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Roland Fakler

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Ortskunde Reusten

Meine ortskundliche Führung durch Reusten am Samstag den 20. August 2022

Tagblatt Tübingen

Gäubote Herrenberg

 

Religion spaltet

War nicht immer so

Die Jesidin Badiah Jazzaa, die mit 18 Jahren vom IS verschleppt wurde, hat ein Buch über ihr Schicksal geschrieben. Wir berichteten am 5. Januar, wie sie heute in Tübingen lebt.

13.01.2022

Mit Badiah Jazzaa können wir uns darüber freuen, dass sie nun in einem Land leben kann, in dem religiöse Verfolgung weitgehend der Vergangenheit angehört. Das war nicht immer so. Alle Freiheiten, die wir in diesem Land genießen können, mussten den Herrschenden, Kaisern, Diktatoren, vor allem aber den Kirchen, in einem heftigen Kampf abgerungen werden. Heute möchten die Kirchen sich gerne als Vorkämpfer dieser Menschenrechte darstellen, was ziemlich absurd ist.

Weltweit ist es leider immer noch so, dass Religionen Gräben zwischen den Menschen schaffen, wo es gar keine gäbe, wenn Menschen nicht in früher Kindheit mit verschiedenen Märchen indoktriniert würden. Märchen, die zu Misstrauen und Abgrenzung und im schlimmsten Fall zu Verfolgung und Vernichtung der Andersdenkenden führen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass es auch bei uns zu vielfältigem religiösem Mobbing gegen islamische Mädchen kommt, die kein Kopftuch tragen und ein selbstbestimmtes Leben führen wollen.

Die Freiheit wird uns nicht geschenkt, sondern muss erkämpft und immer wieder verteidigt werden, gegen jene, die aus ihrem absoluten Wahrheitsanspruch einen absoluten Herrschaftsanspruch ableiten. Säkularität und Demokratie sind die Lösung! Religionen wollen herrschen und wollen im Auftrag ihres einzig wahren Gottes die ganze Welt beherrschen. Das galt jedenfalls für das Christentum und es gilt heute besonders für den Islam. Diese Religionen sind in einer Zeit entstanden als es galt den Stamm zusammenzuhalten und ihn gegen andere abzugrenzen. In der heutigen globalisieren Welt sind diese Stammesreligionen nur noch üble Störenfriede. Wir müssen uns auf Werte einen, die ein friedliches Zusammenleben der Religonen und Weltanschauungen ermöglichen und diese Werte sind die Menschenrechte.

Bronzezeit in Reusten

Bronzezeit auf dem Reustener Kirchberg um1700 vor unserer Zeitrechnung

 

Seit Monaten sind die Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege in Tübingen auf der Höhe über Reusten damit beschäftigt, nach Spuren der Vergangenheit zu graben. Anlass war nicht zuletzt ein Sensationsfund im Herbst 2020, als sie bei der Bergung eines Frauenskeletts auch ein Schmuckstück aus einer Goldlegierung fanden. Dies gilt als die älteste „Goldschmuckbeigabe“ in Südwestdeutschland, datiert um 1600 bis 1900 v.u.Z.

Weitere Skelette und Scherben von der Jungsteinzeit bis zur Bronzezeit kamen an verschiedenen Stellen zutage. Das umgebende Gelände soll in den nächsten zwei Jahren erforscht werden. Dort oben musste es augenscheinlich eine größere Siedlung gegeben haben.

Das war für mich Anlass, ein Aquarellbild zusammenzustellen, um eine bessere Vorstellung zu vermitteln, was sich vor 3700 Jahren in der europäischen Bronzezeit abgespielt haben könnte. Es ist kein wissenschaftliches Bild, sondern ein Kunstwerk, das sich aber an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert, sie allerdings zeitlich und räumlich auf dem Bild zusammenzieht.

Wir sehen links oben die bekannte Siedlung auf dem Kirchberg. Sie war mit Pfählen und Kalksteinen befestigt. In strategisch günstiger Lage, konnte sie gut verteidigt werden und diente den anliegenden Bewohnern vielleicht als „Fluchtburg“.

Darunter eine Jagdszene im Kochharttal. Obwohl die Menschen bereits sesshaft geworden waren und einige Tiere gezähmt hatten, jagten sie natürlich immer noch mit Fallgruben, Feuer, Speeren, Pfeil und Bogen das vorherrschende Rotwild, Hasen, Wölfe, Wildschweine…

Links unten sehen wir eine Beerdigungsszene. In der Frühbronzezeit wurden die Menschen in Hockerstellung auf der Seite liegend begraben. Oft erhielten sie Beigaben. Waffen, hier ein Schwert, wurden durch Verbiegen unbrauchbar gemacht. Der Sonnenkult spielte eine große Rolle (Stonehenge). Goldene Hüte, die man andernorts fand, könnten „Priester“ ausgezeichnet haben. Magische Orte, wie der Wurmlinger Kapellenberg, waren vielleicht schon in früher Zeit Standort für kultische Bauten?

Rechts daneben wird Schafwolle zu Wollfäden versponnen. Gewobene Kleidung löste Tierfelle ab. Kinder gewöhnte man an Schaf-, Ziegen und Kuhmilch, die damit zu wichtigen Nahrungsmitteln wurden.

Der Hund, ehemals Wolf, gilt als das älteste vom Menschen gezähmte Tier. Schon vor 30 000 Jahren wurde er sein Freund. Zu Haus- und Nutztieren wurden auch Schafe, Ziegen, Schweine, Ochsen, Pferde…

In der Bronzezeit lernten die Menschen aus 90% Kupfer und 10% Zinn besonders harte Werkzeuge, wie Beile und Waffen, herzustellen. Siehe dazu den Brennofen mit Schmiede in der Mitte des Bildes.

Ein besonders gut erhaltener Fund von einem Mädchen mit raffiniertem Minirock aus Schnüren fand man in Dänemark, Egtved. Es stellte sich allerdings heraus, dass sie aus dem Schwarzwald stammte, früh verstorben war und wohl eine beschwerliche Reise hinter sich hatte.

In der Bronzezeit hatten die Menschen gelernt, wichtige Getreidesorten, wie Emmer, Einkorn und Gerste anzubauen und daraus durch Dreschen (rechts hinten) Mahlen und Backen, Brot zu machen. Dabei entdeckten sie, durch Zusatz von Kräutern auch den Gerstensaft = das Bier. Frauen und Männer hatten wohl noch keine ausgeprägte Arbeitsteilung entwickelt.

Leider liegt es in der Natur des Menschen, dass er immer eine Gefahr für andere darstellte, weil er durch Raub und Krieg schneller zu Macht, Reichtum, Nahrung und Frauen kam als durch friedliche Arbeit, deswegen mussten weise Anführer darauf bedacht sein, ihre Siedlungen durch Wachtürme, Befestigungen und bewaffnete Truppen zu schützen. Das gilt bis heute.

Die Siedlung auf dem Kirchberg von Reusten war von 5000 – 2000 v.u.Z. immer wieder bewohnt.

Ich habe versucht, mir gemäß der neuesten Ausgrabungsberichte ein Bild von dieser Siedlung zu machen.

 

Reichsbürger

Reichsbürger

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt 15.06.2021

Absurde Anmaßung

Reichsbürger trafen sich auf Burg Hohenzollern (Bericht im „Steinlach-Boten“ vom 11. Juni).

15.06.2021

Reichsbürger behaupten, das „Deutsche Reich“ bestehe fort, aber – entgegen der gültigen Verfassung – nicht in Form der Bundesrepublik Deutschland, sondern in den Grenzen von 1871 bzw. 1914 oder von 1937. Reichsbürger erdreisten sich, eine „kommissarische Reichsregierung“ (KRR) oder Ähnliches für dieses Reich zu bilden. Dabei fehlt ihnen jede Legitimität. Das ist einfach nur eine absurde Anmaßung.

Das Kaiserreich war nie vom Volk legitimiert. Es herrschte ein “Kaiser von Gottes Gnaden” über eine hierarchische Klassengesellschaft, in der der Adel noch viele Privilegien hatte. Wie könnte ein König oder Kaiser von Gottes Gnaden legitim sein, wenn Gott gar nicht erkennbar oder nur ein Fanasieprodukt ist? Das NS-Regime hat sich nach 1933 als verfassungswidriges Unrechtsregime entpuppt, das sich keinen weiteren Wahlen stellen wollte und hat damit seine Legitimität verloren hat. Schon die Wahl von 1933 war nicht frei, weil die Opposition, die KPD, später auch die SPD verfolgt wurde. Damit war diese Regierung verfassungswidrig.

Über das Grundgesetz wurde zwar leider nie abgestimmt, dennoch gilt es bei der überwiegenden Mehrheit als beste Verfassung, die Deutschland je hatte. Wie sollte über ein so komplexes Gesetz abgestimmt werden? Bei jeder Wahl zum Bundestag bestätigen die Wähler dieses Gesetz.

Da der Verkauf von Ausweispapieren und anderen Dokumenten bei dieser Bewegung eine wichtige Rolle spielt, kann man vermuten, dass es sich um eine clevere Geschäftsidee handelt, bei der, wie immer, die „schlauen“ Sektenführer die Gewinner und die Gläubigen die „glücklich Betrogenen“ sind.

 
 
 
 

Sophie Scholl

Leserbrief im Tagblatt am 12.05.2021 zu

Sophie Scholl

In mehreren Büchern über Sophie Scholl, wird behauptet, dass ihr Widerstand christlich motiviert gewesen sei, ich behaupte: Er war vor allem humanistisch motiviert.

Pfarrer Paul Dietrich behauptet in seinem Buch über Sophie Scholl, dass ihr Widerstand christlich motiviert gewesen sei.

Welche christlichen Werte sollten geeignet sein, sich einem Diktator zu widersetzen, wo doch das ganze Christentum auf „Glauben“ und „Gehorchen“ aufbaut. Beide Großkirchen haben Hitler bis zuletzt unterstützt. Laut Paulus kommt alle Obrigkeit von Gott, Widerstand gegen diese Herrschaft ist ein Verstoß gegen den Willen Gottes. Röm. 13:1-7 Von Mitsprache oder Rechten des Volkes ist nirgends die Rede. Die christlichen Könige erhielten ihre Macht nicht vom Volk, sondern von der Kirche. Sie mutierten, wie Herzog Karl Eugen, mehr und mehr zu absoluten Tyrannen, die nur ihren eigenen Interessen dienten. Die Jesuiten haben es mit dem „Kadavergehorsam“ zur Spitze getrieben: gehorchen als sei man ein Leichnam. Auch Luther wollte an dieser, angeblich Gott gewollten Ordnung, nichts ändern, im Gegenteil: Er hat sie bestätigt. Mit Bismarck schuf er den Obrigkeitsstaat und den dazu passenden Untertanengeist, von dem Hitler glänzend profitierte. Meiner Ansicht nach bezog Sophie Scholl ihren Widerstand vor allem aus dem republikanischen und humanistischen Geist ihres Vaters und ihrer Mitverschwörer. Die 7 Flugblätter berufen sich auf Goethe, Schiller, Laotse, Aristoteles…

Ergänzung: Es ging den Verschwörern um Selbstdenken, Geistesfreiheit, persönliche Freiheit, um die Menschenwürde…gegen den Stumpfsinn einer Zwangsgemeinschaft. Die Niederlage der 6. Armee zeigte allen, dass dieser Krieg nicht nur Mord, sondern Selbstmord war.

Zitat aus dem 5. Flugblatt der Weißen Rose

“Der imperialistische Machtgedanke muß, von welcher Seite er auch kommen möge, für alle Zeit unschädlich gemacht werden. Ein einseitiger preußischer Militarismus darf nie mehr zur Macht gelangen. Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. Jede zentralistische Gewalt, wie sie der preußische Staat in Deutschland und Europa auszuüben versucht hat, muß im Keime erstickt werden. Das kommende Deutschland kann nur föderalistisch sein. Nur eine gesunde föderalistische Staatenordnung vermag heute noch das geschwächte Europa mit neuem Leben zu erfüllen. Die Arbeiterschaft muß durch einen vernünftigen Sozialismus aus ihrem Zustand niedrigster Sklaverei befreit werden. Das Truggebilde der autarken Wirtschaft muß in Europa verschwinden. Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt!

Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.”

Mittelalter in Rottenburg?

 

Wie lange dauert das Mittelalter in Rottenburg? von Roland Fakler – auch im HPD

Ende November brachten zwei Gemeinderätinnen der Bischofsstadt Rottenburg mit einem gemeinsamen Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt eine Lawine ins Rollen. Über diesen ungewöhnlichen Weg machten sie den BürgerInnen ihrer Stadt und der Umgebung bekannt, dass die katholische Dom- und Moritzgemeinde in Rottenburg in der Sülchen- und Klausenkapelle keine Trauerfeiern ohne Priester mehr zulassen werde. Bisher gab es dort etwa 5 bis 10 nicht-christliche Trauerfeiern pro Jahr mit einem bezahlten Trauerredner für „Ungläubige“, ohne katholischen Priester.

Das Schwäbische Tagblatt recherchierte und schrieb ein paar Artikel: „Unreligiöse Trauerfeiern nicht möglich“; „Kein Ort für Trauerredner“. Es wurde bekannt: Der Gemeinderat sei zwar über den Beschluss der Kirchengemeinde informiert worden, aber nur in nichtöffentlicher Sitzung.

In ersten Reaktionen fragten sich die Leute: „In welchem Zeitalter leben wir eigentlich?“

Der zuständige Pfarrer Harald Kiebler äußerte sich darauf wie folgt: „Da lass ich nicht jemand wie einen kommerziellen Trauerredner hin stehen, wie wenn’s nur ein Tisch oder ein Pult wäre.“

Nein, es ist natürlich ein hochgeweihter Ort, an dem nur Geweihte etwas zu sagen haben.

Schon im Alten Testament werden solche Orte mit Androhung der Todesstrafe vor Ungeweihten geschützt. 4Mos 18:3 Dazwischen gab es allerdings einen Rebellen namens Jesus, auf den sich diese Christengemeinde beruft, und der manchen Unfug in der hebräischen Bibel angeprangert hat, der auch gesagt haben soll, dass das Gesetz für den Menschen da sei und nicht der Mensch für das Gesetz.

Obwohl dieser Jesus sehr bescheiden lebte, forderte er blinde Gefolgschaft. Es führe nämlich kein Weg an ihm vorbei zum Vater, – damit meinte er den jüdischen Gott. Er sei der Weinstock und der Rest der Menschheit – im besten Fall – Reben und alle die nicht an ihn glaubten, seien verdammt… Diese Anmaßung führte nicht zum Frieden, sondern zu schlimmer Verfolgung. Schon Paulus und die Evangelisten begannen jene zu beschimpfen, die nicht den angeblich „richtigen Glauben“ hatten. Wie sollten sie auch. Von Anfang an war alles vieldeutig, unklar, widersprüchlich. Kaiser Konstantin erzwang dann die Einheit des Glaubens mit Dogmen und machte diesen Glauben zur Staatsreligion. Kirchenväter wie Augustinus und Thomas von Aquin schufen die Rechtfertigung für die Verfolgung der Falschgläubigen.

Was ist nun, wenn ich keine Rebe bin, sondern ein selbständig denkender Mensch? Wenn ich anders als der Herr Jesus nicht an Geister glaube, nicht an Wunder, nicht an die Unsterblichkeit und erst recht nicht an die Erlösung von einer Erbschuld, für die ich nichts kann, durch seinen elenden Tod am Kreuz? Dann bin ich ein Ungläubiger!

Sobald die Kirche die Macht hatte, verfolgte sie „Abweichler“, „Falschgläubige“, „Ungläubige“. Jahrhundertelang wurden sie von der heiligen katholischen Kirche und seinem Helfershelfer, dem „christlichen“ Staat, gejagt, verbrannt, gedemütigt, außerhalb des Friedhofs in ungeweihter Erde verscharrt.

Da die Achse zwischen Kirche und Staat zu gegenseitigem Nutzen der Herrschaften und stets zur Verdummung der Herde, seit 1500 Jahren noch  immer gut funktioniert, trat das weltliche Oberhaupt der Stadt, Bürgermeister Neher, für die Kirche in den Ring und behauptete, dass die Leute ohnehin nur aus der Kirche austreten, um Geld zu sparen. Man könne nicht Dienstleistungen beanspruchen, wenn man dafür nicht bezahlt hat, fügte eine Dame vom „Bodenpersonal“ der Kirche hinzu.

Damit lösten sie einen Sturm der Entrüstung aus, und damit beginnt in Rottenburg die Neuzeit. Viele Leser kamen aus der Deckung. Einer verkündete seinen Austritt aus der Kirche für den nächsten Tag. Eine ehemalige Landtagsabgeordnete, Gemeinderäte, einfache Bürger warfen der Organisation, die sich seit Jahrhunderten für unfehlbar hält, die es geschafft hat, jede Kritik zu verbieten oder in den Wind zu schlagen, die gut davon lebt, Sünden zu vergeben, ihre eigenen Sünden vor. Von der Inquisition, von Prunk-und Protzbauten, wie dem neuen Bischofspalais, von Kindesmissbrauch, von Volksverdummung, von Unmenschlichkeit und christlicher Lieblosigkeit war da die Rede. Und was Pfarrer Kiebler wohl vergessen hat: Kein Priester arbeitet unentgeltlich.  Auch sie werden gut bezahlt, vor allem die Bischöfe. Dafür dass diese Kirche jährliche Subventionen in vielfacher Millionenhöhe vom deutschen Staat beziehe – die Kirche zahlt keine 10% für den Unterhalt ihrer kirchlichen Einrichtungen – habe sie auch die Pflicht ungläubigen Steuerzahlern ihre damit vom Staat mitfinanzierten Kirchenräume zur Verfügung zu stellen. Das Gesamtvermögen der katholischen Kirche wird von Carsten Frerk auf über 430 Milliarden Euro geschätzt. Es ist in 1500 Jahren auf sehr dubiose und kriminelle Weise zusammengekommen: aus Urkundenfälschungen, hier wäre nur die konstantinische Schenkung zu nennen, aus Ämter- und Ablassverkauf, aus Sklaverei und Leibeigenschaft, aus betrügerischen Reliquiengeschäften und den damit verbundenen Wallfahrtsschwindeln, aus dem Besitz der getöteten Ketzer, Hexen, Juden, Heiden.

Man einigte sich auf einen Kompromiss und wolle vorläufig, bis für diese „Ungläubigen“ eine Lösung, d.h. eine Aussegnungshalle gebaut sei, weitere Feiern mit ungeweihten, gar ungläubigen Rednern zulassen.

Bleibt noch die Frage, warum sich überhaupt „Ungläubige“ die Klausen- oder die Sülchenkapelle, die Grablege von Nonnen bzw. der Rottenburger Bischöfe, als Abflughalle zu den Pforten des Himmels wünschen? In den Leserbriefen stellte sich heraus, dass es dabei eher um Christen geht, die sich von der Kirche zwar entfremdet haben, die ausgetreten sind, die aber doch noch eine leise Hoffnung hegen, dass ihnen, wenn schon kein Priester oder Bischof, so doch Jesus selbst die Himmelspforte öffnen werde.

Scheinbar gibt es in Rottenburg keine geeigneten Hallen für Abschiedsfeiern von Atheisten und „richtigen Ungläubigen“. Solche Leute sind in einer Bischofstadt nicht willkommen und waren dort wohl auch nie vorgesehen. Warum sollte man denen irdische Erleichterungen schaffen, die Gott mit der Hölle bestraft? Wird nicht die ganze Stadt, die nun mal Bischofsstadt ist, allein durch die Anwesenheit solcher Leute entweiht?

Die ehemalige Tübinger Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid schrieb sinngemäß: Sie würde, wenn sie Rottenburgerin wäre, in ihrem Testament festlegen, dass ihre Leichenfeier niemals in einer dieser Kirchen stattfinden dürfe. Auch für mich wäre es ein gruseliger Gedanke, über den Leichenteilen von Nonnen oder über der Gruft der Rottenburger Bischöfe, die die Gläubigen immer in Unmündigkeit halten wollten, vom irdischen Leben verabschiedet zu werden.

Aus dieser Geschichte würde ich folgenden Schluss ziehen: Solange diese Kirche Macht und Geld hat, weil sie viel zu eng mit dem Staat verbunden ist und damit auch Unmengen Geld von Ungläubigen bezieht, sind das Mittelalter und ihre Sticheleien gegen Falschgläubige nicht zu Ende. Der Staat müsste endlich seine Komplizenschaft mit der Kirche lockern und säkulare Einrichtungen für alle Bürger schaffen, wo dies notwendig ist. Die Kirchen sollten sich als Vereine organisieren und sich wie jeder Verein hauptsächlich von Mitgliedsbeiträgen finanzieren. Dann können sie tatsächlich sagen: Mitbestimmen und mitsingen darf, wer im Verein ist und Beitrag zahlt!

 3B/ ID a45c3cd69ce345428f691b6fb32f1163 /13.01.2018

Glockenläuten

Glockenläuten – Theologische Fantasie

31.03.2021 Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt
Ein Rottenburger beschwerte sich beim Bischof über das nächtliche Glockenschlagen – jede Viertelstunde. Die Kirche erklärt: Der Zeitschlag hat nach Auffassung einiger Theologen eine religiöse Bedeutung: „Die Glocken verkünden den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über die Welt. Sie rufen zum Gebet und zur Fürbitte, sie zeigen Zeit und Stunde an und erinnern damit an die Ewigkeit“, heißt es in einem Leitfaden des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen, der evangelischen Kirche in Deutschland und der deutschen Bischofskonferenz. Das Läuten der Glocken sei Teil der Landeskultur. Der Klang der Glocken sei zugleich einladend und kündigend. Glocken ließen die Öffentlichkeit am geistlichen Geschehen teilhaben.„Die Glocken verkünden den Herrschaftsanspruch Jesu Christi über die Welt…“ Abgesehen davon, dass dies der theologischen Fantasie entsprungen ist, wollen mündige Staatsbürger keine Herrschaft erdulden, erst recht keine, die ihre Ansprüche auf nichtexistierende Geister gründet. Demokraten wollen nicht beherrscht, sondern von Menschen ihres Vertrauens vernünftig regiert werden.

Ein wesentlicher Teil des Unheils in der Welt ist durch anmaßende Herrschaftsansprüche entstanden. Dazu gehören vor allem die Herrschaftsansprüche von Moses, Jesus und Mohammed. Sie führten zu Verfolgung, Krieg und Vernichtung von Heiden, Juden, Christen, Muslimen, Ungläubigen… bis heute. Gläubige dürfen selbstverständlich an die Herrschaftsansprüche ihrer Propheten glauben, aber sie dürfen diese Herrschaftsansprüche nicht auf diejenigen ausdehnen, die diesen Glauben nicht teilen. Deswegen kann es ein friedliches Zusammenleben aller Menschen mit unterschiedlichen Glaubensvorstellungen nur in einem freiheitlichen Staat geben, in dem Religion und Staat getrennt sind, in dem die Religionen sich auf ihre „vereinsinternen“ Bereiche beschränken und ihre Herrschaftsansprüche nicht auf alle Gehirne ausdehnen wollen.

 

Rezension: Falsches Denken

Rezension zu Roland Fakler:

Falsches Denken > Falsches Handeln

Gesunder Menschenverstand statt Religionen

von Roland Weber Mannheim

Dieses Buch sollte jeder gelesen haben. Dies gilt vor allem für Gläubige. Doch diese werden sich aus Selbstschutz und aufgrund ihrer religiösen Unterwerfung gewiss verweigern, wenn sie erst einmal über den Inhalt in Kenntnis gesetzt werden. Gläubige könnten sich hier jedenfalls anhand der zahlreichen Aspekte einmal einen lehrreichen Überblick über ihre Scheinwelt verschaffen. Dies aber auch gilt für Atheisten, die hier ihre Ablehnung und Meinungsbildung mit durchaus belastbaren Fakten unterlegt sehen können. Die Anregung oder Aufforderung, dieses Buch zu lesen, gilt vor allem für Zweifler, denen hier das ganze aberwitzige Spektrum des Aberglaubens vorgeführt wird und dazu hilfreiche Informationen geboten werden. Jede Religion und damit auch das Christentum ist lediglich ein Aberglaube, auch wenn das Gläubige anders sehen. Fakler nimmt auch den Islam in den Blick. Auch wenn er nicht alles aufführen kann, was er aufgreift, sind seine Fakten und Hinweise umfassend genug und genügen allemal.

Die Kritik am Glauben macht Fakler an vielen Dingen fest: an der Hybris sämtlicher Religionen, sich jeweils als auserwähltes Volk oder Gemeinschaft eines Gottes zu sehen, sonstigen theologischen Aussagen und vielen Aspekten, wie Reliquien, Märtyrer, Teufel, Hölle, Paradies, Inquisition, Priesterschaft, von Gottes Gnaden, Wunder, Gottesurteil, Mönchtum, Ablass und vieles mehr. Alles in allem ein Blick in den abergläubischen Abgrund. Zahlreiche Zitate machen die Beispiele „griffig“ und mit seinen Kommentaren zeigt der Autor, dass schon einfache Worte und ein gesunder Menschenverstand vollständig ausreichen, um die Scheinwelt des Glaubens zu entzaubern.

Das Einzige, was ich an diesem Buch zu kritisieren hätte, ist der Titel. „Falsches Denken – Falsches Handeln“ (samt Untertitel, der es auch nicht konkreter fasst) steckt einen zu großen Bereich ab und verstellt somit den Blick auf das enger zu fassende Thema dieses Buches: Die Widerlegung aller theologischen Ausgangspunkte, kirchlichen Lehrsätze und gelebten Glaubenspraxis. Einwände habe ich auch gegen das Wort „Kulturgeschichte“. Was der Autor vorführt, ist gerade eine Geschichte der religiösen „Un-Kultur“.  Ich persönlich hätte nach der Lektüre dieses ausgezeichneten Buches einen Titel wie: „Der Irrsinn des Glaubens“, „Einblick in theologische Absurditäten“ oder „Geben wir der Aufklärung eine Chance“ für informativer gehalten. Der Leser dieser Rezension kann somit meine persönliche Schlussfolgerung erkennen und damit knüpfe ich auch an den Autor an, der seine Aspekte und Fakten klar und aussagekräftig kommentiert. Dass Fakler aus seiner Sicht den Titel so gewählt hat, wie er lautet, ist selbstverständlich sein gutes Recht und mit meiner Kritik möchte ich nur zum Ausdruck bringen, dass so möglicherweise Interessenten und Käufer irregeführt oder abgelenkt werden oder die Brisanz gar nicht deutlich wird.

Das fängt schon beim Thema „Denken“ im Titel an. Welcher Gläubige denkt denn? Kauft dieser ein Buch bei dem „Denken“ das Thema ist? Deshalb ist die Parole „Wissen statt glauben“, die man oft hören oder lesen kann, auch hinsichtlich ihres Aufklärungspotentials fragwürdig. Richtig ist eben nur die Forderung: Denken statt glauben. Dem sah ich mich deshalb bei meinem eigenen Buch verpflichtet. Gerade wenn man Wissenschaften zugeneigt ist und religiöse Glaubensvorgaben ablehnt, sollte man mit Begriffen wie Wissen vorsichtig umgehen. Wissen zu fordern ist viel zu unbestimmt, um von einem angesprochenen umgesetzt zu werden. Aber mit seinem vorhandenen Denken sich einem Thema zu nähern, dass ist wirkliche Aufklärung und funktioniert, wenn man sich tatsächlich einmal zum Nach-Denken entschieden hat. Damit liegt Fakler in seiner Aussage genau richtig. Denn die Wissenschaft ist gerade dazu da, auch immer wieder falsches, zuvor als wissenschaftlich belegtes Wissen, zu korrigieren. Nicht zuletzt hat ein Abschreibefehler zahllosen Kindern einen besonders gesunden, weil eisenhaltigen Spinat beschert. Auch Michelangelos Moses hat deshalb statt eines Strahlenkranzes Hörner auf der Stirn. Und das Kamel geht nicht durch das Nadelöhr sondern ein Tau (Seil). Im Paradies warten auf einen Moslem auch keine Jungfrauen, sondern viel textlich eher „weiße Trauben“ (paradiesische Köstlichkeit für einen Wüstenkrieger). Die gesamte Erforschung von Gesundheit, Krankheit und Ernährung ist voll von derartigen Berichtigungen. Das ist eben Wissenschaft und das ist Fortschritt. Der Glauben dagegen ist statisch und steht dabei stets und immer zunehmender im Widerspruch zum Wissen. Alles, was religiös schon zur Schöpfung, zu Naturgesetzen, dem Universum oder im medizinischen Bereich  verkündet und erklärt wurde, hat sich immer wieder als grotesk falsch erwiesen.  Mit den Erfordernissen des Glaubens wurde Wissenschaft gerade im medizinischen Bereich immer wieder schärfstens bekämpft. Doch heute vertraut auch ein Papst lieber seinem Arzt als allein auf Gebete zu setzen, und er vertraut in seinem Papamobil auch lieber dem Panzerglas als einer Kugel ablenkenden Maria. Dem Glauben den absoluten Vorrang einzuräumen, ist bis heute klerikale Auffassung und kostete im Laufe der Geschichte schon tausende Menschenleben.

Schließlich wird jeder Gläubige auch angeben, dass er „glaubensgewiss“ sei. Er weiß, dass ein Priester Wein in Blut verwandeln kann, er weiß, dass Jesus ihn durch seinen Tod von seinen Sünden erlöst hat, er weiß, dass die Zwangsmissionierung und Kreuzzüge dem Willen Gottes entsprochen haben. Doch   Fakler bleibt bei diesem „Wissen“ eben nicht stehen und fordert am Ende deshalb vollständig schlüssig: Denken statt glauben. Mit dieser Forderung steht ein Gläubiger dann wohl ziemlich ratlos da. Denken ist schließlich genau das, was ihm als Kind in religiösen Frage aberzogen wurde. Mit welchen Denkoperationen soll denn ein Mensch zum Glauben gelangen? Glauben kommt nur daher, dass wir Menschen oder ein konkreter Mensch sich eben ein Phänomen nicht erklären kann. Aber viele Phänomene wurden inzwischen entschlüsselt. Man muss keine Opfer bringen und schon gar keine menschlichen, damit die Sonne am nächsten Tag wieder aufgeht. Beschnittene sterben genauso wie Unbeschnittene, gleiches gilt für Fastende oder Betende. Nichts ändert sich – und das erkennt man, wenn man dem Denken endlich den Raum zubilligt, den uns als Menschen mit unserem Gehirn geschenkt wurde. Das ist kein Gottesbeweis, wie immer verschleiernd als Argument vorgetragen wird, sondern nur das Eingeständnis, dass wir viele Dinge der Evolution und des Universums nicht erklären können. Religionskritik setzt deshalb nicht an einem diffusen Gottesbild an, sondern lässt sich nicht davon abbringen, genau den Gott oder die Götter ins Visier zu nehmen, die mit Anspruch auf göttliche Weisheit und Inspiration nach ihren Texten daherkommen. Fakler nimmt sich hierbei nicht nur das Christentum sondern in einigen Punkten auch den Aussagen des Islams an. Keine Religion unterscheidet sich von einer anderen. Kulturbedingt und durch die Aufklärung eines besseren belehrt, musste sich das Christentum im Umgang mit Kritikern zurücknehmen. Ob dies dem Islam in gleicher Weise gelingen wird, erscheint gegenwärtig äußerst fraglich. Aber das muss auf sich beruhen.

Einen Aspekt hat Fakler nicht in den Blick genommen. Aber sicherlich nicht, weil er hierzu eine andersartige Auffassung hätte: die Beichte. Diese ist für mich ein Höhepunkt klerikaler Manipulation. Ein Geständnis über ein Vergehen oder Verbrechen mag für einen Täter sicherlich entlastend wirken, dies aber mit göttlicher „Vergebens-Kompetenz“ auszustatten, ist für mich Hybris und Blasphemie reinsten Wassers.

Wenn Lehrer nicht wissen, was sie im Fach Ethik unterrichten sollen oder jemand nach ethischer Orientierung sucht, so findet er in diesem Buch reichlich Anschauungs- und Denkmaterial. Kein Urteil ist so falsch wie das, dass Religionen ethische Orientierung vermitteln (z,B. Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben; Theo Logisch (Ps.), Das ist euer Glaube). Solange noch an eine Jungfrauengeburt, leibliche Himmelfahrt und ein Weiterleben nach dem Tod geglaubt wird, stehen die Aussichten schlecht, dass sich in dieser Welt etwas grundsätzlich ändert. Das Menschsein zeigt sich im Diesseits nicht im Jenseits. Das Glaube schon immer als Legitimation für Herrschaft missbraucht wurde, ist immer noch nicht überwunden (Verfassungsrechtlicher Auftrag zur Ablösung der Staatsleistungen wird nächstes Jahr genau seit 100 Jahren ignoriert). Was bei Fakler nicht im Blick ist: Die Glaubenstreue der überwiegenden Anzahl der Politiker, das Gewähren und Beibehalten von Privilegien (Religionsunterricht; Staatsleistungen etc.) und der unermessliche Reichtum der Kirche/n. Aber dazu kann man an anderer Stelle mehr lesen. Wenn man erst einmal eine Frage im Raum steht, sollte, kann und muss man mit dem Denken beginnen – und mit dem Lesen dieses Buches. 

Rezension: Verfolger

Rezension zu Roland Faklers:

 Von Verfolgern und Verfolgten von Roland Weber Mannheim

Ein Buch, das man lesen sollte.

Fakler zeigt anhand der Geschichte, vor allem auch der Kirchengeschichte und den bekannten Akteuren, wie anfällig die Menschheit für Irrglauben, Egoismus und letztlich Dummheit doch ist. Wenn er sein Buch mit dem Untertitel „Lehren aus der Weltgeschichte“ versieht, so überkommen mich doch Zweifel. Bestenfalls kann man mit kritischen Büchern oder Meinungsäußerungen hoffen, diejenigen zu erreichen, die ohnehin der gleichen oder einer ähnlichen Meinung sind. Diejenigen, für die die Ausführungen eigentlich gelten, erweisen sich sowohl in den Führungsetagen als auch gerade in den unteren Schichten dagegen stets schon als „informations- und belehrungsresistent“. Lernen kann man aus der Geschichte in der Tat. Vor allem dann aber auch, wie fragwürdig die Überlieferungen und Einschätzungen sind. Doch dies ist nicht Gegenstand des Buches.

Fakler nimmt sich einige der sogenannten „Größen“ vor. „Groß“ waren merkwürdigerweise – oder eben genau dies verräterischer Weise – vor allem Männer, die über ihre und vor allem andere Völker Krieg, Abschlachten, Töten, Unterdrückung und Verfolgung brachten. Vor allem die kirchliche Geschichtsschreibung machte viele zu „Großen“ und merkwürdige Menschen zu „Heiligen“. Fakler widmet sich nur den Großen. Was war an einem Cäsar „groß“, was an einem Napoleon (auch wenn diese nicht diesen nahezu öffentlichen Titel erhalten haben – behandelt werden sie stets so), was an einem Alexander dem Großen, was an einem Herodes dem Großen, was an einem Konstantin oder Theodosius dem Großen, was an einem Otto dem Großen, was an einem Friedrich II. dem Großen, was an einem Papst Leo oder Gregor dem Großen und den zahllosen sonstigen Großen mit denen man unser Gehirn zupflastert? Gewiss waren sie monströse „Unterwerfer“ und gründeten Reiche oder begründeten Herrschaft. Und vor allem haben sie letztlich durch ihre Taten hunderttausenden Menschen den Tod und Elend gebracht. Man muss sich also fragen, welches Weltbild vertreten diejenigen, die für diese „Größe“ – Zuschreibungen verantwortlich sind und warum sie diese damit indirekt als bewundernswerte Gestalten anpreisen? Offenbar ist und wird das menschliche Gehirn auf Hierarchie geprägt.Mit mehr Recht könnte man all diese Potentaten auch als „Menschenfeinde“ titulieren – und dies Aufzuzeigen ist Faklers Anliegen. Wieviel tote Soldaten wiegen für einen Friedrich den Großen die Einführung der Kartoffel als Nahrungsmittel auf – oder auch umgekehrt!? Verbesserte ein Konstantin die Welt, indem er den Katholizismus förderte und andere Religionen unterdrückte?

Auch wenn der Autor diese Fragen nicht direkt aufwirft, so sucht er in seinen Schlussworten (Die letzte Offenbarung) doch Antworten genau in diesem Sinne.

Seine Frohe Botschaft aus den Lehren der Geschichte und der Geschichte der Religionen (unter Nr.5) lautet daher ganz kurz und ganz einfach:

„Ich möchte, dass die Menschen gut zueinander sind und gebe ihnen dazu mein einziges Gebot: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge keinem anderen zu!“

Das ist gewiss ein akzeptabler Ansatz, aber selbst hinter diesem bleiben wir eben zurück – und dies ist leider noch nicht alles. Ein Fanatiker hat vermutlich damit nicht einmal ein Problem. In Wirklichkeit – und das sieht auch Fakler so – kommt es aber nicht darauf an, stets mit der Masse zu marschieren, sondern der eigenen Menschlichkeit zu folgen.

Wäre es richtig gewesen, dass jemand in die Hitler-Jugend oder die NSDAP eingetreten wäre, weil auch andere dies tun oder dies müssen? Bürger nicht in „jüdische“ Geschäfte hineinlassen? Dies möge man nicht als provokant, sondern als Aufforderung zum Nachdenken verstehen. Und ganz gewiss hat Fakler derartige Perversions-Interpretationen auch gar nicht im Sinn.

Auch wenn man die Charakterschwächen der aufgeführten Imperatoren, Kaiser, Partei- und Volksführer aufführt, so bleiben abschließende Urteile immer fragwürdig. Zum einen strotzt die Geschichte vor Falschberichten, Fälschungen, Interpretationen und Unterdrückungen, was ganze Bücher füllen kann, zum anderen können wir uns kaum in historische Situationen hineindenken oder wirksame Lehren aus der Geschichte ziehen. Schon immer ging es um „Köpfe“ – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Keiner der Großen, der nicht auch ein „persönliches“ Todesurteil ausgesprochen und zu vertreten hätte. Wie soll sich z.B. jemand entscheiden, der als gefeierter Führer im Jahr 1790 vor dem Volk steht? Weiter Hinrichtungen fordern oder sofortiges Abrüsten befürworten? So oder so läuft das dann letztlich auf die Varianten „Versager“ oder „Verräter“ – und ggf. eben dann auch auf Tote hinaus. Auch der Rückzug in die eigene Gartenlaube hilft da geschichtlich nicht wirklich weiter.

Die Krux bei angestrebten Änderungen in Herrschaftsstrukturen ist immer, dass sie nie ohne Druck und Gewalt zustande kommen. Schon im Bauernkrieg mussten die Bauern erfahren, wie selbst auf harmloseste Forderungen (eigenen Priester wählen zu dürfen) die Herrschenden reagierten. Das Dumme ist dabei eben, dass stets Gegendruck entsteht und somit der Weg zu einem gänzlich friedlichen Miteinander oft verbaut ist. Bei allem gibt es immer „Gegner“ und dann kommt es auf die Umstände an, wie der Konflikt gelöst werden kann. Keiner der Macht hat, gibt sie freiwillig her, da er sofort mit einer „Abrechnung“ rechnen muss. Früher musste ein Herrscher spürbare Gewalt anwenden, wenn er etwas erreichen wollte. Heute kann sich eine politische Führung einfach über den Willen der Mehrheit hinwegsetzen – oder mit einem überlegenen Aufgebot Widerstand unterdrücken. Immerhin kann man aber erkennen, wer am nachdrücklichsten gegen die Menschlichkeit verstößt. Aber das sieht man eben nur bei den Siegern, die gestalten. Was die jeweiligen Verlierer mit gewonnener Macht gemacht hätten, kann man allenfalls spekulativ beantworten.

Dies muss ich kritisch anmerken, denn die Welt und die Anforderungen sind durchaus nicht immer, aber oft sehr komplex. Was wir aber – und das auch mit diesem Buch – lernen können, ist, wie es eben gewalttätig und inhuman gelaufen ist. Dabei sind keine einfachen Antworten möglich. Wichtig ist, sich aber immer der humanen Werte zu versichern. Die Aufklärung ist weit über ihren anti-religiösen Ansatz hinaus gescheitert, weil die Menschen nur selten als Individuum die Geschicke bestimmen, sondern die Massen agieren und als solche manipuliert werden. Heute mehr denn je. Was wir auch mit diesem Buch aber lernen können, ist vielleicht den unheilvollen Größenwahn bei „Führern“ aller Sorten und deren Glorifizierung rechtzeitig wahrzunehmen. Die Welt und das Geschehen bestimmen heute ein Trump, ein Kim, ein Erdogan – von Afrika, Vorderem Orient oder Südamerika erst gar nicht zu reden.

Leider ist nicht ersichtlich, dass auch aus der Geschichte irgendetwas Grundlegendes gelernt worden wäre. Korruption, Manipulation, Größenwahn, Hybris, Machtwahn usw. die schon alle „Großen“ in der Vergangenheit auszeichneten bleiben uns heute überwiegend in Systemen und Herrschaftsstrukturen erhalten.

Was wir auch begreifen können, dass die Verfolgung einzelner, wie sie der Autor auflistet, inzwischen zu einem Massenphänomen geworden ist. Man feiert einen Journalisten, der aus der Türkei offensichtlich aufgrund eines „Gegengeschäfts“ freigekommen ist, ignoriert dabei allerdings allein dort über hunderte andere zu Unrecht verfolgte und geht alles in allem zur Tagesordnung über. Erich Maria Remarque ließ in seinem Roman trotz erbitterter Stellungskämpfe im Ersten Weltkrieg vermelden: „Im Westen nichts Neues!“ Sicherlich hat sich vieles verbessert, und in unseren Breiten (!) muss man nicht täglich um Leib und Leben bangen und ist nicht mehr herrschaftlicher Willkür ausgeliefert, aber hinsichtlich der Manipulation der Menschen muss es heißen: Nein, „Auf der Welt nichts Neues!“

Auch wenn dem Einzelnen in unserer Gesellschaft immer weniger Bedeutung zukommt und damit die Chancen auf grundlegende Veränderung gegen Null tendieren: Man sollte nicht nachlassen, Informationen aufzunehmen und seine eigene Werteskala zu justieren. Dazu liefert Fakler mit seinem Buch ein lesenswertes Werk. Es ist ein Beitrag der Aufklärung und des Humanismus.

Zitat S.145:

„Wer gefährlichen Unsinn nicht kritisiert, macht sich schuldig an zukünftigen Generationen, denn es ist die Denkweise, die unheilvolles Handeln rechtfertigt.“

Schuld der geistigen Eliten

Hat sich bewährt

In der Beilage zum 75-jährigen Bestehen des TAGBLATTs wurde der Artikel „Wie es kam“ von Josef Forderer aus der Erstausgabe noch einmal abgedruckt.  Leserbrief im Tagblatt 07.01.2021

Worauf der Friede gründet – Kommentar zum besten Text in diesem Jahr.

Eine Hauptursache für Streit und Krieg in der Welt sind ungerechtfertigte Herrschaftsansprüche. Deswegen konnte ein Kind, das für den Messias und weiß Gott was gehalten wurde, nicht den Frieden auf Erden bringen, vielmehr waren diese fantastischen Ansprüche, mit denen seine Anhänger heute noch ihre Herrschaft begründen, Ursache für endlose Streitereien, Kriege und Verfolgungen.

Der Friede beginnt mit einer realistischen Betrachtung der Welt, mit der vernünftigen Klärung der Fragen: Wer darf regieren und wie begründen die Regierenden ihr Recht zu regieren: der Papst, die Könige, die Diktatoren, der Bürgermeister, die Kanzlerin?

In Europa hat sich nach langen Kämpfen gegen Adel und Geistlichkeit, seit der Aufklärung, die Idee der Volkssouveränität als überzeugendste, vernünftigste Begründung der Macht durchgesetzt und man kann sagen: Sie hat sich bewährt. Dennoch gibt es heute wieder alle möglichen Spinner, die sich andere Formen der Herrschaft wünschen, Leute, die im Kaiserreich oder gar in einer faschistischen oder kommunistischen Diktatur leben wollen, Leute, die einen Gottesstaat christlicher oder islamischer Prägung gut finden. Diese Herrschaftsformen hatten ihre Chance. Es genügt ein Blick in die Welt oder zurück in die Geschichte, um festzustellen: Sie haben gründlich versagt. Es ist gut, dass sie abgesägt wurden. Mündige Staatsbürger sollten wachsam darauf achten, dass sie nie wiederkommen.

Blinder Glaube

Leserbrief 29.09.2020
Das SCHWÄBISCHE TAGBLATT erschien vor 75 Jahren zum ersten Mal. Der damalige Mitherausgeber Josef Forderer schrieb in der Erstausgabe einen Kommentar. Wir druckten die ganze erste Seite noch einmal ab.

Josef Forderer hat es auf den Punkt gebracht! Er öffnet uns die Augen für das, was schief gelaufen ist in Deutschland, bevor es zur Katastrophe kam. Er nennt die politische Denkfaulheit, aber er sagt leider nicht, dass diese auf eine lange Erziehung zur Unmündigkeit durch die Kirchen und den Obrigkeitsstaat verschuldet wurde.

1848 und dann wieder 1918 haben Adel und Kirchen ihre ganze Macht gegen die Republik in die Waagschale geworfen, haben aus berechtigter Angst vor Machtverlust ihre religiösen, romantischen, irrationalen Fantasien vom „Königtum von Gottesgnaden“ über eine vernunftbasierte Verfassung gestellt und waren damit wesentlich mitschuldig an der Katastrophe.

Was vor dem Krieg bei uns die christlichen Kirchen geleistet haben, leistet heute der Islam: die Erziehung des Volkes zu blindem Glauben und Gehorsam. Das ist eine Steilvorlage für jeden Diktator. Ein Blick in islamische Länder, vor allem in die Türkei, müsste genügen, um parallele Strukturen erkennen zu lassen.

Anstatt nun endlich aus dieser Geschichte zu lernen und hier einen verbindlichen Ethikunterricht mit politischer Bildung für alle einzuführen, geht es weiter mit der konfessionellen Indoktrination und Zersplitterung der Gesellschaft, möglichst schon im Kindesalter. Aber wer einmal gelernt hat, Blödsinn zu glauben, ist offen für allen möglichen Blödsinn!

Unzählige Götter

Die Diskussion um die Verstrickungen der Kirchengemeinden Tübingens in den Nationalsozialismus geht weiter.

Leserbrief vom 18.06.2020

Lieber Herr Hälbig, freundlicherweise haben Sie schon auf meine Homepage verwiesen, wo ich Ihnen vor allem das Kapitel: „https://rolandfakler.de/fortschritte-durch-kritik“ empfehlen würde. Wann und wo hat denn Gott regiert? Welcher Gott? Die Menschen haben im Lauf ihrer schrecklichen Geschichte an unzählige Götter geglaubt. Herrschsüchtige Männer und Frauen haben diese Götter bis heute benutzt, um ihre Herrschaft zu rechtfertigen. Das gilt vor allem für die Päpste und die „Könige von Gottes Gnaden“.

Sie erwähnen Bartholomä de las Casas, der zweifellos eine Lichtgestalt seiner Zeit war. Er hat allerdings das Leid der Indios gegen das der Schwarzen eingetauscht. Mit ihm begann der transatlantische Sklavenhandel. Dass die „christlichen“ Europäer aber überhaupt so grausam über die Naturvölker hergefallen sind, ist ihrem Auserwähltheitswahn, ihrer Intoleranz, ihrem blinden, überheblichen Glauben und vor allem einer Bulle Papst Nikolaus V. von 1455 zu verdanken, der dem portugiesischen König Alfons V. (…) das Recht gibt: „die Sarazenen, Heiden und andere Feinde des Christentums zu überfallen, sie auf ewig zu Sklaven zu machen und ihren Besitz zu nehmen.“

Zweifellos waren viele Katholiken, vor und nach 1933, gegen die Nazis. Da in der katholischen Kirche aber Hierarchie, Befehl und Gehorsam gelten, konnte die ganze Bischofsriege, auf Befehl von oben, um 180 Grad gedreht werden und so haben fast alle Bischöfe – Sproll war eine löbliche Ausnahme – das Naziregime bis zuletzt unterstützt.

Kinder ihrer Zeit
Leserbrief im Tagblatt Tübingen am 7.7.2020

Herr S., ich würde ihnen dringend empfehlen, meine Leserbriefe nicht mehr zu lesen. Jedenfalls war das meine letzte Antwort auf ihr Gesulze.

Es gibt praktisch keinen Philosophen, der nicht mal Blödsinn geschrieben hat. Sie waren alle Kinder ihrer Zeit, die in Europa jahrhundertelang totalitär katholisch und biblisch geprägt war. Die Bibel galt als das unveränderliche Wort Gottes, an dem man sich zu orientieren hatte, freiwillig oder mit Gewalt, trotz aller Widersprüche.

So wurde auch der Rassismus biblisch begründet. Noah soll drei Söhne gehabt haben: Ham, Sem und Japheth. Das sollen die Väter der drei Rassen gewesen sein, der Schwarzen, der Semiten und der Weißen. Weil Noah Ham verflucht hat, wurden die Schwarzen zu Sklaven und Untermenschen erklärt. 1 Mos. 9:25

Wenn Kant, Rousseau oder Plato Blödsinn geschrieben haben, dann wissen wir, dass der von Menschen stammte, die fehlbar waren und die man kritisieren darf, wenn man aber glaubt, dass die Bibel oder auch der Koran unfehlbar seien, dann ist Kritik nicht mehr möglich und die Katastrophe nimmt ihren ungebremsten Lauf. Die Geschichte spricht da eine klare Sprache.

Jeder, der Kritik verbietet – wie sie – hemmt den Fortschritt des Denkens. Die Kritik an unheilvollem Denken ist aber sehr wichtig, um zukünftiges Leid zu verhindern.
Das tu ich ausführlich in meinen Büchern und auf meiner Homepage. Da mir nur 15 Leserbriefe im Jahr erlaubt sind, muss ich Prioritäten setzen …und die müssen sie gefälligst mir überlassen.

Keine Fürsprache…

für Demokratie und Freiheit in den “heiligen” Texten

Leserbrief im Tagblatt am 6.6.2020

Andrea Bachmann berichtete über die evangelische Kirchengemeinde zu Zeiten des Nationalsozialismus („Tübingens Kirche unterm Hakenkreuz“, 3. Juni). Religionskritiker Roland Fakler beschreibt seine Sicht.

Wer mithilft, eine Diktatur zu installieren, muss damit rechnen, eines Tages selbst unter ihre Räder zu kommen!

Die beiden Großkirchen standen einer hierarchischen Herrschaft immer näher als der freiheitlichen Demokratie. Das Christentum ist in einer monarchischen Umgebung entstanden. In der Bibel findet man keine Fürsprache für die Errungenschaften, die wir heute in diesem Staat schätzen, nämlich für Demokratie und Menschenrechte. Diese mussten gegen den heftigen Widerstand der Kirchen und ihre „heiligen Bücher“ in der Zeit der Aufklärung erkämpft werden.

Es ist nur logisch, dass die Kirchen in Hitler eine „Vorsehung Gottes“ sahen, nachdem ihre Schäfchen in den lockeren 1920er- Jahren ihrer Herrschaft zu entgleiten drohten, um das Diesseits zu feiern.

Nach Luther hat „jeder Christ, gemäß dem Vorbild Jesu, nicht zu rechten und zu fechten, sondern Unrecht zu leiden und das Übel zu dulden”. Hitler konnte die Herde wieder für Opfermut und Hingabe begeistern. Im Leiden sucht das Volk die Kirche, bei der Suche nach individuellem Glück ist sie eher hinderlich. Das Heil sollte es nicht auf Erden, sondern im Glauben an Gott, Kirche, Führer, Volk und Vaterland, in der Aufgabe des individuellen Glücks geben. Glauben und Gehorchen sind die christlichsten Tugenden.

Folgerichtig fördern die Kirchen heute den Islam, der ebenso wie sie, die Unterwerfung des Gläubigen unter die Gottes- und Priesterherrschaft anstrebt und nicht das individuelle Glück des mündigen Staatsbürgers.

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt am 15.05.2020

Wir können nur aus der Geschichte lernen, wenn wir uns zur Wahrheit bekennen. Nun hat die kath. Kirche ein erstaunliches Schuldbekenntnis veröffentlicht, nachdem sie sich 75 Jahre lang erfolgreich aus der Verantwortung gelogen hat. Die Quellen sind heute jedem zugänglich. Siehe: Peter Bürger „Erfüllt eure Pflicht…“ Hirtenbriefe

https://www.deutschlandfunkkultur.de/katholische-kirche-im-zweiten-weltkrieg-schuldbekenntnis.2950.de.html?dram:article_id=475797

Wie im 1. Weltkrieg wurden die Soldaten auch im 2. WK von den Kirchen zum Schlachten geführt. Keiner der deutschen Bischöfe verurteilte den Krieg, bis zum Schluss. Sie stützten die NS-Propaganda. Sie haben in ihren Hirtenbriefen die Mär vom Verteidigungskrieg des friedliebenden deutschen Volkes übernommen. Sie haben den Kampf des „rechtgläubigen Christenvolkes“ gegen den „gottlosen Bolschewismus“, als gottgewollt, gemäß der Heiligen Schrift, gepredigt. Sie versprachen dem Soldaten, der gehorsam in den Heldentod für Führer, Volk und Vaterland ging, die ewige Seligkeit. Mit voller Überzeugung, für eine gute Sache zu kämpfen, für „Gott und Christus“, zur Errettung des Vaterlandes, zog auch mein Vater, Jahrgang 1922, in diesen „Heiligen Krieg“. Auch Hitlers Kriegsziel, seit 1925 „Lebensraum für die arisch-germanische Rasse“ wurde von den Bischöfen theologisch und religiös gerechtfertigt. Die Deutschen, das christlichste Volk Europas, seien das neue, auserwählte Volk. Ihm stehe gegenüber den kulturell minderwertigen und vor allem gottlosen Bolschewisten ein von Gott gegebener Anspruch auf einen größeren Lebensraum zu. Deshalb sei dies ein gerechter Krieg.

Zitate aus der oben verlinkten PDF

Die persönlichen Notizen des Bischofs von Speyer Ludwig Sebastian über den Verlauf der Konferenz geben Aufschluss über den Inhalt der Beratungen. In unvollständigen Sätzen hat er vermerkt: „Bei Ausbruch des Krieges ist ein Hirtenwort an die Gläubigen zu richten. Gebete einlegen; die katholischen Soldaten *** verpflichtet, in Treue und Gehorsam gegen Führer und Obrigkeit opferwillig unter Hingabe ihrer ganzen Persönlichkeit zu erfüllen gemäß den Mahnungen der Heiligen Schrift. An das Volk richten wir die Bitte, unsere innigen Bitten zum Himmel zu senden, daß Gott den ausgebrochenen Krieg zu einem für Vaterland und Volk siegreichen Ende führen möge.“

… gemäß einer langen Tradition folgten sie den Weisungen der staatlichen Obrigkeit und übernahmen nicht nur deren Kriegspropaganda, sondern überhöhten sie z.T. auch pseudoreligiös. Nach dem Überfall auf Polen übernahm der Bischof von Münster von Galen die offizielle Version vom Angriff der feindlichen Mächte auf das friedliebende Deutschland; unsere Soldaten erkämpften „einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk“.

Vier Tage nach dem Angriff auf die Sowjetunion wussten und lehrten die deutschen Bischöfe, dass die Soldaten mit ihrer Pflichterfüllung „nicht nur dem Vaterland dient(en)“, sondern sie wagten sogar zu behaupten, dass sie damit „auch dem heiligen Willen Gottes folgt(en)“. Der Bischof von Münster nannte den Krieg jetzt einen „neuen Kreuzzug“, in dem „der Soldatentod des gläubigen Christen in Wert und Würde ganz nahe dem Martertod um des Glaubens willen (steht,) der dem Blutzeugen Christi sogleich den Eintritt in die ewige Seligkeit öffnet.“ Für den Paderborner Erzbischof Jäger diente der Krieg der „Bewahrung des Christentums in unserem Vaterland, für die Errettung der Kirche aus der Bedrohung durch den antichristlichen Bolschewismus“. Der Bischof von Eichstätt nannte den Krieg „einen Kreuzzug, einen heiligen Krieg für Heimat und Volk, für Glauben und Kirche, für Christus und sein hoch heiliges Kreuz“.

Wie im Ersten Weltkrieg erhielten die Soldaten von ihren Bischöfen eine religiöse Deutung ihres Kriegsdienstes: es sei „Nachfolge Christi …, das eigene Leben einzusetzen zur Rettung unseres Volkes“. Als junger Mann hörte ich die Aufforderungen unserer Bischöfe: „Mit der ganzen Autorität unseres heiligen Amtes rufen wir auch heute euch wieder zu: Erfüllet in dieser Kriegszeit eure vaterländischen Pflichten aufs treueste! Lasset euch von niemandem übertreffen an Opferwilligkeit und Einsatzbereitschaft! … Wo immer der Daseinskampf unseres Volkes euren Einsatz fordert, da steht“.

Wie konnte ich mich als kirchentreuer zum Gehorsam verpflichteter Katholik angesichts der damaligen Auffassung von der amtskirchlichen Autorität diesen Aufforderungen entziehen? Seit Kindertagen ist mir eingeprägt worden, dass ich den Lehren und Weisungen meiner Kirche „folgsam“ nachzukommen habe. Zahllose Menschen erfuhren während des Krieges Stärkung und Trost durch ihre Bischöfe, die ihnen zusicherten, dass sie mit ihrer Opfer- und Todesbereitschaft ganz dem Willen Gottes folgten. Und die Machthaber konnten mit solch kräftiger Unterstützung ihrer Gehorsamsforderungen zufrieden sein.

ERZBISCHÖFE UND BISCHÖFE, 8. JUNI 1933

„Es fällt uns Katholiken auch keineswegs schwer, die neue starke Betonung der Autorität im deutschen Staatswesen zu würdigen und uns mit jener Bereitschaft zu unterwerfen, die sich nicht nur als eine natürliche Tugend, sondern wiederum als eine übernatürliche kennzeichnet, weil wir in jeder menschlichen Obrigkeit einen Abglanz der göttlichen Herrschaft und eine Teilnahme an der ewigen Autorität Gottes erblicken (Röm. 13. 1ff). […] Wir wollen dem Staat um keinen Preis die Kräfte der Kirche entziehen, und wir dürfen es nicht, weil nur die Volkskraft und die Gotteskraft, die aus dem kirchlichen Leben unversiegbar strömt, uns erretten und erheben kann.“

AUSZUG AUS DEM HIRTENWORT DES DEUTSCHEN EPISKOPATS,

24.12.1936

„Geliebte Diözesanen! Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler hat den Anmarsch des Bolschewismus von weitem gesichtet und sein Sinnen und Sorgen darauf gerichtet, diese ungeheure Gefahr von unserm deutschen Volk und dem gesamten Abendland abzuwehren. Die deutschen Bischöfe halten es für ihre Pflicht, das Oberhaupt des Deutschen Reiches in diesem Abwehrkampf mit allen Mitteln zu unterstützen, die ihnen aus dem Heiligtum zur Verfügung stehen.“

Der Heilige Vater ging davon aus, die tiefste Wurzel des Giftbaumes sei die Gottlosigkeit und Gottfeindlichkeit der Bolschewiken, der Führer des Deutschen Reiches entwickelte die verhängnisvollen Auswirkungen des Bolschewismus auf das geistige, politische und volkswirtschaftliche Leben der Völker, im besonderen auf die Lage des Arbeiterstandes.

MAINZER BISCHOFSWORT GEMÄß VEREINBARUNG ZU EINEM GEMEINSAMEN KRIEGSWORT DER DEUTSCHEN BISCHÖFE (17.9.1939)

„In dieser entscheidungsvollen Stunde ermuntern und ermahnen wir unsere katholischen Soldaten, in Gehorsam gegen den Führer, opferwillig, unter Hingabe ihrer ganzen Persönlichkeit ihre Pflicht zu tun. Das gläubige Volk rufen wir auf zu heißem Gebet, daß Gottes Vorsehung den ausgebrochenen Krieg zu einem für Vaterland und Volk segensreichen Erfolg und Frieden führen möge.“