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Roland Fakler

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Ist das Christentum tolerant?

Herr Urban verkündet in einem Wort zum Sonntag schöne Worte und vergisst, dass das Christentum selbst das Problem ist

Replik auf das „Wort zum Sonntag“ von Prof. Wolfgang Urban, Diakon der Seelsorgeeinheit Rottenburg (3. August). Leserbrief im Tagbalatt am 9.08.2024

 

Lieber Herr Urban, danke für die schönen “Worte zum Sonntag”.

Alles, was den Menschen hilft, ihr Dasein zu bewältigen ist gut, aber es helfen uns nicht Worte allein, sondern vor allem eine vernünftige und gerechte Regierung.

Wenn man die 2000- jährige Geschichte des Christentums betrachtet, kann man leider nicht zu dem Schluss kommen, dass Jesus der Welt den Frieden gebracht hat. Im Gegenteil, er hat sehr viel Streit um seine Person ausgelöst, weil er selbst nicht alle Menschen von der Rechtmäßigkeit seines absoluten Herrschaftsanspruches überzeugen konnte. Er droht: „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Markus 16:16. Man kann die daraus entstandenen Kriege und Verfolgungen machtgierigen Kaisern, Päpsten und Diktatoren in die Schuhe schieben, aber die kamen zur Herrschaft, weil das Christentum die Menschen entmündigt hat und die Legitimation der Herrschaft an einen Gott delegiert hat, den jeder Depp zu jedem Zweck benutzen kann, ohne dass Gott dagegen protestiert. Das hat heute wieder Hochkonjunktur bei Erdogan, Putin, Trump, Modi…Sie alle benutzen Gott und vertrauen dabei auf ein unmündiges und blindgläubiges Volk.

 

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Herr Tappeser behauptet in einem Leserbrief im Tagblatt am 7.03.2016 dass das Christentum für Nächstenliebe und Toleranz eintritt.

Hier ist meine Antwort:

Individuelle Lösung.

Lieber Herr Tappeser, wenn das Christentum inzwischen Toleranz predigt, ist das ein großer Fortschritt, der aber leider nicht dem Christentum, sondern der Aufklärung zu verdanken ist. Jedes Schulkind weiß heute, dass das Christentum, sobald es seit Kaiser Konstantin 313 die nötige Macht dazu hatte, extrem intolerant war. Alles was nicht rechtgläubig katholisch war, wurde verfolgt und vernichtet, nicht nur die Juden, sondern auch andere christliche Gemeinschaften wie die Arianer, die Markioniten, die Waldenser, die Albigenser, die Wiedertäufer, ganz zu schweigen von den Ketzern, den Freidenkern, den Humanisten, den „Gottlosen und Heiden“.

Dieses Problem begann nicht erst mit den Päpsten, auch nicht mit den Kirchenvätern, sondern schon mit dem ersten Gebot im Alten Testament: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“

Und es ging weiter mit den angeblichen Worten des Jesus von Nazareth, von denen ich hier ein paar zitieren möchte: Luk. 19:27 „Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringet her und erwürget sie vor mir.“ Markus. 16:16 „Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“. Joh. 15:6 Wenn jemand nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorret, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. …Und tatsächlich wurden sie von den „Rechtgläubigen“ auf die Scheiterhaufen geworfen und tatsächlich mussten sie brennen, – jahrhundertelang!

Was an Deutschland ist christlich?

Was an Deutschland ist christlich?

von Roland Fakler

Immer wieder berufen sich unsere Politiker auf die christliche Prägung Deutschlands. Tatsache ist: Das Gebiet des heutigen Deutschlands ist zwischen dem 4. und 13. Jahrhundert mit mehr oder weniger Gewalt, durch Verordnungen römischer Kaiser (Theodosius II. 380) und durch die Eroberungszüge der Franken (Chlodwig; Karl) und Sachsen katholisiert worden. Schon das war ein überaus unchristliches Vorgehen, wo doch der Meister jede Waffengewalt abgelehnt hat. Auch mit Legenden, Lügen, Fälschungen, Drohungen und Zerstörung ihrer Heiligtümer sollten die Heiden vom Christentum überzeugt werden. Das hat dem Land und seinen Bewohnern viel Verfolgung und Ausbeutung und seinen Nachbarn Unheil und Krieg gebracht.

Inzwischen gibt es ein demokratisches Deutschland. Aber was an diesem freiheitlich, demokratischen Staat, der auf den Werten der Aufklärung gründet, ist christlich? Schon der Katholizismus ist weit weg vom Geist des Predigers aus Nazareth, der gegen Prunk und Reichtum, gegen Tempel, Priester und Scheinheiligkeit gewettert hat.

Ist Demokratie christlich? Kann sie nicht sein! Demokratie hat Jesus nie befürwortet. Er hat im Gegenteil empfohlen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Er war der unangefochtene Boss über seine Jünger und sie hielten ihn nicht nur für den Sohn Gottes, sondern auch für den „König der Juden“. Woraus zu schließen wäre, dass Jesus eher für eine monarchische Ordnung war, wenn er den irdischen Staat nicht überhaupt abgelehnt hat. Staatstheorie hat ihn nicht interessiert. Vor allem Paulus hat den verhängnisvollen Satz geprägt, dass alle Obrigkeit von Gott kommt. Das war die Basis, auf die die „Könige von Gottes Gnaden“ und die Päpste jahrhundertelang ihre absolute Herrschaft gegründet haben, ohne Einschränkung ihrer Macht, ohne Rechte des Volkes. In der heutigen Verfassung Deutschlands kommt die Obrigkeit nicht von Gott – sollte sie wenigstens nicht – sondern sie geht vom Volke aus, in freien und allgemeinen Wahlen.

Ist die Weltanschauungsfreiheit christlich? Ist sie natürlich nicht. Jesus schickt alle ins ewige Feuer, die nicht an ihn glauben. Markus 16:16 Dementsprechend haben seine Anhänger gehandelt. Schon auf Erden sollten Falschgläubige in den Genuss der segensreichen Reinigung ihrer Seele durch Feuer kommen. Dann gibt es auch noch das erste der zehn Gebote, das besagt: “Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.” Also nichts mit Religionsfreiheit oder gar Weltanschauungsfreiheit. Da könnte ja jeder glauben was ihm passt.

Schwören aufs Grundgesetz geht gar nicht. Jedenfalls ist das nicht christlich, denn das Schwören hat der Meister grundsätzlich verboten und was Gesetz ist, steht in der Bibel und nicht im Belieben von Abgeordneten. Matthäus 5:33 Stört natürlich niemanden. Das Volk denkt ohnehin nicht so scharf. Dazu gibt es Theologieprofessoren, die alles so hinbiegen, wie es die Herrschaften Politiker brauchen, ohne zugeben zu müssen, dass das mit Christentum nichts zu tun hat.

Auch das Waffen- und Kriegshandwerk kann nicht mit dem gerechtfertigt werden, der empfohlen hat: Mat 5:39 „Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“ Oder doch? Da steht ja auch noch: “Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert…” Mt. 10,34 Da steht halt Hü und Hott.  Schließlich kann man mit den Gewinnen aus Waffengeschäften viel Gutes tun – zumindest für sich selbst…was dann wieder christlich wäre…wenn man es nur richtig versteht.

Gerne wird von der CDU die soziale Marktwirtschaft und das private Unternehmertum als Markenzeichen christlicher Sozialpolitik bezeichnet. Jesus, der seine Jünger ohne Geld im Gürtel auf die Wanderschaft geschickt hat, hatte dazu Folgendes zu sagen: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Mat 6:26 Also: Christliche Wirtschaft sieht anders aus! Schließlich konnte Jesus beliebig viel Wein, Brot und Fische produzieren…ohne Unternehmen und ohne Angestellte.

Auch die Familienwerte, auf die die CDU immer so stolz ist, sollen christlich sein? Aber was hatte Jesus für eine Familie. Seine Abstammung wirft Rätsel auf. War es nun der Heilige Geist oder Josef, der seine letzten Reserven locker gemacht hat? Er war nie verheiratet, hatte keine Kinder, hatte ein gespanntes Verhältnis zu seiner Mutter und seinen Geschwistern, die ihn für verrückt hielten. Er erwartet, dass alle seine Jünger ihre liebsten Angehörigen für ihn aufgeben. Lk 14:26 „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“ Das wäre jedenfalls ein überzeugender Grund, nicht sein Jünger zu sein. Also auch die immer wieder beschworenen Familienwerte können mit Jesus nicht verteidigt werden.

Bleibt noch der Joker: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Christen tun oft so als ob es ohne Christus keine Nächstenliebe geben könnte. Man findet die „Goldene Regel“, „was du nicht willst, dass dir man tu….“ aber schon im Alten Testament, auch 500 v.u.Z bei Buddha, bei Konfuzius, bei Zarathustra, im Hinduismus, wo sie sogar auf alle Lebewesen ausgedehnt wird, und bei griechischen Philosophen. Pythagoras hatte lange vor Jesus gesagt, man räche sich an seinen Feinden nur, indem man sich bemüht, sie zu Freunden zu machen; und Sokrates sagte im „Kriton”, dass es keinem Menschen gestattet sei, sich mit einem neuen Unrecht für ein erhaltenes Unrecht zu rächen. Schon Zenon ca. -335 bis -263, der die philosophische Schule der Stoa begründet hat, lehrte eine weltweite Brüderlichkeit und dass die wahre Polis die Welt sei, in der alle Menschen als Mitbürger und Brüder leben sollten.

Sind dann wenigstens die Kirchtürme und Glocken christlich? Es gibt wirklich nichts im Christentum, was es nicht schon vor dem Christentum gegeben hätte. Glocken gab es schon im Alten China, im Judentum, im antiken Griechenland und Rom. Alexander der Große wurde mit Glockengeläut verabschiedet. Glocken gibt es im christlichen Abendland aber erst seit dem 6. und Kirchtürme erst seit dem 8. Jahrhundert. Mit dem Wanderprediger aus Galiläa haben sie nichts zu tun. Er predigte das baldige Ende der Welt und dem arbeiten unsere Politiker wohl entgegen. Das wäre dann tatsächlich christlich!

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