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Roland Fakler

Herrschaft der Kirche

Herrschaft lässt sich nicht theologisch oder mythologisch legitimieren
 
Leserbrief im heutigen Tagblatt Schwäbisches Tagblatt Tübingen
Antwort auf den Leserbrief von Herrn Dr. theol. H. der schreibt:
 
„Hierarchie besagt heiliger Ursprung Demokratie ist Herrschaft des Volkes…. Die Kirche ist das im Mysterium schon gegenwärtige Reich Christi, also Herrschaft Christi als geoffenbarte Wahrheit in Liebe.“ H.
 
 
Der Leserbrief von Herrn H. am Sa.11. Nov. hat mich bewogen zum Rottenburger Marketingstreit Stellung zu nehmen, weil er offenbart, um was es ihm geht: um die theologische und mythologische Rechtfertigung der undemokratischen, kirchlichen (Vor)herrschaft.
Da jede Religion ihre Herrschaft theologisch rechtfertigt, braucht man sich nicht mehr wundern, dass die Frommen aller Zeiten sich im Namen Gottes – des einzig wahren natürlich – mit voller Wucht und gutem Gewissen jahrhundertelang die Schädel eingeschlagen haben.
Der Palästinakonflikt liefert ein anschauliches Beispiel dafür.
 
Auch bei uns wäre es wohl ewig so weitergegangen, wenn die Legitimation der Herrschaft in der Zeit der Aufklärung nicht auf eine vernünftige Basis, d.h. auf eine säkulare Verfassung mit einer Trennung von Religion und Staat gestellt worden wäre, die für alle gilt. Vom Gemeinderat, dem vom Volk gewählten Gremium – nach H. weniger heilig und deswegen wohl weniger legitimiert – sollte man erwarten, dass er diese Verfassung, gegen die mythologisch begründeten Ansprüche der kath. Kirche verteidigt und in einer vielfältigen Stadt verfassungsgemäß keiner Konfession Vorrechte erlaubt.