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Feld- und Gipfelkreuze
Feld- und Gipfelkreuze… Anblick tolerieren?
Die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart lobt den mit 2000 Euro dotierten Stiftungspreis für den Erhalt von Wegkreuzen, Bildstöcken und Kapellen und für die Errichtung neuer aus.
(„Für den Erhalt christlicher Wegzeichen“, 5. Juli, Rottenburger Seite).
Leserbrief im Tagblatt am 10.07.2019
Ich gehöre selbst zu den Ehrenamtlichen, die sich für den Erhalt von Kleindenkmalen einsetzen. Sie sind Zeugnisse unserer Geschichte. Sie wurden aber oft als Reviermarkierungen und Zeichen katholischer Herrschaft gesetzt, als diese sich noch für die einzig wahre Religion hielt und die Macht hatte, ihre Herrschaftssymbole an allen Ecken und Enden, vor allem an den Grenzen zu reformierten Gebieten zu errichten.
Andererseits hatte diese Kirche jahrhundertelang keinerlei Skrupel, griechische, römische, germanische und andere Heiligtümer zu verwüsten oder zu überbauen. Die fanatischsten Zerstörer gelten heute als Heilige: Theodosius, Kyrill, Martin, Bonifatius, Karl, Bernhard…
Sie sollte sich nun, da wir in einem weltanschaulich vielfältigen und säkularen Staat leben, in christlicher Demut üben und nicht mehr den ganzen öffentlichen Raum für sich beanspruchen. Dieser Raum gehört Gläubigen und Ungläubigen, die schließlich auch nicht auf allen Gipfeln ihre ,Zeichen‘ errichten dürfen. Wo kämen wir da hin? Dies gilt insbesondere für Kreuze mit blutüberströmten Leichnamen. Das ist nun mal kein schöner Anblick, sondern einfach schrecklich!
In Poltringen wurde vor Jahren ein drei Meter hohes Kreuz mehrmals absichtlich beschädigt, bis es nicht mehr restauriert wurde. Das halte ich für Barbarei. Trotzdem stellt sich die Frage: Gehören solche Kreuze an den Wegesrand? Müssen Menschen verschiedenster Weltanschauung den Anblick Gekreuzigter, die überall in der idyllischen Landschaft herumhängen, tolerieren?
Ergänzung: Die Spur der Zerstörung von Heiligtümern begann mit der Macht der katholischen Kirche unter Konstantin und seinen Nachfolgern, vor allem von Theodosios I. unter dessen Herrschaft die katholische Kirche 380 zur einzig wahren erklärt wurde. Dort wo die Kirche Macht hatte, wurden ab dem 4. Jh. die ägyptischen, griechischen, römischen, germanischen, keltischen Heiligtümer zerstört und mit der Entdeckung Amerikas auch die indianischen, der Maya, Azteken und Inka.
Leichname an Kreuzen wurden von den Römern als Abschreckung gegen Verbrechen aufgestellt. Das Kreuz wurde von den Christen erst im 5. Jh. als ihr „Heilszeichen“ übernommen. Vorher war es der Fisch.
Erstmals von Christen eingeführt:
Ostern 115 ;
Sonntag 321;
Weihnachten 336;
381 zu Gottvater und Sohn kommt der Heilige Geist;
Kreuz 431;
ID: f0edefcc8f23404aa3767ae9b7c77a12
Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal
Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal
Tagblatt 2004_05_17
Reusten in Ammerbuch hat eine Sehenswürdigkeit mehr. Am Samstag wurde vor dem örtlichen Rathaus ein Denkmal eingeweiht, das Reustens lange Geschichte bezeugt. Der über 500 Jahre alte Grenzstein stand einst im Hartwald, wo er die Grenze zum Nachbarort Altingen markierte. Jürgen Parchem (im Bild hintergrund) und Roland Fakler entdeckten ihn dort und beschlossen, ihn der Dorfgemeinschaft zugänglich zu machen. Gemeinsam mit Christel Halm, der Ortsvorsteherin, präsentierten sie ihn jetzt der Öffentlichkeit. Im Rahmen der Einweihung fand auch die Ausstellungseröffnung zur Reustener Geschichte statt. Dieses Projekt der beiden Hobbyforscher stellt den Ort um 1900 dar. Fotos, Texte und Karten sollen den damaligen Zeitgeist widerspiegeln.Beiden ist es wichtig, dem Klischee der Dorfidylle die historische Realität gegenüberzustellen. Unter anderem können die Besucher sehen, wie Reusten 1907 an das Stromnetz angeschlossen wurde und wie der Ort fließendes Wasser erhielt.ck / Bild:Faden
Wie hat’s van Gogh gemacht?
Wie hat’s van Gogh gemacht?
Der Privatgelehrte Roland Fakler schreibt zweimal über das Ammertal
Tagblatt / Südwest Presse 16.10.2001
Von
Kurt Oesterle
Roland Fakler, der Individualist, freischaffende Künstler und Heimatforscher,
hat jüngst ein Bilderbuch über die Gemeinde Ammerbuch veröffentlicht. Bild: Metz
REUSTEN. Seine Werke nennt er “Bilderbücher”. Damit man gleich heraushört, dass sie auch für Kinder geeignet sind. Das erste war Reusten und seiner Geschichte gewidmet, das zweite der Gesamtgemeinde Ammerbuch. Es kann seit kurzem erworben werden.
Verlegt hat die beiden Ammerbuch-Bücher derjenige, der sie auch geschrieben hat: Roland Fakler, 48. Der gebürtige Leutkircher wohnt in der Reustener Wolfsbergsiedlung, in einer hellen Gartenwohnung, in der er auch arbeitet. Von seinen Werken hat er nur wenige auf Vorrat, “höchstens zehn”. Wenn darüber hinaus eines gewünscht wird, setzt er sich an seinen Computer und druckt es aus. Außerdem liegen sie in kleinen Mengen an zwei Orten in Reusten auf Halde: im Bergcafe und im Bio-Laden. Im Bergcafe ist es Fakler zu seinem großen Stolz sogar schon gelungen sein älteres Reusten-Buch “an einen Berliner zu verkaufen”.
Immerhin: Hundert Exemplare von seinem “Bilderbuch Ammerbuch” hat er bereits losgeschlagen “und zwanzig verschenkt”. Wer es mit seinen Texten, Karten und Bildern erstehen will, muss 25 Mark anlegen. Dann besitzt er eine Art Handbuch der Gesamtgemeinde Ammerbuch, mit Auskünften zu jeder der einzelnen Mitgliedsgemeinden, zu Klima, Kultur, Neubaugebieten, Ortswappen, Bodenschätzen, Gewerbegebieten und Vereinen. Im Anhang finden sich wichtige Adressen und Telefonnummern, ebenso eine Liste der Gaststätten und eine mit allen Gemeinderäten samt politischer Zugehörigkeit. Den Schluss ziert ein “Ammerbuchrätsel”- das so leicht gar nicht zu lösen ist: Auf einem Foto sieht man acht Kirchtürme vor sich und soll sie nun ihrer jeweiligen Heimatgemeinde zuordnen; der Gast aus Tübingen hat immerhin vier geschafft.
Das einfach und handlich gemachte Buch mit seinen knapp hundert Seiten ist also Ortsporträt, Gemeindeführer und Sympathiewerbung in einem. Denn Fakler liebt sein Ammertal fühlbar und möchte es den Einheimischen nahe halten sowie den Zugezogenen nahe bringen.
Zugezogen ist er einst selbst. Nachdem er in Tübingen ein kurzes, nur einsemestriges Medizinstudium abgebrochen hatte. “Ich wollte Schriftsteller werden, außerdem war mir Tübingen zu laut.” Er radelte los, geriet ins Ammertal und blieb. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Gelebt hat Fakler stets in Reusten. Hier ist er heimisch geworden. Hat Freunde gefunden. Und Gesprächspartner, die ihm allerhand Buntes aus der Dorfgeschichte erzählen konnten. Den Rest erarbeitete er sich im Selbststudium. Etwa die Geschichte der Alemannen und Kelten. Deren Vorzeit hatte es ihm schon seit jeher angetan, und so legte er dort seinen ersten Roman an.”Rusto” heißt er und wartet auf der PC-Festplatte noch immer geduldig auf einen Verleger. Zusammen mit dem Versepos, das Fakler über Gaius Julius Caesar geschrieben hat. “Heldengeschichten haben mich von klein auf fasziniert.”
Doch der Oberschwabe aus Reusten ist nicht nur Schriftsteller. Er malt auch. Freudig zeigt er auf die satten, vielfarbigen Ölgemälde rings an der Wand. Konkrete Landschaftsmotive der Region mischen sich mit Phantastischem, Surrealem. “Malen”, sagt Fakler, „das ist für mich, wie wenn man aus einem Luftballon die Luft rauslässt. “Will sagen: Malend wird er inneren Überdruck los, oder auch seine Kopfschmerzen. Zudem komponiert er gerne, schreibt eine Musik, die alles Laute und lärmige dieser Welt verdrängen und ersetzen will durch Wohlklang. Ihm setzt die Welt vor allem als Geräuschkulisse zu, weshalb er an den meisten Stunden des Tages Ohrstöpsel trägt.
Roland Fakler ist ein ländlicher Privatgelehrter und Lebenskünstler, wie es nicht viele gibt. Man fühlt sich gedrängt, ihn zu fragen: “Und wovon leben Sie?” “Ich lebe bescheiden”, antwortet er, “ohne Auto zum Beispiel. Außerdem gibt es Sponsoren. Wie hat’s van Gogh gemacht? Er hatte einen Bruder, der ihn unterstützte …”
Spätestens mit seinem Ammerbuch-Buch hat er sich freigeschrieben, scheint es. Anderes soll folgen. Ja, vielleicht macht Fakler sich schon bald daran, aus seinen bislang unveröffentlichten Werken zu veröffentlichen. Möglicherweise die Aphorismen, die er seit langem schreibt. Oder die Tagebücher. Und schon bald hat er vor, sich seinem Ammertäler Publikum bei einer Lesung vorzustellen, womöglich im Reustener Bergcafe.
INFO Buchbestellungen auch per E-Mail: rolandfakler@gmx.de, oder telefonisch unter (0 70 73) 36 47.
Aus Liebe zur Kunst und zur Geschichte
Aus Liebe zur Kunst und zur Geschichte
Gäubote Freitag, 12. Oktober 2001 LOKALE KULTURVON ALEKSANDRA JEFTIC
Bücher über Reusten und Ammerbuch
Roland Fakler will Vergangenheit lebendig erhalten.
Zweites Werk herausgegeben.
Roland Fakler: 2001
“Denken war meine erste Leidenschaft” GB-Foto: Bäuerle
Er sieht sich selbst als seltsamen Typ. Roland Fakler ist eben ein Künstler. Seit 25 Jahren lebt er einsam und zurückgezogen in Reusten. Vor einem Jahr begann er für sein Buch “Reusten und seine Geschichte” zu recherchieren. Seit dieser Woche gibt es nun ein zweites Werk, das “Bilderbuch Ammerbuch”. Dabei ist er eigentlich freischaffender Maler.
Etwas ungewöhnlich ist der Lebenslauf des 1953 in Leutkirch geborenen Künstlers schon. Fakler holt weit aus, wenn er erzählt. Mit neun Jahren bat er seine Mutter, ihn in ein Schülerheim zu schicken. Er fühlte sich zu Höherem berufen und konnte den Lärm am heimischen Herd nicht länger ertragen. Doch auch dort fand er nicht die ersehnte Ruhe und betete zu Gott, er möge ihm doch helfen. Als keine Besserung eintrat entschied er sich, einfach nicht mehr an ihn zu glauben. Mit 16 Jahren verließ er das Schülerheim und kam auf’s Gymnasium nach Leutkirch. Nachdem Abitur und der Bundeswehr schrieb er sich an der Uni Tübingen für ein Medizinstudium ein und zog dann nach Ammerbuch.
Schon nach einem Semester merkte er, dass er lieber schreiben wollte. In kürzester Zeit verfasste er einige Romane und Gedichte, die allerdings von über 50 Verlagen abgelehnt wurden. “Denken war meine erste Leidenschaft”, sagt er heute. Dem folgten seine Liebe für Geschichte und für die Kunst. Seit 25 Jahren lebt er als freischaffender Künstler in Reusten ein bescheidenes Leben. “In erster Linie geht es mir um die Entwicklung meiner eigenen Persönlichkeit, um meine Freiheit”, sagt Fakler.
Vor etwas mehr als einem Jahr brachten ihn Nachbarskinder auf die Idee, ein Buch über Reusten zu schreiben. Sie stellten ihm Fragen, die er nicht beantworten konnte: über den Kirchberg, über die Burg und die Römerstraße. Schnell fiel ihm auf, dass nicht nur er diese Fragen nicht beantworten konnte. Es gab auch keine Bücher, die Aufschluss geben konnten. Da beschloss er, die Sache selber in die Hand zu nehmen. Er sah das als Gelegenheit, seine drei Leidenschaften einzubringen: das Schreiben, sein Interesse für Geschichte und seine Malereien. Durch Zufall stieß er im Bergcafe auf einen Gesprächspartner, der sich in Reusten wie in seiner Westentasche auskennt und willig war, ihm bei seinen Recherchen zu helfen. So kam es, dass Fakler und der 75 Jahre alte Reustener, der”aus Bescheidenheit” nicht genannt werden will, ein halbes Jahr zusammen saßen und die Reustener Geschichte rekonstruierten. “Wir hätten es ohne einander beide nicht geschafft, dieses Buch zu schreiben”, sagt Fakler. Doch natürlich steckt noch sehr viel mehr Arbeit dahinter: Er wälzte nächtelang Bücher, Chroniken, sprach mit weiteren Reustenern und suchte im Internet nach noch mehr Informationen.
Nach sechs Monaten war “Reusten und seine Geschichte” fertig. Längst hatte er beim Sammeln der Informationen gemerkt, dass es auch über Ammerbuch kein solches Buch gab und beschloss, auch daran zu arbeiten. Nun ist es fertig. Faklers Bücher sind eine geschichtliche Dokumentation, einfach geschrieben mit farbigen, selbst gemalten Bildern, mit Informationen über Landwirtschaft und Kultur. Die Wappen werden erklärt und Ortsnecknamen verraten. “Eigentlich sollte es ja nur eine dünne Broschüre für Kinder werden” räumt er ein. Sein Anliegen ist es, dass die Geschichte der Gemeinde Ammerbuch nicht in Vergessenheit gerät.
“Teil der Reustener Geschichte”
Die Reaktionen auf das erste Buch seien fast durchweg positiv gewesen, sagt Fakler. “Einige haben kritisiert, dass ich das Dritte-Reich-Thema aufwärmen würde und haben gefragt, ob ich das nicht weglassen könnte. Aber diese Menschen verstehen nicht, dass dies ein Teil der Reustener Geschichte ist.” Eine Frau habe in einem Gespräch sogar geweint, da sie die Erinnerungen jahrelang verdrängt hatte. Andere wiederum seien nicht zufrieden mit der Darstellung ihrer Vorfahren oder hätten gerne mehr über sie in dem Buch gelesen. Fakler lässt sich durch solche Reaktionen nicht beirren. Und der Verkauf gibt ihm offenbar recht: Mittlerweile habe er 120 Exemplare des Heimatbuchs verkauft. Nun würde er auch gerne einige seiner Bildern an den Mann bringen, die in den Büchern zu sehen sind. “Die Leute finden die Bilder schön und schauen sie sich gerne an, aber Kaufanfragen hatte ich durch die Bücher leider noch nicht.” Das ist wohl das schwere Los eines Künstlers.