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Roland Fakler

Religion

Gedanken über die Religion

 von Roland Fakler

Es mag tröstlich sein, an einen lieben Gott zu glauben, der für uns Menschen sorgt und uns in unseren Nöten erhört, deswegen will ich niemandem diesen Glauben nehmen. Warum soll einer nicht glauben dürfen, was ihn glücklich und selig macht? Wenn die Religionen nur Gutes bewirkt hätten, würde ich gar nicht die Frage stellen, ob sie wahr sind oder nicht. Eine Religion, die Gutes bewirkt, ist gut, eine die Schlechtes bewirkt, ist schlecht. Von mir aus darf jeder glauben, was er will, vorausgesetzt, dass er damit kein Unheil anrichtet. Man muss sich aber nicht mit allem Unsinn auseinandersetzen. Wenn Leute an Heinzelmännchen glauben, dann sollen sie damit glücklich werden. Ich muss nur deutlich sagen, dass ich den Unsinn nicht glaube. Von mir aus darf einer glauben, dass der Regen fällt, wenn er zehnmal um einen Baum herum tanzt, er darf bloß nicht glauben, dass ich mittanze. Die Menschen wollen nicht Wahrheit, sondern religiöse, emotionale Ergriffenheit. Die Masse der Menschen will nicht wissen, sondern sie will religiöse Ekstase und die erreicht sie gerade dadurch, dass sie wissenschaftliche Tatsachen leugnet und überirdische Erscheinungen herbeiglaubt.

Nun hat die Religion  – es geht mir hier vor allem um die katholisch-christliche – nicht nur Gutes, sondern sehr viel Unheil bewirkt. Deswegen muss ich sagen, wie ich denke, was ich weiß über die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten und zu welchen Schlüssen mich mein Denken führt. Es ist gefährlich auf einen Gott zu vertrauen, der nur in den Gehirnen der Menschen existiert. Warum sollen die Menschen glauben müssen, was sie nicht begreifen und überprüfen können? Glauben heißt nicht wissen, sondern etwas für absolut wahr halten, weil es frühere Generationen so gehalten haben. Glauben heißt nichts wissen, sondern vermuten, wünschen, hoffen, dass es einen Gott gibt, der nicht zu beweisen ist. Einem nicht erkennbaren Geist blinden Gehorsam zu leisten, ist keine Tugend, sondern eine Dummheit. Es ist keine Tugend, sondern eine Schwäche, etwas zu glauben, was man nicht begreifen kann. Man bekommt dadurch ein völlig falsches Verhältnis zu Ursache und Wirkung. Mit Beten kann man vielleicht eine Wirkung auf die eigene Psyche ausüben, aber man hat keinen Einfluss auf das Weltgeschehen. Wer etwas glaubt, nur weil es alle anderen glauben oder weil es einem halt so eingetrichtert wurde, meist von Menschen, die gar nicht fähig waren, irgendetwas zu bezweifeln, ist schwach. Es ist keine Tugend Dinge zu glauben, nur weil man Angst hat, aus der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden. Für die Wahrheit muss man stark sein, die Masse aber ist schwach. Ich könnte mir allerdings auch eine Gemeinschaft vorstellen, in der man nicht Illusionen nachhängt, sondern vernünftiges Denken pflegt.

Wenn ich täglich die Nachrichten höre und die Geschichte der Menschheit betrachte, kann ich leider nicht zu dem Schluss kommen, dass diese Welt von einem gütigen, gnädigen und weisen Gott erschaffen wurde, noch viel weniger, dass sie von ihm regiert wird. Viel wahrscheinlicher scheint mir, dass diese Welt von einem dumpfen Willen nach ewig existierenden Gesetzen, jenseits von Gut und Böse, unter Einwirkung von Zufall und Wahrscheinlichkeit geschaffen wurde und dass die Menschen von allen Göttern verlassen, vor sich hinwursteln, wie sie es halt nicht besser können. Was soll ich auch von einem Gott halten, der zulässt, dass seine missratenen Geschöpfe in seinem Namen Kriege führen, foltern und morden? Einem missratenen Geschöpf einen freien Willen zu geben, ist unverantwortlich. Die Geschichte der christlichen Religion ist jedenfalls keine Heilsgeschichte, sondern eher eine Unheilsgeschichte. Sie ist nicht vom heiligen Geist, sondern von menschlicher Hab- und Machtgier geprägt. Ein Gott greift scheinbar nicht in das Weltgeschehen ein, er beschränkt sich darauf, sich in Rätsel zu hüllen. Jeder kann diesen Gott für seine Zwecke benutzen. Es gibt so viele verschiedene Götter wie es Gläubige gibt, weil nicht die Götter die Menschen, sondern die Menschen die Götter geschaffen haben. Was all diese Götter für Ansichten vertreten, kann man in den Büchern derjenigen nachlesen, die an sie glauben. Wo es einen Gläubigen gibt, gibt es einen Gott, aber einen Gott ohne Gläubigen gibt es vermutlich nicht. Wenn niemand mehr an einen Gott glaubt, stirbt er, wie Zeus oder Jupiter oder Wotan… .

Das Bedürfnis der Menschen nach Religion ist so stark, dass sie eher bereit sind, ihren gesunden Menschenverstand aufzugeben als ihre Religion. Dieses Bedürfnis nach Orientierung, Verehrung und Trost in einer Welt, die nicht so ist, wie man sie sich wünschen möchte, erkläre ich mir aus der Situation des Menschen auf diesem Planeten einerseits und aus der Beschaffenheit des menschlichen Gehirns andererseits, das ganz nach außen gerichtet ist und nach Halt und Orientierung verlangt . Die Götter dienten den Menschen als Erklärung für das Unerklärliche, für die Entstehung der Welt, für Naturereignisse, für Krankheit, Glück und Unglück, Gut und Böse. Die Götter braucht man als Helfer in der Not, bei Krankheit, gegen übermächtige Feinde. (Gott mit uns und Tod dem Feind). Durch Gebete, Opfer und Einhaltung von Geboten versucht man, sie günstig zu stimmen und Macht zu erlangen über das, was sonst nicht in der Macht des Menschen liegt. (Krankheit, Schicksal, Feinde, Tod) Die Götter sind Sinngeber für den Menschen, Bewahrer von Gerechtigkeit und Ordnung und Gesetzgeber (Die Zehn Gebote des Moses sollen von Gott stammen / Der babylonische König Hammurabi wollte seinen Untertanen schon ~1700 vor unserer Zeitrechnung weismachen, dass seine Gesetze von den Göttern stammen.) Ihrem Willen muss man blind gehorchen, ihrem Gericht entflieht keiner. Der Lohn ist das ewige Leben, die Strafe die ewige Verdammnis. Gemeinsamer Glaube schafft Gemeinschaft. Das dürfte bei vielen überhaupt noch der einzige Grund sein, in die Kirche zu gehen. Im Kreise Gleichgesinnter lebt es sich leichter. Der einfache Mensch sucht nicht nach Wahrheit und Selbstverwirklichung wie der gebildete Humanist. Die Masse der Menschen will in der Gemeinschaft, in einem religiösen Erleben aufgehen.  Sie will beten, glauben, verehren.

Gemeinschaft: In jeder Gesellschaft sollte es so etwas wie eine „Kirche“ geben, eine Organisation, die sich für die Benachteiligten der Gesellschaft einsetzt, die einen Rahmen für Feste und Rituale bildet. Es muss eine Gemeinschaft geben, in der man sich Gedanken über das richtige Leben und Handeln macht. Neugeborene müssen begrüßt, Ehen geschlossen und Tote würdig verabschiedet werden. Vor allem wünschen sich die Menschen ein Gemeinschaftsgefühl und ein Gemeinschaftserlebnis. Wer schafft es, Gemeinschaft zu stiften, wenn die Religionen und Kirchen an Kraft verlieren? Das wird die Frage des kommenden Jahrtausends.

Evolution: Der denkende Mensch will wissen. Deswegen entwickelt er Wissenschaft und Forschung. Die wissenschaftliche Wahrheit über unsere Existenz auf diesem Planeten ist nicht tröstlich, sie ist aber auch nicht so schrecklich, dass man sie verdrängen müsste. Die Evolution lehrt uns, dass das Leben nicht als zielgerichtete Schöpfung entstanden ist, sondern das Ergebnis eines unglaublich langen, aufwendigen, verschwenderischen Spiels von Versuch, Irrtum, Zufall, Anpassung und Fortschritt ist.

Wenn ein weiser Gott das Leben geschaffen hätte, dürfte es nicht all die Irrwege in der Evolution geben. Warum wurde zum Beispiel der Neandertaler erschaffen? Nur um wieder auszusterben? Als Schubkraft für die Evolution vermute ich deshalb eine dumpfe Kraft von unten, keinen überlegenen, weisen Geist von oben. Ich halte die Evolutionslehre für eine Tatsache und damit die Abstammung des Menschen von tierischen Vorfahren und an seine Verwandtschaft mit den Tieren; es sollte aber Aufgabe des Menschen sein zu zeigen, wie weit er sich durch seine Kultur von den Tieren entfernen kann. Ein Schwein muss man nur sein, wenn man eins ist.

Den Menschen fällt es schwer wahrzuhaben, dass sich kein Gott für sie interessiert. Dann müssten sie nämlich selbst Verantwortung für ihr Schicksal übernehmen. Was passiert aber wenn der Glaube an die Götter verfällt? Da bleibt nur noch der Mensch, der nun Hauptverantwortlicher dafür ist, wie es auf diesem Planeten weitergehen wird. Der Mensch wird Gesetzgeber und Maß aller Dinge; alle Verantwortung lastet auf ihm.

Wenn die Menschen sich keine gerechte Welt schaffen, wird es keine geben, denn ein Gott – was immer das sei – wird sich so wenig einmischen wie bei der Ermordung der Juden.

Die Kirche hat viel zur Unmündigkeit der Menschen beigetragen, weil sie von ihnen blinden Gehorsam gegenüber einem nicht erkennbaren Wesen, einem „heiligen“ und angeblich unfehlbaren Buch und einem unfehlbaren Papst verlangt. Die Kirche hat ein ähnliches Verhältnis zur Wahrheit wie der Leninismus oder Faschismus: Wahrheit ist, was ihr nützt und Unwahrheit ist, was ihrer Macht schadet. Man muss also unterscheiden zwischen wahren Wahrheiten und Kirchenwahrheiten oder Glaubenswahrheiten.

Über die verschiedensten Informationsquellen hat der Mensch heute die Möglichkeit, sich aus der Unmündigkeit zu befreien, die Lehrer, Priester und Märchenerzähler verschuldet haben. Am unvernünftigen Ablauf der Weltgeschichte und an der Unmündigkeit der Menschen sind vor allem die Religionen schuld. Anstatt die Menschen dazu anzuleiten, sich eine gemeinsame, friedliche Welt zu schaffen, erziehen die Religionen sie zu Rädchen, deren Energie sich im Herunterleiern von Gebeten und in der Beachtung von unvernünftigen Vorschriften erschöpft.

Weltweit werden den Kindern verschiedene Märchen eingetrichtert und dann stoßen sie aufeinander und schlagen sich die Köpfe ein, weil jeder sein Märchen für die absolute Wahrheit hält. Ich halte nichts davon, kleinen Kindern Furcht vor Höllenqualen einzutrichtern. Ich halte das wegen der Ängste, die ich selbst als Kind ausstehen musste, für verantwortungslosen Schwachsinn. Seitdem ich nicht mehr an den Teufel glaube, begegnet er mir auch nicht mehr. Ich halte es grundsätzlich für bedenklich, Kindern mit staatlicher Autorität unvernünftige und unwahre Dinge einzutrichtern. Religionen neigen dazu, den Menschen durch ihre unsinnigen Vorschriften schon im Diesseits einen Vorgeschmack von einer Hölle zu geben, die es im Jenseits gar nicht gibt.

Gläubigkeit führt dazu, dass man die Menschen einteilt in Gläubige und Nichtgläubige und sie führt dazu, dass man Nichtgläubige oder Andersgläubige als Menschen zweiter Klasse, wenn überhaupt als Menschen, betrachtet und behandelt. Die Moral mancher Christen beschränkt sich darauf zu glauben: gut ist, wer viel betet und böse ist, wer anders denkt.

Die Intoleranz gegenüber Andersgläubigen hat ihren Ursprung in der Bibel, wo uns Moses, Gideon und Elias vorführen, wie mit „Falschgläubigen“ zu verfahren ist. Elias ließ die Baalspriester zum Fluss hinunterführen und abschlachten. Ein sehr „schönes“ Vorbild in einem „unfehlbaren“ Buch, das sicher viel Nachahmung gefunden hat, als Christen Heiden, Juden und Ketzer verfolgt haben.  Wenn die Leute die Bibel heute noch ernst nehmen würden, müssten sie eigentlich die Atheisten, die Buddhisten, die Hindus…alle zum Fluss hinunterführen und abschlachten. Dann könnten sie das Gefühl haben, eine Gott wohlgefällige Tat begangen zu haben. Ironie: Soll man Menschen mit dem falschen Gott frei herumlaufen lassen? Oder sollte man sie, gemäß dem Vorbild des Elias, zum Fluss hinunterführen und abschlachten? – Schließlich hat man ja nicht den falschen Gott, sondern man hat gefälligst den richtigen zu haben; – wo der doch so klar und eindeutig zu erkennen ist??? Alle Götter sind Hirngespinste, nur deiner natürlich nicht, – das ist der einzig wahre.

Vor dem Auszug der Juden aus Ägypten tötet Gott die Erstgeborenen der Ägypter. Was will uns die Bibel damit sagen? Dass es tödlich sein kann, als Sohn der falschen Eltern in die falsche Nation geboren zu werden; – auch wenn man unschuldig ist. Einen Gott, der es nötig hat, kleine Kinder zu töten, können sich doch bloß Menschen ausdenken. Jedenfalls ist das nicht mein Gott. Glauben heißt nicht wissen und nicht denken wollen. Solange Menschen die Bibel (vor allem das Alte Testament) für ein vorbildliches und unfehlbares Buch halten, kann es auch keine humane Welt geben. An hunderten Stellen wird gegen die Gottlosen gehetzt, die mit den Ungerechten, Lüsternen und Verdammten gleichgesetzt werden. Das Alte Testament ist hervorragend geeignet, um Vorurteile und Verhaltensmuster aus der Bronzezeit an zukünftige Generationen weiterzugeben. (Aug’ um Auge, Zahn um Zahn / Abschlachten der Falschgläubigen / Töten der Kinder des Feindes durch den lieben Gott / Abraham leistet auf Befehl von oben blinden Gehorsam und ist sogar bereit seinen eigenen Sohn zu töten / Vernichtung ganzer Städte durch den „lieben“ Gott ) Vom Inhalt ganz abgesehen, ist das „Alte Testament“ auch literarisch kein Meisterwerk. Es gleicht in weiten Teilen den Aufzählungen eines Buchhalters.

Bedenklich ist, dass die große Masse der Menschen sich mit Vorliebe an modrigen Texten orientiert, die sie für um so wahrer und weiser halten, je dunkler deren Abkunft und je unbegreiflicher deren Inhalt ist. Es ist sehr gefährlich einen Menschen oder ein Buch für unfehlbar zu halten, aber es ist das, was unmündige Menschen sich wünschen: sie wollen ein Buch, das man in jeder Situation aufschlagen, nachlesen und „Amen“ sagen kann, – ohne selber denken zu müssen..

In der Bibel steht kein Wort darüber wie ich mich zu einer Persönlichkeit entwickle. Das ist aber das Hauptthema meines Lebens. Sie handelt von Menschen in einem fernen Land, von einer fremden Kultur, von Geschichten, die sich vor langer, langer Zeit zugetragen haben sollen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als selbst zu denken, um mein Leben in dieser Zeit und in diesem Land zu meistern.

Das Christentum war ab dem 4. Jahrhundert die intoleranteste Religion aller Zeiten. Dieses Problem beginnt leider mit Jesus, der alle in die Hölle schickt, die ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen wollen. Was hätte er wohl mit diesen „störrischen Ungläubigen“ gemacht wenn er wirkliche, irdische Macht gehabt hätte? ???

Jesus: Selbst wenn man all die Wunder, die Jesus gewirkt haben soll, nicht glaubt, weil das kindisch ist, ist Jesus eine interessante, auch stark mythologisierte Persönlichkeit. Kein anderer Mensch hat es geschafft, nach einem so kurzen Leben, so viele Anhänger zu erobern; – zum großen Teil ist dies aber dem Terror und den Lügen seiner Anhänger bei der Christianisierung zuzuschreiben. Ich glaube nicht, dass irgendjemand ein Sohn Gottes ist, war oder jemals sein wird. Es war um die Zeitenwende große Mode sich als Sohn Gottes auszugeben.

(Augustus wurde als Sohn des Apollo verehrt; Alexander der Große nannte sich Sohn des Zeus; die japanischen Kaiser wollen die Söhne der Sonnengöttin sein ….)

Ich glaube, dass das schon viele gerne gewesen wären, weil es in der Natur der starken Menschen liegt, mehr sein zu wollen, als sie sind. Sie wollen sich damit Autorität verschaffen. Und ich glaube, dass normale Menschen gerne bereit sind, so unvernünftige Dinge zu glauben, weil sie sich einen Gott  wünschen, den sie verehren können. Ein Sohn Gottes lässt sich natürlich leichter anbeten als ein normaler Mensch. Wenn man bedenkt, dass es schon Leute gab, die nicht nur Sohn Gottes, sondern gleich Gott selber waren (Pharaonen, römische Kaiser, Gottkönige des Orients….) ist Sohn-Gottes eigentlich noch gar nichts…. Überall wo Buddha gegangen ist, sollen Lotosblumen gewachsen sein. Es ist typisch menschlich, einem Verehrten so unvernünftige Dinge anzudichten. Man findet sie in allen Religionen. Es gibt fast nichts, was Menschen nicht glauben könnten.

Wenn ich Christ wäre, würde ich, wie Jesus, versuchen, möglichst bald ins Jenseits zu gelangen, anstatt im Diesseits Fuß zu fassen. Für mich gibt es nur diese Welt. Jesus war einer und ich bin ein anderer. Jesus ist mein Freund, aber nicht mein Herr und Gebieter; dazu war er nämlich nicht groß genug. Ich bin kein Anhänger, sondern ein selbstgesteuertes Fahrzeug mit Eigenmotor. Über mir gibt es keinen Herrn und Gebieter, keinen Gott, keinen Messias und keinen Kalifen.

Das Christentum der katholischen Kirche hat mit Jesus soviel zu tun, wie ein Palast mit einer Hütte. Sie nennen sich Christen, aber sie sind keine Christen. Sie berufen sich auf Christus, aber machen sich ihre eigene Moral. Ihre größte Sorge gilt ihrem Profit und ihrer Rente. Es stört sie nicht, dass Jesus das Gegenteil forderte. Er kämpfte gegen Kult und Scheinheiligkeit, gegen selbstgerechtes Pharisäertum und gegen die selbstgerechten Richter. Er war gegen das Schwören und gegen den Krieg.

Die wahren Christen, die das Ideal der Armut gelebt haben, einige protestantische Sekten und Bettelmönche, sind von der heiligen, katholischen Kirche verfolgt und vernichtet worden. Das Schlimme ist, dass die Christen aus dem Foltertod Jesu nichts gelernt haben, sondern im Gegenteil in seinem Namen wieder Gerechte gefoltert, verfolgt und ermordet haben. (Jan Hus, Galilei, Giordano Bruno,…) Leider haben die Religionen, die sich als die alleingültigen betrachten (Judentum, Christentum und Islam) durch ihre Rechthaberei sehr viel Krieg und Unglück in die Welt gebracht. Judentum, Christentum und Islam sind in ihren Fundamenten genauso unduldsame Weltanschauungen wie Nationalsozialismus und Kommunismus. Die Fundamentalisten dieser Religionen glauben, sie hätten das Recht oder sogar die Pflicht, die wahre Weltanschauung im Namen des wahren Gottes durchzupeitschen, denn so steht es in den Fundamenten; der Bibel und dem Koran. (Elias schlachtet die Baalspriester ab, Mohammed will seine Lehre mit Feuer und Schwert verbreiten und lehrt Unduldsamkeit gegen die Ungläubigen: das ist das Fundament auf dem Terror und Gewalt blühen.)

Die Religionen wären heute noch so intolerant wie früher, wenn sie nicht an Macht verloren hätten. Die Christen verhalten sich heute vor allem deswegen christlicher, weil sie durch die Aufklärung zur Vernunft gebracht worden sind. Sie können es sich nicht mehr erlauben, Falschgläubige zu verfolgen. Toleranz ist nicht durch die Religionen in die Welt gekommen, sondern durch Menschen, die an ihren gesunden Menschenverstand geglaubt haben. Der sagt nämlich, dass Menschen mit verschiedenen Denkweisen nur dann friedlich mit- oder nebeneinander leben können, wenn sie gegenseitige Toleranz üben. Jedem vernünftigen Menschen muss klar sein, dass ein Zusammenleben in einer modernen Gesellschaft ohne Toleranz nicht möglich ist; aber weder Jesus und schon gar nicht die Christen waren tolerant. Das ist ein Problem bis heute.

Wenn man tolerant ist, muss man seine eigene Denkweise nicht aufgeben, man muss nur einsehen, dass es verschiedene Menschen in verschiedenen Situationen gibt, die auf verschiedene Weise denken und glücklich werden können.

Zu glauben, dass in anderen Religionen die falschen Götter angebetet werden, ist genauso naiv, wie zu glauben, dass andere die falsche Sprache sprechen, nur weil man sie nicht versteht.

Vieles können wir nicht wissen, sondern nur vermuten; also kann auch jeder das vermuten, was seinem Glück am zuträglichsten ist. Über das, was nach dem Tod mit uns geschieht, können wir nur Vermutungen anstellen. Dass der Mensch eine unsterbliche Seele habe, die unabhängig von seinem Körper existiert, ist wohl einer der ältesten urmenschlichen Wünsche. Mir scheint das aber eher unwahrscheinlich. Jedes Lebewesen ist einmalig und Körper und Seele sind eins. Wenn der Körper stirbt, stirbt auch sein Geist oder sein Bewusstsein oder seine Seele. Die Seele entsteht, wächst, lebt und vergeht mit dem Körper. Die Idee der Wiedergeburt scheint mir genauso absurd. Ich glaube dass jedes Lebewesen einmalig ist und einmal lebt. 1. Mein „Ich“ ist auf Grund einmaliger genetischer Voraussetzungen entstanden, die es noch nie gegeben hat und so nie mehr geben wird. (Wenn man mal nicht ans Klonen denkt). 2. Mein „ich“ ist das Ergebnis eines einmaligen, geschichtlichen Prozesses. D.h. ich bin zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort geboren. Auf mich haben einmalige Erlebnisse gewirkt die mich geformt haben. Dieses „ich“ kann nicht in einem anderen Wesen, mit anderen Genen, das zu einer anderen Zeit, unter anderem Einfluss, an einem anderen Ort aufgewachsen ist, weiterleben, weil das dann nicht mehr „ich“ bin, sondern ein anderer.

Ich persönlich vermute, dass ich nach meinem Tod tot bin und das scheint mir gar kein so furchtbarer Zustand zu sein, dass ich ihn fürchten oder verdrängen müsste. Ich vermute, dass ich mich nach meinem Tod fühlen werde wie vor meiner Geburt;- nämlich gar nicht. Dieser Zustand des „Nichtseins“ oder des „traumlosen Schlafes“, wie ich mir den Tod vorstelle, scheint doch ein relativ angenehmer Zustand zu sein, gemessen an manchen Übeln des Lebens. Tot ist man noch früh genug und lange genug. Das Leben aber ist uns nur einmal für eine sehr kurze Zeit gegeben, deswegen muss man an ihm festhalten, solange wie möglich und das Beste daraus machen. Ich lebe einmal. Wenn das Leben schlimmer ist als der Tod, warum sollte man dann nicht frei seine Wahl zwischen beiden treffen dürfen und sich für das kleinere Übel entscheiden? Ich möchte die Freiheit haben, zu sterben wann ich es für richtig halte; – und die habe ich.

Das beste Mittel zur Auflösung fundamentalistischer Dummheiten heißt: Aufklärung. Aufklärung darüber, dass alle Religionen von Menschen gemacht sind und nicht von einem überirdischen Gott. Die Menschen haben sich ihre Götter geschaffen, nach ihrem Ebenbild, weil sie sich welche wünschen; und sie haben sie so geschaffen, wie sie sie brauchen. Der Gott der Juden hilft den Juden, die Götter der Indianer helfen den Indianern. Nur so kann ich mir die Vielzahl und die Verschiedenheit der Götter erklären. Gäbe es einen wahren Gott, bräuchte er sich nur einmal, für alle sichtbar, zeigen, um von ihnen erkannt zu werden. Ich vermute, dass alle Götter, Teufel und Geister, an die die Menschen je geglaubt haben, nur in den Gehirnen der Menschen existiert haben;- und dort haben sie vermutlich mehr Unheil als Gutes bewirkt. Ich glaube, dass es weder Götter noch Teufel, weder Himmel noch Hölle, weder Hexen, Heinzelmännchen, Engel, Kobolde oder Feen in Wirklichkeit gibt, sondern, dass das alles nur der menschlichen Fantasie entsprungen ist. Wenn Gott mein Gehirn so geschaffen hat, dass ich ihn nicht erkennen kann, wer ist dann schuldig, dass ich ihn nicht erkenne?

Wenn die Menschen nichts mehr glauben, bricht nicht die Welt zusammen, nur die Macht derer, die durch diesen Glauben zu unverdienten und überhöhten Ehren,  zu Macht und Reichtümern gelangt sind. Auch die Religionsstifter wollen uns glauben machen, sie seien auserwählt, besonders wichtig zu sein. Dabei geht es ihnen doch lediglich darum, wichtig zu sein, Macht zu erlangen und auszuüben.

Letztlich ist es die Aufklärung, die dazu führt, dass die Menschen vernünftig miteinander umgehen. „Was du nicht willst, das dir man tu´, das füg‘ auch keinem andern zu“, zu diesem Schluss werden die Menschen auch ohne Gott kommen, wenn sie friedlich miteinander auskommen wollen.

Die gute Religion ist die, die es schafft, Liebe und Frieden in die Welt zu bringen, ohne von den Menschen zu verlangen, dass sie ihren gesunden Menschenverstand opfern.

Zusammenfassung: 

Was ist eine gute Weltanschauung?

Copyright © September 1999 Roland Fakler

Zählmarke 6/ ID 82e292e9e0eb4d00b6e11c8c85f98cc9 / 11.01. 2018