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Roland Fakler

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Bernhard von Clairvaux

Geistlicher Schuft

Wer war der Heilige Bernhard? Der Zisterzienser gründete zu Lebzeiten über 150 Klöster – auch in Tübingens kleinstem Teilort Bebenhausen hinterließ seine Lehre Spuren („Ein honigfließender Gelehrter“, 20. August, Regionale Kultur).
 
Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt am 26.8.2019

Dem Lobgesang auf den „honigfließenden Gelehrten“ möchte ich noch ein paar wichtige Informationen hinzufügen.

Im Gegensatz zu anderen Gelehrten seiner Zeit, wie Abaelard, vertrat Bernhard die Werte des finstersten Mittelalters: Absolute Herrschaft des Papstes; Verdammung der Vernunft; hierarchische, von Gott gewollte Ordnung; blinden Gehorsam der Gläubigen gegenüber der Obrigkeit; Verachtung der Frau.

Sein rhetorisches Talent setzt er zur Verfolgung der falschgläubigen Muslime, Heiden, Juden, Ketzer ein, die für ihn keine Menschen sind. Er legt die geistigen Grundlagen für die militante Verfolgung Andersdenkender in den kommenden Jahrhunderten. Als „Kreuzzüge” gelten seit Bernhard nicht nur die Feldzüge gegen die Muslime, sondern auch gegen Heiden, Ketzer, Katharer, Waldenser, später gegen die Hussiten, Hugenotten, Wiedertäufer usw. Seine Kriegspredigten werden Vorbild bis zu den Feldpredigten im Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Er verspricht den Kämpfern „Lohn auf Erden und im Himmel” und „Vergebung aller Sünden”. Als das Höchste gilt ihm „das Sterben für den Herrn“ bei der „vollständigen Bekehrung oder Ausrottung der Heiden“.  Er war wesentlich daran beteiligt, aus der Religion des Friedens und der Pazifisten eine Religion des Krieges und der Verfolgung zu machen.

1174 wurde er von Papst Alexander VIII. heilig gesprochen und 1830 von Pius VIII. zum Kirchenlehrer ernannt.

Kann er für uns ein verehrungswürdiges Vorbild sein? Für Friedrich Schiller war er ein „weltkluger, geistlicher Schuft“.


Ergänzung:

Zu Weihnachten 1146 erreichte Bernhard in Speyer, dass sich der deutsche König Konrad III. sowie dessen welfischer Gegenspieler Welf VI. zur Teilnahme am 2. Kreuzzug bereiterklärten. In seiner „Lobrede auf die Tempelritter“ verdammt er das weltliche Rittertum als verderblich und plädiert für Mönche als Krieger, für die Verbindung von Mönchtum und Rittertum (Tempelritter). Nur Krieger im Namen des Christentums seien ehrenwerte Krieger.

Mit seinen Predigten entfachte er in ganz Europa einen Sturm der Begeisterung für die Kreuzzüge.  Er warb für sie im nördlichen Frankreich, in Flandern und in der Rheingegend. Er sah das ritterliche Ideal der Kreuzzüge, das Sterben für den Herrn, als höchsten Verdienst. Entschieden trat er für die in der Kirche umstrittenen „bewaffneten Mönche“, die Tempelritter, ein. In seinem Brief an diesen Ritterorden gibt er eine theologische Rechtfertigung religiös motivierter Waffenhandlungen und warnt sie gleichzeitig vor Ausschweifungen und Lastern im Kriegsdienst. Das Scheitern dieses Kreuzzuges, die Niederlage der Kreuzfahrer, wurde ihm angelastet. Bernhard war auch ein wortgewandter Ketzerverfolger und riet zu deren physischer Vernichtung. 

Bernhard von Clairvaux, der Verrückte Gottes, der unerbittliche Zensor und wachsame Hüter der Wahrheiten des Glaubens, erregt sich über Gelehrte, wie Abaelard. Bernhard erreicht die Verurteilung Abaelards. Diese Gelehrten, die die Erschaffung des Menschen nicht »durch Gott, sondern durch die Natur« erklären wollen, sind gefährlich, versichert er. ER erreicht auch das Verbot seiner Schriften sowie die Exkommunikation aller Anhänger und Verteidiger seiner »Irrlehre«; erreicht die Verurteilung Gilberts von Poitiers durch das Konzil von Reims; und er stachelt in Aquitanien und Languedoc gegen die Katharer auf. Er bekämpft Arnold von Brescia, der darauf exkommuniziert und nach mehrfacher Flucht und Gefangenschaft Ende Juni 1155 bei Rom hingerichtet wird.

Bernhard misstraut der Vernunft, denn er weiß, dass sie, einmal losgelassen, nicht mehr still steht und nicht eher ruht, bis sie sich überall ausgebreitet und den Glauben aus dem Menschen vertrieben haben wird. Schon jetzt kann er feststellen, dass die wagemutigsten Chartreser nicht zögern, Gott auszuklammern, um die Wissenschaft in aller Freiheit zu vertiefen.

Papst Eugen III., der gegen Mitte des 12. Jahrhunderts zu einem neuen Kreuzzug drängte, versprach den Kämpfern sogar das ewige Leben.

Bernhard von Clairvaux reiste durch die Länder und predigte den »heiligen Krieg«, zu dem er auch Verbrecher aufforderte, denen er Straflosigkeit und Sündenvergebung zusicherte. Kein Gesetz, wußte Bernhard, verbiete dem Christen, das Schwert zu ziehen. Das Evangelium empfehle den Soldaten Mäßigung und Gerechtigkeit, »doch sagt es zu ihnen nicht: werft die Waffen von euch und verzichtet auf Militärdienst. Verboten ist dagegen der ungerechte Krieg und namentlich der Krieg unter Christen.

Nachdem der Kreuzzug eine Katastrophe geworden war – von rund 150 000 Mann kamen nur wenige tausend wieder –, führte der hl. Bernhard das Fiasko auf die Sünden der Christenheit zurück und wälzte die Verantwortung auf den Papst. »Haben etwa wir uns der Verwegenheit und des Leichtsinns schuldig gemacht?« wandte er sich an Eugen III. »Nein, wir sind vertrauensvoll den Weg gegangen, den Ihr vorgezeigt habt«.

Nach dem gescheidterten Kreuzzug im Orient wendet er sich gegen die Wenden = Slawen, die noch Heiden waren.

Der hl. Bernhard von Clairvaux, will die Juden, den »elenden Stamm«, die Abkömmlinge des Teufels und Mörder von Anbeginn, wie er schimpft, nicht getötet, sondern vertrieben sehen. Er löste aber mit seinen Predigten 1146 Judenpogrome aus, nicht unbedingt von im gewollt.

Ergo apostrophiert er ihre mit »Blindheit« geschlagene Synagoge: »Unselige, bereite dich vor; glaube oder danke ab! Deschner: Kriminalgeschichte des Christentums

Zitate Bernhards:

“Die Fülle der Gewalt über die Kirchen des Erdkreises ist durch einzigartige Vorrechte dem Apostolischen Stuhl verliehen. Wer daher dieser Gewalt widersteht, widersteht den Anordnungen Gottes.”

„Der Kämpfer Christi kann ruhigen Gewissens töten und im Frieden sterben. Stirbt er, so arbeitet er für sich; tötet er, so arbeitet er für Christus. Der Tod der Heiden gereicht zu seinem Ruhm, denn er bedeutet den Ruhm Christi“.

Heilige Schufte – Seckel auf dem Sockel

So sieht die kirchliche Geschichtsschreibung aus.

“Er praktizierte seine Beziehung zum Herrn Jesus, indem er in der Gemeinschaft lebte und Gelübde der Armut, Keuschheit und des Gehorsams ablegte. Seine immer wiederkehrende Botschaft betraf die Liebe Gottes. Für den heiligen Bernhard war die Liebe der spirituelle Weg, dem die Christen folgen sollten.”

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