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Roland Fakler

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Männer auf Sockeln

Silcherdenkmal – Platanenallee Tübingen

Soll das Silcherdenkmal auf der Tübinger Platanenallee bleiben oder weg? 23.01.2023

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Verstaendlich-574655.html

Der Nationalsozialismus wollte mit seinen monumentalen Denkmalen die angebliche „Größe“ seiner Idee beweisen und im Gegensatz dazu die Winzigkeit und Ohnmacht der Untertanen herausstellen. Der kritische Verstand sollte getrübt, am besten erschlagen werden. So erzeugten sie Staunen, Furcht, Begeisterung und Gehorsam gegenüber der Obrigkeit, und so konnten sie über die bedenklichen geistigen Inhalte ihrer Ideologie hinwegtäuschen.

Alle für sie gefährlichen Fragen, nach der Willkürherrschaft, den Menschenrechtsverletzungen, dem Militarismus, der Legitimität und der Machtkontrolle, sollten zum Schweigen gebracht und der perfekte Untertan erschaffen werden.

Dasselbe Prinzip verfolgen alle autoritären Herrschaftssysteme, die mit Pomp, Lärm, Aufmärschen, Geschichtslügen, Monsterdenkmalen und Wahnsinnsbauten überwältigen wollen. Damit wollen sie den Verstand ausschalten und blinden Glauben, Unterwerfung und Gehorsam erzwingen.

Das Silcherdenkmal ist mit entsprechender Beschriftung diesbezüglich geeignet, als Mahnmal zu dienen. Es kann zwar nicht mehr täuschen, aber leider noch immer erschlagen. Verständlich also, dass es Leute, die öfter damit konfrontiert werden, weghaben wollen.

Ein Leserbriefschreiber kritisiert, dass es doch auch in unserem Land Größenwahn gibt, den ich nicht sehen will

Meine Antwort: Offen kritisieren

https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Offen-kritisieren-577756.html

Uwe Brauner hatte auf einen Leserbrief dieses Schreibers zum Silcherdenkmal geantwortet. 16.02.2023

Lieber Herr Brauner, wie ihre Kritik zeigt, gelingt es mir nicht immer, globale Probleme in einem kurzen Leserbrief abzuhandeln. Größenwahn gibt es auch in unserer Demokratie. Das liegt aber daran, dass vielfältige Kontrollmechanismen, die es auch gibt, versagt haben. Die Projekte, die Sie ansprechen, Stuttgart 21 und Kanzleramt, sehe ich genauso kritisch wie Sie. Der Unterschied zur Diktatur ist aber, dass wir dies offen kritisieren und eventuell mit einer Bürgerinitiative – siehe Stuttgart 21 – stoppen könnten. Sowas ist weder in Russland noch in China denkbar. Fremd wurde mir unser Land auch während der Coronazeit, als der Staat wirklich rigoros gegen Andersdenkende vorgegangen ist und damit Staatsfeinde geschaffen hat. Inzwischen beginnt die Aufarbeitung, also ein Lernprozess. In einer Diktatur wird das unter den Teppich gekehrt.

Fazit: Menschenrechte, vor allem die Meinungsfreiheit, müssen immer wieder erkämpft werden, weil sie immer in Gefahr sind, von der Obrigkeit eingeschränkt zu werden. Fortschritt durch Kritik ist nur in einer offenen Gesellschaft möglich. Dazu leistet auch das TAGBLATT mit seinen vielfältigen Artikeln und den Leserbriefseiten einen wichtigen Beitrag.

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Seckel auf den Sockel

Hat Josef Ratzinger einen Straßennamen verdient?

Leserbrief im Tagblatt am 13.01.2023 https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Ins-Nirwana-573680.html

Hätte Joseph Ratzinger eine Chance, in Tübingen mit einem Straßennamen geehrt zu werden? Wohl kaum! Als Großinquisitor mit absolutem Wahrheitsanspruch hatte er wenig Verständnis für weltanschauliche Toleranz. Er führte seine Kirche ins Mittelalter zurück, war ein Gegner der Befreiungstheologie, der Gleichstellung von Männern und Frauen, sowie der Homosexuellen. Er verhinderte ein modernes Sterbehilfegesetz. Er hoffierte die erzkonservativen Piusbrüder mit ihrem Holocaustleugner und vertuschte die Missbrauchsfälle. Er war Oberhaupt einer absoluten Monarchie und hatte von daher wenig Verständnis für „demokratischen Firlefanz“. Im Katechismus von 1997, der wesentlich seine Handschrift trägt, droht er mit dem realen Höllenfeuer. Dort wird auch die Sexualmoral der Kirche festgeschrieben: keine künstlichen Verhütungsmittel, z.B. Kondome; kein Sex außerhalb der Ehe; keine Ehescheidung; Sex nur zum Kinderzeugen erlaubt; kein Schwangerschaftsabbruch; keine Masturbation; keine Homosexualität; keine erotischen Gedanken, keine Priesterehe… alles Sünde, außer für Priester und heimlich.

Damit wird die Überbevölkerung angeheizt, die Umweltkatastrophe befördert und der Planet ins Nirwana geleitet!

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Merowinger und Karolinger

Leserbrief im Tagblatt Tübingen 16.03.2022 https://www.tagblatt.de/Nachrichten/Seckel-auf-den-Sockel-538574.html

Im neuen Baugebiet „Obere Kreuzäcker“ im Tübinger Ortsteil Bühl sollen Straßen nach den Merowingern und Karolingern benannt werden (9. März).

In Bühl sollen die Merowinger und Karolinger mit Straßennamen geehrt werden. Dazu gebe ich zu bedenken, dass die Merowinger zum skrupellosesten Herrschergeschlecht Europas gehörten. Es hat sich durch fortwährende Vertragsbrüche, Meuchelmorde und Angriffskriege ausgezeichnet. Das trifft in besonderem Maße auf das wichtigste Mitglied dieser Familie, auf Chlodwig I. zu, der seine ganze Familie heimtückisch aus dem Weg geräumt und mit seinen Angriffskriegen für jahrzehntelanges Elend in Europa gesorgt hat. Nicht viel besser waren die Karolinger, die die Merowinger durch einen Staatsstreich abgelöst haben. Dabei war schon die Legitimität der Merowinger nur auf Mythen und Märchen gegründet. Am Übergang der beiden Dynastien steht das abscheuliche Abschlachten des alemannischen Adels beim Blutgericht von Cannstatt. Weiter ging es mit den lebenslangen Raub- und Eroberungskriegen Karls I. d.Gr. gegen Sachsen, Friesen, Bayern, Langobarden, Basken…mit der Vernichtung ihrer Kultstätten, den „Blutgesetzen“, der Hinrichtung von 4500 Sachsen beim Blutgericht von Verden 782.

Wenn nicht dauernd Seckel auf den Sockel gestellt worden wären, wäre die Weltgeschichte auch ganz anders verlaufen!

 

Nachhaltig wirtschaften

Nachhaltig

Das „Bürgerprojekt Zukunft Tübingen“ will über die Grenzen des Wachstums nachdenken (Bericht vom 5. Oktober).

Leserbrief am 08.10.2021Von Roland Fakler

Ein Problem der Demokratie ist, dass die Politiker nur bis zur nächsten Wahl denken müssen. Menschen, die hier über Generationen beheimatet sind und sich auch in Zukunft eine lebenswerte Umwelt bewahren wollen, sollten aber weiter denken. Es muss so gebaut und gewirtschaftet werden, dass weder unsere Umwelt noch andere Nationen langfristig geschädigt werden, das heißt nachhaltig. Dies ist nur möglich, wenn die Bevölkerungsdichte nicht ständig zunimmt. Mehr Menschen bedeutet: mehr Umweltbelastung, Straßen, Autos, Wohnungen, Industrie, Energieverbrauch, Abfall …

Mehr Kontrolle von unten, mehr Volksentscheide, wären da wohl hilfreich. Die Menschen in der Region wissen sehr gut, was ihnen nützt und was ihnen schadet. Deswegen sollte die Devise gelten: Wehrt euch gegen die Zerstörung eurer Umwelt durch profitgeile, multinationale Konzerne! Bewahrt euch eine lebenswerte Umwelt durch nachhaltiges Wirtschaften!

Zuwanderung und Umweltzerstörung hängen zusammen. 400000 Zuwanderer pro Jahr nützen nur einigen Industriekapitänen, die billige Arbeitskräfte wollen. Den Geburtenüberschuss Afrikas, das alle 14 Tage um eine Million Einwohner wächst, kann und sollte Tübingen nicht auffangen.

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Anmerkung: Noch immer verbietet der Vatikan “künstliche Empfängnisverhütung”, z.B. Kondome.

Das Verhängnisvolle ist, dass es dieser Kirche, wie dem Islam, mit dem sie jetzt so gerne zusammenarbeitet, nicht darum geht, irdische Probleme zu lösen, sondern möglichst viele hoffnungslose Seelen auf ein jenseitiges Paradies zu vertrösten…und dabei die eigenen Herrschaftsansprüche im Diesseits zu wahren.

Kriege seit 1648

Schachpartien

„Der 30-jährige Krieg wurde nicht mit Kanonen beendet, sondern durch mehrjährige Verhandlungen aller Beteiligter und danach gab es 150 Jahre Frieden in Deutschland.“ Dies schrieb Frank H. am 8. August in einem Leserbrief.

09.08.2018 Roland Fakler, Ammerbuch

So schön kann Geschichte sein, wenn man die Kriege ausblendet. Nun weiß ich nicht, was Herr H. unter „Krieg“ versteht. Tatsächlich waren für die Päpste, Könige und Fürsten Kriege oft nichts anderes als Schachpartien mit Figuren, die man leicht ersetzen konnte, wenn ihnen die Köpfe im Tausenderpack abgesäbelt worden waren. Kriege führen und sich gegenseitig abschlachten galt hierzulande jahrhundertelang als die männlichste aller Sportarten. Deswegen gibt es auch kein Jahrhundert ohne Kriege in Europa. Krieg gab es auf jeden Fall, wenn es ums Erbe der fürstlichen Damen und Herren ging. Im Fall des Sieges wurde die Beute redlich geteilt: Land und Macht für die Fürsten; Ruhm und Ehre für die Krüppel und Leichen.

Hier seien nur mal ein paar dieser „Schachpartien“ in und um Deutschland nach 1648 aufgeführt.

1663–1664 Türkenkriege

1672–1679 Holländischer Krieg

1674- 1679 Nordischer Krieg

1674–1679 Schwedisch-

Brandenburgischer Krieg

1683–1684 Reunionskrieg Frankreich / Deutschland

1683–1699 Großer Türkenkrieg

1688–1697 Pfälzischer Erbfolgekrieg Neunjähriger Krieg

1700–1721 Großer Nordischer Krieg

1701–1714 Spanischer Erbfolgekrieg

1733–1735 Polnischer Thronfolgekrieg

1736–1739 Russisch-Österreichischer Türkenkrieg

1740–1748 Österreichischer Erbfolgekrieg

1756–1763 Siebenjähriger Krieg

1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg

1792–1815 Revolutions- und Napoleonische Kriege

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Die Lehre aus der Geschichte: Es ging den adligen Herren, nie um das Wohl des Volkes, sondern sie haben das Wohl des Volkes stets für ihre Machtinteressen, für den Landerwerb, für ihren Reichtum und ihre Güter geopfert.

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Jugend im Gleichschritt

Leserbrief im heutigen Tagblatt Tübingen 21.03.2018

Hoffnung

Die Wanderausstellung „Jugend im Gleichschritt“ war bis 16. März im Tübinger Landratsamt zu sehen. Konnte man sich dem Druck staatlicher Indoktrination entziehen? Wie hat das ganze System von Führung und Verführung, von Terror und Verfolgung, von Ausgrenzung und Kameradschaft funktioniert? Wie denken Jugendliche und Überlebende heute darüber?

„Jugend im Gleichschritt“ – eine Ausstellung, die nachdenklich macht.

Jeder Staat kann seine Jugend im Gleichschritt marschieren lassen, wenn er genügend Druck in Form von Vergünstigungen für die Willigen und Nachteilen für die Unwilligen ausübt. Das haben unsere „Guides“ überzeugend erklärt. Dass sie sich nicht „Führer“ nennen, wo es doch gerade um die Entlarvung von (Ver-)Führern geht, versteht sich.

Jeder möchte in dem Staat leben, der seine Heimat ist. Wenn man nur als Nazi eine Chance auf Karriere hatte, war das eine Verführung, der viele erlegen sind.

Kinder und Jugendliche vertrauen auf die redlichen Absichten ihrer Eltern und Lehrer. Das Problem sind, bis heute, die herrschsüchtigen, sogenannten „starken Männer“, die totalen Ideologien, Religionen und Weltanschauungen, die die ganze Welt in den Griff bekommen wollen, die niemandem erlauben, selbstständig zu denken, die alle Ketzer und Abweichler verfolgen.

Die leichtesten Opfer sind immer die Kinder und Jugendlichen. Sie glauben, sie folgen, sie marschieren wohin sie geführt werden … auch in den eigenen Untergang. Wer Kinder zu blindem Glauben und Gehorsam erzieht, muss damit rechnen, dass sie eines Tages etwas ganz Dummes glauben und einem Verbrecher gehorchen. Deswegen: Kinder und Jugendliche nicht mit unvernünftigen Ideologien indoktrinieren, sondern zum selbstständigen Denken anleiten und Freiräume lassen zum „Anderssein“! Hoffnung machen die Jugendguides, die uns hervorragend durch die Ausstellung geführt haben.

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Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal

Schöne Aussicht unter dem Galgen runter ins Tal

Gäubote Herrenberg

2004_09_08

Von Birgit Spies

2004_09_20BetteleicheEin Plätzchen zum Verweilen – das war auch früher so: Bank an der Betteleiche in Reusten GB-Foto: Holom

Ammerbuch-Reusten – Fertig gestellt und der Öffentlichkeit präsentiert wurde jetzt die zweite Station des Reustener Geschichtspfads: eine massive, hölzerne Bank rund um die ( “neue”) Betteleiche und eine Schau-Tafel, die mit ihrer Beschriftung und einer Fotografie an die alte Betteleiche erinnert.

Die neue Betteleiche am Eingang zum Reustener Hardtwald ist nun auch schon etwa 70 Jahre alt. Sie steht in unmittelbarer Nähe zum großen Stumpf der ursprünglichen Betteleiche, die in den 70er Jahren von einem Sturm gefällt wurde. Jetzt wurde der Platz zwischen diesen beiden Bäumen gestaltet und mit Ansprachen und einem Umtrunk der Gemeinde und der Öffentlichkeit zur Nutzung übergeben.

Für die Bank dankte Ortsvorsteherin Christel Halm dem Reustener “Rentner-Team”, das das wieder einmal bewerkstelligt hatte, nachdem es schon bei der Sanierung des Backhauses mit Hand angelegt hatte. Ortschaftsrat Willi Schill hatte die Anregung gegeben: “Machet doch wieder eine Bank um die Eiche.” Alfred Dessecker, Alois Holzner und Egon Koch folgten ihr, gemeinsam fertigten sie die sechseckige, massive Holzbank, die nun die “neue” Betteleiche schmückt und zum Verweilen einlädt. Halm: “Mit diesen Kerle kann man den Flecken umtreiben.”

Aber auch Halm selbst erhielt Dank und zwar von Jürgen Parchem vom Reustener Geschichtsverein, der ihr Blumen überreichte und deutlich machte, wie wichtig es war, dass Halm die Gruppe unterstützte und auch das Archiv geöffnet hatte. Einst hatte Halms Schwiegervater Hans Halm dieses Archiv ordnen lassen, was “schon ein bissle Geld gekostet habe”, heute sei man dankbar dafür.

Denn gefunden hat man darin in der Ortschronik des Lehrers Paul Gros von 1932 eine Fotografie der alten Betteleiche und ein Gedicht, das die Aussicht preist, die man von ihrem Platz aus genießen kann, über “die Wiesen im Ammertal” bis hin zur Wurmlinger Kapelle und zum Albbrand. Und schließlich fand man auch einen alten Bericht des “Gäubote” von 1905. Dieser zeigt, dass der Platz an der Reustener Betteleiche einst auch ein Treff- und Sammelpunkt des “fahrenden Volks” der Zigeuner war.

Alles das ist auf der Schau-Tafel zu sehen und wurde von Roland Fakler erläutert, der zudem, bevor abschließend Freibier an das auf den aufgestellten Bierzeltbänken sitzende Publikum ausgeschenkt wurde, vier mögliche Bedeutungen der Benennung “Betteleiche” vorstellte.

Zunächst: So genannte Bettelmönche schlugen im Mittelalter Kerben in die Baumstämme von Eichen und Reisende legten in diese Vertiefungen Spenden und Bittgebete. Das genaue Alter der Reustener “alten” Betteleiche, deren Stumpf noch da ist, ist nicht bekannt. Da es aber durchaus auf über 500 Jahre geschätzt wird, der Hartwald einst zum Kloster Bebenhausen gehörte und unweit der Betteleiche einmal ein Bußweg war, erscheint diese Theorie als durchaus plausibel. Eine andere leitet die Betteleiche von den Begriffen “Betteläcker” oder “Bettelrain” ab, beide bezeichnen magere Böden. Drittens und viertens leiteten Fakler und Parchem den Begriff der “Betteleiche” von “betteln” ab. Angeklagte die unter Umständen an diesem Ort ihr Leben ließen, um das sie “bettelten”, denn unweit der Reustener Eiche befindet sich die Flur “Galgeneggert”, ein alter Gerichtsplatz. Oder schließlich im Zusammenhang des Baums als Versammlungsort des “fahrenden Volks” der Zigeuer war.
 
 
 

Der Reustener Recycling-Turm

Der Reustener Recycling-Turm

Dorfhistoriker glauben, dass der Turm der Kelterkirche vom Berg stammt

Tagblatt 2004_07_10

Mario Beißwenger

1705Stierlin_NSEG_Zustand1600-16051705 malte der Kartograph Stierlin diesen schematischen Blick auf Reusten. Die Bergkirche hat dabei ein Kirchturmdach ganz ähnlich wie die erst 1760 eingeweihte heutige Kelterkirche im Tal. Schwer zu erkennen – im Falz der Karte – ist ein Wehrturm, dessen Reste wohl erst vor kurzem beseitigt wurden.

(Inzwischen wissen wir dass Stierlin eine Karte aus dem Jahr 1605 kopiert hat. )

REUSTEN (bei). Die Kirchengemeinde Reusten macht am Sonntag ihre Hocketse und verabschiedet die langjährige Mesnerin Ursula Bühler. Festbesucher können bei dieser Gelegenheit auch erfahren, woher der Turm der Kirche kommt.

Dass die Kirchengemeinde feiert, nehmen Jürgen Parchem und Roland Fakler zum Anlass, ihre jüngsten Forschungen zur Lokalgeschichte vorzustellen. Die Hobby-Historiker glauben Belege dafür zu haben, dass der Turm der Reustener Kelter-Kirche recycelt ist. Vorher soll er die Kirche auf dem Bergfriedhof geziert haben.

Hinweise darauf stehen schon in der Ortschronik, von Paul Gros aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Parchem und Fakler durchforsteten daraufhin alte Land­ karten. Da damals Ortsdarstellungen recht bildhaft waren, wollten sie sehen, ob die Kirchtürme vergleichbar sind. Auf den zwei älteren Kartenbildern aus dem 16. und 17. Jahrhundert trägt die Bergkirche allerdings ein Satteldach. Nur die jüngste Karte von 1705 zeigt den Kirchturm dann mit Spitzdach ganz ähnlich wie das Dach der heutigen Kirche.

Dann inspizierten die Ortshistoriker zusammen mit Mesnerin Ursula Bühler noch den Dachstuhl. Für Fakler finden sich dort ganz eindeutige Spuren: “Dieser Turm wurde schon mal benutzt.” Zu Zeiten als Baumaterial noch kostbar war, wurden Balken und Mauersteine immer wieder verwendet. Es ist also wahrscheinlich, dass auch die Reustener gespart haben, als die Kirche Ende des 18. Jahrhunderts ins Dorf in die vorherige Kelter verlegt wurde. Dabei könnten sie auch die Konstruktion übernommen haben.

Im Dachgebälk stolperten die beiden noch über ein weiteres Fundstück: die Weihe-Tafel für die Kelterkirche aus dem Jahr 1760. In güldenen Lettern steht auf Holzgrund die lateinische Inschrift. Nichts fürs einfache Volk.

“Die haben das damals ja gar nicht lesen können”, empört sich Fakler. Damit sich das nicht wiederholt hat er sein Schullatein entstaubt und den Inhalt für heutige Kirchgänger übersetzt.

Und dann entdeckten Fakler und Parchem auch noch einen früheren Wehrturm. Kurz vor dem Abriss! Ihrer Meinung nach steckte der Sockel des Gebäudes in der jüngst abgebrochenen Scheuer in der Altinger Straße. Die Hinweise darauf waren ganz eindeutig. Im älteren Gemäuerteil der Scheuer waren nämlich Schießscharten.

INFO Die Hocketse bei der Reustener Kirche beginnt mit einem festlichen Gottesdienst um 10 Uhr. Dann wird mit Speisen, Getränken und Spielen für Kin­ der unterhalten. Wer Geld für eine Ver­ steigerung nach amerikanischer Art mitbringt, hilft zusätzlich die Kasse der Kirchengemeinde aufzubessern, die ei­ ne neue WC-Anlage bauen will.

Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal

 Hobbyforscher präsentieren neues Denkmal

Tagblatt 2004_05_17

2004_05_17GrenzsteinTGReusten in Ammerbuch hat eine Sehenswürdigkeit mehr. Am Samstag wurde vor dem örtlichen Rathaus ein Denkmal eingeweiht, das Reustens lange Geschichte bezeugt. Der über 500 Jahre alte Grenzstein stand einst im Hartwald, wo er die Grenze zum Nachbarort Altingen markierte. Jürgen Parchem (im Bild­ hintergrund) und Roland Fakler entdeckten ihn dort und beschlossen, ihn der Dorfgemeinschaft zugänglich zu machen. Gemeinsam mit Christel Halm, der Ortsvorsteherin, präsentierten sie ihn jetzt der Öffentlichkeit. Im Rahmen der Einweihung fand auch die Ausstellungseröffnung zur Reustener Geschichte statt. Dieses Projekt der beiden Hobbyforscher stellt den Ort um 1900 dar. Fotos, Texte und Karten sollen den damaligen Zeitgeist widerspiegeln.Beiden ist es wichtig, dem Klischee der Dorfidylle die historische Realität gegenüberzustellen. Unter anderem können die Besucher sehen, wie Reusten 1907 an das Stromnetz angeschlossen wurde und wie der Ort fließendes Wasser erhielt.ck / Bild:Faden

Fantasie schließt die Wissenslücken

Fantasie schließt die Wissenslücken

Den Künstler Roland Fakler und Getränkehändler Jürgen Parchem treibt Reustens Geschichte um

Tagblatt 11.11.2003

Ehemalige Burg Kräheneck

2010-12-16BurgKraeheneckREUSTEN (eaz) In einer Kapelle auf dem Friedhof wurden im Mittelalter kranke Pferde gesund gebetet, auf Burg Kräheneck kam laut Sage Kaiser Barbarossas Oma zur Welt: Kapelle und Burg stehen längst nicht mehr auf dem Reustener Kirchberg, doch der Künstler Roland Fakler und sein Freund Jürgen Parchem suchen nach ihren Spuren. Manchmal widersprechen die beiden dabei der Wissenschaft, manche Wissenslücke wird mit Pinselstrichen geschlossen.

Man schreibt das Jahr 1293, Graf Eberhard von Tübingen steckt in der Finanzmisere. Den Ort Reusten verkauft er deshalb samt allen Höfen und Leuten an das Kloster Bebenhausen. “Da gab es den Abt Friedrich, der war bekannt für seine planmäßige Politik des Besitzerwerbs”, sagt Fakler. Wenn der 50 jährige Künstler erzählt, wird die Reustener Geschichte lebendig. Zwei Mal im Monat treffen sich Fakler und sein Freund Jürgen Parchem und tragen zusammen, worüber sie in den vergangenen Wochen gegrübelt haben: “Ich bin eigentlich Getränkehändler, aber Geschichte hat mich schon immer fasziniert”, sagt Parchem. Die beiden erinnern ein bisschen an Sherlock Holmes und Doktor Watson, leisten Detektivarbeit in Sachen Heimatkunde: Oft vertieft sich das Team” in eine riesige Karte von Reusten aus dem Jahr 1830. “Da muss man beim Maßstab immer etwas umrechnen: 1000 Schuh sind etwa 290 Meter und elf Zentimeter auf unserer Karte”, sagt Parchem. Kleindenkmale dokumentieren der Heimatkundler und der Getränkehändler für das Landesdenkmalamt, sie brüten über Inschriften von Gedenksteinen, Feldkreuzen und größerem: “In den 20er Jahren haben Archäologen auf dem Kirchberg gegraben. Wir haben uns mit den Grabungsberichten ausführlich beschäftigt und haben an manchem unsere Zweifel”, sagt Parchem. Auf dem Gelände des heutigen Friedhofs stand früher eine Kapelle: Mit deren Bau haben Mönche des Bebenhauser Klosters um 1300 begonnen. “Ob der Friedhof da schon stand, ist ungewiss; die Friedhofsmauern jedenfalls werden erst ins 16. Jahrhundert datiert”, sagt Fakler.”Die Kapelle war ein Wallfahrtsort für jene, die den heiligen Eligius um Hilfe für ihr krankes Pferd anflehten.” Geweiht war sie dem heiligen Kreuz, weshalb sie auch Heiligkreuz-Kirche hieß. Wie die Kapelle, die der Sankt Stephanuskirche in Poltringen unterstellt war, ausgesehen hat, hat Andreas Kieser, herzoglich württembergischer Kriegsrat, im 17. Jahrhundert, gezeichnet: “Wir wüssten nicht, dass es sonst noch ein Bild gibt,” sagt Fakler. Durch ihre Lage auf dem Reuster Berg war das Gebäude der Witterung stark ausgesetzt. 1753 erging der Befehl, die baufällige Kapelle zu schließen. Die Reustener hatten nun kein Gotteshaus mehr und mussten nach Poltringen in die Clemenskirche. Fakler: “Das gab viel Unmut; die evangelischen Reustener haben sich mit den Poltringer Katholiken geschlagen und wollten wieder eine eigene Kirche im Dorf.” Eine leerstehende Kelter im Ort wurde schließlich zur Kirche umgebaut, man riss die Bergkirche ab und überführte Kreuze, Glocken, Bilder und eine Königskrone in die Kelter. “Ob das billiger war, als die alte Kirche zu renovieren, wissen wir nicht”, so Fakler. Auf dem Kirchberg haben die Archäologen seinerzeit Reste von Wällen und Gräben gefunden: Indizien dafür, dass dort im Mittelalter eine Burg gestanden hat. ” So ähnlich könnte es mal ausgesehen haben auf der Burg”, sagt Roland Fakler und zeigt auf eines seiner Bilder. “Ein bisschen Fantasie steckt in dem Entwurf aber schon mit drin. Was wir nicht wissen, müssen wir uns eben denken.” Die fünfeckige Hauptburg, die zwischen 1000 und 1200 gestanden haben soll, hat Fakler relativ klein gemalt; mit dem wissenschaftlichen Urteil des Archäologen Gerhard Wein gehen die beiden Hobby-Historiker nicht einig: “Im Forschungsbericht wird behauptet, dass sich hier eine große, herrschaftliche Burg befunden hat. Wir glauben aber nicht an den Mythos vom Hochadel in Reusten”, sagt Parchem. Viel kleiner als bislang behauptet sei die Burg in Wirklichkeit gewesen, Beispielsweise gibt es im Burgareal keine Brunnenanlagen: Das widerspricht so dichter herrschaftlicher Konkurrenz zu Tübingen. Ohne Brunnen, ohne Wasser hätten die eine lange Belagerung gar nicht ausgehalten.” Ein ganzer Kranz derartiger Burganlagen habe seinerzeit das Ammertal gesäumt. Doch wer hat die Burg überhaupt bewohnt? “Unser Problem ist, dass wir keine Quellen haben, die die Burg erwähnen”, sagt Fakler. Darüber wer die Burgherren waren, geben aber zwei Flurnamen und eine Flurkarte aus dem Jahr 1830, die Parchem beim Tübinger Vermessungsamt für 200 Euro erworben hat, Aufschluss: “Auf Krehnoeck und “Kriegäcker.” Fakler:”Das verweist auf die Herrschaft der Grafen von Cregineck oder Kräheneck, genaueres über die Bewohner der Burg wissen wir aber nicht.” Sagen wie der, dass auf Burg Kräheneck die Großmutter von Friedrich I. Barbarossa geboren wurde, wollen die Hobby-Historiker nicht widersprechen. Barbarossa gehörte dem Adelsgeschlecht der Staufer an, die am Nordrand der Schwäbischen Alb ihren Stammsitz hatten, und war von 1152 bis 1190 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Fakler schmunzelt: “Rein rechnerisch könnte das mit der Oma hinkommen.”

Wie hat’s van Gogh gemacht?

Wie hat’s van Gogh gemacht?

Der Privatgelehrte Roland Fakler schreibt zweimal über das Ammertal

Tagblatt / Südwest Presse 16.10.2001

Von

Kurt Oesterle

tagbla2Roland Fakler, der Individualist, freischaffende Künstler und Heimatforscher,

hat jüngst ein Bilderbuch über die Gemeinde Ammerbuch veröffentlicht. Bild: Metz

REUSTEN. Seine Werke nennt er “Bilderbücher”. Damit man gleich heraushört, dass sie auch für Kinder geeignet sind. Das erste war Reusten und seiner Geschichte gewidmet, das zweite der Gesamtgemeinde Ammerbuch. Es kann seit kurzem erworben werden.

Verlegt hat die beiden Ammerbuch-Bücher derjenige, der sie auch geschrieben hat: Roland Fakler, 48. Der gebürtige Leutkircher wohnt in der Reustener Wolfsbergsiedlung, in einer hellen Gartenwohnung, in der er auch arbeitet. Von seinen Werken hat er nur wenige auf Vorrat, “höchstens zehn”. Wenn darüber hinaus eines gewünscht wird, setzt er sich an seinen Computer und druckt es aus. Außerdem liegen sie in kleinen Mengen an zwei Orten in Reusten auf Halde: im Bergcafe und im Bio-Laden. Im Bergcafe ist es Fakler zu seinem großen Stolz sogar schon gelungen sein älteres Reusten-Buch “an einen Berliner zu verkaufen”.

Immerhin: Hundert Exemplare von seinem “Bilderbuch Ammerbuch” hat er bereits losgeschlagen “und zwanzig verschenkt”. Wer es mit seinen Texten, Karten und Bildern erstehen will, muss 25 Mark anlegen. Dann besitzt er eine Art Handbuch der Gesamtgemeinde Ammerbuch, mit Auskünften zu jeder der einzelnen Mitgliedsgemeinden, zu Klima, Kultur, Neubaugebieten, Ortswappen, Bodenschätzen, Gewerbegebieten und Vereinen. Im Anhang finden sich wichtige Adressen und Telefonnummern, ebenso eine Liste der Gaststätten und eine mit allen Gemeinderäten samt politischer   Zugehörigkeit.   Den Schluss ziert ein “Ammerbuchrätsel”- das so leicht gar nicht zu lösen ist: Auf einem Foto sieht man acht Kirchtürme vor sich und soll sie nun ihrer jeweiligen Heimatgemeinde zuordnen; der Gast aus Tübingen hat immerhin vier geschafft.

Das einfach und handlich gemachte Buch mit seinen knapp hundert Seiten ist also Ortsporträt, Gemeindeführer und Sympathiewerbung in einem. Denn Fakler liebt sein Ammertal fühlbar und möchte es den Einheimischen nahe halten sowie den Zugezogenen nahe bringen.

Zugezogen ist er einst selbst. Nachdem er in Tübingen ein kurzes, nur einsemestriges Medizinstudium abgebrochen hatte. “Ich wollte Schriftsteller werden, außerdem war mir Tübingen zu laut.” Er radelte los, geriet ins Ammertal und blieb. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Gelebt hat Fakler stets in Reusten. Hier ist er heimisch geworden. Hat Freunde gefunden. Und Gesprächspartner, die ihm allerhand Buntes aus der Dorfgeschichte erzählen konnten. Den Rest erarbeitete er sich im Selbststudium. Etwa die Geschichte der Alemannen und Kelten. Deren Vorzeit hatte es ihm schon seit jeher angetan, und so legte er dort seinen ersten Roman an.”Rusto” heißt er und wartet auf der PC-Festplatte noch immer geduldig auf einen Verleger. Zusammen mit dem Versepos, das Fakler über Gaius Julius Caesar geschrieben hat. “Heldengeschichten haben mich von klein auf fasziniert.”

Doch der Oberschwabe aus Reusten ist nicht nur Schriftsteller. Er malt auch. Freudig zeigt er auf die satten, vielfarbigen Ölgemälde rings an der Wand. Konkrete Landschaftsmotive der Region mischen sich mit Phantastischem, Surrealem. “Malen”, sagt Fakler, „das ist für mich, wie wenn man aus einem Luftballon die Luft rauslässt. “Will sagen: Malend wird er inneren Überdruck los, oder auch seine Kopfschmerzen. Zudem komponiert er gerne, schreibt eine Musik, die alles Laute und lärmige dieser Welt verdrängen und ersetzen will durch Wohlklang. Ihm setzt die Welt vor allem als Geräuschkulisse zu, weshalb er an den meisten Stunden des Tages Ohrstöpsel trägt.

Roland Fakler ist ein ländlicher Privatgelehrter und Lebenskünstler, wie es nicht viele gibt. Man fühlt sich gedrängt, ihn zu fragen: “Und wovon leben Sie?” “Ich lebe bescheiden”, antwortet er, “ohne Auto zum Beispiel. Außerdem gibt es Sponsoren. Wie hat’s van Gogh gemacht? Er hatte einen Bruder, der ihn unterstützte …”

Spätestens mit seinem Ammerbuch-Buch hat er sich freigeschrieben, scheint es. Anderes soll folgen. Ja, vielleicht macht Fakler sich schon bald daran, aus seinen bislang unveröffentlichten Werken zu veröffentlichen. Möglicherweise die Aphorismen, die er seit langem schreibt. Oder die Tagebücher. Und schon bald hat er vor, sich seinem Ammertäler Publikum bei einer Lesung vorzustellen, womöglich im Reustener Bergcafe.

INFO Buchbestellungen auch per E-Mail: rolandfakler@gmx.de, oder telefonisch unter (0 70 73) 36 47.

 

Aus Liebe zur Kunst und zur Geschichte

Aus Liebe zur Kunst und zur Geschichte

Gäubote Freitag, 12. Oktober 2001 LOKALE KULTURVON ALEKSANDRA JEFTIC

2001-10-12Gaubot2Bücher über Reusten und Ammerbuch

Roland Fakler will Vergangenheit lebendig erhalten.

Zweites Werk herausgegeben.

Roland Fakler: 2001

“Denken war meine erste Leidenschaft” GB-Foto: Bäuerle

Er sieht sich selbst als seltsamen Typ. Roland Fakler ist eben ein Künstler. Seit 25 Jahren lebt er einsam und zurückgezogen in Reusten. Vor einem Jahr begann er für sein Buch “Reusten und seine Geschichte” zu recherchieren. Seit dieser Woche gibt es nun ein zweites Werk, das “Bilderbuch Ammerbuch”. Dabei ist er eigentlich freischaffender Maler.

Etwas ungewöhnlich ist der Lebenslauf des 1953 in Leutkirch geborenen Künstlers schon. Fakler holt weit aus, wenn er erzählt. Mit neun Jahren bat er seine Mutter, ihn in ein Schülerheim zu schicken. Er fühlte sich zu Höherem berufen und konnte den Lärm am heimischen Herd nicht länger ertragen. Doch auch dort fand er nicht die ersehnte Ruhe und betete zu Gott, er möge ihm doch helfen. Als keine Besserung eintrat entschied er sich, einfach nicht mehr an ihn zu glauben. Mit 16 Jahren verließ er das Schülerheim und kam auf’s Gymnasium nach Leutkirch. Nachdem Abitur und der Bundeswehr schrieb er sich an der Uni Tübingen für ein Medizinstudium ein und zog dann nach Ammerbuch.

Schon nach einem Semester merkte er, dass er lieber schreiben wollte. In kürzester Zeit verfasste er einige Romane und Gedichte, die allerdings von über 50 Verlagen abgelehnt wurden. “Denken war meine erste Leidenschaft”, sagt er heute. Dem folgten seine Liebe für Geschichte und für die Kunst. Seit 25 Jahren lebt er als freischaffender Künstler in Reusten ein bescheidenes Leben. “In erster Linie geht es mir um die Entwicklung meiner eigenen Persönlichkeit, um meine Freiheit”, sagt Fakler.

Vor etwas mehr als einem Jahr brachten ihn Nachbarskinder auf die Idee, ein Buch über Reusten zu schreiben. Sie stellten ihm Fragen, die er nicht beantworten konnte: über den Kirchberg, über die Burg und die Römerstraße. Schnell fiel ihm auf, dass nicht nur er diese Fragen nicht beantworten konnte. Es gab auch keine Bücher, die Aufschluss geben konnten. Da beschloss er, die Sache selber in die Hand zu nehmen. Er sah das als Gelegenheit, seine drei Leidenschaften einzubringen: das Schreiben, sein Interesse für Geschichte und seine Malereien. Durch Zufall stieß er im Bergcafe auf einen Gesprächspartner, der sich in Reusten wie in seiner Westentasche auskennt und willig war, ihm bei seinen Recherchen zu helfen. So kam es, dass Fakler und der 75 Jahre alte Reustener, der”aus Bescheidenheit” nicht genannt werden will, ein halbes Jahr zusammen saßen und die Reustener Geschichte rekonstruierten. “Wir hätten es ohne einander beide nicht geschafft, dieses Buch zu schreiben”, sagt Fakler. Doch natürlich steckt noch sehr viel mehr Arbeit dahinter: Er wälzte nächtelang Bücher, Chroniken, sprach mit weiteren Reustenern und suchte im Internet nach noch mehr Informationen.

Nach sechs Monaten war “Reusten und seine Geschichte” fertig. Längst hatte er beim Sammeln der Informationen gemerkt, dass es auch über Ammerbuch kein solches Buch gab und beschloss, auch daran zu arbeiten. Nun ist es fertig. Faklers Bücher sind eine geschichtliche Dokumentation, einfach geschrieben mit farbigen, selbst gemalten Bildern, mit Informationen über Landwirtschaft und Kultur. Die Wappen werden erklärt und Ortsnecknamen verraten. “Eigentlich sollte es ja nur eine dünne Broschüre für Kinder werden” räumt er ein. Sein Anliegen ist es, dass die Geschichte der Gemeinde Ammerbuch nicht in Vergessenheit gerät.

“Teil der Reustener Geschichte”

Die Reaktionen auf das erste Buch seien fast durchweg positiv gewesen, sagt Fakler. “Einige haben kritisiert, dass ich das Dritte-Reich-Thema aufwärmen würde und haben gefragt, ob ich das nicht weglassen könnte. Aber diese Menschen verstehen nicht, dass dies ein Teil der Reustener Geschichte ist.” Eine Frau habe in einem Gespräch sogar geweint, da sie die Erinnerungen jahrelang verdrängt hatte. Andere wiederum seien nicht zufrieden mit der Darstellung ihrer Vorfahren oder hätten gerne mehr über sie in dem Buch gelesen. Fakler lässt sich durch solche Reaktionen nicht beirren. Und der Verkauf gibt ihm offenbar recht: Mittlerweile habe er 120 Exemplare des Heimatbuchs verkauft. Nun würde er auch gerne einige seiner Bildern an den Mann bringen, die in den Büchern zu sehen sind. “Die Leute finden die Bilder schön und schauen sie sich gerne an, aber Kaufanfragen hatte ich durch die Bücher leider noch nicht.” Das ist wohl das schwere Los eines Künstlers.