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Roland Fakler

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Wertefundament – Menschenrechte

Auslegungsbedürftig

Leserbrief im Tagblatt am 26.07.2018

Es war ein großer Fortschritt, dass nach den schrecklichen Erfahrungen der Geschichte, Regeln aufgestellt wurden, die letztlich das Leben für alle Menschen erträglicher machen sollen. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass dieses Wertefundament von Menschen erarbeitet wurde. Die Menschenrechte sind die Lehren aus der Weltgeschichte. Jedes Nachdenken darüber zu verbieten, wäre Fundamentalismus. Auch Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht. Menschenrechte sind nicht immer eindeutig, sondern auslegungsbedürftig. Das Asylrecht war ursprünglich nicht für Asyltouristen gedacht, sondern für Verfolgte von Terrorregimen.

Ein Nachdenken kann meiner Ansicht nur zu ihrer Festigung und Verinnerlichung führen. Wenn man etwas mit gutem Grund und mit Überlegung vertritt, kann man es überzeugender vertreten als wenn man nur glaubt, was alle glauben. Es gibt wirklich gute Gründe für die Menschenrechte: Sie haben sich bewährt, stiften weltweit Frieden und Gerechtigkeit, sind ethisch und human, stärken die Rechte des Individuums. Es sind Regeln, denen ein vernünftiger Mensch aus ganzem Herzen zustimmen kann, was ich weder von den „Zehn Geboten“ noch von der „Scharia“ sagen könnte.

Zähes Ringen

Tagblatt 5.6.2018

„Seit 2000 Jahren setzen sich in Europa Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durch,“ meint Frau R.  Schön wär’s gewesen, nur war’s ganz anders! Es gab viele Rückschläge, denn diese Werte sind nicht  vom Himmel gefallen, sondern mussten in einem zähen irdischen Ringen gegen ihre Feinde erkämpft werden. Obwohl es Ansätze schon in der Antike gab, sind dies die Lehren aus der Weltgeschichte, insbesondere aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts.  1900 der letzten 2000 Jahre herrschte hier Diktatur: königliche, kaiserliche, kirchliche Diktatur.

Es gab viele Widerstände und Rückschläge auf dem Weg zur Demokratie, 1815 und 1848 die Niederschlagung der bürgerlichen Revolution, 1933 Faschismus,  1945 kommunistische Diktatur im Osten. Diese Herrschaften, haben sich nicht die Freiheit des Individuums und die Rechtstaatlichkeit auf die Fahnen geschrieben, sondern seine Beherrschung und Unterwerfung… und die Feinde der Freiheit leben immer noch: Faschisten,  Reichsbürger, Kommunisten, seit neuestem wieder viele, die einen Gottesstaat mit geistlichen Führern wollen,  von Gott selbst ernannt, wobei dann wohl wieder unklar wäre, von welchem Gott. Jedenfalls ist es so: Freiheit und Menschenrechte gibt es hier erst seit sehr kurzer Zeit, weil das Volk mündig geworden und ihre Feinde besiegt oder überzeugt wurden. Freiheitliche Werte können nur in einer republikanischen Verfassung und einem säkularen Staat gedeihen. Sie müssen ständig neu gerechtfertigt und wachsam verteidigt werden!

Ewiger Kampfplatz

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt: 4.April 2018

Der Tübinger Historiker Ewald Frie hat „Die Geschichte der Welt“ als Buch für junge Leute aufgeschrieben („Der Tod des Seefahrers und das große Missverstehen“, 29. März).

Anmerkungen zu Ewald Fries Buch: Die Geschichte der Welt.

Die beste Idee, die Menschen je hatten, ist die Idee von den Menschenrechten.

Auch wenn die Menschen nicht gleich sind, ist es gut für den Weltfrieden, wenn man von ihrer Gleichwertigkeit ausgeht und allen unveräußerliche Rechte zugesteht.

Um diese Menschenrechte für die Zukunft zu sichern, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, wer ihre Freunde und wer ihre Feinde sind?

Die Feinde waren immer diejenigen, die eine hierarchische oder autoritäre Herrschaft wollten, die Gottkönige, die Pharaonen, die Kaiser, die Päpste, die Könige von Gottes Gnaden, die Diktatoren, die totalitären Religionen und Ideologien, Faschismus und Kommunismus.

Die Befürworter waren meist Philosophen, die sich die Menschen als selbständig denkende, mündige Bürger vorstellten. Sie traten für die Demokratie ein, weil sich die Freiheit in ihr am ehesten verwirklichen und die Macht am besten beschränken ließ.

Leider ist es so, dass die ungebildete Masse sich von einem Führer mit unbeschränkter Macht, einem Messias, immer das Paradies versprochen hat. Mächtige neigen aber dazu, ihre Widersacher, die sie mit Sicherheit haben werden, zu verfolgen. Deswegen muss Macht immer beschränkt und kontrolliert werden.

Die Menschenrechte sind Freiheitsrechte, bzw. Abwehrrechte der Bürger gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie sollen dem Einzelnen Schutz vor deren Willkür und Übergriffen garantieren.

Es sind vernünftige Grundsätze, die aus dem Geist der Aufklärung entstanden sind. Die Welt ist ein ewiger Kampfplatz zwischen denen, die möglichst viel Macht wollen und denen, die ihre Freiheit behalten wollen. Die stärkeren Kräfte werden siegen! Das waren leider nicht immer die Vernünftigen, sondern meist die Skrupellosen, die unbedenklich über Leichenberge gingen und die man dann die „Großen“ nannte.

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Lage in Afrika

Leserbrief zur Lage der Flüchtlinge aus Afrika 2018-07-21 im Tabblatt Link zum Tagblatttext

Todesmutig

Afrika ist ein reicher und fruchtbarer Kontinent mit vielen Bodenschätzen.

Durch europäische Kolonialherren wurde er vom 15.-20. Jh. ausgebeutet, die Menschen versklavt; seit dem 8.Jh. auch schon von muslimischen Sklavenhändlern. Viele afrikanische Länder wurden Spielball im Kalten Krieg, 1945 – 1990. Demokratisch gewählte Politiker wurden vom Westen durch hörige Diktatoren ersetzt, die ihre Länder wie Selbstbedienungsläden für ihren Clan behandelten. Multinationale Konzerne schöpften den Reichtum des Kontinents ab, Industrieländer lieferten die nötigen Waffen, um ethnische Spannungen anzuheizen. Überbevölkerung, durch christliche und islamische Werte und Jenseitsdenken befördert, verhinderten irdische Lösungen. Islamistische Ideen fielen hier auf fruchtbaren Boden. Die Bevölkerungsexplosion verschärfte die Probleme durch Klima- und Umweltverschlechterung.  Die Welt erträgt nicht beliebig viele Menschen!

Was soll nun aus diesen Ländern werden, wenn die Stärksten und Fähigsten flüchten? Flucht ist keine Lösung! Wer sich todesmutig ins Meer stürzen will, sollte diesen Mut besser gegen korrupte Regierungen wenden, um sie abzusägen.

Natürlich betreiben die Schlepper ihr skrupelloses Geschäft mit den notleidenden Afrikanern und den naiven Helfern. Wenn es offene Grenzen gäbe, würden 500 Millionen kommen. Aber wenn alle in Deutschland glücklich werden wollten, würde niemand mehr glücklich… außer der AFD, die dann die Regierung übernehmen und das Asylrecht abschaffen würde.

Die Lösung müssen die Afrikaner finden, wenn sie nicht ewig bevormundet werden wollen…durchaus mit europäischer Hilfe.

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Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt Tübingen am 29.  Juni 2017

Hoffnungslose Seelen

In seiner Fronleichnamspredigt hat Bischof Gebhard Fürst zur Notwendigkeit uneigennütziger Hilfe für Afrika Stellung genommen (Rottenburger Seite, 16. Juni). Gregor Julien S. hat dies in einem Leserbrief kommentiert (22. Juni).

Selbstverständlich macht Herr S. gute und hilfreiche Vorschläge, um die Lage der Afrikaner zu verbessern, aber: „Die Erde erträgt nicht beliebig viele Menschen“. Diese simple Wahrheit scheint nicht bis zu den Verantwortlichen der katholischen Kirche durchzudringen. Die Probleme Afrikas lassen sich heute nicht mehr nur auf den Kolonialismus der Europäer und ihre heutige Wirtschaftspolitik schieben, sondern auf korrupte Regierungen – wie ihr Bericht über Präsident Zuma 22.06. sehr überzeugend belegt – und auf ein ungebremstes Bevölkerungswachstum, das nicht zuletzt dem Einfluss der katholischen Kirche zu verdanken ist. Sie wettert immer noch gegen Pille und Kondome und wundert sich über die vielen hungrigen Babys, die dabei herauskommen.

Da nicht zu erwarten ist, dass sich die politischen und ökonomischen Verhältnisse in Afrika bald ändern werden, wird damit eine „Flüchtlingsexplosion“ ungeheuren Ausmaßes vorbereitet. Wo sollten diese vielen jungen Menschen hin, denen ihre „geliebten“ Diktatoren alle Chancen rauben und die die scheinbar paradiesischen Verhältnisse in Europa sehen? Das Verhängnisvolle ist, dass es dieser Kirche, wie dem Islam, mit dem sie jetzt so gerne zusammenarbeitet, nicht darum geht, irdische Probleme zu lösen, sondern möglichst viele hoffnungslose Seelen auf ein jenseitiges Paradies zu vertrösten.

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Der Mensch ist das Maß

Ohne vernünftige Regeln war die Welt für die meisten die Hölle

Die kanadische Philosophin Patricia Churchland attackierte in Tübingen die moralischen Lehren von Religion und Ethik („Gut oder böse: Alles Oxytocin?“ sowie „Übrigens“ vom 8. Juni).

13.06.2018 Roland Fakler, Ammerbuch
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Oxytocin reicht leider nicht, um eine friedliche Welt zu schaffen, dazu bedarf es vernünftiger Regeln und einer Ordnungsmacht, die sie durchsetzt. Wenn wir die Welt einfach dem Oxytocin überlassen würden, wären die Guten, mit viel Oxytocin, bald ausgestorben, weil sie von den Bösen, mit weniger Oxytocin, ausgerottet worden wären.

Schon im Tierreich gibt es Zuneigung und Feindschaft, erst recht bei den Menschen. Die steinzeitliche Homo-sapiens-Truppe musste sich auf ihre Familienmitglieder verlassen können. Das war überlebensnotwendig. Ebenso notwendig war es auch, die Fremden mit Misstrauen zu betrachten, weil man nicht wusste, was von ihnen zu erwarten war. Heute wissen wir, dass die vorgeschichtlichen Menschen nicht einfach friedlich zusammen- oder nebeneinander gelebt haben und aus frühgeschichtlicher Zeit wissen wir, dass es unzählige Kriege und Völkermorde gab, dass meist ein waffentechnisch überlegenes Kriegervolk sich eine einheimische Bevölkerung unterworfen und versklavt hat. Wir wissen das von der Invasion der Dorer (- 12. Jahrhundert) in Griechenland, der Arier in Indien, der Israeliten in Palästina, der Europäer in Afrika, Asien und Amerika.

Ohne moralische Regeln gibt es also, trotz bisweilen vorhandenem Oxytocin, keine „friedliche“ Welt für alle Menschen, sondern Herren und Sklaven, Ausbeuter und Unterdrückte. Oxytocin kann sich erst wieder in einem friedlichen und gerechten Gemeinwesen entfalten, das durch Regeln und eine Ordnungsmacht gesichert ist.

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Wenn es schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte Religion gab, heißt das noch lange nicht unbedingt, dass damit menschenfreundliches Verhalten herrschte. Im Gegenteil, in der Frühzeit fast aller Religionen gab es Menschenopfer, Geister-, Teufels- und Wunderglauben, der mehr Angst verbreitet als zum ethisch gutem Leben angeleitet hat. Dabei waren „göttliche Offenbarungen“, die nichts als menschliche Machenschaften sind, nicht hilfreich, sondern wegen ihrer Intoleranz Konflikt fördernd.

Weiterer Leserbrief am 21.06.2018

Intolerante Götter

Der Mensch ist – in ethischen Normen – das Maß aller Dinge! Entscheidend, welche Werte in einer Gesellschaft herrschen, ist das Menschenbild, das in dieser Gesellschaft herrscht und nicht das Oxytocin, das in den Hirnen herumfährt. Auch angeblich göttliche Offenbarungen in all ihrer Vielfalt und ihren Widersprüchen sind selbstverständlich von Menschen geschaffen. Wir sehen das am besten daran, dass das erste Gebot, das die Weltanschaungsfreiheit einschränkt, gemäß unserem Grundgesetz nicht mehr gilt, es herrscht Weltanschauungsfreiheit. Auch viele andere biblischen Gebote, z. B. die Todesstrafe, gelten nicht mehr. Wenn in angeblich göttlichen Offenbarungen gegen Heiden und Falschgläubige gehetzt wird, wird dieser Hass salonfähig und alle Maßnahmen gegen diese „Ungläubigen“ gelten als „gut und richtig“, weil angeblich von Gott gewollt. Wenn jemand glaubt, dass jeder Terror gerechtfertigt ist, um der eigenen, für richtig und wahr geglaubten Weltanschauung zur Herrschaft zu verhelfen, geht es zu, wie es in den letzten 3000 Jahren zugegangen ist, mit Glaubenskriegen, Verfolgung, grausamen Strafen, anerzogenem Hass… Eine bessere Welt, mit besseren Werten kann nur auf der Basis eines Weltbildes entstehen, dass eine gerechte Welt für alle Menschen / Lebewesen schaffen möchte. Auch diese Idee ist natürlich nur eine menschliche, die verworfen oder durchgesetzt werden kann. Ich finde sie aber besser als das, was die intoleranten Götter / ihre Erfinder bisher so von sich gegeben haben.

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Was an Deutschland ist christlich?

Was an Deutschland ist christlich?

von Roland Fakler

  • Immer wieder berufen sich unsere Politiker auf die christliche Prägung Deutschlands. Tatsache ist: Das Gebiet des heutigen Deutschlands ist zwischen dem 4. und 13. Jahrhundert mit mehr oder weniger Gewalt, durch Verordnungen römischer Kaiser (Theodosius I. 380) und durch die Eroberungszüge der Franken (Chlodwig; Karl) und Sachsen katholisiert worden. Schon das war ein überaus unchristliches Vorgehen, wo doch der Meister jede Waffengewalt abgelehnt hat. Auch mit Legenden, Lügen, Fälschungen, Drohungen und Zerstörung ihrer Heiligtümer sollten die Heiden vom Christentum überzeugt werden. Das hat dem Land und seinen Bewohnern viel Verfolgung und Ausbeutung und seinen Nachbarn Unheil und Krieg gebracht.

Inzwischen gibt es ein demokratisches Deutschland. Aber was an diesem freiheitlich, demokratischen Staat, der auf den Werten der Aufklärung gründet, ist christlich? Schon der Katholizismus ist weit weg vom Geist des Predigers aus Nazareth, der gegen Prunk und Reichtum, gegen Tempel, Priester und Scheinheiligkeit gewettert hat.

Ist Demokratie christlich? Kann sie nicht sein! Demokratie hat Jesus nie befürwortet. Er hat im Gegenteil empfohlen, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist. Er war der unangefochtene Boss über seine Jünger und sie hielten ihn nicht nur für den Sohn Gottes, sondern auch für den „König der Juden“. Woraus zu schließen wäre, dass Jesus eher für eine monarchische Ordnung war, wenn er den irdischen Staat nicht überhaupt abgelehnt hat. Staatstheorie hat ihn nicht interessiert. Vor allem Paulus hat den verhängnisvollen Satz geprägt, dass alle Obrigkeit von Gott kommt. Das war die Basis, auf die die „Könige von Gottes Gnaden“ und die Päpste jahrhundertelang ihre absolute Herrschaft gegründet haben, ohne Einschränkung ihrer Macht, ohne Rechte des Volkes. In der heutigen Verfassung Deutschlands kommt die Obrigkeit nicht von Gott – sollte sie wenigstens nicht – sondern sie geht vom Volke aus, in freien und allgemeinen Wahlen.

Ist die Weltanschauungsfreiheit christlich? Ist sie natürlich nicht. Jesus schickt alle ins ewige Feuer, die nicht an ihn glauben. Markus 16:16 Dementsprechend haben seine Anhänger gehandelt. Schon auf Erden sollten Falschgläubige in den Genuss der segensreichen Reinigung ihrer Seele durch Feuer kommen. Dann gibt es auch noch das erste der zehn Gebote, das besagt: “Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.” Also nichts mit Religionsfreiheit oder gar Weltanschauungsfreiheit. Da könnte ja jeder glauben was ihm passt.

Schwören aufs Grundgesetz geht gar nicht. Jedenfalls ist das nicht christlich, denn das Schwören hat der Meister grundsätzlich verboten und was Gesetz ist, steht in der Bibel und nicht im Belieben von Abgeordneten. Matthäus 5:33 Stört natürlich niemanden. Das Volk denkt ohnehin nicht so scharf. Dazu gibt es Theologieprofessoren, die alles so hinbiegen, wie es die Herrschaften Politiker brauchen, ohne zugeben zu müssen, dass das mit Christentum nichts zu tun hat.

Auch das Waffen- und Kriegshandwerk kann nicht mit dem gerechtfertigt werden, der empfohlen hat: Mat 5:39 „Wenn dich einer auf die linke Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“ Oder doch? Da steht ja auch noch: “Ich bin nicht gekommen Frieden zu bringen, sondern das Schwert…” Mt. 10:34 Da steht halt Hü und Hott.  Schließlich kann man mit den Gewinnen aus Waffengeschäften viel Gutes tun – zumindest für sich selbst…was dann wieder christlich wäre…wenn man es nur richtig versteht.

Gerne wird von der CDU die soziale Marktwirtschaft und das private Unternehmertum als Markenzeichen christlicher Sozialpolitik bezeichnet. Jesus, der seine Jünger ohne Geld im Gürtel auf die Wanderschaft geschickt hat, hatte dazu Folgendes zu sagen: „Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ Mat 6:26 Also: Christliche Wirtschaft sieht anders aus! Schließlich konnte Jesus beliebig viel Wein, Brot und Fische produzieren…ohne Unternehmen und ohne Angestellte.

Auch die Familienwerte, auf die die CDU immer so stolz ist, sollen christlich sein? Aber was hatte Jesus für eine Familie. Seine Abstammung wirft Rätsel auf. War es nun der Heilige Geist oder Josef, der seine letzten Reserven locker gemacht hat? Er war nie verheiratet, hatte keine Kinder, hatte ein gespanntes Verhältnis zu seiner Mutter und seinen Geschwistern, die ihn für verrückt hielten. Er erwartet, dass alle seine Jünger ihre liebsten Angehörigen für ihn aufgeben. Lk 14:26 „So jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.“ Das wäre jedenfalls ein überzeugender Grund, nicht sein Jünger zu sein. Also auch die immer wieder beschworenen Familienwerte können mit Jesus nicht verteidigt werden.

Bleibt noch der Joker: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. Christen tun oft so als ob es ohne Christus keine Nächstenliebe geben könnte. Man findet die „Goldene Regel“, „was du nicht willst, dass dir man tu….“ aber schon im Alten Testament, auch 500 v.u.Z bei Buddha, bei Konfuzius, bei Zarathustra, im Hinduismus, wo sie sogar auf alle Lebewesen ausgedehnt wird, und bei griechischen Philosophen. Pythagoras hatte lange vor Jesus gesagt, man räche sich an seinen Feinden nur, indem man sich bemüht, sie zu Freunden zu machen; und Sokrates sagte im „Kriton”, dass es keinem Menschen gestattet sei, sich mit einem neuen Unrecht für ein erhaltenes Unrecht zu rächen. Schon Zenon ca. -335 bis -263, der die philosophische Schule der Stoa begründet hat, lehrte eine weltweite Brüderlichkeit und dass die wahre Polis die Welt sei, in der alle Menschen als Mitbürger und Brüder leben sollten.

Sind dann wenigstens die Kirchtürme und Glocken christlich? Es gibt wirklich nichts im Christentum, was es nicht schon vor dem Christentum gegeben hätte. Glocken gab es schon im Alten China, im Judentum, im antiken Griechenland und Rom. Alexander der Große wurde mit Glockengeläut verabschiedet. Glocken gibt es im christlichen Abendland aber erst seit dem 6. und Kirchtürme erst seit dem 8. Jahrhundert. Mit dem Wanderprediger aus Galiläa haben sie nichts zu tun. Er predigte das baldige Ende der Welt und dem arbeiten unsere Politiker wohl entgegen. Das wäre dann tatsächlich christlich!

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Auch auf HPD.de

Jugend im Gleichschritt

Leserbrief im heutigen Tagblatt Tübingen 21.03.2018

Hoffnung

Die Wanderausstellung „Jugend im Gleichschritt“ war bis 16. März im Tübinger Landratsamt zu sehen. Konnte man sich dem Druck staatlicher Indoktrination entziehen? Wie hat das ganze System von Führung und Verführung, von Terror und Verfolgung, von Ausgrenzung und Kameradschaft funktioniert? Wie denken Jugendliche und Überlebende heute darüber?

„Jugend im Gleichschritt“ – eine Ausstellung, die nachdenklich macht.

Jeder Staat kann seine Jugend im Gleichschritt marschieren lassen, wenn er genügend Druck in Form von Vergünstigungen für die Willigen und Nachteilen für die Unwilligen ausübt. Das haben unsere „Guides“ überzeugend erklärt. Dass sie sich nicht „Führer“ nennen, wo es doch gerade um die Entlarvung von (Ver-)Führern geht, versteht sich.

Jeder möchte in dem Staat leben, der seine Heimat ist. Wenn man nur als Nazi eine Chance auf Karriere hatte, war das eine Verführung, der viele erlegen sind.

Kinder und Jugendliche vertrauen auf die redlichen Absichten ihrer Eltern und Lehrer. Das Problem sind, bis heute, die herrschsüchtigen, sogenannten „starken Männer“, die totalen Ideologien, Religionen und Weltanschauungen, die die ganze Welt in den Griff bekommen wollen, die niemandem erlauben, selbstständig zu denken, die alle Ketzer und Abweichler verfolgen.

Die leichtesten Opfer sind immer die Kinder und Jugendlichen. Sie glauben, sie folgen, sie marschieren wohin sie geführt werden … auch in den eigenen Untergang. Wer Kinder zu blindem Glauben und Gehorsam erzieht, muss damit rechnen, dass sie eines Tages etwas ganz Dummes glauben und einem Verbrecher gehorchen. Deswegen: Kinder und Jugendliche nicht mit unvernünftigen Ideologien indoktrinieren, sondern zum selbstständigen Denken anleiten und Freiräume lassen zum „Anderssein“! Hoffnung machen die Jugendguides, die uns hervorragend durch die Ausstellung geführt haben.

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Mina Ahadi: Flucht aus dem Iran

 „Frauenrechte und Islam – ein lebenslanger Kampf gegen den politischen Islam.“

Vortrag von Mina Ahadi

28.4. 2018 Vortrag von Mina Ahadi

Die Humanisten Tübingen laden zu einem Vortrag von Mina Ahadi ein.
Die aus dem Iran geflüchtete Frauenrechtlerin ist Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime.
„Frauenrechte und Islam –
ein lebenslanger Kampf gegen den politischen Islam.“
Wo:           Begegnungsstätte Hirsch
                    Hirschgasse 9
                    Tübingen  –  Saal im 1. Stock

Wann:     Samstag den 28.4.2018
                 19 bis   21 Uhr

Eintritt:    frei

Veranstalter: Humanisten Tübingen

Mina Ahadi, geboren 1956 in Abhar (Iran), studierte Medizin an der Universität Tabriz und war aktiv in der linken Opposition gegen den Schah. Nach der gescheiterten Revolution im Iran 1979 organisierte sie Protestaktionen und Demonstrationen. Als regimekritische politische Aktivistin wurde sie steckbrieflich gesucht und flüchtete 1981 nach Kurdistan und später nach Wien. Seit 1996 lebt Mina Ahadi in Köln.

2001 gründete Mina Ahadi das Internationale Komitee gegen Steinigung, 2004 das Komitee gegen Todesstrafe. Als Koordinatorin und Sprecherin der beiden Komitees arbeitete sie weltweit mit Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zusammen und rettete dadurch vielen zum Tode (mitunter auch zur Steinigung) verurteilten Menschen das Leben. Auf der Gründungsversammlung des Zentralrats der Ex-Muslime wurde Mina Ahadi im Januar 2007 zur 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt.

In Deutschland tritt sie seitdem regelmäßig als Befürworterin eines konsequent säkularen Staates auf, und gilt als streitbare Kritikerin reaktionärer, religiöser Ideologien.

Leserbrief im Tagblatt 24.04.2018

von Roland Fakler

Ewiges Problem

„Amerika auf der Couch“ – der US-Psychiater Allen Frances analysierte die USA, das Trump-Zeitalter und die Welt am Wendepunkt („Das Primatengehirn twittert“, 20. April).

Die Analyse von Allen Frances gewährt tiefe Einblicke in das ewige Problem mit „(Halb-) Starken Männern“. Auch die intoleranten abrahamitischen Religionen sind Erzeugnisse solcher Männer. Mit ihrer Hilfe haben sie Herrschaften errichtet. Mit ihren unzeitgemäßen Moralvorstellungen und Drohungen gegen Falschgläubige halten diese Stammesreligionen die Menschheit auf einem Kulturniveau fest, das ohne sie längst überwunden wäre.

Wie einst die Könige, Kaiser und Päpste das Christentum benutzt haben, um ihre Herrschaft zu festigen und das Volk in Unmündigkeit zu halten, wird der politische Islam heute in vielen Ländern mit demselben Ziel gelehrt. Mehr noch, er ist ein Instrument, um die Herrschaft islamischer Diktaturen, z.B. der Türkei, Saudi-Arabiens, Irans…mit Hilfe von Imamen und Moschee- Vereinen auf westliche Staaten auszudehnen. Vor allem Frauen und Mädchen haben unter dem patriarchalischen Wertesystem des orthodoxen Islams zu leiden, durch Ehrenmorde, Kopftuch- und Ehezwang. Bei Diktaturen, die auf „demokratische“ Weise entstanden sind, muss man an der Mündigkeit der Wähler zweifeln.

Mündige Bürger wissen, dass Macht beschränkt und die Werte der Aufklärung gegen die Herrschaftsansprüche machthungriger Männer verteidigt werden müssen!

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Zusammenfassung des Vortrages:

Auf Einladung der Humanisten Tübingen und Terre des femmes füllte die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi am Samstag den Saal der Begegnungsstätte Hirsch mit gut 120 Leuten. Das Interesse war überwältigend. Man muss wohl persönlich betroffen sein, um die Botschaft von Freiheit und Selbstbestimmung mit solcher Überzeugung unters Publikum zu bringen wie sie. Ihr Mann wurde nach der Revolution im Iran 1980 hingerichtet. Sie hat das Wüten der Revolutionsgarden am eigenen Leib erlebt, hat wegen kritischer Reden ihren Studienplatz verloren und musste fliehen. In Deutschland ging ihr Kampf weiter gegen Steinigung und Todesstrafe, gegen Kopftuch- und Ehezwang. Sie ist Vorsitzende der Ex-Muslime und hat vielen Frauen einen Weg aus patriarchalischen Zwängen zu einem selbstbestimmten Leben gezeigt.

Es ist ein Fehler, wenn wir Menschen aus islamischen Ländern wie fromme Muslime behandeln. Sie sind zwangsweise in ihrer Kindheit Muslime geworden – wie viele Christen auch. Das haben unsere Politiker leider noch nicht begriffen. Politiker und Islamwissenschaftler fallen ihr in den Rücken, wenn sie konservativen Islamverbänden Zugeständnisse machen, die traditionelle Dummheiten religiös begründen wollen und hier ständig neue Forderungen stellen. „Das Kopftuch ist kein Stoff, sondern ein politisches Signal. Es dient dazu, Frauen unter Kontrolle zu halten.“ Die Flüchtlinge suchen hier Freiheit und nicht neue Zwänge in alten Fesseln. Deswegen: Klarere Trennung von Religion und Staat!

Mina Ahadi 2018-04-28

Mina Ahadi 2018-04-28

Ergänzung

Linda P. ist ein sehr schöner und informativer Artikel über den Vortrag von Mina Ahadi gelungen. Ihm wäre nichts hinzuzufügen, außer dass neben den einladenden Humanisten Tübingen die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes wesentlich zum Erfolg des Abends beigetragen hat. Diese Organisation engagiert sich weltweit für Frauenrechte. Neben Kopftuch- und Ehezwang, sind Ehrenmorde, Gewalt gegen Frauen und vor allem die weibliche Genitalverstümmelung schwerwiegende Probleme. Weltweit sollen 200 Millionen Frauen von der Beschneidung betroffen sein. Sie wird aus religiösen oder traditionellen Gründen, als feierlicher Initiationsritus, überwiegend in islamisch dominierten Ländern, vor allem in Teilen Nordafrikas, außerdem in manchen Ländern des Nahen Ostens und Asiens praktiziert. Wenn Frauen auf diese Weise unwiderruflich geschädigt werden, darf man das nicht tolerieren.

Es wäre sicher in Ordnung, wenn jede Frau auf der Welt frei entscheiden könnte, ob sie ein Kopftuch oder einen Irokesenschnitt tragen möchte, es ist nicht in Ordnung, wenn schon Kinder von Glaubensgemeinschaften dazu abgerichtet werden, sich mit religiösen oder politischen Symbolen abzugrenzen, die sie gar nicht verstehen können. Unser Staat muss dafür Sorge tragen, dass Kinder nicht indoktriniert, sondern informiert und zu mündigen Bürgern erzogen werden. Das Recht auf Unversehrtheit und Selbstbestimmung steht über dem Recht der Religionsgemeinschaft, ihre Mitglieder, vor allem ihre Kinder, zu formen.

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In der Humanistischen Rundschau vom Juli/August/ September 2018 ist dieser Artikel erschienen.

Von Helga Baumann – Roland Fakler und Marcel Kronfeld

Für Menschenrechte – gegen den politischen Islam!

Auf Einladung der Humanisten Tübingen und mit Unterstützung von Terre des Femmes füllte die iranische Menschenrechtlerin Mina Ahadi am 28.4.18 den Saal der Begegnungsstätte Hirsch in Tübingen mit gut 110 Zuhörern. Das Interesse war so überwältigend, dass der Saal wegen Überfüllung geschlossen werden musste.

Mit ihren Lebenslauf schilderte uns die Referentin auch die damalige Lage im Iran. Sie wurde 1956 in Abhar (Iran) in eine muslimische Familie geboren und musste im Alter von neun Jahren selbst die Burka tragen. Später, während ihrer Studienzeit in Tabriz, schloss sie sich der linken Opposition gegen den Schah an und setzte sich für Frauen- und Menschenrechte ein. In den größeren Städten konnten Frauen damals durchaus im Minirock auf die Straße gehen, was Mina Ahadi auch gerne tat.

Als in der Islamischen Revolution gegen den Schah 1979 Khomeini an die Macht kam, protestierte sie mit Tausenden Frauen gegen den von ihm angeordneten Kopftuchzwang  –  für sie ein frauenfeindliches Kontrollelement, das einem Gefängnis gleich kommt.

Dieses islamische Regime bedeutet für sie Verschleierung, Hinrichtung und Steinigung. Es wurden zur Einschüchterung bärtige Männer mit Messern und später mit Kalaschnikows auf die Straßen geschickt. „Kopftuch oder Schläge“ hieß damals die Drohung dieser Revolutionsgarden gegenüber den Frauen.

Da sie wegen ihrer politischen Aktivität, ihren Protestaktionen nicht mehr studieren durfte, arbeitete sie zunächst in einer Cola Fabrik. Als ihr erster Mann eines Tages mit fünf Gästen festgenommen und kurz darauf hingerichtet wurde, tauchte sie unter. Sie wurde steckbrieflich gesucht und später in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Für fast ein Jahr lebte sie ohne Papiere in Teheran, wobei sie jede Nacht in einem anderen Haus verbrachte. Selbst bei ihrem Bruder durfte sie nur ein Mal übernachten. Als sie wegen ihrer aussichtslos erscheinenden Lage Selbstmordgedanken hegte, fand sie viel Trost und seelische Unterstützung bei Familie Pastara. Schließlich flüchtete sie in den iranischen Teil Kurdistans. Dort lernte sie ihren zweien Mann kennen und lebte zehn Jahre „wie auf einem Campingplatz“ in einem Lager, in dem sie nach wie vor für einen Radiosender der Opposition arbeitete. Während des Lebens im Lager erlebte sie mehrere Selbstmordfälle u.a. zweier  Homosexueller und einer Schwangeren. Obwohl letztere Partisanin war, fand sich keiner ihrer Gesinnungsgenossen zu ihrer Beerdigung ein. Nur Mina Ahadi selbst und sieben weitere Frauen wohnten ihr bei.

Als Mina Ahadi 1990 die Gelegenheit bekam, nach Österreich zu gehen und erfuhr, dass dort die Lebenserwartung von Frauen höher als die der Männer sei, war sie schnell überzeugt. Sie belegte dort als Schwangere gleich Sprachkurse und wollte sich engagieren und der Welt die Augen darüber öffnen, was im Iran los war.

Zunächst setzte sie sich gegen Steinigungen ein. Nachdem es 100 Jahre lang keine Steinigungen mehr gegeben hatte, wurden sie unter Khomeini wieder eingeführt. Dazu scharten sich Männer um die in ein Todeshemd gekleidete und bis zu den Schultern eingegrabene Frau (die oft außerehelichen Sex gehabt hatte) und bewarfen sie mit Steinen, bis sie tot war. 1993 sprach sie über Steinigungen auf dem Menschenrechtskongress in Berlin, musste aber entsetzt feststellen, dass die Politiker kaum Interesse daran hatten, da sie mit den Unrechtsregimen aus bestimmten Gründen im Gespräch bleiben wollten.

Nachdem Ahadi im Jahr 1994 in Wien Besuch von ihrer Mutter aus dem Iran bekommen hatte, wurde diese nach der Rückkehr für zwei Wochen inhaftiert und nach dem Aufenthaltsort der Tochter befragt. Unter Druck verriet die Mutter diesen, konnte aber ihre Tochter noch rechtzeitig vor der drohenden Verfolgung warnen. Mit ihrer Familie floh Ahadi daher 1995 von Wien nach Köln, wo auch ihre zweite Tochter geboren wurde.

2001 gründete Mina Ahadi das Internationale Komitee gegen Steinigung, welches sich zu einem Netzwerk von rund 200 internationalen Organisationen entwickelte, und welches durch Proteste bei Regierungen Steinigungen verhindern konnte. Durch ihren Bekanntheitsgrad im Iran und auch in der Türkei wurde Ahadi laut Mediendarstellung zur Kontaktperson vieler Frauen aus beiden Ländern, die sich aufgrund drohender Ehrenmorde in Notlagen befanden. Ihre Arbeit bestand vorwiegend darin, Kontakte zu den Verurteilten und deren Familien aufzunehmen, Fotos und Daten zu sammeln und diese dann in den verschiedensten Medien im Ausland zu veröffentlichen.

2004 gründete sie das Komitee gegen die Todesstrafe. Als Koordinatorin und Sprecherin beider Komitees arbeitete sie weltweit mit Frauen- und Menschenrechtsorganisationen zusammen und rettete dadurch vielen zum Tode (mitunter auch zur Steinigung) Verurteilten das Leben. Der letzte spektakuläre Fall dieser Art war die Kampagne zur Rettung der jungen Iranerin Nazanin Fatehi, die Mina Ahadi mit der kanadischen Menschenrechtsaktivistin und ehemaligen Vize-Miss-World Nazarin Afshin-Jam organisierte. Im Rahmen dieser Aktion arbeitete Mina Ahadi 2006 erstmals mit der Giordano Bruno Stiftung zusammen, die später in enger Absprache mit ihr, Arzu Toker und weiteren Ex-Muslimen, das Konzept der Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ entwickelte. Auf der Gründungsversammlung des Zentralrates der Ex-Muslime wurde Mina Ahadi im Januar 2007 zur 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Seither reist sie umher, um die Menschen für Menschenrechte und Frauenrechte zu sensibilisieren und ihre Solidarität anzusprechen. Die Religion darf ihrer Meinung nach keine Erbangelegenheit sein. Sie ist entsetzt darüber, dass Männer hier verlangen können, dass Minderjährige Kopftuch tragen, während im Iran Frauen dagegen protestieren. Vier Millionen Moslems gehörten zu Deutschland, aber nicht das Kopftuch, das ein politisches Statement sei. Vor allem Kinder sollen es nicht tragen müssen.

Sie erzählte auch von der Kampagne für Sakineh Ashtiani in Tabriz, die 2006 zum Tode durch Steinigung verurteilt worden war. Deren Sohn kontaktierte Mina Ahadi und bat um Hilfe. Sie forderte ihn auf, mit seiner Schwester einen Brief über ihre Lage zu schreiben. Dieser wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in vielen Ländern veröffentlicht. In 110 Städten fanden Demonstrationen statt, und die Strafe für Sakineh Ashtiani wurde 2010 in eine zehnjährige Gefängnisstrafe umgewandelt. Seit diesem Jahr gab es im Iran keine Steinigungen mehr – aber nach wie vor gibt es dort ca. 800 Hinrichtungen im Jahr.

Die Referentin bedauert, dass die linke Bewegung nicht durchschaut, wie rechts der Islam ist und wie sehr in den Moscheen Rassismus gepredigt wird (S. 3 Mina Ahadi – ich klage an). Der Islam ist für sie eine Ideologie voller Hass. Wer ihn kritisiert, bekommt sofort Morddrohungen (S. 4 Mina A. ich klage an).

Als ihre Tochter einmal in einer deutschen Stadt von drei Männern angepöbelt wurde, weil sie kein Kopftuch aufhatte, benachrichtigte sie sofort die Polizei und meldete genau für diesen Ort eine Demonstration an. „Nur wer laut ist, wird gehört“, sagt sie.

Auch die Islamkonferenz wird von ihr kritisiert, da sie eine Bedrohung für die Säkularität darstelle. So etwas zu sagen sei nicht rassistisch, sondern humanistisch und frauenrechtsorientiert.

Ahadi ist in ständiger Lebensgefahr und steht oft unter Personenschutz. Auch am 28.4.18 kamen kurz zwei Polizisten vorbei, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Doch sie zeigt sich sehr mutig und witzelte: „Bringen Sie mir den Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime, ich bin Mina Ahadi, Vorsitzende der Ex-Muslime – ich mache ihn fertig“.

2007 wurde Mina Ahadi von der britischen National Secular Society mit dem „Irwin Prize for Secularist of the Year“ ausgezeichnet.

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Menschenrechte und ihre Feinde

Die Menschenrechte und ihre Feinde

Wie die Menschenrechte erkämpft werden mussten!

von Roland Fakler

Positive Entwicklungen werden mit + negative mit ꟷ gekennzeichnet;  v.u.Z.  heißt „vor unserer Zeitrechnung“.

Die Menschenrechte, auf die wir heute so stolz sind, bilden die Basis unseres Wertegerüstes. Sie sind uns nicht geschenkt worden, sondern sie mussten in einem zähen Ringen, in einer viertausendjährigen Zivilisationsgeschichte erkämpft werden, vor allem in der Zeit der Aufklärung, zwischen dem 17. und 20. Jh., gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, gegen die Päpste und Kirchen, den Adel, die Diktatoren, den Staat und die “Heiligen” Schriften. Der Mensch in Bibel und Koran ist rechtlos.

Obwohl immer wieder von religiöser Seite behauptet wird, dass die „Zehn Gebote“ oder die in der Bibel erwähnte „Gottesebenbildlichkeit“ des Menschen Wurzeln der Menschenrechte seien, ist das falsch. Siehe dazu meinen Artikel: „Haben die Menschenrechte biblische Wurzeln?“ Tatsächlich sind die “Zehn Gebote” Gebote eines angeblichen Gottes, bzw. der jüdischen Priesterschaft, zur Errichtung einer hierarchischen Ordnung, zur Beschränkung der individuellen Freiheit und auch zur Aufstellung ethischer Verhaltensregeln. Sie sind aber keine Erfindung von Moses, denn selbstverständlich muss jede Gesetzessammlung Lügen, Stehlen und Töten verbieten. Das sind grundlegende Verhaltensnormen jeder menschlichen Gesellschaft, deswegen kommen sie nicht nur in den “Zehn Geboten” vor, sondern schon 1000 Jahre früher, im Codex Ur-Nammu, in den Gesetzen des Königs Hammurabi, in China, Indien und überall, wo es Zivilisationen gab.

Die Menschenrechte sind Freiheitsrechte des Bürgers, bzw. Abwehrrechte gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie sollen dem Einzelnen Schutz vor deren Willkür und deren Übergriffen gewähren. Es sind vernünftige Regeln, die das friedliche Zusammenleben garantieren sollen. Sie werden nicht gewährt, weil jemand ein Geschöpf Gottes ist oder sein Ebenbild, sondern weil einer ein vernunftbegabter, fühlender Mensch ist.

Wir haben uns in einem langen evolutionären Prozess aus dem Tierreich entwickelt und haben uns selbst entschlossen, mit unserer Vernunft Regeln aufzustellen, die das Leben auf diesem Planeten erträglicher machen, die das Glück mehren, Willkürherrschaft verhindern und das Leid mindern sollen. Die Menschenrechte sind die Lehren aus der Weltgeschichte.

Im jüdischen Gottesstaat und im christlichen Abendland, wo der Mensch als Sklave Gottes galt und die Priesterschaft die absolute Macht hatte, war kein Platz für individuelle Freiheitsrechte. Wer hätte je einen absoluteren Herrschaftsanspruch erhoben als der Gott der Bibel, seine Priesterschaft und die Herrscher von Gottes Gnaden… vielleicht noch die babylonischen Gottkönige oder die ägyptischen Pharaonen. Absolute Herrscher und totalitäre Regime waren und sind die entschiedensten Gegner der Freiheitsrechte. Sie schaffen eine Hierarchie, die es ihnen erlaubt, alle Macht, alle Rechte, alle Güter an sich zu reißen. Die Menschen sollten im Christentum glauben und gehorchen und auf einen gerechten Ausgleich für ihr jämmerliches Dasein in einem zweifelhaften Jenseits hoffen.

Ansätze von Menschenrechten konnten sich erst in republikanischen Gemeinwesen entwickeln, z.B. in der attischen oder der römischen Republik (Stoa), in den Stadtstaaten des Spätmittelalters (Stadtluft macht frei), in der neuen Welt (Amerika) oder nach der Französischen Revolution in Europa. Immer mussten vorher tyrannische, königliche oder religiöse Machtansprüche beseitigt und Maßnahmen gegen neuerliche Zugriffe auf die Rechte der Menschen abgewehrt werden.

Die Menschenrechte sind keineswegs dauerhaft garantiert, sondern können jederzeit von einem autoritären Regime wieder eingeschränkt, sogar abgeschafft werden.

Mündige und wachsame Bürger wissen, wie die Freiheit in einem Verfassungsstaat durch Gewaltenteilung, Machtkontrolle und Machtkritik bewahrt werden kann. Sie werden die Gefahren erkennen, die Lehren aus der Geschichte ziehen und richtig handeln, um sich diese Rechte zu sichern. Herrschaft ist nicht von Gott eingesetzt, sondern von Menschen zum Wohle der Menschen.  

Das jahrhundertelange, zähe Ringen zwischen den Rechten des Individuums und den Machtansprüchen der Herrschenden soll hier aufgezeigt, die Freunde + und Feinde  der Freiheit sollen genannt werden.

2100 v.u.Z.  Erste Gesetze; Codex Ur-Nammu; Ägyptisches Totenbuch

+ Gleichheit aller Bürger

Ein stabiles Staatswesen braucht Regeln und Gesetze, deswegen gab es schon lange vor den „Zehn Geboten“ in allen funktionierenden Staaten Versuche, solche Regeln aufzustellen. Die ältesten Gesetzessammlungen, die wir kennen sind der babylonische Codex Ur-Nammu 2100 v.u.Z., einige weitere babylonische Gesetzessammlungen und die Gesetze, die König Hammurabi 1700 v.u.Z. auf Stelen meißeln ließ. Auch im ägyptischen Totenbuch 2500 v.u.Z – 600 v.u.Z. finden sich wertvolle ethische Anweisungen, die zuerst nur in den Grabkammern der Pharaonen zu sehen, später, ab 2000 v.u.Z., allgemein zugänglich waren.

Natürlich lag es im Interesse eines Herrschers, dass das Volk seine Gesetze befolgte. Deswegen haben sie mit Hilfe der Priesterschaft den Glauben verbreitet, sie seien von Gott selbst erlassen worden, wie dies auch von den Zehn Geboten des Moses behauptet wurde.

Herrscher, die mit Vernunft und Weisheit regiert haben, taten dies sicher auch im eigenen Interesse, zur Sicherung ihrer Herrschaft. Im Codex Ur-Nammu wird eine Gleichbehandlung aller Bürger vor dem Gesetz festgeschrieben. Ausgenommen waren nur die Sklaven. Meist wurde aber die Gültigkeit dieser Gesetze auf Angehörige des eigenen Volkes beschränkt.

ꟷ  Es gab keine Verfassung; es fehlten Kontrollmechanismen; keine Gewaltenteilung; keine universelle Gültigkeit.

Dass es damals in  Babylon tatsächlich eine Gleichbehandlung aller Bürger / Innen vor dem Gesetz gab, ist zweifelhaft. Alleinherrscher haben immer ihre Familien und ihre Freunde begünstigt. Das Problem liegt im System. Es fällt den Menschen schwer, sich an Spielregeln zu halten, die sie ungestraft übertreten können. In einem absolutistischen Herrschaftssystem fehlten ganz einfach die Kontrollmechanismen, die Gewaltenteilung, die einen Verfassungsstaat auszeichnen und die Möglichkeit, den Herrscher bei Missachtung zur Rechenschaft zu ziehen. Er stand über dem Gesetz.

Auserwähltheitswahn

Menschen, Völker und Religionen haben eine bemerkenswerte Fähigkeit, sich zu überschätzen, sich für wertvoller, nützlicher, achtbarer zu halten als andere.

Sie sehen sich als Auserwählte und verteufeln die Fremden, die Barbaren, die Ungläubigen. Das gibt ihnen scheinbar ein gutes Gefühl, ein Gefühl der Überlegenheit. Das Schlimme daran ist: Den „anderen“ wurde das „Menschsein“ abgesprochen. Sie wurden zu Wesen minderen Rechtes und wurden in ihrem Herrschaftsbereich auch so behandelt.

In der ganzen Weltgeschichte spielt „Auserwähltheitswahn“ eine verhängnisvolle Rolle. In weltlichen (Faschismus, Kommunismus), wie in religiösen Herrschaftssystemen (Judentum, Christentum, Islam) gab es Bürger verschiedenen Rechtes bzw. Menschen ohne Recht. Auch ganze Völker haben sich als auserwählt gefühlt, die Griechen, die Römer, einige Indianerstämme, die Chinesen, die Japaner, die Franken, die Engländer, die Deutschen, die Russen, die Franzosen und nicht zuletzt die US – Amerikaner, womit sie sich das Recht nahmen, andere, „minderwertigere“ Völker zu beherrschen, auszubeuten und zu versklaven.

570 v.u.Z  Solons Reformen

+ Abschaffung der Schuldknechtschaft (Sklaverei) in Athen

538 v.u.Z  Kyros Zylinder

+ Religionsfreiheit,  Rassengleichheit, gegen Sklaverei

Es gab immer großherzige und tolerante Herrscher, die ihren Untertanen Freiheitsrechte gegönnt haben. Dies geschah auch, um die Untertanen zufrieden zu stellen und Aufstände zu vermeiden. Ein Beispiel dafür ist der Kyros-Erlass 538 v.u.Z. Er wird oft zu den ersten Dokumenten für die Abschaffung der Sklaverei, der Rassengleichheit und für die Gewährung von Religionsfreiheit erwähnt. Tatsächlich handelt es sich hier aber wohl um eine Fälschung der jüdischen Gemeinde, um sich diese Freiheit zu sichern. Kyros hat die Juden zwar aus der babylonischen Gefangenschaft entlassen, hat aber keineswegs allen Religionen die Freiheit gewährt. Freiheit gab es nur unter seiner Herrschaft und zu seinen Bedingungen, nicht gegen sie.

Religionsfreiheit erhielten die Juden auch unter römischer Herrschaft, teilweise unter christlicher Herrschaft und später unter dem Islam. Letztlich waren sie aber immer vom Wohlwollen dieser Regierungen abhängig, die von einem Tag zum anderen in Bösartigkeit und Verfolgung umschlagen konnte. Die Religionsfreiheit unter dem Islam für Juden und Christen war an die Abgabe einer Steuer gebunden. Juden und Christen waren aber keine gleichwertigen Menschen, sondern galten als Menschen zweiter Klasse, ganz zu schweigen von Atheisten, die es unter islamischer Herrschaft nicht geben durfte. Siehe Scharia.

Ein Rechtsstaat muss allen Staatsbürgern gleiches Recht gewähren, unabhängig von ihrer Religion und ihrer Rasse.

3. Jh. v.u.Z. Gesetze des Königs Ashoka

+ Friedfertigkeit, Tierschutz, Toleranz

Bei diesen Gesetzen, die der zum Buddhismus übergetretene indische König Ashoka in seinem ganzen Reich verbreiten ließ, handelt es sich weniger um Freiheitsrechte als vielmehr um eine Milderung aller Sitten, im Sinne des Buddhismus. Friedfertigkeit galt als Grundprinzip. Gefördert wird Güte, Großzügigkeit, Ehrlichkeit, Reinheit, Milde und das Gute in den Menschen; Respekt vor anderen Religionen, dabei dachte er wohl an den Hinduismus; Respekt vor dem Leben, auch vor dem tierischen; Verbot überflüssiger Tieropfer; Einrichtung der Krankenpflege für Menschen und Tiere; gerechte Behandlung der Gefangenen.

Da diese Lehren auch im Mittelmeerraum verbreitet wurden, könnten sie das Christentum stark beeinflusst haben. Man erkennt daran, wie die Rechte der Tiere in der von den abrahamitischen Religionen geprägten Welt vernachlässigt wurden. Den fairen Umgang mit der Natur und den Tieren kann man besser aus den Naturreligionen der Indianer, aus Buddhismus und Hinduismus lernen als aus dem Christentum.

5. bis 4. Jh. v.u.Z.  Attische Demokratie

+ Die Staatsgewalt geht vom Volke aus, es war mitverantwortlich am Staatswesen und durch vielfältige Ämter an der Politik beteiligt. Es gab eine geschriebene Verfassung, eine Volksversammlung und unabhängige Gerichte.

In der attischen Demokratie war nur ein Teil der männlichen Erwachsenen wahlberechtigt, keine Frauen, keine Sklaven, keine Fremden.

ꟷ Volksmengen sind anfällig für Demagogen und können, durch diese leicht auf die schiefe Bahn geraten. Es kam zu Volksverhetzung, Fremdenhass, Eroberungskriegen, Fehlurteilen (Sokrates).

300 v.u.Z.  Stoa

+ Alle Menschen sind Brüder

Die Idee von der Gleichheit und Brüderlichkeit aller Menschen taucht vor allem in der griechischen Philosophie der Stoa auf. Die Lehre war zwischen 300 v.u.Z bis 200 in der griechischen und römischen Welt weit verbreitet.

313 Mailänder Vereinbarung

+  Konstantin und Licinus erklären die Religionsfreiheit im Römischen Reich.

„Wir sind seit langem der Ansicht, dass Freiheit des Glaubens nicht verweigert werden sollte. Vielmehr sollten jedermann seine Gedanken und Wünsche gewährt werden, so dass er in der Lage ist, geistliche Dinge so anzusehen, wie er selbst es will. Darum haben wir befohlen, dass es jedermann erlaubt ist, seinen Glauben zu haben und zu praktizieren, wie er will.“[1]

380 – 565 Cunctos populos

Intoleranz gegen Andersgläubige; Vernichtung der heidnischen Kultur

Mit der Erhebung des Katholizismus zur einzigen Staatskirche im Römischen Reich durch Theodosius I. wurde 380 mit dem Religionsedikt “Cunctos populos” die Intoleranz gegen Andersgläubige, Ketzer, Heiden und Juden zum Programm des katholischen Staates.

ꟷ Die letzte Philosophenschule wurde 529 in Athen von Kaiser Justinian geschlossen. Unter ihm  kam es 565 zu umfangreichen Bücherverbrennungen. Bibliotheken wurden vernichtet, das blühende Schulsystem der Antike eingestellt, Philosophen (Hypathia) und Gelehrte des Heidentums vertrieben und ermordet

 380 – 1965 Inquisition

ꟷ  Systematische Verfolgung Andersgläubiger

„Seit der Erklärung des Christentums zur alleinigen Staatsreligion im Römischen Reich durch Kaiser Theodosius I. dem Großen, 380, erfolgten diese Verfahren mit Unterstützung des Staates in einigen katholischen Ländern Europas bis in das 19. Jahrhundert hinein. Ursprünglich war die Inquisition eine bischöfliche Einrichtung. Papst Gregor IX. zentralisierte die Inquisition 1231 in einer päpstlichen Behörde.

Von 1542 bis 1965 trug diese den Namen »Sanctum Officium« (»Heiliges Amt«). Das Inquisitionsverfahren gestattete die Anwendung des Gottesurteils und der Folter. Todesurteile wurden in der Regel durch den Feuertod vollstreckt. In Spanien, wo die Inquisition eine von einem Großinquisitor geleitete staatliche Einrichtung war, fielen dem Feuertod insgesamt rund 31000 Menschen zum Opfer.“[2]

751 – 20. Jh.  Könige von Gottes Gnaden

ꟷ  Entrechtung des Volkes – Alle Macht geht von einem angeblichen Gott und dem Klerus aus!

Mit der Christianisierung Europas wurden die Könige, seit Pippin dem Jüngeren 751, zu “Königen von Gottes Gnaden”. D.h. sie konnten nicht mehr von Ihresgleichen gewählt und abgesetzt, nicht einmal kritisiert werden, sondern sie erhielten ihre Legitimation durch päpstliche Weihe…und konnten bei Missfallen höchstens vom Klerus abgesetzt werden. Princeps legibus solutus est = Der Herrscher steht über dem Recht, er ist der Gesetzgeber, aber nicht selbst an das Recht gebunden. Der Herrscher kann demgemäß auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er das Gesetz bricht, etwa ein Verbrechen begeht.[3]

Ein nicht-existierendes Geistwesen sollte ihre absolute Herrschaft und ihren Terror legitimieren.

Die freie germanische Bevölkerung wurde während des Mittelalters durch die Herrschsucht und die Habgier von Kirche und Adel auf die Stellung eines rechtlosen Kindes bis zum Sklavendasein in Leibeigenschaft herabgedrückt.

ꟷ Paulus: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott;…[4]

 7. Jh. Scharia / Islam

ꟷ Die Scharia ist die Summe aller bestimmenden Gesetze und Regelungen im Islam. Sie leiten sich von den drei Säulen des Islam her: Koran – Hadīthe = Leben Mohammeds – Rechtsgutachten der Islamgelehrten.

Gemäß der 1990 von 56 islamischen Staaten beschlossenen „Kairoer Erklärung der Menschenrechte“ sind diese der Scharia untergeordnet, denn die Scharia sei von Gott geschaffenes, ewig gültiges Recht, die Menschenrechte dagegen seien nur von Menschen gemacht. In Wirklichkeit sind natürlich alle Gesetze, seit Hammurabi und Moses, menschlichen Ursprungs – auch die Scharia! Sie leitet sich aus den Dichtungen Mohammeds ab. Damit werden religiöse Vorschriften über individuelle Freiheitsrechte gesetzt. Nach westlicher Auffassung von den Menschenrechten ist das genau umgekehrt.

ꟷ Es gibt keine Trennung von Religion und Staat. 

ꟷ Der Islam teilt, gemäß der Scharia, Menschen in Bürger verschiedenen Rechtes ein, wobei nicht die Hautfarbe, sondern die Glaubensvorstellungen maßgebend sind: Muslime haben alle Rechte – Christen und Juden werden geduldet – Humanisten und Atheisten sind unerwünscht und werden oft als Kriminelle verfolgt z.B. in Ägypten und Pakistan.

ꟷ Kritik am Islam und seinem Propheten ist verboten.

ꟷ Minderwertigkeit der Frauen: Laut Koran dürfen sie geschlagen werden, Männer dürfen sich scheiden lassen, Frauen nicht; als Zeugen sind ihre Stimmen halb so viel wert. Sie können auch nicht so viel erben wie Männer und sind vielen Beschränkungen unterworfen, Kopftuchzwang im Iran. Bei Ehebruch dürfen sie, laut Scharia, gesteinigt werden.

Zur Scharia gehören in den islamischen Ländern immer noch ausgeführte unmenschliche Strafen wie: Steinigen, Handabhacken, Auspeitschen, Köpfen. Entrechtung von Homosexuellen und Atheisten.

Mit der zunehmenden Islamisierung kommen auch islamische Sitten in unser Land:

Ehrenmorde, Kopftuchzwang, Zwangsheiraten, Polygamie.

Wenn wir die freiheitliche Demokratie verteidigen wollen, hat der Islam einige Fragen zu beantworten:  Stehen die Menschenrechte und das Grundgesetz über der Scharia? Ist der Islam für Demokratie? Ist der Islam gegen Sklaverei, Schutzgelderpressung, Raub- und Beutekriege, ethnische Säuberungen und Blutrache, Terror und Auftragsmorde. Erlaubt der Islam den Bau von Kultstätten anderer Religionen in islamischen Ländern? Erlaubt er Religionsfreiheit bzw. die Loslösung vom Islam? Dürfen Muslime Freundschaft mit Ungläubigen schließen? Verbietet der Islam die Täuschung Ungläubiger? (Taqiyya) Ist der Islam eine Religion, die auf Weltherrschaft verzichten kann?

Die Religionsfreiheit endet da, wo Menschen verletzt und Tiere gequält werden (Schächten). Das individuelle Recht eines Kindes auf Unversehrtheit muss schwerer wiegen als die Religionsfreiheit. Bei der Ablehnung der Beschneidung von Mädchen ist man sich fast einig, nicht so bei der Beschneidung von Buben. Dazu gibt es grundsätzlich zwei Positionen:

ꟷ 1. Das Selbstbestimmungsrecht des Individuums wird dem Recht der Religionsgemeinschaft untergeordnet. Das wünscht sich der herrschsüchtige Klerus aller Religionen und nennt das dann Religionsfreiheit. Dieses Recht gilt vor allem in Gottesstaaten. Da Deutschland ein klerikaler Staat ist, ist auch das Selbstbestimmungsrecht des Individuums auf Beschneidung den Religionsgemeinschaften der Juden und Muslime übertragen worden, was eigentlich unseren Menschenrechten widerspricht.

+ 2. Das Selbstbestimmungsrecht und die Unversehrtheit eines Kindes wiegen schwerer als die archaischen Bestimmungen einer Religionsgemeinschaft. In der westlichen Welt werden unveräußerliche Menschenrechte über die Rechte von Religionsgemeinschaften gestellt. Das ist kennzeichnend für einen aufgeklärten Rechtsstaat, für den ich eintrete und in dem ich leben will.

Sklaverei

ꟷ Sklaverei gab es in der ganzen antiken Welt, in Babylon, Ägypten, bei den Juden, in Griechenland und Rom. Vom 7. bis ins 20. Jahrhundert betrieben vor allem islamische Herrscher den Sklavenhandel in Afrika und Europa, ehe der europäische transatlantische Sklavenhandel vom 15. – 19. Jh. einsetzte. Selbst Philosophen wie Platon und Aristoteles, auch die Kirchenväter nahmen sie als etwas „Natürliches“ und „Gottgewolltes“.  Priscillian 380, wollte sie abschaffen.

ꟷ Paulus rechtfertigt sie und Augustinus hielt sie für ein von Gott gewolltes Schicksal oder Folge der Sünde.[5]

Aber es gab auch schon in der Antike Stimmen, die sich gegen sie aussprachen. Zu den ersten, die die Sklaverei / Schuldknechtschaft abschaffen wollten, gehört wohl der griechische Staatsmann Solon um 560 v.u.Z. Tatsächlich hat es dann  Jahrhunderte gedauert bis sie endlich im 19. Jh. auf weltweite Ächtung stieß. Der letzte Staat der sie abschuf war Mauretanien 1980. Faktisch besteht sie in vielen Staaten immer noch.

+  Bereits 1688 sandten Pennsylvania-Deutsche eine Denkschrift an die Quäker von Pennsylvania, mit der Aufforderung, keine Sklaven mehr zu halten. Der Quäker John Woolman hat sich 1754 in seinem Traktat Some Considerations on Keeping Negroes – Einige Bedenken schwarze Sklaven zu halten, wohl als erster schriftlich gegen die Sklaverei geäußert, wenig später der Aufklärer Thomas Paine 1775 African Slavery In America.

1215 4. Laterankonzil

ꟷ  Entrechtung von Ketzern, Heiden, Juden, Muslimen.

Auf dem 4. Laterankonzil werden die Maßnahmen gegen Ketzer verschärft; Juden und Muslime müssen sich kennzeichnen, ihre Rechte werden eingeschränkt.

1215 Magna Charta

+ Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum Ist auf freie Männer beschränkt.

Der englische Adel trotzte dem König Johann Ohneland einige Rechte ab, die für alle „Freien“ Männer galten. Niemandem darf ohne Urteil das Leben, die Freiheit oder das Eigentum genommen werden.

1252 erließ Papst Innozenz IV. die Bulle Ad Extirpanda

und rechtfertigte darin ausdrücklich die Folter: die Ketzer sollten gefoltert werden, so wie man auch Diebe und Räuber weltlicher Güter zwingt, ihre Komplizen anzugeben und ihre Verbrechen zu gestehen“.

ꟷ Rechtfertigung der Folter bei Verhören

1285 -1342 Marsilius von Padua Trennung von Kirche und Staat; Staatsgewalt geht vom Volke aus

1452 Nikolaus V.

ꟷ Vollständige Entrechtung indigener Völker

Papst Nikolaus V. ermächtigt den portugiesischen König Alfons V. mit seiner Bulle Dum diversas, „die Länder der Ungläubigen zu erobern, ihre Bewohner zu vertreiben, zu unterjochen und in die ewige Knechtschaft zu zwingen.“  Im Auge hatte er damals vor allem die Eingeborenen Afrikas. Damit erhielt der Sklavenhandel päpstlichen Segen.

1484 Hexenbulle von Papst Innozenz VIII.

ꟷ Rechtfertigung zur Verfolgung angeblicher Hexen. Man rechnet zwischen 40000 und 60000 Opfern.

1525: Die „Zwölf Artikel“ der Memminger Bauern

+  Schutz vor adliger Willkürherrschaft

Sie bilden die erste verfassungsgebende Versammlung auf deutschem Boden und sind die erste Menschenrechtserklärung in Europa. Sie wollten ihre Pfarrer frei wählen und die Leibeigenschaft abschaffen; die Jagd sollte kein Vorrecht des Adels mehr sein; die Allmende (das unbebaute Land) sollte allen gehören. Sie wollten keine zusätzlichen Frondienste mehr leisten. Sie wendeten sich gegen zu hohe Pachtzinsen, gegen die Willkür bei Gerichtsverfahren und beim Strafen, gegen die Abgaben beim Todfall, d.h. beim Tod musste der Bauer sein bestes Stück Vieh an die Herrschaft abgeben.

Luther: Jeder Christ habe, gemäß dem Vorbild Jesu, nicht zu rechten und zu fechten, „sondern Unrecht zu leiden und das Übel zu dulden.“

1542: „Neue Gesetze“ aufgrund der Vorschläge von Bartolomé de las Casas

+  Schutz der indigenen Bevölkerung Amerikas vor Versklavung

ꟷ  1545 wurde das wichtigste der Neuen Gesetze vom Kaiser Karl V. wieder aufgehoben. Sie waren praktisch wirkungslos und führten dazu, dass nicht nur Indios, sondern mehr und mehr Schwarze versklavt wurden.

ꟷ  Karl V. war es auch, der seinem Sohn Philipp II. von Spanien die gnadenlose Ketzerverfolgung befahl. Gesetze galten nur für Rechtgläubige. Die anderen hatten keine Chance auf ein gerechtes Urteil. Sie waren der Willkür ihrer Peiniger ausgeliefert.

 1559 Index der verbotenen Bücher

Gegen Meinungsfreiheit

Ab 1559 wurde von Papst Paul IV. der Index librorum prohibitorum herausgegeben. Das ist ein von der römisch-katholischen Kirche veröffentlichtes Verzeichnis von etwa 6.000 verbotenen Büchern, die als eine Gefahr für den Glauben und die Sitten galten. Katholiken drohte die Strafe der Exkommunikation, wenn sie eines der im Index aufgeführten Bücher besaßen, lasen, verkauften oder weitergaben, ohne zuvor die Genehmigung der Kirche eingeholt zu haben. Er galt bis 1966.

Auf dem Index standen vor allem die Ketzer, aber auch die deutsche Bibelübersetzung, die Aufklärer und die Begründer der modernen Staatstheorie: Montesquieu; Locke; Montaigne; Holbach, Hobbes; Marx; Rousseau; Diderot; Sartre; Voltaire; Machiavelli, Galileo Galilei; Giordano Bruno; Nikolaus Kopernikus; Martin Luther; Immanuel Kant; Heinrich Heine; Spinoza; Descartes; Friedrich II. von Preußen; usw. Hitler und das Buch “Mein Kampf” stehen nicht auf dem Index.

1628: Petition of Rights (England)

+  Stärkung der Rechte des Parlaments gegenüber dem König

Beschwerde wegen Amtsmissbrauchs gegen Karl I. und Forderungen, das Gewicht des Parlaments wieder zu stärken. Der König hatte versucht, England allein zu regieren und das Parlament in seiner Macht so stark wie möglich einzuschränken.

1679: Habeas Corpus Act (England)

+  Schutz vor willkürlicher Verhaftung

Ab diesem Zeitpunkt ist die Festnahme eines Bürgers an strikte Regeln gebunden. Inhaftierte mussten nun innerhalb von drei Tagen einem Richter vorgeführt werden und durften unter keinen Umständen außer Landes gebracht werden. Niemand durfte mehr aus Willkür festgenommen werden.

1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten

+  Erste Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer [Falsch!]  mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu sein dünket.“[6]

Sie wurde 1776 vom Kongress der dreizehn ehemals englischen Kolonien in Nordamerika zur offiziellen Loslösung von Großbritannien verabschiedet.

1789: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich

+ Französische Revolution. Seit der Französischen Revolution gingen die Grund- und Menschenrechte in verschiedene Verfassungen europäischer Länder ein z.B. in die Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung von 1849 und in die Weimarer Verfassung von 1919.

+ Code Civil: Ein fortschrittliches Gesetzbuch für die Länder in denen er galt. Frankreich, Rheinland….

  1815 Restauration

Rückfall in feudale Zeiten: Herrschaft von König, Kirche und Adel – Zensur

Weder die Französische Revolution, noch Napoleon brachten den Völkern den Frieden, im Gegenteil: Es waren Zeiten voller Unruhe und Krieg. Kein Wunder also, dass man sich nach der „Alten Ordnung“ zurücksehnte. Dabei wurden auch die jungen Verfassungen, die in Deutschland mehr oder weniger freiwillig im Zuge der napoleonischen Reformen gewährt wurden, wieder abgeschafft oder eingeschränkt. Die Heilige Allianz, ein Bündnis, das 1815 zwischen den herrschenden christlichen Fürsten Europas (Russland – Österreich – Frankreich – Preußen) geschmiedet wurde, war entschlossen, die alte Herrschaft von König, Adel und Kirche wiederherzustellen, so wie sie vor der Französischen Revolution bestanden hatte. Sie drehte das Rad der Geschichte zurück, verhinderte demokratische Verfassungen und knebelte mit einer strengen Zensur die Meinungsfreiheit. Professoren, die freiheitliche Lehren vertraten, wurden vom Dienst entlassen. Oberzensor und Anschwärzer war Fürst Metternich, der Schmied der heiligen Allianz.

1848 Frankfurter Paulskirchenparlament + Grundrechte des deutschen Volkes werden formuliert

Geistige Freiheit; Pressefreiheit; Bauernbefreiung; Abschaffung der Adelsprivilegien; Nationalparlament; Vereinheitlichung aller Rechte; Vereinsgründung möglich; Strafgerichte gegen Willkürherrschaft des Adels;

 19. Jh. Sozialdarwinismus – Imperialismus

Die angeblich wertvollere Rasse der weißen Europäer, nimmt sich das Recht, die Welt zu beherrschen. Menschliche Geschichte wird als „Kampf ums Dasein” interpretiert. Es gilt das Recht des angeblich Stärkeren und Begabteren, gemäß einer missverstandenen Auslegung der Lehren Darwins.

 1864 Syllabus Errorum

ꟷ  Ablehnung aller Menschenrechte durch den Papst und die katholische Kirche

1864 verurteilte Pius IX. im Syllabus Errorum = Buch der Irrungen, einige fortschrittliche Ideen, die für uns heute selbstverständlich sind: z.B. Demokratie, Menschenrechte, die freie Wahl der Religion. Rationalismus, Liberalismus; Sozialismus, Kommunismus, Modernismus waren schon lange die Feindbilder der Päpste und blieben es bis zum 2. Vatikanischen Konzil, 1962-1965, unter Johannes XXIII. und Paul VI. Bis dahin hielt die Römisch-katholische Kirche sich für die einzig wahre Kirche, bis dahin wurde für die abtrünnigen Juden gebetet.

2. Reich Bismarck Kaiserreich: 1871 – 1918

+ Staatliche Schulaufsicht; Kirchenaustritt möglich; Zivilehe; Scheidung; Standesämpter; Staatl. Friedhöfe; Feuerbestattung

1918- 1933 Weimarer Republik

+ Trennung von Religion und Staat; Frauenwahlrecht; Koedukation; Lebenskundeunterricht statt Religion; Abschaffung der Prügelstrafe:

Homosexualität ist weder Verbrechen noch Krankheit; Schwangerschaftsabbruch möglich;

1910- 1968 Antimodernisteneid

Verpflichtung des lehrenden Kirchenpersonals auf die Dogmen der Kirche

Von 1910 bis 1968 verlangte die katholische Kirche von ihren Studierenden und Pfarrern einen Eid zu schwören, dass sie in ihren Glaubensaussagen nicht von den Lehren der Kirche abweichen. Dazu gehört: Dass Gott als Ursprung allen Seins mit der Vernunft bewiesen werden kann. Dass zu diesen Beweisen die Offenbarung, Wunder und Prophezeiungen gehören, die unzweifelhaft seien. Dass die katholische Kirche den richtigen Glauben des geschichtlichen Jesus vertritt und in der Nachfolge Petri steht.

Religionskritische Philosophen wie David Hume, Christian Wolff, Johann Gottlieb Fichte, Auguste Comte, Ludwig Feuerbach, David Friedrich Strauß, 1808-1874, hatten zu ihrer Zeit kaum Möglichkeiten an einer Universität zu lehren.

1917 – 1990 Kommunismus und Faschismus

ꟷ Unterordnung der persönlichen Freiheitsrechte unter die Willkürherrschaft eines Diktators, eines totalitären Staates und seiner Ideologie.

Die schlimmsten Feinde der Menschenrechte sind die sogenannten „starken Männer“. Sie erstreben die Alleinherrschaft und gehen dabei über Leichen, zumindest missachten sie die Menschenrechte ihrer Untergebenen und vor allem ihrer Feinde.

Die ganze Misere der Weltgeschichte liegt eigentlich darin begründet, dass diejenigen, die diese Geschichte entscheidend geprägt haben, die Herrscher, Diktatoren, Ideologen und auch die Religionsstifter, nicht groß genug waren, um etwas Gutes machen zu können, d.h. sie waren nicht so groß, dass man sie hätte haben wollen. Sie wirkten nicht befreiend, sondern bedrückend. Man musste sie haben…und damit beginnt das Problem, sie wieder los zu werden!

Einen verhehrenden Rückfall mit einem Verlust fast aller Menschenrechte brachte der Sieg der beiden autoritären Ideologien, Faschismus und Kommunismus, mit ihren Führern: Mussolini, Hitler, Franko…auf dem rechten Spektrum und Lenin, Stalin, Mao…auf dem linken. Siebzig Jahre haben sie die Welt tyrannisiert und die Menschenrechte mit Füßen getreten.

1935 Nürnberger Rassegesetze

ꟷ Juristische Grundlage für die antisemitische Rassenideologie der Nazis

1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

+ Viele Staaten haben diese Erklärung in ihre Verfassung (z.B. deutsches Grundgesetz) aufgenommen. 1949 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland

1949 Abschaffung der Todesstrafe; 1973 Abschaffung der Prügelstrafe; 2011 Gleichberechtigung unehelicher Kinder;

Die wichtigsten Menschenrechte:

Sie haben universelle Gültigkeit: Menschenwürde; Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit; Verbot der Sklaverei; Verbot der Folter; Gleichheit vor dem Gesetz; Verbot der willkürlichen Verhaftung; Rechtsstaatliche Garantien: Unschuldsvermutung, keine Strafe ohne Gesetz; Schutz der Privatsphäre; Freizügigkeit; Asylrecht; Staatsangehörigkeit; Eheschließung, Schutz der Familie; Eigentum; Religionsfreiheit; freie Meinungsäußerung; Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit…

17. Jh. – 20. Jh. Die Erfinder der Menschenrechte

+ Die Menschenrechte und die Idee, dass alle Staatsgewalt vom Volk und nicht von Gott und Königen von Gottes Gnaden auszugehen hat, wurde im Zeitalter der Aufklärung vom 17. – 20. Jh. gegen heftigen Widerstand erkämpft.

Die wichtigsten Aufklärer waren: 1285 -1342 Marsilius von Padua, Trennung von Religion und Staat;  Samuel v. Pufendorf 1632-1694, Würde des Menschen; John Locke, 1632-1704 Gleichheit aller Menschen; Charles de Montesquieu, 1689-1755, Gewaltenteilung; David Hume, Ethik ohne Gott; Thomas Paine 1775, “The rights of men”; Thomas Jefferson 1776, Amerikanische Unabhängigkeitserklärung; Voltaire 1694-1778, Religionskritik; Olympe de Gouges 1748-1793, Frauenrechte; Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778, Gesellschaftsvertrag; Immanuel Kant 1724-1804, “Zum ewigen Frieden”; Republikanische Verfassung mit Gewaltenteilung;

Erst durch die Aufklärung wurden die Sklaverei, die Todesstrafe und die Folter abgeschafft, die Frauen gleichberechtigt und ein Verfassungsstaat mit Gewaltenteilung in Europa möglich.

Fazit:

Aus obiger Zusammenstellung lässt sich erkennen: Die vollen Menschenrechte können nur in einer freiheitlichen Demokratie mit Verfassung, Gewaltenteilung, Sozialstaatsprinzip und einer Trennung von Religion und Staat verwirklicht werden. Autoritäre Staaten, Religionsgemeinschaften und Diktaturen, die das freie Denken beschränken, sind die Feinde der Menschenrechte.

Es gilt also die Freiheit zu erhalten und Diktaturen zu verhindern. Das ist eine aktuelle Aufgabe in der ganzen Welt. Ratsam wäre es, die Grundlagen der Freiheit mit einem konfessionsübergreifenden Werte-Unterricht in den Köpfen der Schüler zu verankern. Kinder haben ein Recht auf umfassende Bildung in einem Ethikunterricht mit Geschichte, Philosophie und Religionskunde. Information statt Indoktrination! Die Schule sollte zu einem Ort gemacht werden, an dem weltanschauliche Unterschiede überwunden, die Schüler auf ein gemeinsames Leben in unserer freiheitlichen Demokratie vorbereitet und zu selbstdenkenden, mündigen Bürgern erzogen werden.

Meine Darstellung der positiven + und negativen ꟷ Entwicklungen bei der Verwirklichung der Menschenrechte kann natürlich nicht vollständig sein. Es ist eine persönliche Auswahl. Für weitere Anregungen bin ich dankbar!

Übersicht

2100 v.u.Z.  Erste Gesetze; Codex Ur-Nammu + Gleichheit aller Bürger
Auserwähltheitswahn ꟷ Entrechtung ganzer Völker
570 v.u.Z Solons Reformen  + Abschaffung der Schuldknechtschaft in Athen
538 v.u.Z  Kyros Zylinder  + Religionsfreiheit,  Rassengleichheit, gegen Sklaverei
3. Jh. v.u.Z. Gesetze des Königs Ashoka  + Friedfertigkeit, Tierschutz, Toleranz
5. bis 4. Jh. v.u.Z.  Attische Demokratie  + Die Staatsgewalt geht vom Volke aus
300 v.u.Z.  Stoa  + Alle Menschen sind Brüder
313 Mailänder Vereinbarung  + Religionsfreiheit im Römischen Reich
380 – 565 Cunctos populos  ꟷ Katholizismus wird zur einzig “wahren Religion” erklärt
380 – 1965 Inquisition  ꟷ  Systematische Verfolgung Andersgläubiger
751 – 20. Jh.  Könige von Gottes Gnaden  ꟷ  Entrechtung der Untertanen
7. Jh. Scharia / Islam  ꟷ  Dichtung Mohammeds steht über den Menschenrechten
Sklaverei  ꟷ Ausbeutung ohne Lohn
1215 4. Laterankonzil  ꟷ Entrechtung von Ketzern, Heiden, Juden, Muslimen
1215 Magna Charta  + Recht der Bürger auf Leben, Freiheit und Eigentum
1452 Nikolaus V.  ꟷ  Vollständige Entrechtung indigener Völker
1484 Hexenbulle von Papst Innozenz VIII.  ꟷ  Rechtfertigung zur Verfolgung angeblicher Hexen
1525: Die „Zwölf Artikel“ der Memminger Bauern +  Schutz der Bauern vor adliger Willkürherrschaft
1542: „Neue Gesetze“ aufgrund der Vorschläge von Bartolomé de las Casas +  Schutz der indigenen Bevölkerung Amerikas
1559 Index der verbotenen Bücher   ꟷ  Zensur der Meinungs- und Pressefreiheit
1628: Petition of Rights (England).  + Stärkung der Rechte des Parlaments
1679: Habeas Corpus Act (England)  + Schutz vor willkürlicher Verhaftung
1776: Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten  + Erste Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
1789: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich  + Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
1815 Restauration  ꟷ  Rückfall in feudale Zeiten
1848 Frankfurter Paulskirchenparlament + Grundrechte des deutschen Volkes werden formuliert
19. Jh. Sozialdarwinismus – Imperialismus  ꟷ  Rechtfertigung von Rassismus und Imperialismus
1864 Syllabus Errorum  ꟷ  Ablehnung aller Menschenrechte durch den Papst
1910- 1968 Antimodernisteneid  ꟷ  Verpflichtung des lehrenden Kirchenpersonals auf die Dogmen der Kirche
1917 – 1990 Kommunismus und Faschismus  ꟷ  Willkürherrschaft eines Diktators, eines totalitären Staates und seiner Ideologie.
1935 Nürnberger Rassegesetze  ꟷ antisemitische Rassenideologie wird Gesetz
1948 Allgemeine Erklärung der Menschenrechte  + Universale Erklärung der Menschenrechte
1949 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland  + Festigung der Menschenreche in der deutschen Verfassung.
Die wichtigsten Menschenrechte:  
17. Jh. – 19. Jh. Die Erfinder der Menschenrechte  
Fazit  + Sicherung der Menschenrechte durch Freiheit: verpflichtender Werteunterricht in einer freiheitlichen Demokratie

 

Anmerkungen

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mail%C3%A4nder_Vereinbarung

[2] Meyers Lexikon

[3] https://www.proverbia-iuris.de/princeps-legibus-solutus/

[4] Röm. 13:1-2

[5] De civitate dei

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Unabh%C3%A4ngigkeitserkl%C3%A4rung_der_Vereinigten_Staaten

Copyright Roland Fakler © Februar 2018

ID: 6544c67e9c8440d3a75d56ef10bade21

Gegen Diktaturen

Der Text erschien in gekürzter Form am 9.2. 2018 als Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt.

Gegen Diktaturen jeder Art

Den Mössinger Generalstreik in Ehren. Er war wenigstens ein Versuch, wenn auch ein kläglich gescheiterter, die Machtübernahme Hitlers zu verhindern. Aber es dürfte doch klar sein, dass damals, 1933, nicht nur die Nazis, sondern auch die Kommunisten eine gewaltsame Machtübernahme mit nachfolgender Diktatur geplant hatten. Hitler ist den Kommunisten nur zuvor gekommen und hat viel von den Terrormethoden Stalins übernommen. Die Demokratie hat versagt. Sie konnte die Probleme nicht lösen, die bürgerkriegsähnlichen Krawalle mit den Bolschewisten, die Arbeitslosigkeit, den Hunger, die vielen Kriegsversehrten, den Versailler Vertrag, die Demütigung Deutschlands, die Hoffnungslosigkeit…da schrie das Volk nach einer Diktatur, die für alles Lösungen versprach.

Den Mössinger Generalstreik war immerhin ein Versuch, wenn auch ein kläglich gescheiterter, die Machtübernahme Hitlers zu verhindern. Die Demokratie hat versagt. Sie konnte die Probleme nicht lösen, die Krawalle mit den Bolschewisten, die Arbeitslosigkeit, den Hunger, die vielen Kriegsversehrten, den Versailler Vertrag, die Demütigung Deutschlands, die Hoffnungslosigkeit…da schrie das Volk nach einer Diktatur, die all das zu lösen versprach. Zusammen mit den Rechten und den Kirchen haben die Linken jedenfalls ihren Beitrag zum Untergang der Weimarer Republik geleistet.

Wenn wir den Horizont etwas erweitern, müssen wir sagen: Alle totalitären Regime, die das freie Denken beschränken, sind zu verurteilen! Dazu braucht man mündige Menschen, die nicht schon von klein auf mit irrationalem Glauben indoktriniert wurden, sondern die wissen, wie die Freiheit in einem Verfassungsstaat, durch Gewaltenteilung, Machtkontrolle, Machtkritik und unveräußerliche Menschenrechte gesichert wird. Wenn wir noch weiter zurückblicken, müssen wir erkennen, dass es vom 4. Jh. bis ins 20. Jh. die Kirchen waren, die das freie Denken massiv behindert und Andersdenkende verfolgt haben.

Nebenbei: Es hätte mich noch interessiert, wie weit sich nun ein ungläubiger Trauerredner dem geweihten Pult in der Sülchenkapelle nähern darf, ob er seinen unheiligen Text einfach vortragen oder ob der vorher abgesegnet werden muss?

Wenn ich in die heutige Welt blicke, sehe ich vor allem eine mächtige Ideologie, die die Freiheit der Menschen einschränkt, den Islam. Wenn es nicht mehr möglich ist, den totalitären  Charakter und die Herrschaftsansprüche dieser Religion zu diskutieren, wenn alle Kritiker sofort einer Partei mit zum Teil dümmlichen Ansichten zugerechnet werden, werden wir blind für diese Gefahr.

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Menschenrechte und ihre Wurzeln

Haben die Menschenrechte biblische Wurzeln?

von Roland Fakler

Immer wieder wird von religiöser Seite behauptet, dass die „Zehn Gebote“ oder die in der Bibel verkündete „Gottesebenbildlichkeit“ des Menschen, die Wurzeln der Menschenrechte seien.[1]

  • Tatsächlich sind die „Zehn Gebote“ Befehle Gottes, bzw. der Priesterschaft, zur Errichtung einer hierarchischen Ordnung, zur Beschränkung der individuellen Freiheit und auch zur Aufstellung ethischer Verhaltensregeln.
  • Die Menschenrechte hingegen sind Freiheitsrechte des Bürgers gegen die Zugriffe der Herrschenden. Sie mussten in einem zähen Ringen in der Zeit der Aufklärung, zwischen dem 17. und 20. Jh., gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, gegen die Päpste und Kirchen, den Adel, die Diktatoren und den Staat erkämpft werden.

Diese Untersuchung soll belegen, dass die „Zehn Gebote“ wenig mit den Menschenrechten zu tun haben oder ihnen sogar in vieler Beziehung widersprechen.

Gottesebenbildlichkeit

Die Kirchen behaupten heute, die Gottesebenbildlichkeit des Menschen in der Bibel:

 „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.“[2]

hätte zu den Menschenrechten beigetragen. Man muss ganz tief in die theologische Trickkiste greifen, um zu solchen Schlüssen zu kommen. Was heißt Gottesebenbildlichkeit? Soll das heißen, dass auch Adolf Hitler das Ebenbild Gottes war?

Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes wäre, müsste er eben wie Gott, unfehlbar, allwissend und unsterblich sein. Dann blieben der Erde die ganzen Probleme mit diesem offensichtlich missratenen, fehlerhaften Mangelwesen erspart. Daran erkennt man, dass es genau umgekehrt ist: Nicht Gott hat den Menschen, sondern die Menschen haben ihre Götter erschaffen, nach ihrem Ebenbild. Sie haben ihrem Gott all das angedichtet, was sie selber nicht waren und gerne gewesen wären.

Wann wurde diese Ebenbildlichkeit Gottes entdeckt? Nachdem die Menschenrechte proklamiert und sich durchgesetzt hatten, – 1776 Unabhängigkeitserklärung der USA; 1789 Französische Revolution; 1948 Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen – haben die Gläubigen in ihren heiligen Büchern nachgeschaut, ob dort nicht auch etwas Brauchbares in dieser Richtung zu finden wäre. Da man in der Bibel alles finden kann, sowohl Stellen, die für den Krieg als auch Stellen, die gegen den Krieg sprechen, für die Sklaverei und gegen sie, für die Gleichheit von Mann und Frau und gegen sie, für den Fremden und gegen ihn, sind sie schließlich fündig geworden. Im Schlepptau der Aufklärung haben sie behauptet, dass dies auch in ihren Büchern längst offenbart wurde. Man muss sich allerdings fragen: Warum wurden in der Bibel auf Gottes Befehl ganze Völker ausgerottet, wenn die Israeliten von der Ebenbildlichkeit aller Menschen mit Gott und damit von der „Würde des Menschen“ überzeugt gewesen wären?

Warum hat die katholische Kirche jahrhundertelang Menschen geschunden, verfolgt, versklavt, verbrannt, gefoltert? Weil nicht die Regeln der Menschlichkeit, sondern das unmenschliche, angeblich göttliche Gesetz der Bibel gegolten hat. Schon von Jesus wurde es kritisiert. Bis zum 2. Vatikanischen Konzil 1965, hat die katholische Kirche sich gegen die Menschenrechte gesträubt und hat die Europäische Menschenrechtskonvention  bis heute nicht ratifiziert.

Auch  die Gleichheit von Mann und Frau wollen sie damit begründen. Die ganze Bibel, die Gesetze der Juden und die Frauenverachtung der Kirchenväter sprechen dagegen, dass dies jemals so verstanden wurde. Schließlich ist die Frau – laut Bibel – nur nachträglich aus der Rippe Adams geschaffen worden. Warum wurden diese Stellen erst entdeckt oder ernst genommen, nachdem die Gleichwertigkeit von Mann und Frau in einem jahrhundertelangen Kampf gegen die geistigen Führer der Kirche durchgesetzt worden war? Warum setzt Paulus den Mann über die Frau?  Warum gilt die Frau in allen abrahamitischen Religionen heute noch als minderwertigeres Wesen, das meist keine priesterlichen Handlungen ausüben darf?

Weil die Bibel etwas ganz anderes lehrt!

Die Zehn Gebote

Bei Juden, Anglikanern, Lutheranern, Katholiken…werden die Zehn Gebote unterschiedlich gezählt, was für die Untersuchung ohne Bedeutung ist.

Die „Zehn Gebote“ sollen also angeblich Vorläufer der Menschenrechte sein?

Die „Zehn Gebote“ in der Bibel galten nur für die rechtgläubigen Juden. Für Völker und Menschen anderen Glaubens gab es dagegen klare Sonderregelungen. Man durfte sie vertreiben, ausrotten, versklaven, töten, ausrauben… auf Gottes Befehl.[3] Das kann mit vielen Bibelstellen belegt werden.

Die Zehn Gebote sind ein Auszug aus den 613 Ge- und Verboten, die ein Jude zu befolgen hat. Schon daran kann man erkennen, dass sie nicht als Freiheitsrechte, sondern eher als Schikane zur absoluten Unterwerfung von unmündigen Menschen gedacht sind. Wer sich intensiver mit dem Terror beschäftigen möchte, den die jüdische Priesterschaft dem Volk auferlegt hat, sollte diese Liste lesen.[4]

Ich zitiere die Zehn Gebote aus der Lutherbibel. 2 Mose 20:

Vorstellung Gottes

Und Gott redete alle diese Worte: Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe.

Ich stamme nicht aus dieser Gegend, mich hat niemand aus Ägypten geführt, ich gehöre nicht zum „auserwählten Volk“ und habe keinen Vertrag mit einem Gott unterzeichnet. Ich muss mich also fragen, wieso sich dieser „Gott“ anmaßt, meiner zu sein und mir Vorschriften zu machen?

Fremdgötterverbot

Erstes Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.

Er gibt damit selber zu, dass er nicht der einzige Gott ist.

Das erste der Zehn Gebote widerspricht der Weltanschauungsfreiheit, die sehr wichtig ist, um Religionskriege zu vermeiden. Wenn in verschiedenen Religionen, wie allein schon in den drei abrahamitischen, jeder Gott beansprucht, der einzig wahre zu sein, ist der Streit unter den Religionen vorprogrammiert.

Dieses erste Gebot widerspricht auch dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, wo ich Staatsbürger mit uneingeschränkten Bürgerrechten und Pflichten bin. Also gilt für mich nicht, dass ich keine anderen Götter haben darf, sondern, dass ich so viele Götter haben kann wie ich will oder auch keinen, was mir am liebsten ist, weil ich selbständig denken kann, ein freier Mensch sein will und sich noch keiner der tausend Götter mir vorgestellt hat.

Bilderverbot

Zweites Gebot:  4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist.

Als bildender Künstler finde ich das sehr bedauerlich. Das Gebot widerspricht der Gedanken- und Kunstfreiheit. Also, wieder keine Freiheit, sondern Verbot und Drohung.

Bete sie nicht an und diene ihnen nicht.

Das widerspricht der Religionsfreiheit. Außerdem: Wer kommt schon auf die Idee, nicht – existierende Geister anzubeten?

 Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen;

Er droht mit Sippenstrafe. Dieser Gott lebt in der Eisenzeit und ist noch nicht auf dem Boden unseres Verfassungsstaates angekommen, hat auch nichts dazu beigetragen, ihn zu verwirklichen, denn zum Glück ist hier die Sippenhaft abgeschafft…nicht durch Gottes Gebot, sondern durch menschliche Vernunft, gegen Gottes Gebot. Nur die Nazis haben sie für kurze Zeit wieder eingeführt. Sie widerspricht unserer Vorstellung von Schuld. Kinder sind nicht schuldig für die Verbrechen der Väter und dürfen dafür auch nicht bestraft werden. Das ist archaisches Denken.

…der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied.”[5]


und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten.

Daraus geht hervor, dass nur die Rechtgläubigen und Frommen es wert sind, dass man ihnen Gutes tut, nicht aber die Ungläubigen und Falschgläubigen. Das widerspricht der Universalität der Menschenrechte.

Namensmissbrauchsverbot

Drittes Gebot:  7 Du sollst den Namen des Herren, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.

Das widerspricht der Meinungsfreiheit! Und wieder droht er mit Strafen, sogar mit Steinigung für einen Fluch.[6] Einen Beitrag zu den Menschenrechten kann ich darin nicht erkennen, dagegen eine klare Einschränkung eines Menschenrechtes.

Sabbatgebot

Gedenke des Sabbattags, dass Du ihn heiligest.

Das widerspricht der Freiheit, den Sabbat / Sonntag nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Nach jüdischem Gesetz sollten Leute, die am Sabbat dabei erwischt wurden, Holz zu sammeln, gesteinigt werden.[7]

Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken;

10 aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herren, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist.

Diese Reglementierung des Alltags bis ins Kleinste, kann ein freier Mensch nur als Schikane empfinden. Ich will auch mal Freizeit haben und, wenn’s notwendig ist, ohne Schuldgefühle am Sabbat arbeiten. Einen Ruhetag finde ich an sich eine gute Idee. Er darf aber nicht zur strafbaren Pflicht werden.

Meine Katze kann ich nicht dazu bringen, den Sabbat einzuhalten. Sie geht auch am Sabbat auf die Jagd, weil Gott sie so geschaffen hat.

11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.

Inzwischen wissen wir, dass die Entstehung der Welt etwas länger gedauert hat, dass manches anders gelaufen ist als in der Bibel beschrieben und dass da wohl kein allmächtiger und allwissender Gott am Werk war.

Diese ersten drei Gebote begründen eine hierarchische Ordnung, mit einem obersten Herrn, der bedingungslose Anbetung und Gehorsam fordert und für die banalsten Vergehen die Todesstrafe verhängt. Sie dienen vordergründig der Ehre Gottes, tatsächlich der Priesterschaft und erheben diese weit über das Volk. Das Verhältnis von Gott und Mensch, auf dem diese Gebote aufbauen, ist dasselbe wie zwischen dem Pharao und einem rechtlosen Volk. Von irgendwelchen Rechten für mündige Bürger, von Persönlichkeitsentfaltung oder demokratischen Ideen ist hier nirgends die Rede.

Elterngebot

Viertes Gebot:  12 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, gibt.

Das Gebot ist gut gemeint, aber überflüssig. Man kann einem Kind nicht befehlen, eine Rabenmutter oder einen tyrannischen Vater zu verehren. Zumal in der Bibel des Öfteren dazu aufgefordert wird, die Söhne zu züchtigen, sogar dazu, den „störrischen“ Sohn zu töten.[8]

Selbst das Neue Testament droht: Gott hat geboten: „Du sollst Vater und Mutter ehren; wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.“[9]

Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern kann nicht göttlich, sondern muss menschlich durch gegenseitiges Verständnis, durch das Zusammenleben, durch Geben und Nehmen, durch Fürsorge und Zuneigung geregelt werden.

Tötungsverbot

Fünftes Gebot: 13 Du sollst nicht töten.

Natürlich muss es dieses Gebot in jeder funktionierenden Gesellschaft geben.

Aber es erstaunt. Schließlich haben wir oben gesehen, dass Gott geboten hat, für die banalsten Vergehen zu töten: Für Leute, die fluchen; die am Sabbat Holzholen; für störrische Söhne; für Söhne, die Vater und Mutter verfluchen; es folgen noch: für Ehebruch[10] und homosexuelle Handlungen; im Auftrag Gottes bei Eroberungskriegen[11]; für Verführung zu falschen Göttern[12]…und unzählige andere Dinge. Gemäß diesen Gesetzen war das Leben nicht viel wert, weder das menschliche, wenn man an diese Strafen denkt, noch das tierische, wenn man an den Opferkult denkt.

Ehebruchsverbot

Siebtes Gebot: 14 Du sollst nicht ehebrechen.

Auf Ehebruch steht bei Gott wieder mal die Todesstrafe durch Steinigung.

Ehebruch ist nicht schön, aber die Steinigung ist eine unmenschliche Strafe, die den Menschenrechten widerspricht.

Diebstahlsverbot

Achtes Gebot:15 Du sollst nicht stehlen.

Keine Gesellschaft kann das Stehlen erlauben. Dabei ordnet Gott Raubzüge im großen Stil an und die Führer Israels führen sie durch.

Alle Menschen und das ganze Vieh, das sie erbeutet und geraubt hatten, nahmen sie mit. Sie brachten die Gefangenen und die geraubte Beute zu Mose, zum Priester Eleasar und zur Gemeinde der Israeliten in das Lager in den Steppen von Moab am Jordan bei Jericho.“[13]

Falschzeugnisverbot

Neuntes Gebot:16 Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Du sollst nicht ehebrechen, nicht lügen, nicht stehlen, nicht töten sind notwendige ethische Forderungen für jede Gesellschaft. Deswegen hat es diese Gebote in allen Kulturen, auch schon lange vor Moses gegeben, im mesopotamischen Codex Ur-Nammu – 2100, im Totenbuch der Ägypter -2000, in den Gesetzen des babylonischen Königs Hammurabi -1700, in China, in Indien, in Amerika…

Begehrensverbot

Zehntes Gebot: 17 Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat.

Dem Begehren des einen steht das Recht auf Besitz der anderen gegenüber. Das muss jedem einleuchten, auch ohne göttliches Gebot.

Hier wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass Sklaverei etwas Natürliches und keineswegs etwas Verwerfliches ist, denn Knecht meint hier Sklave. Das widerspricht den Menschenrechten, die Sklaverei verbieten.

Außerdem werden hier Frauen und Esel in einem Satz zum Besitztum eines Mannes gezählt. Das ist nicht gerade ein Wegweiser in Richtung Gleichberechtigung.

Die wichtigsten Menschenrechte:

Sie haben universelle Gültigkeit: Menschenwürde; Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit; Verbot der Sklaverei; Verbot der Folter; Gleichheit vor dem Gesetz; Verbot der willkürlichen Verhaftung; Rechtsstaatliche Garantien: Unschuldsvermutung, keine Strafe ohne Gesetz; Schutz der Privatsphäre; Freizügigkeit; Asylrecht; Staatsangehörigkeit; Eheschließung, Schutz der Familie; Eigentum; Religionsfreiheit; freie Meinungsäußerung; Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit…

Fazit

Die „Zehn Gebote“ wurden nicht von einem fürsorglichen Gott vom Himmel gesandt, zum Wohle der ganzen Menschheit, sondern wurden von der jüdischen Priesterschaft dem Volke Israel diktiert. Es ging ihr nicht darum, mündige Menschen zu erziehen, sondern Gehorsam und Blindgläubigkeit zu fordern, um eine hierarchische Ordnung zu errichten: Gott – Herrscher – Priesterschaft – Volk!

Die drei ersten Gebote und die drakonischen Strafen für die Übertretung aller Gebote stehen in krassem Widerspruch zur Idee der Menschenrechte. Sie können nur durch den Glauben an einen strafenden Gott aufrechterhalten werden. Sie sind dazu geschaffen, die Menschen auf Gott und ein jenseitiges Leben auszurichten, durch den Glauben an Gott der Priesterschaft möglichst viele Vorteile zu verschaffen und ihre Herrschaft zu legitimieren.

Du sollst nicht lügen, stehlen, töten sind keine Menschenrechte, sondern grundlegende ethische Normen, die in jeder funktionierenden Gesellschaft gelten müssen.

Dem gegenüber stehen die Menschenrechte, die Freiheitsrechte sind und dem Einzelnen Menschen Schutz vor der Willkür und den Übergriffen des Staates gewähren sollen. Es sind vernünftige Regeln, die das friedliche und gerechte Zusammenleben auf diesem Planeten garantieren sollen. Sie gehen von einem fundamental anderen Menschenbild aus. Der Mensch ist nicht mehr Untertan Gottes, sondern das Maß aller Dinge. Sie gehen von der Gleichwertigkeit aller Menschen aus, von seinem Recht, über sich selbst bestimmen zu dürfen und von seinem natürlichen Streben nach irdischem Glück.

Die Menschenrechte werden nicht gewährt, weil einer ein Geschöpf Gottes ist oder angeblich sein Ebenbild, sondern weil einer ein vernunftbegabter, fühlender Mensch ist.

Wir sind in einem langen evolutionären Prozess aus dem Tierreich entstanden und sind nach unzähligen schrecklichen Erfahrungen aus der Geschichte, zu der Einsicht gelangt, dass es für ein friedliches Zusammenleben auf diesem Planeten notwendig ist, allen Menschen unveräußerliche Menschenrechte zu gewähren.

Die „Zehn Gebote“ stehen in vieler Beziehung im Widerspruch zu den Menschenrechten! Sie wurden nicht von einem Gott erfunden und stehen in keinem der Heiligen Bücher!

Die Erfinder der Menschenrechte

Die Menschenrechte und die Idee, dass alle Staatsgewalt vom Volk und nicht von Gott und Königen von Gottes Gnaden auszugehen hat, wurde im Zeitalter der Aufklärung vom 17. – 20. Jh. gegen den heftigen Widerstand der Könige von Gottes Gnaden, der Päpste, der Kirchen, des Adels, trotz Verfolgung erkämpft. Die wichtigsten Aufklärer waren: Samuel v. Pufendorf 1632-1694 Würde des Menschen; John Locke, 1632-1704, Gleichheit aller Menschen; Charles de Montesquieu, 1689-1755, Gewaltenteilung;  David Hume, vernünftige Ethik ohne Gott; Thomas Paine 1775, „The rights of men“; Thomas Jefferson 1776, Amerikanische Unabhängigkeitserklärung; Voltaire 1694-1778 Religionskritik; Olympe de Gouges 1748-1793 Frauenrechte;  Jean-Jacques Rousseau, 1712-1778, Gesellschaftsvertrag; Immanuel Kant 1724-1804 „Zum ewigen Frieden“… Erst durch die Aufklärung wurden die Sklaverei, die Todesstrafe und die Folter abgeschafft, die Frauen gleichberechtigt und ein Verfassungsstaat mit Gewaltenteilung in Europa möglich. Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen wurde 1948 verabschiedet, das Grundgesetz der Bundesrepublick Deutschland 1949.

[1] https://www.youtube.com/watch?v=nxDxnR-ObZ4

[2] 1 Mose 1,27 

[3] 3 Mos 25:44; Hosea 13:16; 2 Mose Ex:34:12

[4] http://religionwiederverbindung.blogspot.de/2015/01/noachidische-gebote-die-7-gebote-noahs.html

[5] 2 Mose 34,7

[6] 3 Mose 24,14

[7] 4 Mose 15,35

[8] 5 Mose 21,21

[9] Math 15:4

[10] 3 Mose 20:10

[11] 5 Mose 20:16 ; Jesaja 13:16; Josua 6:21

[12] 5 Mose 13,6 / 13:10 / 13:16

[13] 4 Mose 31

Copyright Roland Fakler © Februar 2018

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Was will Gott?

Was will Gott?

von Roland Fakler


Inhalt:

Vielfalt göttlicher Offenbarung. 1

Die ältesten Gesetzessammlungen.2 / Zarathustra. 3 / Antike. 3 / Judentum. 3 / Christentum.. 4 / Islam.. 4 / Weitere Propheten. 4

Kritik an der Zuverlässigkeit göttlicher Botschaften. 4

Antike. 4 / Offenbarungsreligionen. 5 / Judentum.. 6 / Christentum.. 6 / Islam.. 7

Schlussfolgerung. 8


In regelmäßigen Abständen ermahnen uns die Vertreter der Gottheiten auf Erden, den Willen Gottes zu tun. Würden wir ihn missachten, hätte das schlimme Folgen für jeden einzelnen, für das Gemeinwesen und für das ganze Menschengeschlecht. Es drohten nicht nur alle Übel dieser Welt, Krankheiten, Kriege und Naturkatastrophen, auch ewige Strafen im Jenseits. Daraus müsste jedem klar werden, dass es für uns keine wichtigere Frage geben kann als die Frage: Was will Gott? Wie können wir seinen Willen erfahren und ihn erfüllen?

Für alle Gläubigen steht der Wille Gottes über den Gesetzen der Menschen. Das ist logisch: Niemals könnte von Menschen gemachtes Gesetz wichtiger sein als göttliches,… glauben sie. Der Papst betont das immer wieder und in der Scharia ist das festgeschriebenes Recht.

Vielfalt göttlicher Offenbarung

Nun war es noch nie ganz einfach mit einem Gott ins Gespräch zu kommen, um seinen Willen zu erfahren. Er stellt sich ja nicht vor uns hin, wie Papa und sagt: „Tu dies oder das!“ Nein, er spricht in Rätseln, aus den Sternen, aus Eingeweiden und Orakeln, hinter Wolken, aus brennenden Dornbüschen, auf hohen Bergen, durch Engel, Propheten und die Gottesmutter, … Nur geschultes Fachpersonal kann seine Sprache verstehen, nur mit wenigen Auserwählten spricht er persönlich.

Aus dem Vorderen Orient haben wir vom dritten Jahrtausend die ersten schriftlichen Belege in Keilschrift wie damals der Wille Gottes erforscht wurde.[1] Man öffnete ein Opfertier und ließ Experten aus den Eingeweiden lesen, insbesondere aus der Leber. Diese Eingeweideschau war im antiken Mittelmeerraum und im Vorderen Orient weit verbreitet, sowohl bei den Juden als auch bei den Römern. Mit dieser Methode konnte man sehr schnell göttliche Entscheidungen einholen, über Krieg oder Frieden, über Personalangelegenheiten, über Gesetze und Bauvorhaben. Da die Anfragen meist von den herrschenden Königen gestellt und von „ihren“ Priestern beantwortet wurden, konnten sie sich auf diese Weise ihre gemeinsame Herrschaft bestätigen und legitimieren.

„Als politisch brisantes Wissen unterlagen sowohl die Gegenstände der Orakelanfragen als auch die Techniken der Disziplin einer strengen Geheimhaltung.“[2]

Die Römer kannten noch andere Möglichkeiten die Zukunft der Menschen und den Willen der Götter zu erfahren: Sie beobachteten und deuteten den Flug der Vögel.

Im griechischen Delphi tat Apollo seinen Willen einer Priesterin kund, die sich in einem Trancezustand befand und nach einer Befragung vielfältig auslegbare Orakelsprüche von sich gab.

Bei den Germanen versuchten Seherinnen aus hingeworfenen Runen den göttlichen Willen zu erforschen. Die Germanen glaubten, „den Frauen liege an sich Heiliges und Seherisches inne.“[3]

Bei den Kelten vermittelten mächtige Druiden = Propheten, Barden und Priester, zwischen den Menschen und Göttern. „Die Druiden verfügten über sehr gute Kenntnisse in der Astrologie, der Magie und über die geheimen Kräfte von Pflanzen und Tieren.“[4]

Im Hinduismus hat sich der „göttliche“ Krishna das Heilige Buch, die Bhagavadgita, selbst geoffenbart.

Unwissende Menschen deuteten alle möglichen Regungen der Natur als wundersame Zeichen Gottes, um daraus seinen Gemütszustand abzulesen. Fruchtbarkeit und Wohlstand waren Signale göttlicher Zufriedenheit, Krankheiten und Naturkatastrophen wurden als Verstimmung der Götter gedeutet und wurden meist mit Sündhaftigkeit und Unglauben erklärt.

Die ältesten Gesetzessammlungen

Der angebliche Wille der Götter wurde nach einer langen Zeit der mündlichen Überlieferung, schriftlich festgehalten und so entwickelten sich zur Entscheidung der wichtigsten Angelegenheiten die ersten „Rechtsbücher“, die man dann jederzeit und zu allen Angelegenheiten des Gemeinwesens befragen konnte.

Im Codex Ur- Nammu, dem ältesten erhaltenen Rechtscodex, um ca. – 2100[5] im Auftrag des Königs Ur-Nammu von Ur (Mesopotamien) oder seines Sohnes Schulgi entstanden, werden bereits alle wichtigen, in einer Gesellschaft vorkommenden Verbrechen abgehandelt. „Mord, Raub, Ehebruch und Vergewaltigung werden mit dem Tode bestraft, bei Anschuldigung der Hexerei wird ein Flussordal = Gottesurteil durchgeführt. Alle anderen Strafen sind Geldstrafen.“[6] Er galt für alle Bürger mit Ausnahme der Sklaven gleichermaßen. Diese Gesetze wurden feierlich geweiht, von einem Herrscher, der sich bei seiner Legitimation auf Gott und kriegerische Erfolge berufen konnte. Man schrieb ihre Entstehung den Göttern zu und verfluchte jeden, der sie missachten sollte.

Einen ähnlichen, aber viel berühmteren und umfangreicheren Kodex entwarf der babylonische König und Gesetzgeber Hammurabi um – 1800. Auch er wollte seinen Bürgern weismachen, dass er die Gesetze, die er auf 2,25 Meter hohe Stelen meißeln ließ, vom Sonnengott Schamasch erhalten habe.[7] So wird es auf einem Relief an der Basis der Stele dargestellt.

Zarathustra

Schon vor dem Judentum gab es eine Offenbarungsreligion im Orient. Der Zoroastrismus leitet sich aus den Offenbarungen des Gottes Ahura Masda an Zarathustra ab.[8] Seine Lebenszeit ist unklar: -1800 oder – 600. Von dieser Religion haben das Judentum, das spätere Christentum und der Islam viel übernommen, z.B. dass ein Gott die Welt erschaffen habe; die guten Mächte des Lichtes kämpfen gegen die bösen der Finsternis bis zum Jüngsten Tag, dann kommt das Endgericht. Statt des einen Messias werden allerdings drei genannt. Himmel und Hölle wurden vom Judentum übernommen, Engel und Teufel, die Trennung von Körper und Geist, die Unsterblichkeit der Seele, die Auferstehung, die man auch in der altägyptischen Religion findet.

Antike

In Ägypten reichten göttlich inspirierte Schriften bis in die ältesten Zeiten zurück. Schon im 3. vorchristlichen Jahrtausend nannte man dort einen heiligen Text geradezu „Gottesworte“.

Im 1. vorchristlichen Jahrhundert bezeichnete man heilige Texte in der Dionysosreligion auch schlicht als „Schrift“[… ]. Der Isiskult war eine ausgesprochene Buchreligion und beanspruchte absolute göttliche Wahrheit.[9]

Judentum

Für Juden, Christen und Muslime war Moses der entscheidende Gesetzgeber. Auch er soll seine „Zehn Gebote“, auf zwei steinerne Tafeln geschrieben, aus Gottes Hand empfangen haben. Wie wir oben gesehen haben, gab es schon vor ihm umfangreiche Gesetzestexte. Die Geschichtlichkeit Moses selbst ist umstritten und wenn er wirklich gelebt haben sollte, wird er auf die Zeit um ~ -1300 datiert. Freud behauptet in seinem Buch: „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“, dass er den Ein-Gott-Glauben in Ägypten an den Gott Aton von dem ägyptischen Pharao Echnaton, um – 1350, übernommen und an die Israeliten weitergegeben habe.

Angeblich von Gott inspirierte Propheten, entwickelten den jüdischen Glauben weiter. Sie vermittelten zwischen Gott und seinem „auserwählten Volk“. Sie verordneten zahllose weitere Vorschriften und Verbote. Die „Zehn Gebote“ sind nur eine Kurzfassung der 613 Ge- und Verbote, die ein Jude, bis zum heutigen Tag, einzuhalten hat, um dem Willen Gottes gerecht zu werden.

Christentum

Auch Jesus gilt bei den Christen und Muslimen als Prophet. Für die Juden hat er keine Bedeutung. Das Neue Testament entstand zwischen ~70 Markus und ~120 Johannes.  Es gibt aber nicht nur vier, sondern über dreißig Evangelien, die zwischen dem 1. und 4. Jh. verfasst wurden. Nur vier wurden von der katholischen Kirche ausgewählt und gelten heute als kanonisch = allgemeingültig, die anderen wurden als Apokryph = unzuverlässig abgelehnt.

Man kann die Bedeutung der Bibel für die Menschen des christlichen Abendlandes nicht hoch genug einschätzen. Sie war Leitlinie des Lebens, Maßstab der Gesetzgebung, unabänderliches Wort Gottes. Das ist sie auch heute noch für evangelikale Christen.

Islam

Im 7. Jahrhundert empfing ein Mann namens Mohammed in Arabien angeblich Offenbarungen vom Erzengel Gabriel und behauptete, dies seien die letzten und damit einzig wahren von Gott gesandten Weisungen für die Menschheit. Sie wurden zum Teil schon zu seinen Lebzeiten im Koran zusammengefasst.  Er glaubte der letzte Prophet, nach Abraham, Moses, Jesus und einigen anderen zu sein und begründete damit den Islam. Nachdem die Juden und Christen sich ihm nicht anschlossen, warf er ihnen vor, sie hätten ihre heiligen Schriften gefälscht.

Weitere Propheten

Aber Mohammed war nicht der letzte Prophet, denn nach ihm kamen noch viele Propheten, Gurus und Sektenführer, die sich an die Spitze neuer Religionen oder Sekten stellten. Die bedeutendsten waren der Lyoner Kaufmann Petrus Waldes, ~ vor 1218, der Gründer der Waldenser.  Ein radikaler Zweig der Wiedertäufer errichtete unter Jan Matthis und seinem Nachfolger Jahn Bockelsen aus Leiden 1534 in Münster „das neue Zion“. Sie wollten alle „Gottlosen“ umbringen. Gottlos waren natürlich die, die anders dachten als sie.

Auch Zwingli und Calvin kann man als Propheten bezeichnen, ebenso wie Thomas Müntzer, einen Reformator und Gegenspieler Luthers.

Sabbati Zwi, 1648, war ein jüdischer Prophet.

Joseph Smith, 1830, war der Gründer der Mormonen.

Charles Taze Russell gründete 1870 die Zeugen Jehovas;

Baha Ullah  entwickelte ab 1863 die Bahai-Religion und hielt sich für die Manifestation Gottes.

Es waren unzählig viele, die glaubten Botschaften Gottes an die Menschen übermitteln zu müssen. Oft ist es auch vorgekommen, dass Gott seine Botschaften über seine Mutter Maria vermittelte und zwar meist an einfache Menschen, wie Kinder.

Kritik an der Zuverlässigkeit göttlicher Botschaften

Antike

Es gab schon in der Antike kritische Stimmen, die die Eingeweideschau und die Traumdeuterei als Hokuspokus bezeichneten. Der römische Staatsmann Cicero äußerte sich wie folgt: Es sei lächerlich zu glauben, die Götter gäben den Eingeweiden eines Opfertiers zum Zeitpunkt der Opferung ein bestimmtes Aussehen, um den Menschen dadurch etwas mitzuteilen, oder sie würden uns im Traum undeutliche Botschaften schicken, anstatt sich deutlich auszusprechen. Überhaupt sei es eine unbewiesene Behauptung, dass es Götter gibt, welche die Zukunft kennen und uns an diesem Wissen teilhaben lassen.

Zwischen den Eingeweiden eines Tieres und dem Schicksal der Menschen besteht wohl ebenso wenig ein Zusammenhang, wie zwischen der Sternkonstellation und seinem Schicksal, wie das die Astrologie behauptet.  Man könnte höchstens aus dem Flug der Vögel Unwetterwarnungen und dergleichen ablesen, weil Vögel weiter sehen und sensibler sind als wir Menschen.

Die Priester und Könige wollten den Menschen weismachen, dass ihre Gesetze göttlich inspiriert oder gar von den Göttern diktiert wurden, um die Autorität und die Anerkennung dieser Texte und damit ihren Willen besser durchsetzen zu können. Wenn man Gesetzessammlungen, für das Werk Gottes ausgibt, will man ihnen damit besonderes Gewicht verleihen und erreichen, dass die Untertanen sie besser befolgen. Das ist ein legitimes Interesse eines Herrschers, aber dennoch eine Täuschung und Lüge. Göttliche Gesetze wiegen wesentlich schwerer als menschliche, zumal man bei Übertretung, nicht nur die irdische, sondern vor allem die göttliche Gerichtsbarkeit fürchten muss. Deswegen waren Priesterschaft und Könige immer daran interessiert, dass das Volk an einen allwissenden und allmächtigen Gott glaubt, dem sie ihre Gesetze unterschoben und mit dem sie eng verbunden seien.

Der griechische Philosoph Kritias sagte:… „ein schlauer und kluger Kopf muss die Furcht vor den Göttern für die Menschen erfunden haben, damit die Übeltäter sich fürchteten, auch wenn sie insgeheim etwas Böses täten oder sagten oder auch nur dächten.“

Offenbarungsreligionen

Offenbarungsreligionen neigen zur Intoleranz. Jeder glaubt, dass seine Religion die einzig wahre ist, sobald er sie schwarz auf weiß besitzt,…schlimmer noch: Er verdammt die Andersgläubigen, obwohl die sich auch auf Offenbarungen berufen können. Warum sollte aber ein Gott einem Volk diese und einem anderen ganz andere Dinge offenbaren? Wie könnte man sich sicher sein, Gottes Worte zu besitzen bei der Vielfalt der Offenbarungen, der Widersprüchlichkeit und den oft zweifelhaften Übermittlern? Wie beweist ein Prophet seine Glaubwürdigkeit und Rechtmäßigkeit? Wie sollte man die wahren von den falschen Propheten unterscheiden? Warum offenbart sich ein Gott nicht allen Menschen gleichermaßen und eindeutig? Warum sollte man sogenannten „Propheten“  – darunter nicht nur ehrenwerte Männer und Frauen, auch Epileptiker, Machtmenschen, Scharlatane, unmündige Kinder…- Glauben schenken, wenn sie angeblich göttliche Botschaften überbringen? 

Gott hat nicht nur zugeschaut, wie sich seine verwirrten Geschöpfe wegen Religionsstreitigkeiten die Schädel einschlugen, er hat selbst mit seinen missverständlichen und vielfältigen Offenbarungen den Anlass dazu geliefert.

Wie sollte man den richtigen Gott finden, wenn sich keiner sehen lässt? Allein die drei abrahamitischen Götter: Jehova, der Christengott und Allah beanspruchen jeweils der einzig wahre zu sein. Dabei offenbaren sie sich in verschiedenen Büchern und lassen unterschiedliche Botschaften und Wesensmerkmale erkennen. Der Gott der Muslime hat ebenso wie der Gott der Juden keinen Sohn, dafür nennt er als letzten Propheten Mohammed, was weder die Juden noch die Christen glauben. Alle drei sind intolerant und versuchen mit höllischen Drohungen und himmlischen Verlockungen möglichst viele Gläubige zu gewinnen. Da die Botschaften widersprüchlich und die dazu passenden Wundergeschichten ziemlich unglaubwürdig sind, kommt es darauf an, wer die Macht hat, die anderen zum richtigen Glauben zu zwingen.

Judentum

Die Geschichten, die um 1000 v.u. Z. in der hebräischen Bibel verschriftlicht wurden, waren durch ägyptische, sumerische, babylonische und kanaanitische Erzählungen und Ideen geprägt worden, die wohl schon in der Bronzezeit dort mündlich überliefert worden waren. Die ältesten biblischen Texte wurden etwa um -1000 aus einer Vielzahl verschiedener Sagen und Erzählungen, aus erfundenen und wahren Geschichten niedergeschrieben. Im 3. und 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung übersetzten hellenistisch geprägte Juden ihre biblischen Schriften aus dem Hebräischen ins Griechische.

„Alle Missverständnisse, welche in die griechische Bibel durch Unkenntnis, Übersetzungsfehler und willkürliche Zusätze hineingekommen waren, hielten sie für das Wort Gottes, und so lehrten sie später manches im Namen des Judentums, was ihm durchaus fremd oder entgegen ist.“ Heinrich Graetz: Geschichte des Judentums.

Die Zehn Gebote in der Bibel galten nur für die rechtgläubigen Juden. Für Völker und Menschen anderen Glaubens gab es dagegen klare Sonderregelungen. Man durfte sie vertreiben, ausrotten, versklaven, töten, ausrauben… auf Gottes Befehl.[10]

Das 1. der Zehn Gebote: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben,“  widerspricht der Weltanschauungsfreiheit, die sehr wichtig ist, um Religionskriege zu vermeiden. Die ersten drei Gebote begründen eine hierarchische Ordnung, mit einem obersten Herrn, der bedingungslose Unterwerfung fordert und sich keineswegs den mündigen Menschen in einer demokratischen Gesellschaft wünscht.

Alle weiteren Gebote: du sollst nicht lügen, töten, stehlen, ehebrechen sind Binsenweisheiten, ohne die eine Gesellschaft nicht existieren kann und die es deswegen auch in jeder Gesellschaft, schon lange vor Moses, gegeben hat.

Christentum

Trotz des allgegenwärtigen Heiligen Geistes wurde das „Neue Testament“, das heilige Buch der Christen und Wort Gottes auf vielfältige Weise gedeutet. Im frühen 3. Jahrhundert kannte man in Rom über dreißig, Ende des 4. Jahrhunderts soll es über hundert konkurrierende christliche Bekenntnisse gegeben haben, die sich gegenseitig als Ketzer bekämpften, verurteilten, verfluchten und verfolgten.

Dabei stand die unterschiedliche Einschätzung der Person Jesu im Mittelpunkt des Streites.

Für die einen war er Mensch (Arianer), für die anderen Gottmensch (Katholiken), für die Markioniten Gott und nur scheinbar Mensch…usw.

Anscheinend lässt die Bibel unzählige Möglichkeiten der Auslegung zu. Aus derselben Quelle kamen Christen zu sehr verschiedenen Schlüssen. Die einen glaubten aus ihr dies und die anderen jenes herauslesen zu können. Die Quäker schlossen aus ihr, dass ein Christ auf die Taufe verzichten könne, die Wiedertäufer erkannten, dass nur die Erwachsenentaufe gerechtfertigt sei und die Katholiken wussten: Ein Kind muss in den ersten Lebenstagen getauft werden. Die Evangelischen fanden durch das Studium der Bibel heraus, dass es zwei Sakramente, Taufe und Abendmahl gebe, die Katholiken haben bis heute sieben Sakramente.

Wenn man weiß, wie die Evangelien entstanden sind, kann man Jesuszitate redlicherweise nicht einfach wortwörtlich nehmen. Bevor das älteste Evangelium nach Markus frühestens um das Jahr 70 in griechischer Sprache niedergeschrieben wurde, waren die Erzählungen über Jesus eine Generation lang in einem aramäischen Dialekt, der Sprache Jesu, mündlich weitergegeben worden. Jeder, der schon einmal eine Geschichte weitererzählt hat, weiß, was herauskommt, wenn dies mehrmals geschieht. Es kann zu Missverständnissen, Ausschmückungen und Kürzungen kommen, es kann zu Fehlern, zu versehentlichen oder absichtlichen Verfälschungen kommen. Die menschliche Natur neigt zu Wichtigtuerei und zu dramatischen Ausschmückungen, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen. Die ewig sensationshungrigen Massen verleiten einen Erzähler zu Wundergeschichten und Übertreibungen. Je nachdem was der Erzähler für Ansichten vertritt, je nachdem, vor welchem Publikum er seinen Bericht wiedergibt, wird er sie in dieser oder jener Richtung formen und weitergeben.

Die Jünger Jesu, die diese Geschichten verbreitet haben, hatten die Absicht, damit den Glauben an Jesus als den Sohn Gottes und den von den Juden lang erwarteten Messias zu festigen. Sie waren keine neutralen Historiker, denen es um die geschichtliche Wahrheit ging. Sie waren Missionare und wollten bekehren.

Luther hat den griechischen Text der Evangelien, von denen allerdings nur Abschriften von Abschriften existierten, ins Deutsche übersetzt. Bei jeder Abschrift entstehen Fehler, ob gewollt oder nicht und bei jeder Übersetzung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Auslegung. Es ist also nicht einfach zu erkunden, was Jesus wirklich gesagt hat.

Dass die katholische Kirche sich  im 4. Jh. mit ihren Vorstellungen durchgesetzt hat, lag nicht daran, dass sie die wahre Deutung hatte, sondern daran, dass sie die Macht hatte, ihre Deutung durchzusetzen und alle anderen auszurotten, obwohl diese wahrscheinlich dem Geiste Jesu näherstanden. So wurde die katholische Kirche für Jahrhunderte mit Verfolgung und Terror zur scheinbar einzig „wahren christlichen Religion“.

Nach der Reformation versuchte wieder jede christliche Glaubensrichtung mit Hilfe der Mächtigen und Verfolgung der Andersgläubigen, zu herrschen und wusste Gott als ihren Verbündeten hinter sich.

Islam

Ähnlich wie bei Jesus wurde das Leben Mohammeds erst hundert Jahre nach seinem Tod von Ibn Ishak aufgezeichnet. Unabhängige geschichtliche Quellen gibt es anscheinend nicht. Die Berichte über ihn enthalten unterschiedliche und widersprüchliche Angaben. Das führt so weit, dass manche Gelehrte die Geschichtlichkeit Mohammeds genauso wie die von Jesus bezweifeln.

Ähnlich wie bei den Evangelien des Neuen Testamentes liegt zwischen der Verkündigung durch Mohammed und der endgültigen schriftlichen Festlegung des Korantextes eine Zeit, in der dieser Text zum Teil mündlich und damit natürlich auch verändert weitergegeben worden ist. Da schriftarabisch nur aus Konsonanten besteht, die einer „Notizschrift“ gleicht, wurden die Vokale erst später eingesetzt, um eine einheitliche Schrift zu bekommen. Noch im 10. Jahrhundert gab es mehrere verschiedene Lesarten des Korans.

Mit Jesus und Mohammed zeigt sich das klassische Problem der Weltgeschichte: Sie fühlten sich auserwählt, aus welchen Gründen auch immer. Beide hatten den Ehrgeiz, der zweite Mann hinter Gott zu sein: Das war ihr wichtigstes Anliegen. Wer das nicht sehen oder glauben wollte, wurde von ihnen verdammt, von ihren Anhängern verfolgt und physisch vernichtet. Beide sind Ausgangspunkt für endlose Verfolgungen und Religionskriege mit Millionen Toten. Es muss allerdings klargestellt werden, dass Jesus nur gedroht, Mohammed aber seine Gegner tatsächlich verfolgen und töten ließ.

Wer nicht groß genug ist, kann nicht überzeugen, wer nicht überzeugen kann, fühlt sich verschmäht und neigt zur Gewalt.

Es sind die unvernünftigen, unbelegbaren Glaubenssätze, aus angeblich göttlichen Offenbarungen, mit denen die Fanatiker die Welt in Brand setzen. [11]

Schlussfolgerung

Aus einem urmenschlichen Wunsch, in einer Welt, die fließt, feste Maßstäbe und Orientierung zu finden, neigen die Menschen dazu, angeblich heilige Texte für unfehlbar zu halten. Sie wünschen sich ein Buch, das man jederzeit aufschlagen, zu allen Dingen befragen und „Amen“ sagen kann. Die Herrschenden fördern diesen Glauben, weil sie ihn benutzen, um ihre Herrschaft zu festigen, deswegen zeigen sie sich bei all ihrer Skrupellosigkeit auch immer gern fromm und gottesfürchtig.

Den Willen Gottes zu tun ist praktisch unmöglich, weil Gott keine klare Sprache spricht, es wäre wohl auch nicht wünschenswert. Nähmen wir die Bibel oder den Koran als Gottes Willen, verwickelten wir uns in viele Widersprüche und fielen zurück in eine archaische, patriarchale, undemokratische Wüstengesellschaft mit anhaltenden Glaubenskriegen. Das zeigen uns die europäische Geschichte und die gegenwärtigen Zerwürfnisse in den islamischen Ländern.

Letztlich sind alle Offenbarungen, Gesetze und Regeln von Menschen  gemacht. Die Frage ist nur: Welche sind es wert erhalten und eingehalten zu werden und welche sollten besser im Mülleimer der Geschichte verschwinden?

Die meisten Werte, die für uns heute Bedeutung haben, finden sich in keiner heiligen Schrift. Sie mussten gegen die heiligen Schriften, gegen göttlichen Willen, von mutigen Menschen, die auf ihren eigenen Verstand vertraut haben, durchgesetzt werden.

Gott hat sich nie für Toleranz, für die Weltanschauungsfreiheit oder die Freiheit des Denkens und Redens eingesetzt. Warum hat er nie an den Gebrauch der Vernunft appelliert, die er den Menschen ja anscheinend mitgegeben hat? Warum hat er den Menschen keinen Plan für einen gerechten Staat gegeben? Warum ist er nie für Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Gewaltenteilung und Menschenrechte eingetreten? Warum war er nie für die Gleichwertigkeit von Mann und Frau, die Abschaffung von Folter, Sklaverei und die Todesstrafe, für die Gleichberechtigung aller sexuellen Orientierungen, die er doch angeblich selbst so geschaffen hat?

Das Gegenteil wurde in den heiligen Texten propagiert: Das absolute Herrschaftsrecht der Könige von Gottes Gnaden über ein unmündiges und rechtloses Volk; die Minderwertigkeit der Frau; Todesstrafen für die banalsten Vergehen; Steinigung für Holzholen am Sabbat, Ehebruch und Homosexualität; Prügelpädagogik; Verunglimpfung unehelicher Kinder; Penisverstümmelung; Schächten von Tieren; Folter; Sklaverei; Intoleranz und Verfolgung Andersdenkender; Verachtung von Vernunft und Wissenschaft; steinzeitliche Sexualmoral; Aberglauben; Heilige Kriege…usw.

Die Menschenrechte wurden von Denkern in der Zeit der Aufklärung verbreitet. Sie wurden nicht von Gott erfunden. Auch die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott und die damit begründete „Würde aller Menschen“ wurden vom Christentum erst entdeckt, nachdem sie von den Aufklärern als Ideal aufgestellt worden waren.

Es gibt nichts Gefährlicheres als wenn Texte für heilig und unfehlbar gehalten werden, in denen zu Feindschaft, Mord und Totschlag aufgerufen wird. Das gilt sowohl für die Bibel als auch für den Koran. Wenn ein Buch dazu auffordert, Andersdenkende zu verfolgen, sollte man daran zweifeln, dass es ein „heiliges“, von Gott geoffenbartes Buch ist.

Seit der Aufklärung ist allmählich das Bewusstsein erwacht, dass wir uns selbst eine gerechte Welt schaffen müssen, wenn es eine geben soll, denn offensichtlich greift ein Gott – was immer das sei – nicht in das Weltgeschehen ein. Im Gegenteil: Gott, in seiner menschlichen Vielfalt, konnte ständig für alle möglichen Kriege und Verbrechen gebraucht und missbraucht werden. Er hat sich nie dagegen gewehrt! Wie könnte er auch?

Ziel der Menschheit sollte es sein, eine gerechte, lebenswürdige und friedliche Welt für alle Menschen zu schaffen. Dies kann am ehesten auf der Basis vernünftiger und humanistischer Prinzipien, innerhalb einer freiheitlichen Demokratie erreicht werden. Zu diesen Prinzipien gehören vor allem die unveräußerlichen Menschenrechte.

Der säkulare Rechtsstaat muss über den Religionen stehen und von diesen getrennt sein. Nur so können alle Weltanschauungen gleichberechtigt in fairem Wettkampf miteinander und nebeneinander existieren. Religion ist Privatsache. Die im Staat gültigen Gesetze sollten von frei gewählten Abgeordneten mit Vernunft und Weisheit zum Wohle der Gemeinschaft gemacht werden.

Außer Binsenweisheiten lässt sich aus göttlicher Offenbarung schwerlich etwas für die Verbesserung der irdischen Verhältnisse  holen!

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Hieroskopie

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Hieroskopie

[3] Tacitus

[4] Encarta – Lexikon

[5]  – Minuszeichen = vor unserer Zeit = v.Chr.

[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Codex_Ur-Nammu

[7] Encarta – Lexikon

[8] Encarta – Lexikon

[9] Karlheinz Deschner / Abermals krähte der Hahn

[10] 3. Mos 25:44; Hosea 13:16

[11] Roland Fakler / Von Verfolgern und Verfolgten 2017

Copyright Roland Fakler © Januar 2018

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