Header Image

Roland Fakler

Wie hat’s van Gogh gemacht?

Wie hat’s van Gogh gemacht?

Der Privatgelehrte Roland Fakler schreibt zweimal über das Ammertal

Tagblatt / Südwest Presse 16.10.2001

Von

Kurt Oesterle

tagbla2Roland Fakler, der Individualist, freischaffende Künstler und Heimatforscher,

hat jüngst ein Bilderbuch über die Gemeinde Ammerbuch veröffentlicht. Bild: Metz

REUSTEN. Seine Werke nennt er „Bilderbücher“. Damit man gleich heraushört, dass sie auch für Kinder geeignet sind. Das erste war Reusten und seiner Geschichte gewidmet, das zweite der Gesamtgemeinde Ammerbuch. Es kann seit kurzem erworben werden.

Verlegt hat die beiden Ammerbuch-Bücher derjenige, der sie auch geschrieben hat: Roland Fakler, 48. Der gebürtige Leutkircher wohnt in der Reustener Wolfsbergsiedlung, in einer hellen Gartenwohnung, in der er auch arbeitet. Von seinen Werken hat er nur wenige auf Vorrat, „höchstens zehn“. Wenn darüber hinaus eines gewünscht wird, setzt er sich an seinen Computer und druckt es aus. Außerdem liegen sie in kleinen Mengen an zwei Orten in Reusten auf Halde: im Bergcafe und im Bio-Laden. Im Bergcafe ist es Fakler zu seinem großen Stolz sogar schon gelungen sein älteres Reusten-Buch „an einen Berliner zu verkaufen“.

Immerhin: Hundert Exemplare von seinem „Bilderbuch Ammerbuch“ hat er bereits losgeschlagen „und zwanzig verschenkt“. Wer es mit seinen Texten, Karten und Bildern erstehen will, muss 25 Mark anlegen. Dann besitzt er eine Art Handbuch der Gesamtgemeinde Ammerbuch, mit Auskünften zu jeder der einzelnen Mitgliedsgemeinden, zu Klima, Kultur, Neubaugebieten, Ortswappen, Bodenschätzen, Gewerbegebieten und Vereinen. Im Anhang finden sich wichtige Adressen und Telefonnummern, ebenso eine Liste der Gaststätten und eine mit allen Gemeinderäten samt politischer   Zugehörigkeit.   Den Schluss ziert ein „Ammerbuchrätsel“- das so leicht gar nicht zu lösen ist: Auf einem Foto sieht man acht Kirchtürme vor sich und soll sie nun ihrer jeweiligen Heimatgemeinde zuordnen; der Gast aus Tübingen hat immerhin vier geschafft.

Das einfach und handlich gemachte Buch mit seinen knapp hundert Seiten ist also Ortsporträt, Gemeindeführer und Sympathiewerbung in einem. Denn Fakler liebt sein Ammertal fühlbar und möchte es den Einheimischen nahe halten sowie den Zugezogenen nahe bringen.

Zugezogen ist er einst selbst. Nachdem er in Tübingen ein kurzes, nur einsemestriges Medizinstudium abgebrochen hatte. „Ich wollte Schriftsteller werden, außerdem war mir Tübingen zu laut.“ Er radelte los, geriet ins Ammertal und blieb. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Gelebt hat Fakler stets in Reusten. Hier ist er heimisch geworden. Hat Freunde gefunden. Und Gesprächspartner, die ihm allerhand Buntes aus der Dorfgeschichte erzählen konnten. Den Rest erarbeitete er sich im Selbststudium. Etwa die Geschichte der Alemannen und Kelten. Deren Vorzeit hatte es ihm schon seit jeher angetan, und so legte er dort seinen ersten Roman an.“Rusto“ heißt er und wartet auf der PC-Festplatte noch immer geduldig auf einen Verleger. Zusammen mit dem Versepos, das Fakler über Gaius Julius Caesar geschrieben hat. „Heldengeschichten haben mich von klein auf fasziniert.“

Doch der Oberschwabe aus Reusten ist nicht nur Schriftsteller. Er malt auch. Freudig zeigt er auf die satten, vielfarbigen Ölgemälde rings an der Wand. Konkrete Landschaftsmotive der Region mischen sich mit Phantastischem, Surrealem. „Malen“, sagt Fakler, „das ist für mich, wie wenn man aus einem Luftballon die Luft rauslässt. „Will sagen: Malend wird er inneren Überdruck los, oder auch seine Kopfschmerzen. Zudem komponiert er gerne, schreibt eine Musik, die alles Laute und lärmige dieser Welt verdrängen und ersetzen will durch Wohlklang. Ihm setzt die Welt vor allem als Geräuschkulisse zu, weshalb er an den meisten Stunden des Tages Ohrstöpsel trägt.

Roland Fakler ist ein ländlicher Privatgelehrter und Lebenskünstler, wie es nicht viele gibt. Man fühlt sich gedrängt, ihn zu fragen: „Und wovon leben Sie?“ „Ich lebe bescheiden“, antwortet er, „ohne Auto zum Beispiel. Außerdem gibt es Sponsoren. Wie hat’s van Gogh gemacht? Er hatte einen Bruder, der ihn unterstützte …“

Spätestens mit seinem Ammerbuch-Buch hat er sich freigeschrieben, scheint es. Anderes soll folgen. Ja, vielleicht macht Fakler sich schon bald daran, aus seinen bislang unveröffentlichten Werken zu veröffentlichen. Möglicherweise die Aphorismen, die er seit langem schreibt. Oder die Tagebücher. Und schon bald hat er vor, sich seinem Ammertäler Publikum bei einer Lesung vorzustellen, womöglich im Reustener Bergcafe.

INFO Buchbestellungen auch per E-Mail: rolandfakler@gmx.de, oder telefonisch unter (0 70 73) 36 47.