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Roland Fakler

Vor Adam und Eva

Adam und Eva – Ihre mesopotamischen Wurzeln

Schon rund 1800 Jahre vor unserer Zeitrechnung gab es in Mesopotamien Mythen, die erstaunlich viele Parallelen zur biblischen Geschichte von Adam und Eva aufweisen. Diese älteren Erzählungen stammen aus Sumer und Akkad und wurden vermutlich während des babylonischen Exils von israelitischen Schreibern theologisch umgedeutet.

Die mesopotamischen Vorläufer

In mehreren sumerischen und akkadischen Mythen tauchen Motive auf, die später in der Genesis wiederkehren – darunter das Paradies, verbotene Nahrung, Verlust der Unsterblichkeit und die Erschaffung einer Frau aus einer Rippe.


📖 Vergleich der Mythen

Thema / Motiv Enki & Ninhursag (Sumer, ca. 2000 v.u.Z.) Adapa-Mythos (Akkad, ca. 1800 v.u.Z) Adam & Eva (Genesis, ca. 6.–5. Jh. v.u.Z.)
Ort der Handlung Paradiesisches Land Dilmun Himmel und Meer der Götter Garten Eden
Zentrale Figur Enki, Gott der Weisheit Adapa, weiser Mensch Adam, erster Mensch
Begleiterin / Frau Ninhursag erschafft Ninti („Herrin der Rippe“) Keine Partnerin erwähnt Eva, „Mutter aller Lebendigen“, aus Adams Rippe
Motiv der Rippe / des Lebens Ninti = „Frau der Rippe“ + „Frau des Lebens“ Eva = „die Lebendige“, aus der Rippe Adams
Verbotene Nahrung Enki isst verbotene Pflanzen Adapa verweigert göttliche Nahrung Adam & Eva essen vom Baum der Erkenntnis
Folge des Essens / Nicht-Essens Krankheit, Verlust göttlicher Harmonie Verlust der Unsterblichkeit Vertreibung, Sterblichkeit
Beziehung zu Gott / Göttern Enki übertritt göttliche Ordnung Adapa folgt göttlichem Rat, verliert dennoch Adam & Eva übertreten Gottes Gebot
Zentrales Thema Grenzüberschreitung, Heilung Wissen vs. Unsterblichkeit Ungehorsam, Erkenntnis, Sterblichkeit
Moralische Deutung Keine Sünde, göttliches Spiel Schicksal, keine Schuld Sündenfall und moralische Schuld

 Zusammenfassung

Die biblische Erzählung von Adam und Eva greift mehrere alte Motive auf:

So zeigt sich, dass die biblische Schöpfungsgeschichte kein isolierter Text ist, sondern eine Neuinterpretation älterer mesopotamischer Vorstellungen über Ursprung, Wissen und Sterblichkeit.


Quellen: Übersetzungen der sumerischen Mythen (Samuel Noah Kramer), Adapa-Mythos (James B. Pritchard, Ancient Near Eastern Texts), Genesis 2–3 (Altes Testament).