechische Philosoph Epikur um 300 v.u.Z geäußert: „Entweder will Gott die Übel in der Welt abschaffen und kann es nicht, dann ist er schwach; oder er kann es und will es nicht, dann ist er schlecht; oder er kann es nicht und will es nicht, dann ist er schwach und schlecht und in jedem Fall kein Gott, oder er kann es und will es, woher kommen dann die Übel? Und warum beseitigt er sie nicht?“

 Sind wir Kinder Abrahams

Blinder Gehorsam

Abraham war das Thema von Theologie-Professor Karl-Josef Kuschel im „Wort zum Sonntag“ vom 16. März.

Leserbrief 23.03.2019

Lieber Herr Prof. Kuschel,

mit der Ansicht, „dass wir alle Kinder Abrahams seien“, werden die Menschen wieder in Rechtgläubige und Falschgläubige und damit in wertvolle und wertlose eingeteilt. Es ändert nicht viel, wenn sich die drei zerstrittenen Brüder, die sich jahrhundertelang die Schädel eingeschlagen haben, nun in ein Boot setzen und allen anderen das „richtige Menschsein“ absprechen. Es gibt heute Millionen Menschen, die weder Juden, noch Christen, noch Muslime sind und es auch nicht sein wollen.

Es gibt Freidenker, Atheisten, Agnostiker, Buddhisten, Hindus usw. die man nicht für den ,Verein der Rechtgläubigen und Auserwählten‘ vereinnahmen sollte. Wir sind inzwischen in einem Stadium der Weltgeschichte angekommen, wo diese unheilvolle Einteilung der Menschen zum Wohle der ganzen Menschheit überwunden werden sollte. Wir sind nicht Kinder Abrahams, sondern wir sind Kinder einer Jahrmillionen langen Evolutionsgeschichte.

Letztlich sind wir Teil einer allumfassenden Natur, die wir in unserem eigenen Interesse erhalten und bewahren sollten. Wir sind mit allen Lebewesen dieser Erde verwandt. Das ist nicht nur wunderbarer, sondern auch noch wahrer als das Märchen vom Erzvater Abraham.

Kann man eigentlich stolz sein auf einen Vater, der bereit gewesen wäre, aus blindem Gehorsam, seinen eigenen Sohn zu opfern? Ich wäre es nicht! Sollte uns tatsächlich ein Gott erschaffen haben, dann hat er uns auch den Verstand mitgegeben … und den sollten wir nutzen!


Ergänzung: Alle Religionen sollten im Rahmen des Grundgesetzes Religionsfreiheit genießen. Religion und Staat sollten aber getrennt sein. Der Staat solle religionsneutral und säkular sein.

Ich halte es für nicht sinnvoll, sogar für verantwortungslos, kleinen Kindern bestimmte Dogmen einzutrichtern und sie in einer Glaubensrichtung zu indoktrinieren.

In einem gemeinsamen Ethikunterricht für alle, ab Klasse 1, sollten sie etwas über die Werte erfahren, die unsere freiheitliche Demokratie prägen und etwas über Philosophie und Religionskunde. So sollten nicht glauben, sondern wissen und wenn sie wissen können sie sich als mündige Bürger frei für eine Religion entscheiden…wenn ihnen danach noch zumute ist.

ID: 11e5693883624c218a09983381df725b

Rezension: Falsches Denken

Rezension zu Roland Fakler:

Falsches Denken > Falsches Handeln

Gesunder Menschenverstand statt Religionen

von Roland Weber Mannheim

Dieses Buch sollte jeder gelesen haben. Dies gilt vor allem für Gläubige. Doch diese werden sich aus Selbstschutz und aufgrund ihrer religiösen Unterwerfung gewiss verweigern, wenn sie erst einmal über den Inhalt in Kenntnis gesetzt werden. Gläubige könnten sich hier jedenfalls anhand der zahlreichen Aspekte einmal einen lehrreichen Überblick über ihre Scheinwelt verschaffen. Dies aber auch gilt für Atheisten, die hier ihre Ablehnung und Meinungsbildung mit durchaus belastbaren Fakten unterlegt sehen können. Die Anregung oder Aufforderung, dieses Buch zu lesen, gilt vor allem für Zweifler, denen hier das ganze aberwitzige Spektrum des Aberglaubens vorgeführt wird und dazu hilfreiche Informationen geboten werden. Jede Religion und damit auch das Christentum ist lediglich ein Aberglaube, auch wenn das Gläubige anders sehen. Fakler nimmt auch den Islam in den Blick. Auch wenn er nicht alles aufführen kann, was er aufgreift, sind seine Fakten und Hinweise umfassend genug und genügen allemal.

Die Kritik am Glauben macht Fakler an vielen Dingen fest: an der Hybris sämtlicher Religionen, sich jeweils als auserwähltes Volk oder Gemeinschaft eines Gottes zu sehen, sonstigen theologischen Aussagen und vielen Aspekten, wie Reliquien, Märtyrer, Teufel, Hölle, Paradies, Inquisition, Priesterschaft, von Gottes Gnaden, Wunder, Gottesurteil, Mönchtum, Ablass und vieles mehr. Alles in allem ein Blick in den abergläubischen Abgrund. Zahlreiche Zitate machen die Beispiele „griffig“ und mit seinen Kommentaren zeigt der Autor, dass schon einfache Worte und ein gesunder Menschenverstand vollständig ausreichen, um die Scheinwelt des Glaubens zu entzaubern.

Das Einzige, was ich an diesem Buch zu kritisieren hätte, ist der Titel. „Falsches Denken – Falsches Handeln“ (samt Untertitel, der es auch nicht konkreter fasst) steckt einen zu großen Bereich ab und verstellt somit den Blick auf das enger zu fassende Thema dieses Buches: Die Widerlegung aller theologischen Ausgangspunkte, kirchlichen Lehrsätze und gelebten Glaubenspraxis. Einwände habe ich auch gegen das Wort „Kulturgeschichte“. Was der Autor vorführt, ist gerade eine Geschichte der religiösen „Un-Kultur“.  Ich persönlich hätte nach der Lektüre dieses ausgezeichneten Buches einen Titel wie: „Der Irrsinn des Glaubens“, „Einblick in theologische Absurditäten“ oder „Geben wir der Aufklärung eine Chance“ für informativer gehalten. Der Leser dieser Rezension kann somit meine persönliche Schlussfolgerung erkennen und damit knüpfe ich auch an den Autor an, der seine Aspekte und Fakten klar und aussagekräftig kommentiert. Dass Fakler aus seiner Sicht den Titel so gewählt hat, wie er lautet, ist selbstverständlich sein gutes Recht und mit meiner Kritik möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass so möglicherweise Interessenten und Käufer irregeführt oder abgelenkt werden oder die Brisanz gar nicht deutlich wird.

Das fängt schon beim Thema „Denken“ im Titel an. Welcher Gläubige denkt denn? Kauft dieser ein Buch bei dem „Denken“ das Thema ist? Deshalb ist die Parole „Wissen statt glauben“, die man oft hören oder lesen kann, auch hinsichtlich ihres Aufklärungspotentials fragwürdig. Richtig ist eben nur die Forderung: Denken statt glauben. Dem sah ich mich deshalb bei meinem eigenen Buch verpflichtet. Gerade wenn man Wissenschaften zugeneigt ist und religiöse Glaubensvorgaben ablehnt, sollte man mit Begriffen wie Wissen vorsichtig umgehen. Wissen zu fordern ist viel zu unbestimmt, um von einem angesprochenen umgesetzt zu werden. Aber mit seinem vorhandenen Denken sich einem Thema zu nähern, dass ist wirkliche Aufklärung und funktioniert, wenn man sich tatsächlich einmal zum Nach-Denken entschieden hat. Damit liegt Fakler in seiner Aussage genau richtig. Denn die Wissenschaft ist gerade dazu da, auch immer wieder falsches, zuvor als wissenschaftlich belegtes Wissen, zu korrigieren. Nicht zuletzt hat ein Abschreibefehler zahllosen Kindern einen besonders gesunden, weil eisenhaltigen Spinat beschert. Auch Michelangelos Moses hat deshalb statt eines Strahlenkranzes Hörner auf der Stirn. Und das Kamel geht nicht durch das Nadelöhr sondern ein Tau (Seil). Im Paradies warten auf einen Moslem auch keine Jungfrauen, sondern viel textlich eher „weiße Trauben“ (paradiesische Köstlichkeit für einen Wüstenkrieger). Die gesamte Erforschung von Gesundheit, Krankheit und Ernährung ist voll von derartigen Berichtigungen. Das ist eben Wissenschaft und das ist Fortschritt. Der Glauben dagegen ist statisch und steht dabei stets und immer zunehmender im Widerspruch zum Wissen. Alles, was religiös schon zur Schöpfung, zu Naturgesetzen, dem Universum oder im medizinischen Bereich  verkündet und erklärt wurde, hat sich immer wieder als grotesk falsch erwiesen.  Mit den Erfordernissen des Glaubens wurde Wissenschaft gerade im medizinischen Bereich immer wieder schärfstens bekämpft. Doch heute vertraut auch ein Papst lieber seinem Arzt als allein auf Gebete zu setzen, und er vertraut in seinem Papamobil auch lieber dem Panzerglas als einer Kugel ablenkenden Maria. Dem Glauben den absoluten Vorrang einzuräumen, ist bis heute klerikale Auffassung und kostete im Laufe der Geschichte schon tausende Menschenleben.

Schließlich wird jeder Gläubige auch angeben, dass er „glaubensgewiss“ sei. Er weiß, dass ein Priester Wein in Blut verwandeln kann, er weiß, dass Jesus ihn durch seinen Tod von seinen Sünden erlöst hat, er weiß, dass die Zwangsmissionierung und Kreuzzüge dem Willen Gottes entsprochen haben. Doch   Fakler bleibt bei diesem „Wissen“ eben nicht stehen und fordert am Ende deshalb vollständig schlüssig: Denken statt glauben. Mit dieser Forderung steht ein Gläubiger dann wohl ziemlich ratlos da. Denken ist schließlich genau das, was ihm als Kind in religiösen Frage aberzogen wurde. Mit welchen Denkoperationen soll denn ein Mensch zum Glauben gelangen? Glauben kommt nur daher, dass wir Menschen oder ein konkreter Mensch sich eben ein Phänomen nicht erklären kann. Aber viele Phänomene wurden inzwischen entschlüsselt. Man muss keine Opfer bringen und schon gar keine menschlichen, damit die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht. Beschnittene sterben genauso wie Unbeschnittene, gleiches gilt für Fastende oder Betende. Nichts ändert sich – und das erkennt man, wenn man dem Denken endlich den Raum zubilligt, den uns als Menschen mit unserem Gehirn geschenkt wurde. Das ist kein Gottesbeweis, wie immer verschleiernd als Argument vorgetragen wird, sondern nur das Eingeständnis, dass wir viele Dinge der Evolution und des Universums nicht erklären können. Religionskritik setzt deshalb nicht an einem diffusen Gottesbild an, sondern lässt sich nicht davon abbringen, genau den Gott oder die Götter ins Visier zu nehmen, die mit Anspruch auf göttliche Weisheit und Inspiration nach ihren Texten daherkommen. Fakler nimmt sich hierbei nicht nur das Christentum sondern in einigen Punkten auch den Aussagen des Islams an. Keine Religion unterscheidet sich von einer anderen. Kulturbedingt und durch die Aufklärung eines besseren belehrt, musste sich das Christentum im Umgang mit Kritikern zurücknehmen. Ob dies dem Islam in gleicher Weise gelingen wird, erscheint gegenwärtig äußerst fraglich. Aber das muss auf sich beruhen.

Einen Aspekt hat Fakler nicht in den Blick genommen. Aber sicherlich nicht, weil er hierzu eine andersartige Auffassung hätte: die Beichte. Diese ist für mich ein Höhepunkt klerikaler Manipulation. Ein Geständnis über ein Vergehen oder Verbrechen mag für einen Täter sicherlich entlastend wirken, dies aber mit göttlicher „Vergebens-Kompetenz“ auszustatten, ist für mich Hybris und Blasphemie reinsten Wassers.

Wenn Lehrer nicht wissen, was sie im Fach Ethik unterrichten sollen oder jemand nach ethischer Orientierung sucht, so findet er in diesem Buch reichlich Anschauungs- und Denkmaterial. Kein Urteil ist so falsch wie das, dass Religionen ethische Orientierung vermitteln (z,B. Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben; Theo Logisch (Ps.), Das ist euer Glaube). Solange noch an eine Jungfrauengeburt, leibliche Himmelfahrt und ein Weiterleben nach dem Tod geglaubt wird, stehen die Aussichten schlecht, dass sich in dieser Welt etwas grundsätzlich ändert. Das Menschsein zeigt sich im Diesseits nicht im Jenseits. Das Glaube schon immer als Legitimation für Herrschaft missbraucht wurde, ist immer noch nicht überwunden (Verfassungsrechtlicher Auftrag zur Ablösung der Staatsleistungen wird nächstes Jahr genau seit 100 Jahren ignoriert). Was bei Fakler nicht im Blick ist: Die Glaubenstreue der überwiegenden Anzahl der Politiker, das Gewähren und Beibehalten von Privilegien (Religionsunterricht; Staatsleistungen etc.) und der unermessliche Reichtum der Kirche/n. Aber dazu kann man an anderer Stelle mehr lesen. Wenn man erst einmal eine Frage im Raum steht, sollte, kann und muss man mit dem Denken beginnen – und mit dem Lesen dieses Buches. 

Rezension: Verfolger

Rezension zu Roland Faklers:

 Von Verfolgern und Verfolgten von Roland Weber Mannheim

Ein Buch, das man lesen sollte.

Fakler zeigt anhand der Geschichte, vor allem auch der Kirchengeschichte und den bekannten Akteuren, wie anfällig die Menschheit für Irrglauben, Egoismus und letztlich Dummheit doch ist. Wenn er sein Buch mit dem Untertitel „Lehren aus der Weltgeschichte“ versieht, so überkommen mich doch Zweifel. Bestenfalls kann man mit kritischen Büchern oder Meinungsäußerungen hoffen, diejenigen zu erreichen, die ohnehin der gleichen oder einer ähnlichen Meinung sind. Diejenigen, für die die Ausführungen eigentlich gelten, erweisen sich sowohl in den Führungsetagen als auch gerade in den unteren Schichten dagegen stets schon als „informations- und belehrungsresistent“. Lernen kann man aus der Geschichte in der Tat. Vor allem dann aber auch, wie fragwürdig die Überlieferungen und Einschätzungen sind. Doch dies ist nicht Gegenstand des Buches.

Fakler nimmt sich einige der sogenannten „Größen“ vor. „Groß“ waren merkwürdigerweise – oder eben genau dies verräterischer Weise – vor allem Männer, die über ihre und vor allem andere Völker Krieg, Abschlachten, Töten, Unterdrückung und Verfolgung brachten. Vor allem die kirchliche Geschichtsschreibung machte viele zu „Großen“ und merkwürdige Menschen zu „Heiligen“. Fakler widmet sich nur den Großen. Was war an einem Cäsar „groß“, was an einem Napoleon (auch wenn diese nicht diesen nahezu öffentlichen Titel erhalten haben – behandelt werden sie stets so), was an einem Alexander dem Großen, was an einem Herodes dem Großen, was an einem Konstantin oder Theodosius dem Großen, was an einem Otto dem Großen, was an einem Friedrich II. dem Großen, was an einem Papst Leo oder Gregor dem Großen und den zahllosen sonstigen Großen mit denen man unser Gehirn zupflastert? Gewiss waren sie monströse „Unterwerfer“ und gründeten Reiche oder begründeten Herrschaft. Und vor allem haben sie letztlich durch ihre Taten hunderttausenden Menschen den Tod und Elend gebracht. Man muss sich also fragen, welches Weltbild vertreten diejenigen, die für diese „Größe“ – Zuschreibungen verantwortlich sind und warum sie diese damit indirekt als bewundernswerte Gestalten anpreisen? Offenbar ist und wird das menschliche Gehirn auf Hierarchie geprägt.Mit mehr Recht könnte man all diese Potentaten auch als „Menschenfeinde“ titulieren – und dies Aufzuzeigen ist Faklers Anliegen. Wieviel tote Soldaten wiegen für einen Friedrich den Großen die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel auf – oder auch umgekehrt!? Verbesserte ein Konstantin die Welt, indem er den Katholizismus förderte und andere Religionen unterdrückte?

Auch wenn der Autor diese Fragen nicht direkt aufwirft, so sucht er in seinen Schlussworten (Die letzte Offenbarung) doch Antworten genau in diesem Sinne.

Seine Frohe Botschaft aus den Lehren der Geschichte und der Geschichte der Religionen (unter Nr.5) lautet daher ganz kurz und ganz einfach:

„Ich möchte, dass die Menschen gut zueinander sind und gebe ihnen dazu mein einziges Gebot: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge keinem anderen zu!“

Das ist gewiss ein akzeptabler Ansatz, aber selbst hinter diesem bleiben wir eben zurück – und dies ist leider noch nicht alles. Ein Fanatiker hat vermutlich damit nicht einmal ein Problem. In Wirklichkeit – und das sieht auch Fakler so – kommt es aber nicht darauf an, stets mit der Masse zu marschieren, sondern der eigenen Menschlichkeit zu folgen.

Wäre es richtig gewesen, dass jemand in die Hitler-Jugend oder die NSDAP eingetreten wäre, weil auch andere dies tun oder dies müssen? Bürger nicht in „jüdische“ Geschäfte hineinlassen? Dies möge man nicht als provokant, sondern als Aufforderung zum Nachdenken verstehen. Und ganz gewiss hat Fakler derartige Perversions-Interpretationen auch gar nicht im Sinn.

Auch wenn man die Charakterschwächen der aufgeführten Imperatoren, Kaiser, Partei- und Volksführer aufführt, so bleiben abschließende Urteile immer fragwürdig. Zum einen strotzt die Geschichte vor Falschberichten, Fälschungen, Interpretationen und Unterdrückungen, was ganze Bücher füllen kann, zum anderen können wir uns kaum in historische Situationen hineindenken oder wirksame Lehren aus der Geschichte ziehen. Schon immer ging es um „Köpfe“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Keiner der Großen, der nicht auch ein „persönliches“ Todesurteil ausgesprochen und zu vertreten hätte. Wie soll sich z.B. jemand entscheiden, der als gefeierter Führer im Jahr 1790 vor dem Volk steht? Weiter Hinrichtungen fordern oder sofortiges Abrüsten befürworten? So oder so läuft das dann letztlich auf die Varianten „Versager“ oder „Verräter“ – und ggf. eben dann auch auf Tote hinaus. Auch der Rückzug in die eigene Gartenlaube hilft da geschichtlich nicht wirklich weiter.

Die Krux bei angestrebten Änderungen in Herrschaftsstrukturen ist immer, dass sie nie ohne Druck und Gewalt zustande kommen. Schon im Bauernkrieg mussten die Bauern erfahren, wie selbst auf harmloseste Forderungen (eigenen Priester wählen zu dürfen) die Herrschenden reagierten. Das Dumme ist dabei eben, dass stets Gegendruck entsteht und somit der Weg zu einem gänzlich friedlichen Miteinander oft verbaut ist. Bei allem gibt es immer „Gegner“ und dann kommt es auf die Umstände an, wie der Konflikt gelöst werden kann. Keiner der Macht hat, gibt sie freiwillig her, da er sofort mit einer „Abrechnung“ rechnen muss. Früher musste ein Herrscher spürbare Gewalt anwenden, wenn er etwas erreichen wollte. Heute kann sich eine politische Führung einfach über den Willen der Mehrheit hinwegsetzen – oder mit einem überlegenen Aufgebot Widerstand unterdrücken. Immerhin kann man aber erkennen, wer am nachdrücklichsten gegen die Menschlichkeit verstößt. Aber das sieht man eben nur bei den Siegern, die gestalten. Was die jeweiligen Verlierer mit gewonnener Macht gemacht hätten, kann man allenfalls spekulativ beantworten.

Dies muss ich kritisch anmerken, denn die Welt und die Anforderungen sind durchaus nicht immer, aber oft sehr komplex. Was wir aber – und das auch mit diesem Buch – lernen können, ist, wie es eben gewalttätig und inhuman gelaufen ist. Dabei sind keine einfachen Antworten möglich. Wichtig ist, sich aber immer der humanen Werte zu versichern. Die Aufklärung ist weit über ihren anti-religiösen Ansatz hinaus gescheitert, weil die Menschen nur selten als Individuum die Geschicke bestimmen, sondern die Massen agieren und als solche manipuliert werden. Heute mehr denn je. Was wir auch mit diesem Buch aber lernen können, ist vielleicht den unheilvollen Größenwahn bei „Führern“ aller Sorten und deren Glorifizierung rechtzeitig wahrzunehmen. Die Welt und das Geschehen bestimmen heute ein Trump, ein Kim, ein Erdogan – von Afrika, Vorderem Orient oder Südamerika erst gar nicht zu reden.

Leider ist nicht ersichtlich, dass auch aus der Geschichte irgendetwas Grundlegendes gelernt worden wäre. Korruption, Manipulation, Größenwahn, Hybris, Machtwahn usw. die schon alle „Großen“ in der Vergangenheit auszeichneten bleiben uns heute überwiegend in Systemen und Herrschaftsstrukturen erhalten.

Was wir auch begreifen können, dass die Verfolgung einzelner, wie sie der Autor auflistet, inzwischen zu einem Massenphänomen geworden ist. Man feiert einen Journalisten, der aus der Türkei offensichtlich aufgrund eines „Gegengeschäfts“ freigekommen ist, ignoriert dabei allerdings allein dort über hunderte andere zu Unrecht verfolgte und geht alles in allem zur Tagesordnung über. Erich Maria Remarque ließ in seinem Roman trotz erbitterter Stellungskämpfe im Ersten Weltkrieg vermelden: „Im Westen nichts Neues!“ Sicherlich hat sich vieles verbessert, und in unseren Breiten (!) muss man nicht täglich um Leib und Leben bangen und ist nicht mehr herrschaftlicher Willkür ausgeliefert, aber hinsichtlich der Manipulation der Menschen muss es heißen: Nein, „Auf der Welt nichts Neues!“

Auch wenn dem Einzelnen in unserer Gesellschaft immer weniger Bedeutung zukommt und damit die Chancen auf grundlegende Veränderung gegen Null tendieren: Man sollte nicht nachlassen, Informationen aufzunehmen und seine eigene Werteskala zu justieren. Dazu liefert Fakler mit seinem Buch ein lesenswertes Werk. Es ist ein Beitrag der Aufklärung und des Humanismus.

Zitat S.145:

„Wer gefährlichen Unsinn nicht kritisiert, macht sich schuldig an zukünftigen Generationen, denn es ist die Denkweise, die unheilvolles Handeln rechtfertigt.“