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Roland Fakler

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Göttliche Legitimation

Herrscher mit göttlicher Legitimation?

Die Könige des christlichen Abendlandes beriefen sich zur göttlichen Legitimation ihrer Herrschaft auf eine Stelle im Brief des Apostels Paulus an die Römer Röm. 13:1-2: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.“

Beispiele für abgeschaffte oder stark reduzierte Formen des Gottesgnadentums:

Früher waren praktisch alle christlichen Monarchien Europas („von Gottes Gnaden“ auf Münzen und Urkunden). Heute sind sie weitgehend säkularisiert.

Die Monarchen von Dänemark (protestantisch-episkopal), Liechtenstein (katholisch), Monaco (katholisch), der Niederlande (reformiert) und des Vereinigten Königreichs (anglikanisch-episkopal) führen in ihrem großen Titel bis heute den Zusatz „von Gottes Gnaden“. Dabei stellt sich die Frage: Warum sollte eine Familie das erbliche Recht haben, das Staatsoberhaupt zu stellen?

Die brutalsten abendländischen Herrscher, die sich “Könige von Gottes Gnaden” nannten

Ludwig XIV. von Frankreich („der Sonnenkönig“) Herrschaft „von Gottes Gnaden“ beansprucht. Absolutist, führte viele Kriege, unterdrückte Protestanten (Widerruf des Edikts von Nantes). Brutalität v.a. in Repression und Kriegspolitik.

Philipp II. von Spanien: Eiserner Katholik, verfolgte Protestanten (Inquisition, Niederlande-Aufstand). Anspruch: Gottgegebene Herrschaft. Brutale Unterdrückung der Aufstände in den Niederlanden.

Iwan IV. „der Schreckliche“ von Russland. Zar „von Gottes Gnaden“. Bekannter für seine grausame Unterdrückung (Opritschnina, Massaker von Nowgorod). Extrem brutale Herrschaftsform.

Karl V. (HRR, Spanien) Führte viele Kriege im Namen des Katholizismus. Verfolgung der Reformation. Weniger „blutrünstig“ als andere auf dieser Liste, aber er ergriff durchaus harte Maßnahmen im Namen Gottes.

Ferdinand II. Treibende Figur im Dreißigjährigen Krieg. Rekatholisierung mit Gewalt, Krieg als Gottes Werk interpretiert.

Heinrich VIII. von England Monarch „von Gottes Gnaden“. Exekutionen politischer Gegner, brutale Niederschlagung von Aufständen.

Die spanischen Kolonialherren allgemein herrschten „im Namen Gottes“ über Amerika. Extreme Gewalt gegen indigene Völker.

Auch heute legitimieren sich noch einige Herrschaften mit Gott

Dabei stellen sich Fragen: Welcher Gott ist der richtige und wo ist er überhaupt? Hat es ihn jemals wirklich gegeben?

Explizit religiös legitimiert („von Gottes Gnaden“ betrachten sich die Herrscher von:

Saudi-Arabien: Die Könige führen den Titel „Hüter der heiligen Stätten“. Ihre Legitimation beruht auf dem Wahhabismus und der religiösen Rolle als Verteidiger des Islams.

Iran: Der oberste Führer (Rahbar) hat religiöse Autorität, legitimiert durch das Prinzip der velayat-e faqih (Herrschaft des islamischen Rechtsgelehrten). Das ist eine theokratische Herrschaftsideologie.

Vatikanstadt: Der Papst gilt als Stellvertreter Christi auf Erden. Seine Herrschaft ist eindeutig religiös begründet.

Monarchien mit religiöser / halbreligiöser Symbolik (weniger „hart“): Vereinigtes Königreich: Der britische Monarch wird als „von Gottes Gnaden“ gekrönt und ist Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. Sehr formell-symbolisch heute, keine theokratische Herrschaft.

Thailand: Der König gilt traditionell als Devaraja (Gottkönig) oder Bodhisattva-ähnliche Figur. Auch heute noch wird der König religiös verehrt, hat aber keine absolute Macht mehr.

Japan: Der Tenno (Kaiser) war bis 1945 göttlich (Abstammung von Sonnengöttin Amaterasu). Heute offiziell „Symbol des Staates“, die Göttlichkeit wird nicht mehr politisch beansprucht, ist aber kulturell präsent.

Marokko: Der König gilt als „Amir al-Mu’minin“ (Fürst der Gläubigen), religiös legitimiert durch Abstammung vom Propheten.

Äthiopien bis 1974: Der Kaiser galt als „Löwe von Juda“, direkter Nachfahre von Salomo und der Königin von Saba.

Herrscher der Weltgeschichte, die ihre Legitimität von Gott herleiteten

  1. Rom: Caesar stammte angeblich von der Göttin Venus (über Äneas) ab. Augustus: Wurde nach dem Tod vergöttlicht. Tote römische  Kaiser wurden oft zu Göttern erklärt, manche fühlten sich schon zu Lebzeiten als Götter und führten sich auch so auf. Nero, Caligula, Domitian, Hadrian, Elagabal…
  2. China – Mandat des Himmels (天命, Tiānmìng) Dynastien: Zhou bis Qing (ca. 1046 v.u.Z. – 1912 u.Z.) Idee: Der Kaiser herrscht, weil der Himmel (Tian), eine höchste moralische Instanz, ihm das Mandat gibt. Besonderheit: Das Mandat kann entzogen werden, wenn der Herrscher tyrannisch oder unfähig ist (Naturkatastrophen galten oft als Zeichen dafür).
  1. Ägypten – Pharaonen als Götter oder Göttersöhne, Zeitraum: ca. 3000 v.u.Z. – 30 v.u.Z. Idee: Die Pharaonen galten entweder als Inkarnationen von Göttern (z. B. Horus) oder als ihre direkten Nachkommen. Zweck: Diente der Rechtfertigung absoluter Herrschaft und zentraler religiöser Rolle.
  2. Japan – Tennō (天皇, Kaiser von Japan) als Nachfahre der Sonnengöttin Amaterasu. Idee: Der Kaiser leitet seine Abstammung direkt von der Shintō-Göttin Amaterasu ab. Folge: Bis 1945 galt der Tennō als lebender Gott. Heute: Die Verfassung von 1947 entzieht ihm formale politische Macht, aber die göttliche Abstammung ist kulturell noch präsent. 
  3. Inka – Sapa Inka als Sohn der Sonne. Idee: Der Inka-Kaiser war der direkte Sohn der Sonnengottheit Inti. Folge: Religiöse und politische Macht verschmolzen vollständig. 
  4. Islamische Herrscher – Kalifen, Imame und Mahdis Kalifen (z. B. Umayyaden, Abbasiden) Gaben vor, Nachfolger des Propheten Muhammad zu sein – nicht göttlich, aber religiös legitimiert. Schiitischer Islam: Die Zwölf Imame gelten als unfehlbar und von Gott bestimmt. Mahdi-Figuren: In verschiedenen Bewegungen (z. B. im Sudan) wurden Herrscher als gottgesandte Erlöser angesehen.
  1. Indien – Göttliche Königtümer (Devaraja-Konzept) Besonders in Südostasien (z. B. Khmer-Reich) Devaraja: Der König ist entweder eine Inkarnation eines Gottes (z. B. Vishnu, Shiva) oder wird nach dem Tod göttlich verehrt. Ziel: Legitimation und Sakralisierung der Macht. 
  2. Afrikanische Königreiche Beispiel: Yoruba-Könige (Obas), Zulu-Könige, äthiopische Kaiser Äthiopien: Herrscher der Salomonischen Dynastie leiteten ihre Abstammung direkt von König Salomo und der Königin von Saba ab. Zulu-Könige: Wurden häufig mit spiritueller Kraft und göttlichem Auftrag verbunden.
  1. Maya und Azteken – Theokratische Herrscher Aztekischer Tlatoani: Wurde als Repräsentant der Götter auf Erden verehrt. Maya-Könige: Gaben vor, göttliche Vermittler zu sein, mit Ritualen zur Aufrechterhaltung der kosmischen Ordnung.

Fazit:

Die Idee göttlicher Legitimation ist universell – sie diente in fast allen Kulturen dazu, weltliche Macht zu festigen und zu sakralisieren. Je nach Religion, Weltbild und Kultur variierte jedoch die Form: mal als Sohn Gottes, mal als Auserwählter des Himmels, mal als Inkarnation eines Gottes.

Nachteile: Entrechtung des Volkes – Willkürherrschaft – Keine Machtkontrolle

Eine Herrschaft, die sich göttlich legitimiert fühlt, bringt erhebliche Nachteile mit sich. Hier sind die wichtigsten:

  1. Kritik ist Sakrileg – keine Kontrolle der Macht. Problem: Wenn der Herrscher als Gott oder Gottes Auserwählter gilt, wird Kritik zur Gotteslästerung. Folge: Keine freie Meinungsäußerung, kein Raum für politische Opposition oder Reformen.
  2. Unfehlbarkeitsanspruch führt zu Starrheit. Konsequenz: Göttlich legitimierte Herrscher sehen sich oft als unfehlbar oder vom Schicksal bestimmt. Risiko: Selbst offensichtliches Scheitern wird nicht anerkannt – Reformen gelten als Misstrauen gegen den „Willen Gottes“.
  3. Machtwechsel wird zur Krise Warum? Wenn Macht durch göttliche Abstammung oder Erwählung legitimiert ist, wird jeder Wechsel zur Infragestellung göttlicher Ordnung. Folge: Bürgerkriege, religiöse Spannungen oder Zusammenbruch des Staates bei Thronstreitigkeiten.
  4. Stillstand statt Fortschritt Grund: Religiös sanktionierte Systeme neigen dazu, überkommene Traditionen zu konservieren. Beispiel: Wissenschaft, Menschenrechte oder neue Gesellschaftsmodelle können als „gotteswidrig“ gebrandmarkt werden. 
  5. Instrumentalisierung der Religion. Ergebnis: Die Religion wird zur Machtstütze des Herrschers – nicht zur spirituellen Orientierung der Gemeinschaft. Gefahr: Geistliche Führer verlieren ihre Unabhängigkeit, werden zu Funktionären der Macht.
  6. Legitimationskrisen bei Katastrophen oder Niederlagen. Beobachtung: Naturkatastrophen, Hungersnöte oder Kriegsniederlagen stellen die göttliche Legitimation infrage. Folge: Plötzlicher Autoritätsverlust, soziale Unruhen oder radikale Umstürze.
  7. Ausgrenzung Andersgläubiger Wer nicht an den „richtigen Gott“ glaubt oder das göttliche Mandat des Herrschers nicht anerkennt, gilt als Feind.

Folge: Verfolgung, Diskriminierung, Religionskriege.

Eine göttlich legitimierte Herrschaft ist autoritär, unflexibel und gefährlich für die Freiheit und Pluralität einer Gesellschaft. Die Verbindung von Religion und absoluter Macht führt oft dazu, dass Irrtümer nicht korrigiert, sondern vergöttlicht werden.

Der Weg zur Befreiung

Europa hat sich nicht über Nacht, sondern in einem langen, konfliktreichen Prozess von der Herrschaft der Könige „von Gottes Gnaden“ befreit.

Die Idee, dass die Staatsgewalt von der Zustimmung der Regierten abhängig sein sollte, kam im antiken Athen auf und wurde dort von etwa 508 v.u.Z. bis 322 v.u.Z. mit Unterbrechungen von den wahlberechtigten Bürgern praktiziert. Sklaven, Frauen und Fremde waren nicht wahlberechtigt.

Es war eine komplexe Mischung aus Ideen, Krisen, Aufständen und politischen Veränderungen, die die göttlich legitimierte Monarchie Schritt für Schritt ablöste. Hier ist eine Übersicht der wichtigsten Etappen:

Ideengeschichte – Das Ende des göttlichen Absolutismus beginnt im Kopf und in den Stadtstaaten des antiken Griechenlands.

1525 Reformation und Bauernkrieg in Europa. Die absolute Herrschaft von Kirche und Adel wurde durch die Reformation gebrochen. Die “Memminger Forderungen” der Bauern wurden zwar nicht durchgesetzt, wiesen aber als Vorbild in die Zukunft.

Aufklärung (17.–18. Jahrhundert)

Kernidee: Vernunft statt göttlicher Offenbarung als Grundlage für die Politik.

Denkende Wegbereiter waren John Locke; Volkssouveränität, Recht auf Widerstand;  Montesquieu: Gewaltenteilung; Rousseau: Gesellschaftsvertrag

Folge: Wachsende Zweifel an der Legitimation durch Gott. Der Mensch selbst wird als Träger politischer Rechte verstanden. Wenn wir keine gerechte Welt schaffen, wird es keine geben.

Konflikte und Revolutionen – Wenn Gedanken zu Handlungen werden.

Englische Revolution (1640–1689) Resultat: König Karl I. wird hingerichtet, Parlamentarismus setzt sich schrittweise durch.

Wendepunkt: Die „Glorious Revolution“ (1688) etabliert eine konstitutionelle Monarchie in England. Der König regiert nicht mehr „von Gottes Gnaden“, sondern mit Zustimmung des Parlaments.

Französische Revolution (1789) Sprengkraft: Der Glaube an göttlich eingesetzte Monarchen wird radikal zurückgewiesen. Folgen: Ende der Bourbonenmonarchie. Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte. Geburtsstunde moderner Republik-Ideen in Europa.

Verfassungen und Säkularisierung 19. Jahrhundert: Verfassungsbewegungen in ganz Europa. Monarchen verlieren zunehmend die absolute Macht. Die Bürgerliche Revolution von 1848 wurde in Deutschland zwar niedergeschlagen, aber die Ideen von einer Verfassung und von Bürgerrechten blieben bestehen.

Neue Staaten (z. B. Italien, Deutschland) erhalten Verfassungen – oft mit beschränkter monarchischer Rolle. Trennung von Kirche und Staat

Säkularisierung schreitet voran (z. B. Frankreich 1905: Laizismus per Gesetz).

Religion wird Privatsache, sie ist nicht mehr Grundlage staatlicher Autorität.

Zäsur durch den Ersten Weltkrieg (1914–1918)

Monarchien stürzen: Deutschland (Kaiser Wilhelm II. abgesetzt, 1918) Österreich-Ungarn (Zusammenbruch, 1918) Russland (Zar Nikolaus II. wird 1917 gestürzt).

Die „Gottgesandten“ verlieren ihre Throne.

Demokratie als neues Legitimationsprinzip

Volkssouveränität ersetzt die göttliche Gnadenwahl.

Wahlen, Verfassungen und Grundrechte bilden die neue Ordnung.

In vielen Ländern Europas sind Monarchen heute nur noch symbolisch – ohne politische Macht.

Fazit:

Die Befreiung Europas von der Herrschaft der Könige „von Gottes Gnaden“ war kein einziger Umsturz, sondern ein langes Ringen zwischen Kirche und Staat, König und Volk, Tradition und Aufklärung. Sie gelang durch Bildung und kritisches Denken, mutige Revolutionen, institutionelle Reformen, sowie eine allmähliche Trennung von religiöser und politischer Macht. Europa wurde damit politisch säkular – und öffnete den Weg für moderne Demokratien ohne göttliche Legitimation.

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Kurze Zusammenfassung

 Herrschaft „von Gottes Gnaden“ – historische Formen, Kritik und Ablösung


1. Biblische Grundlage

  • Römer 13,1–2:

    „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet …“

  • Begründung: Widerspruch gegen die Obrigkeit = Widerspruch gegen Gottes Ordnung.

2. „Von Gottes Gnaden“ in Europa

2.1 Früher

  • Fast alle christlichen Monarchien Europas führten den Titel „von Gottes Gnaden“ (auf Münzen, Urkunden).
  • Legitimation: Gott habe ihnen angeblich die Herrschaft verliehen.

2.2 Heute

  • Meist säkularisiert.
  • Nur symbolisch erhalten, z. B. im Titel:
    • Dänemark (protestantisch-episkopal)
    • Liechtenstein (katholisch)
    • Monaco (katholisch)
    • Niederlande (reformiert)
    • Vereinigtes Königreich (anglikanisch-episkopal)

Kritische Frage: Warum sollte eine Familie ein „erbliches Recht“ auf das Amt des Staatsoberhaupts haben?


3. Beispiele brutaler Herrscher „von Gottes Gnaden“

  • Ludwig XIV. (Frankreich)
    • Absolutist, Widerruf Edikt von Nantes → Unterdrückung Protestanten.
  • Philipp II. (Spanien)
    • Inquisition, Aufstand in den Niederlanden blutig niedergeschlagen.
  • Iwan IV. „der Schreckliche“ (Russland)
    • Grausame Unterdrückung, Massaker von Nowgorod.
  • Karl V. (HRR, Spanien)
    • Krieg gegen Reformation.
  • Ferdinand II.
    • Dreißigjähriger Krieg, gewaltsame Rekatholisierung.
  • Heinrich VIII. (England)
    • Exekution politischer Gegner.
  • Spanische Kolonialherren
    • Gewaltsame Missionierung und Unterdrückung indigener Völker.

4. Heute noch religiös legitimierte Herrschaften

4.1 Explizit religiös

  • Saudi-Arabien
    • „Hüter der heiligen Stätten“.
    • Legitimation: Wahhabismus.
  • Iran
    • Oberster Führer mit religiöser Autorität (velayat-e faqih).
  • Vatikanstadt
    • Papst als Stellvertreter Christi.

4.2 Mit religiös-symbolischer Legitimation

  • Vereinigtes Königreich
    • Monarch/in als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche.
  • Thailand
    • König als Devaraja (Gottkönig-ähnliche Verehrung).
  • Japan
    • Kaiserliche Abstammung von der Sonnengöttin Amaterasu.
  • Marokko
    • König als „Amir al-Mu’minin“ (Fürst der Gläubigen).
  • Äthiopien (bis 1974)
    • Kaiser als Nachfahre Salomos und der Königin von Saba.

5. Göttliche Legitimation weltweit (historische Beispiele)

5.1 China

  • Mandat des Himmels (Tiānmìng)
    • Himmel verleiht Legitimation → kann aber bei schlechter Herrschaft entzogen werden.

5.2 Ägypten

  • Pharaonen als Götter oder Göttersöhne.

5.3 Japan

  • Kaiser als Nachfahre Amaterasus → bis 1945 als Gottkaiser verehrt.

5.4 Inka-Reich

  • Sapa Inka = Sohn der Sonne (Inti).

5.5 Islamische Herrscher

  • Kalifen: Nachfolger des Propheten (nicht göttlich, aber religiös legitimiert).
  • Schiitische Imame: von Gott bestimmt und unfehlbar.
  • Mahdi-Bewegungen: gottgesandte Erlöser.

5.6 Indien / Südostasien

  • Devaraja-Konzept:
    • König als Inkarnation eines Gottes (z. B. Vishnu, Shiva).

5.7 Afrika

  • Yoruba-Könige, Zulu-Könige, äthiopische Kaiser.
    • Kombination von weltlicher und spiritueller Macht.

5.8 Mesoamerika

  • Azteken: Tlatoani als Repräsentant der Götter.
  • Maya-Könige: göttliche Vermittler.

6. Kritik an göttlicher Legitimation

  • Entrechtung des Volkes
  • Kritik = Sakrileg
    • Keine Meinungsfreiheit, keine Opposition möglich.
  • Unfehlbarkeitsanspruch
    • Keine Reformen, keine Lernprozesse.
  • Krisen bei Machtwechsel
    • Thronstreitigkeiten, Bürgerkriege.
  • Stillstand statt Fortschritt
    • Wissenschaft und Menschenrechte als Bedrohung gebrandmarkt.
  • Instrumentalisierung der Religion
    • Religion als Machtstütze.
  • Legitimationskrisen
    • Naturkatastrophen, Niederlagen → Autoritätsverlust.
  • Ausgrenzung Andersgläubiger
    • Diskriminierung, Verfolgung, Religionskriege.

7. Europas Weg aus der göttlichen Legitimation

7.1 Ideengeschichte

  • 1525: Reformation und Bauernkrieg → Beginn der Kritik.
  • Aufklärung (17.–18. Jh.)
    • John Locke: Volkssouveränität, Widerstandsrecht.
    • Montesquieu: Gewaltenteilung.
    • Rousseau: Gesellschaftsvertrag.
    • → Vernunft statt göttlicher Offenbarung.

7.2 Revolutionen und politische Umbrüche

  • Englische Revolution (1640–1689)
    • Parlamentarismus, „Glorious Revolution“ → konstitutionelle Monarchie.
  • Französische Revolution (1789)
    • Ende des Glaubens an göttlich eingesetzte Könige.
    • Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.

7.3 Verfassungen und Säkularisierung

    1. Jh.: Trennung von Kirche und Staat.
  • Monarchen verlieren absolute Macht.
  • Laizismus in Frankreich (1905).

7.4 Erster Weltkrieg als Zäsur

  • Sturz vieler Monarchien:
    • Deutschland, Österreich-Ungarn, Russland.
  • Demokratie ersetzt Gottesgnadentum.

8. Fazit

  • Göttliche Legitimation diente überall zur Festigung weltlicher Macht.
  • Nachteile: Machtmissbrauch, fehlende Kontrolle, Stillstand, Verfolgung.
  • Europas Befreiung:
    • Bildung, Aufklärung, Revolutionen, Reformen.
    • Trennung von Religion und Staat.
  • Ergebnis: Moderne Demokratie auf Basis von Volkssouveränität und Menschenrechten.

Goethe

 Ein schöner und ermutigender  Spruch!

Religionsunterricht

Religionsunterricht für alle

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      Religionsunterricht[1]

In Hamburg wird ein Religionsunterricht für alle erprobt. Dazu hätte ich mal ein paar interessante Fragen, die im Religionsunterricht für alle gestellt werden könnten:

Ist Gott ein einfacher (Islam), ein dreifacher (Christentum) oder ein vielfacher (Hinduismus)?

Warum hat sich der eine Gott mehrfach auf verschiedene Weise geoffenbart?

Warum hat er in Israel die Juden zum auserwählten Volk erklärt und in Arabien die Araber?

Hat Gott einen Sohn oder nicht?

War Jesus Prophet oder Gott oder Mensch?

Ist Mohammed wirklich der letzte Prophet oder war es Joseph Smith der, mit seinen goldenen Platten die Mormonen gegründet hat?

Sind Jesus, Maria und Mohammed tatsächlich in den Himmel aufgefahren?

Gibt es einen oder sieben Himmel oder das Nirwana?

Sind wir mit einer Erbsünde belastet, die von einem Paar im Paradies verursacht wurde?

Kann sie durch die Taufe bereinigt werden?

Kommen die Ungetauften wirklich in die Hölle, auch wenn sie nie etwas von Jesus gehört haben?

Kommen Christen in die islamische und Muslime in die christliche Hölle?

Ist es in der christlichen oder in der islamischen Hölle heißer?

Sind genau 144000 auserwählt oder dürfen es auch 2 mehr sein (Zeugen Jehovas)?

Ist die Welt vor 6000 Jahren in 6 Tagen erschaffen worden oder hat es etwas länger gedauert?

Haben dreimal wiederholte Gebete auch dreifache Wirkung?

Wurde Jesus an einem Kreuz oder an einem Pfahl (Zeugen Jehovas) zu Tode gemartert.

War Maria nach Jesu Geburt immer noch Jungfrau?

Entstehen bei der Wandlung von Brot und Wein tatsächlich der Leib und das Blut Christi?

Sind Buddhismus, Hinduismus und Pastafarianismus auch Religionen?

Ist Mohammed tatsächlich auf einem geflügelten Reittier nach Jerusalem geflogen und hat er dort Abraham und Jesus getroffen?

Sind Atheisten auch Menschen mit Menschenrechten? 

Ich hoffe, der Unterricht kann alle Fragen klären!

Märchenbuch

Ist die Bibel ein Märchenbuch? – Ein kritischer Blick

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      Ist_die_Bibel_ein_Märchenbuch[1]

 

Ist die Bibel ein Märchenbuch

Die Bibel ist für viele Menschen ein heiliges Buch. Sie enthält Geschichten, die Tausende Jahre alt sind. Manche glauben, dass alles, was darin steht, genauso passiert ist. Aber kann das wirklich sein?

Ein Märchenbuch erzählt Geschichten mit sprechenden Tieren, Zauberkräften oder Wundern – Dinge, die in der echten Welt nicht passieren. Historische Bücher dagegen versuchen, die Wirklichkeit zu beschreiben. Also: Ist die Bibel eher wie ein Märchenbuch oder wie ein Geschichtsbuch?

Hier sind ein paar bekannte Bibelgeschichten – und was man als kritisch denkender Mensch dazu sagen kann:

  1. Die Schöpfung der Welt in sieben Tagen Was steht drin? Gott erschafft die Welt in sechs Tagen: Licht, Wasser, Pflanzen, Tiere – und schließlich den Menschen. Die Frau entsteht aus einer Rippe des Mannes. Was sagt die Wissenschaft? Die Erde ist über 4,5 Milliarden Jahre alt. Die Entstehung von Leben erklärt die Evolution. Kein seriöser Biologe glaubt, dass der Mensch aus Lehm gemacht wurde. Kritische Frage: Warum sollte man diese Geschichte wörtlich glauben, wenn es wissenschaftlich ganz andere Belege gibt?
  2. Die Arche Noah Was steht drin? Gott schickt eine große Flut. Noah baut ein riesiges Schiff und rettet von jeder Tierart ein Paar. Realistisch? Wie soll ein einziger Mensch alle Tierarten der Welt einsammeln? Und woher kommen z. B. Pinguine oder Kängurus in der Wüste? Kritische Frage: Klingt das nicht eher wie ein Symbol für Neuanfang – oder wie ein Märchen? 
  3. Jona im Bauch des Fisches Was steht drin? Jona wird von einem Fisch verschluckt und lebt drei Tage in dessen Bauch. Wirklich möglich? Ohne Sauerstoff, Wasser, Nahrung? Nein. Das geht nicht. Kritische Frage: Vielleicht ist das eine Geschichte über Mut und Veränderung – aber wörtlich kann das nicht passiert sein. 
  4. Der Turmbau zu Babel Was steht drin? Menschen wollen einen Turm bis in den Himmel bauen. Gott stört das, indem er ihre Sprache verwirrt. Wissenschaftlich gesehen: Sprachen sind durch Kultur und Geschichte entstanden, nicht durch göttliche Eingriffe. Kritische Frage: Warum sollte ein Gott Fortschritt und Zusammenarbeit verhindern? 
  5. Samsons Superkraft in den Haaren Was steht drin? Samson ist extrem stark – solange er seine Haare nicht schneidet. Klingt eher wie ein Comic-Held, oder? Magische Haare machen niemanden stark. Kritische Frage: Ist das nicht eher ein Symbol für Identität oder Vertrauen als eine echte Superkraft? 
  6. Daniel in der Löwengrube Was steht drin? Daniel wird zu den Löwen geworfen, aber sie tun ihm nichts – Gott schützt ihn. Realistisch? Löwen sind Raubtiere. Solche Wunder passieren in der Realität nicht. Kritische Frage: Warum sollten manche gerettet werden – und andere nicht? 
  7. Die zehn Plagen in Ägypten Was steht drin? Gott schickt Frösche, Heuschrecken, Blutregen und mehr, um den Pharao zu bestrafen. Ein bisschen viel Drama, oder? Manche Plagen lassen sich vielleicht als Naturkatastrophen erklären, aber nicht alle. Kritische Frage: Warum straft ein “gerechter” Gott unschuldige Menschen – und sogar Kinder?

Was kann man daraus lernen?

Die Bibel ist kein Geschichtsbuch und auch kein Naturwissenschafts-Lehrbuch. Viele ihrer Geschichten sind symbolisch gemeint. Sie wollen Werte vermitteln – aber sie tun das in der Sprache und Denkweise von Menschen vor über 2.000 Jahren.

Als aufgeklärte Menschen sollten wir:

  • Fragen stellen, statt blind zu glauben
  • zwischen Realität und Symbolik unterscheiden
  • uns für das Gute einsetzen – unabhängig von Religion
  • unsere Werte auf Vernunft, Mitgefühl und Freiheit gründen

Die Bibel gehört zur Weltkultur – aber das bedeutet nicht, dass alles darin wörtlich wahr ist.

 

Fluch

Warum die abrahamitischen Religionen ein Fluch für die Menschheit waren und sind?
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      Fluch[1]
 
 
 
1. Absoluter Wahrheitsanspruch – absoluter Herrschaftsanspruch
Die abrahamitischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam erheben den Anspruch, allein im Besitz der „Wahrheit“ zu sein. Daraus leiten sie nicht nur einen religiösen, sondern auch einen politischen Herrschaftsanspruch ab. Der Staat – idealerweise die ganze Welt – soll unter die Herrschaft der „wahren Religion“ kommen. Die Legitimität von Regierung wird dabei nicht aus dem Vertrauen des Volkes, sondern aus einer göttlichen Berufung abgeleitet. Tatsächlich dient das als Rechtfertigung für theokratische, undemokratische Systeme, in denen eine religiöse Elite über Reichtum und Macht verfügt – zu Lasten der Allgemeinheit.
 
2. Unveränderbare Werte aus vordemokratischen Quellen
Die moralischen und rechtlichen Vorstellungen der abrahamitischen Religionen gründen sich auf Jahrtausende alte Texte (Bibel und Koran), die als göttlich inspiriert gelten – und damit als unveränderbar. Viele dieser Vorstellungen stehen im Widerspruch zu modernen Menschenrechten: Weltanschauungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Geschlechtergerechtigkeit, sowie Gleichberechtigung von Gläubigen und Nichtgläubigen werden systematisch untergraben.
 
3. Auserwähltheitsdenken – Spaltung der Menschheit
Die Vorstellung, das eigene Volk oder die eigene Glaubensgemeinschaft sei „auserwählt“, führt zwangsläufig zur Abwertung aller anderen. Wer nicht dazugehört, gilt als minderwertig, ungläubig oder gar verdammt. Diese Denkweise produziert Feindbilder, spaltet Gesellschaften und schafft künstliche Gräben zwischen Menschen, wo ohne religiöse Einteilung keine wären. Die daraus resultierenden Konflikte sollen dann durch staatlich geförderte „interreligiöse Dialoge“ überbrückt werden – also durch Lösungen für Probleme, die die Religionen selbst erzeugt haben.
 
4. Flucht ins Jenseits statt Einsatz für das Diesseits
Religionen lenken enorme Energien auf ein imaginiertes Jenseits. Durch Gebete, Rituale und Vertröstung auf eine „ewige Belohnung“ im Himmel werden reale Ungerechtigkeiten im Hier und Jetzt verharmlost, statt bekämpft. Glaube wird zur Passivierung, nicht zur Mobilisierung.
 
5. Wissenschaftsfeindliches Weltbild – reale Schäden
Religionen verbreiten ein überholtes und wissenschaftlich nicht haltbares Weltbild. Irrationale Praktiken wie Beten, Selbstkasteiung oder Wundererwartungen ersetzen sachliche Problemlösungen. Religiöse Dogmen – etwa das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung – führen zu globalen Problemen wie Überbevölkerung. Kompromisslose Positionen zu Abtreibung, Sterbehilfe oder Besitzansprüchen auf „heiliges Land“ (z. B. in Israel / Palästina) blockieren humane, rationale Lösungen.
 
6. Glaubensgehorsam statt kritischem Denken
Abrahamitische Religionen fördern blinden Gehorsam und untergraben die persönliche Mündigkeit. Anstelle von Bildung, Aufklärung und kritischem Denken treten Dogmen, Mythen und eine Vielzahl von Geboten und Verboten, deren Einhaltung mehr mit Kontrolle als mit Moral zu tun hat. Dies bereitet autoritären und totalitären Strukturen den Boden.
 

Wie Deutschland christlich wurde

Wie Deutschland christlich wurde

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      Wie_Deutschland_christlich_wurde[1]

Eine historische Anklageschrift

Was heute als „christliches Abendland“ verklärt wird, war in Wahrheit das Ergebnis eines jahrhundertelangen Prozesses der Missionierung, der nicht selten durch Gewalt, Zwang, Einschüchterung und Machtpolitik geprägt war. Die Ausbreitung des Christentums im Gebiet des heutigen Deutschlands folgte weniger einem freien Glaubensbekenntnis als einer Strategie der Unterwerfung.


I. Von Verfolgten zu Verfolgern

Das Christentum entstand im 1. Jahrhundert als kleine Sekte innerhalb des Römischen Reiches. Seine frühe Botschaft richtete sich an die Ausgegrenzten: Arme, Sklaven, Frauen¹. Es versprach ihnen ein besseres Leben nach dem Tod – ein Trost für die Entrechteten.

Doch aus der Hoffnung wurde Herrschaft: Mit der Mailänder Vereinbarung (313) legalisierte Kaiser Konstantin die neue Religion². Nur wenige Jahrzehnte später – 380 – erklärte Theodosius I. das katholische Christentum zur einzigen Staatsreligion³. Andere Glaubensrichtungen wurden als „Ketzerei“ kriminalisiert und systematisch unterdrückt⁴. Aus den einst Verfolgten wurden Verfolger.


II. Das Kreuz als Machtinstrument

Der Frankenkönig Chlodwig I. ließ sich um das Jahr 500 taufen – nicht aus Überzeugung, sondern aus politischem Kalkül⁵. Seine Untertanen hatten sich zu fügen. Die neue Religion sicherte ihm Einfluss und das Wohlwollen der gallorömischen Oberschicht.

511 berief Chlodwig die Synode von Orléans ein – kein religiöses Reformprojekt, sondern ein Schritt zur klerikalen Machtsicherung im Frankenreich⁶.

Irische Mönche, die von Westen aus missionierten, profitierten von der militärisch gesicherten Vormacht des katholischen Glaubens. Heidentum wurde als rückständig, ja gefährlich gebrandmarkt.


III. Bekehrung durch Blut

Die Christianisierung der heutigen deutschen Gebiete war keineswegs friedlich. 746 ließ der fränkische Hausmeier Karlmann beim Blutgericht von Cannstatt nahezu die gesamte alamannische Führungsschicht ermorden⁷ – ein Akt politischer und religiöser Säuberung. Der Adel wurde durch katholische Gefolgsleute ersetzt.

Noch brutaler agierte sein Neffe: Karl der Große führte ab 772 einen jahrzehntelangen Vernichtungskrieg gegen die Sachsen. Er ließ heidnische Heiligtümer zerstören, zwang die Bevölkerung zur Taufe, verhängte Todesstrafen für „heidnische Riten“⁸. Der Widerstand endete erst, als der Anführer Widukind 785 kapitulierte und sich taufen ließ⁹. Keine freie Entscheidung – sondern ein Akt der politischen und religiösen Kapitulation.


IV. Missionare als Vorhut der Herrschaft

Die Legende vom friedlichen Glaubensboten ist ein Zerrbild. Bonifatius, oft als „Apostel der Deutschen“ verehrt, predigte zwar in Teilen Hessens und Thüringens – doch seine Mission stand stets unter dem Schutz fränkischer Machtinteressen¹⁰. Seine Ermordung 754 in Friesland war keine „barbarische Tat“, sondern ein Aufbegehren gegen die Zwangsbekehrung.

Otto I., ab 936 König und später Kaiser, setzte die kirchliche Ordnung weiter durch – mit Bistumsgründungen als Werkzeug der Kontrolle über slawische Gebiete¹¹.


V. Kreuzzug gegen die Freiheit

Im 13. Jahrhundert schließlich führte der Deutsche Orden – ein militärischer Arm der Kirche – eine regelrechte Zwangschristianisierung durch Schwert und Feuer. In den Gebieten der Pruzzen und Wenden wurden Dörfer niedergebrannt, Völker unterjocht und Tempel zerstört¹². Der Glaube wurde mit der Axt durchgesetzt – notfalls gegen den Willen der Bevölkerung.


Fazit: Der Preis der Erlösung

Die Christianisierung Deutschlands war kein heiliger Auftrag, sondern ein Machtprojekt. Sie diente der Kontrolle, nicht der Erlösung. Sie ersetzte alte Götter durch neue Herren. Wo das Kreuz errichtet wurde, fiel oft das Schwert nicht weit davon entfernt.


Fußnoten

  1. Brown, Peter: Die Christen in der Spätantike. Stuttgart 2003.
  2. Mailänder Vereinbarung 313: Legalisierung des Christentums.
  3. Edikt Cunctos populos, 380: Christentum wird Staatsreligion.
  4. Pagane Schulen, Tempel und Bräuche wurden verboten oder zerstört.
  5. Vgl. Ian Wood: The Merovingian Kingdoms, London 1994.
  6. Synode von Orléans: Beginn der engen Allianz von Thron und Altar.
  7. Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen, Stuttgart 2005.
  8. Sachsengesetze (Capitulatio de partibus Saxoniae): Androhung der Todesstrafe für Heidentum.
  9. Widukind ließ sich taufen – ob freiwillig, bleibt fraglich.
  10. Von Padberg, Lutz: Bonifatius – Missionar und Reformer, München 2003.
  11. Althoff, Gerd: Otto der Große, Darmstadt 2012.
  12. Arnold, Udo (Hg.): Der Deutsche Orden, Marburg 2015.

Wie Deutschland christlich wurde – kurz erklärt

Die Christianisierung Deutschlands war ein langer und oft gewaltsamer Prozess. Die neue Religion verbreitete sich nicht durch freien Glauben, sondern oft durch Zwang, Gewalt und Machtpolitik.

  1. Anfang im Römischen Reich
    Das Christentum begann als Glaube der Armen und Ausgegrenzten. Doch ab dem 4. Jahrhundert wurde es zur Staatsreligion. Andere Religionen wurden verboten – aus Verfolgten wurden selbst Verfolger.

  2. Macht statt Glaube
    Herrscher wie der Frankenkönig Chlodwig ließen sich taufen, um ihre Macht zu sichern. Wer nicht mitmachte, wurde unter Druck gesetzt. Mönche predigten zwar, aber oft begleitet von militärischer Gewalt.

  3. Gewalt gegen Heiden
    Herrscher wie Karl der Große führten Kriege gegen heidnische Völker wie die Sachsen. Heiligtümer wurden zerstört, Menschen zur Taufe gezwungen. Wer sich weigerte, wurde getötet oder bestraft.

  4. Mission mit Macht
    Berühmte Missionare wie Bonifatius arbeiteten mit den Herrschern zusammen. Ihre Predigt war oft Teil eines politischen Plans. Die Kirche wurde zur Helferin der Könige.

  5. Kreuzzüge im Osten
    Im Mittelalter zog der Deutsche Orden in den Osten, um die dortigen Völker zum Christentum zu zwingen. Viele Dörfer wurden zerstört, Menschen unterworfen.

Kalifat

Warum das Kalifat keine Lösung ist – sondern eine Gefahr für unsere Freiheit

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      Kalifat

Ein Kalifat ist keine gerechte Ordnung. Es ist keine vernünftige Regierungsform. Mit Demokratie hat es so viel zu tun wie ein Galgen mit Gerechtigkeit. Das Kalifat ist nichts weiter als religiöser Totalitarismus – die Herrschaft selbsternannter Gottesvertreter über ein entrechtetes, zum Gehorsam verdammtes, unmündiges Volk. Ein Gottesstaat, gegründet auf der autoritären Auslegung eines Buches, das angeblich von einem allmächtigen Wesen stammen soll – einem Wesen, das niemand je gesehen, gehört oder überprüft hat, das aber als letzte, unantastbare Autorität herhalten muss, um Macht zu sichern und Kritik zu unterdrücken.

Was für ein Wahnsinn: Menschen sollen ihre Vernunft an der Garderobe der Moschee abgeben, um sich Gesetzen zu unterwerfen, die auf einer jahrhundertealten, patriarchalen Stammeskultur beruhen – weil irgendwer behauptet, „Gott will das so“. Die Wirklichkeit: Diese Regeln stammen von Menschen. Von Männern. Für Männer. Und zwar mit den Zielen: Macht, Reichtum und Sex!

Im Kalifat gibt es keine Demokratie. Keine Gewaltenteilung. Keine Wahlen. Keine Freiheit. Keine Selbstbestimmung. Keine Rechte für Andersdenkende. Keine Meinungsfreiheit. Keine Religionsfreiheit. Stattdessen: Scharia. Ein Regelwerk, das nicht verhandelt, nicht hinterfragt, nicht angepasst werden darf. Wer kritisiert, wer zweifelt, wer sich lossagt, riskiert Verfolgung, Folter, den Tod. Ungläubige werden bedroht, Apostaten werden ermordet. Wer Gott nicht gehorcht, landet in der Hölle. Und wer ihn nicht anerkennt, wird auf Erden schon verdammt. Das ist keine Religion – das ist Terror.

Islamischer Klerikalismus steht im Kalifat über allem – über dem Gesetz, über dem Menschen, über dem Gewissen. Geistliche leiten die Gesetze nicht aus Vernunft oder Erfahrung ab, sondern aus der wörtlichen Auslegung eines Textes, der vor über tausend Jahren entstand – in einer Zeit und Welt, die mit unserer heutigen Realität in Europa nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun hat. Während wir unsere Gesellschaft auf den Werten der Aufklärung, der Menschenrechte und der individuellen Freiheit aufgebaut haben, Werte, die uns nach unzähligen dummen (Religions)-kriegen Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht haben, predigt das Kalifat die Rückkehr in die finstersten Jahrhunderte der religiösen Bevormundung. 

Gleichberechtigung? Fehlanzeige. Frauen sind im Kalifat Menschen zweiter Klasse. Homosexuelle? Verachtet, verfolgt, hingerichtet. Juden und Christen? Geduldet – bestenfalls. Atheisten? Entmenschlicht. Wer nicht ins dogmatische Raster passt, wird ausgegrenzt, erniedrigt, entrechtet. Das ist ein religiöser Apartheidsstaat, das ist religiöser Rassismus.

Wer so etwas fordert, bekämpft die freiheitlich – demokratische Grundordnung. Wer das Kalifat hier etablieren will, ist nicht nur ein Feind unserer Verfassung – er ist auch mein persönlicher Feind. Ich werde mich nicht unterwerfen. Nicht schweigen. Nicht weichen.

Freiheit ist nicht verhandelbar. Und sie darf niemals den Ketten eines Gottesstaates geopfert werden.

 Info

Ein Kalifat ist eine islamische Regierungsform, bei der ein sogenannter Kalif (arabisch: chalīfa, „Nachfolger“ oder „Stellvertreter“) sowohl religiöse als auch politische Führungsgewalt über die muslimische Gemeinschaft (Umma) ausübt.

Wichtige Merkmale:

  • Religiöse Bedeutung: Der Kalif gilt als Nachfolger des Propheten Mohammed in weltlichen und religiösen Angelegenheiten.
  • Politische Funktion: Er ist Oberhaupt eines islamischen Staates oder Reiches.
  • Einheit der Umma: Ziel des Kalifats ist es traditionell, die gesamte muslimische Gemeinschaft unter einer einheitlichen Führung zu vereinen. Nichtmuslime haben sich unterzuordnen und sind Menschen minderen Rechts, wie im Faschismus.

Historische Kalifate:

  1. Rashidun-Kalifat (632–661): Die „rechtgeleiteten“ Kalifen, direkte Nachfolger Mohammeds.
  2. Umayyaden-Kalifat (661–750): Hauptstadt Damaskus, große territoriale Ausbreitung.
  3. Abbasiden-Kalifat (750–1258): Zentrum in Bagdad, Blütezeit islamischer Wissenschaft und Kultur.
  4. Osmanisches Kalifat (1517–1924): Die osmanischen Sultane führten den Kalifentitel bis zur Abschaffung durch Atatürk in der Türkei.

Heutige Relevanz:

Das Kalifat existiert heute nicht mehr offiziell. Einige Gruppen, wie der sogenannte „Islamische Staat (IS)”, haben versucht, ein eigenes Kalifat zu errichten, was international jedoch nicht anerkannt und stark umstritten ist.

  1. Klassisches Kalifat vs. moderne Demokratie
  • Klassisches Kalifat (wie bei den Rashidun oder Abbasiden):
    • Der Kalif ist ein religiös-politischer Führer mit umfassender Macht.
    • Es gibt keine Gewaltenteilung oder freien Wahlen im modernen Sinne.
    • Die Scharia (islamisches Recht) ist die oberste Gesetzesquelle.
    • Nicht demokratisch im heutigen westlichen Verständnis.
  • Moderne Demokratie:
    • Trennung von Religion und Staat (Säkularismus).
    • Volkssouveränität, Menschenrechte, Gleichberechtigung.
    • Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit.

→ Ein klassisches Kalifat widerspricht diesen Prinzipien deutlich.

Realität extremistischer Kalifats-Ideen

  • Gruppen wie der „Islamische Staat (IS)” beanspruchten ein Kalifat, lehnten aber Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechte ab.
  • Ihr Modell war totalitär, gewaltsam und theokratisch – also unvereinbar mit Demokratie.

Ein klassisches Kalifat ist mit moderner Demokratie nicht vereinbar.

Bauernkrieg im Ammertal

Der Bauernkrieg im Ammertal

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      Bauernkrieg im Ammertal

Von Roland Fakler

Beratung der Bauern am Thingplatz von Reusten

Siehe auch: Joß Fritz und der Bauernkrieg

Der Sieg der römisch-katholischen Kirche

Unter den römischen Kaisern Konstantin I., Theodosius I., Theodosius II., Konstans, Gratian, Justinian… u. a. wurde das zuvor verfolgte Christentum ab dem Jahr 337 zur alleinigen, intoleranten Staatsreligion im Römischen Reich. Durch freiwillige Annahme des Katholizismus – vor allem durch germanische Könige wie Chlodwig I. – sowie durch missionarische und militärische Ausbreitung gerieten bis zum 13. Jahrhundert germanische Völker wie Franken, Alemannen, Sachsen, Friesen, Bayern, Thüringer und Pruzen unter die Herrschaft des katholischen Christentums. Siehe: Wie Deutschland christlich wurde.

Ausbeutung und Versklavung

Mit wachsender Macht der katholischen Kirche verloren die einst freien germanischen Bauern zunehmend ihre Rechte. Die weltliche Herrschaft wurde – gestützt auf die Lehren des Apostels Paulus (Röm 13:1) – als von Gott legitimiert dargestellt und entwickelte sich zu einer streng hierarchischen Ordnung. Die Krieger konnten ihre Anführer und Könige nicht mehr selbst bestimmen, da diese nun von der Kirche eingesetzt wurden und sich nicht dem Volk, sondern der Geistlichkeit verpflichtet fühlten. Sie verstanden sich als „Könige von Gottes Gnaden“ – rechtlich unabhängig vom Volk.

Der Papst beanspruchte bald, selbst über Kaiser und weltlichen Fürsten zu stehen. An unterster Stelle in dieser Ordnung standen Handwerker und Bauern – sie bildeten etwa 90 Prozent der Bevölkerung und trugen die wirtschaftliche Last des Staates.

Im Verlauf des Mittelalters nahm die Zahl freier Bauern stark ab. Immer mehr wurden zu Hörigen oder Leibeigenen, da der gesamte Reichtum durch Steuern und Abgaben nach oben floss. Verschuldung führte oft zur unfreiwilligen Abhängigkeit: Leibeigene waren an ihren Herrenhof gebunden, konnten verkauft oder vererbt werden, unterlagen der Willkür des Herrn und mussten oft körperliche Züchtigung erdulden.

Die Zeit der Klöster

Insbesondere die Klöster erlangten durch Schenkungen und Verkäufe von Adligen großen Reichtum. Diese hofften, sich durch solche Stiftungen das Seelenheil zu erkaufen. Ab dem 11. Jahrhundert entstand die Vorstellung, dass Gebete der Klosterbrüder die Zeit im Fegefeuer verkürzen könnten – eine Idee, die im 15. und 16. Jahrhundert durch den Ablasshandel enorme wirtschaftliche Bedeutung gewann. Gegen diesen Missstand wandte sich Martin Luther.

Das Zisterzienserkloster Bebenhausen, um 1180 gegründet, war eines der reichsten in Württemberg. Um 1525 besaß es rund 500 Höfe, Weiler und Einzelgüter – unter anderem ganze Dörfer, wie Reusten, wo es Dorfherr war. Es verfügte über die niedere Gerichtsbarkeit, Zehntrechte, Fischrechte und politische Einflussmöglichkeiten. Als reichsunmittelbare Institution war es nur dem Kaiser unterstellt.

Allein im Ammertal hatte das Kloster Besitz in Poltringen, Oberndorf, Unterjesingen, Altingen, Entringen und Gültstein. Auch andere Klöster wie Hirsau und Maulbronn hatten Besitz im Ammertal.

Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts warnte Kardinal Nikolaus von Kues Papst Eugen IV.: „Missbräuche und Unordnungen erregen den Hass des Volkes gegen den ganzen geistlichen Stand. Wenn man sie nicht abstellt, so ist zu befürchten, dass das Volk sich über die Geistlichen hermacht.“

Die reformatorische Idee Martin Luthers von der „Freiheit eines Christenmenschen“ nährte die Hoffnung vieler auf eine Verbesserung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Lage.

Der Aufstand im Ammertal

Auch im Ammertal kam es im Frühjahr 1525 – wie in weiten Teilen Deutschlands – zu Aufständen unter Bauern und Handwerkern. Bedeutende Anführer waren Thomas Mayer, Leonhard Schwarz und Matern Feuerbacher.

Anfang Mai 1525 zog Thomas Mayer, ursprünglich aus Loßburg, mit seiner rund 2000 Mann starken Truppe, dem „Haufen vor Wald“, durch die Region. Sie plünderten Burgen in Neuneck, Glatt, Sulz am Neckar und Herrenberg.

„Die in Schloss Glatt erbeuteten Feuerpfeile haben ganze Arbeit geleistet! Nach Mitternacht hat sich Sulz ergeben, und auch die nahe Burg Albeck konnten wir einnehmen. Doch dann rückte das 12.000 Mann starke Heer des Truchsessen von Waldburg heran. Gemeinsam mit den Balinger Bauern zogen wir nach Nordwesten, um uns mit den Unterländern zu verbünden. Herrenberg konnten wir einnehmen – wieder mit Hilfe der Feuerpfeile. Doch in Böblingen kam es zur entscheidenden Schlacht. Unser Heer wurde vernichtend geschlagen. Ich entkam nur knapp – aber es hat nichts genützt. Auf dem Rückweg in den Schwarzwald wurde ich bei Pfalzgrafenweiler gefangen. Jetzt sitze ich in Tübingen – heute soll ich enthauptet werden.“ – Thomas Mayer

Nach der verlorenen Schlacht bei Böblingen wurde Mayer gefangen genommen und in Tübingen hingerichtet. Die geraubte Beute wurde großenteils sichergestellt. In Tübingen erinnert heute die Thomas-Mayer-Straße an ihn.

Die württembergische Regierung war vor Herzog Ulrich – der nach einem Mord und einem kaiserlichen Bann aus Stuttgart geflohen war – nach Tübingen ausgewichen und hatte sich im Schloss verschanzt. Ulrich, der seine Herrschaft zurückerlangen wollte, verbündete sich mit den Bauern. Trotz aller Versuche gelang es den Aufständischen nicht, Tübingen einzunehmen. Herrenberg dagegen fiel.

Leonhard Schwarz aus Dagersheim (heute Teil von Böblingen) organisierte die Bauern im Gäu und plünderte die Vorräte der Klöster Bebenhausen und Hirsau. Sein weiteres Schicksal nach der Schlacht bei Böblingen ist unbekannt.

Im Ammertal waren besonders Thomas Mayer und Matern Feuerbacher aktiv. Feuerbacher wurde jedoch kurz vor der Schlacht durch den Ritter Schenk von Winterstetten ersetzt, der eine militärische Lösung und eine Entscheidung in offener Feldschlacht anstrebte. Nach der Niederlage floh Feuerbacher nach Süden. Zwei Jahre später wurde er in Rottweil verhaftet, jedoch freigesprochen und durfte 1530 mit seiner Familie in die Schweiz ausreisen.

Die Reaktion der Fürsten

Österreich und der Schwäbische Bund – beide mit Besitzinteressen in der Region – wollten die Aufstände militärisch niederschlagen. Der Schwäbische Bund stellte ein Heer unter Georg Truchsess von Waldburg („Bauernjörg“) auf. Am 12. Mai 1525 kam es zur blutigen Schlacht bei Böblingen: Rund 15.000 Bauern, angeführt u. a. von Ritter Schenk von Winterstetten, Thomas Mayer und Philipp Müller, wurden von einem 7.500 Mann starken Fürstenheer vernichtend geschlagen. Die Bauern verfügten weder über Reiterei noch Artillerie – etwa 3.000 von ihnen kamen ums Leben.

Strafgericht und Verfolgung

Nach der Bluttat von Weinsberg, im April 1525 bei der Adlige – darunter Ludwig von Helfenstein – von aufgebrachten Bauern unter Jäcklin Rohrbach getötet wurden, positionierte sich auch Martin Luther deutlich gegen die Aufständischen. In seiner Schrift „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“ (Mai 1525) forderte er: „Darum soll hie sein, wer da kann, steche, schlage, würge – heimlich oder öffentlich. […] Wie man einen tollen Hund totschlagen muss, […] so soll man auch den Aufrührer totschlagen.“

Auch Philipp Melanchthon stimmte zu: „Es ist keine größere Sünde als der Aufruhr gegen die von Gott eingesetzte Obrigkeit.“

Die Strafen für die Aufständischen waren hart: Hinrichtungen, Folter, Blendung, Verstümmelung, hohe Geldstrafen oder Landesverweis.

„Was an Habe von Wert in den Bauerndörfern und beteiligten Städten war, wurde herausgeholt. Oft wurden die Brandschatzungen mehrfach erhoben, da verschiedene Territorialherren Ansprüche stellten.“

Jäcklin Rohrbach wurde grausam gefoltert und bei lebendigem Leib verbrannt. Feuerbacher hingegen zeigte sich besonnen und suchte den Verständigungsfrieden – ein krasser Gegensatz zum fanatischen Eifer des jungen Rohrbach.

Der Sieg und die Beute der Fürsten

Der große Gewinner war Georg III. Truchsess von Waldburg, genannt „Bauernjörg“. Er wurde mit Titeln, Land und Reichtümern belohnt. Die erbeuteten Güter begründeten den Aufstieg des Hauses Waldburg – insbesondere der Linie Waldburg-Zeil.

„Die Familie Waldburg-Zeil zählt heute zu den größten Grundbesitzern Deutschlands. Ihr Besitz umfasst etwa 10.000 Hektar Land in Baden-Württemberg und Bayern sowie mehrere tausend Hektar Nadelholzplantagen in Argentinien. Ihr Vermögen wird auf rund 650 Millionen Euro geschätzt.“ – Wikipedia

Kurze Zusammenfassung: Bauernkrieg im Ammertal (1525)

Im Jahr 1525 kam es im Ammertal, wie in vielen Teilen Deutschlands, zum Aufstand der Bauern gegen die Adeligen und die Kirche. Sie wollten mehr Freiheit, weniger Abgaben und ein besseres Leben. Wichtige Anführer im Ammertal waren Thomas Mayer, Matern Feuerbacher und Leonhard Schwarz.

Die Bauern stürmten Burgen und Städte wie Herrenberg. Doch am 12. Mai 1525 verloren sie in der Schlacht bei Böblingen gegen das Heer der Fürsten, angeführt von Georg Truchsess von Waldburg („Bauernjörg“). Viele Bauern wurden getötet oder hart bestraft. Luther stellte sich gegen die Gewalt der Bauern und unterstützte die Fürsten. Am Ende blieben die Bauern arm, während die Fürsten reicher und mächtiger wurden.

Grenzsteine

Grenzsteine im Hardtwald

Grenzstein, der heute am Backhaus steht

Grenzverlauf im Hardtwald

Im Hardtwald stehen am Scheidweg etwa 20 Grenzsteine in unterschiedlichen Abständen zwischen 40 und 80 Metern in fast gerader, leicht geneigter Linie von Nordost nach Südwest und durchziehen den Wald auf einer Strecke von etwa einem Kilometer. Sie sind zwischen 50 und 80 cm hoch, wenn sie nicht, wie manche von ihnen, abgebrochen sind. Die Teilstücke und auch alte Steine, die durch neue ersetzt wurden, finden sich dann unmittelbar in der Nähe des deutlich erkennbaren neueren Steines.

In die Köpfe der älteren Steine, sind Rinnen eingeritzt, die gemäß dem Grenzverlauf ausgerichtet sind. Auf Altinger Seite sind sie von 83 bis 102 durchnummeriert. Wir finden Steine, die abgestumpften, sehr steilen Pyramiden ähneln. Wir finden quaderförmige mit flacher und solche mit rundbogenförmiger Spitze, und dazwischen wieder ganz nüchtern anmutende Steine mit quadratischem Kopf und schnörkellosen Schriftzeichen. Es wird klar, dass diese Steine aufgrund ihrer Form, ihrer Schrift und dem Grad ihrer Verwitterung verschiedenen Zeiten zugeordnet werden müssen. Wir datieren sie zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert.

Jeder Stein hat zwei beschriftete Seiten. Auf der nördlichen Seite, Richtung Altingen, finden wir meist das „A“ für Altingen und ein tannenbaumartiges Zeichen, eine Pflugschar, die auch im Altinger Wappen vorkommt. Das heißt, die abgegrenzte Markung gehörte zum Flecken Altingen. Auf der gegenüberliegenden Seite, Richtung Reusten, finden wir das „R“, das für Reusten steht und von dem wir wissen, dass es zum Kloster Bebenhausen gehört hat. Wir schließen: das „B“ muss für Bebenhausen stehen und dazu passt auch der Abtsstab, in den das „B“ bei den ältesten Steinen, bis zur Auflösung des Klosters, 1534, eingeflochten ist. Der Abstsstab entfällt vermutlich nach dem zweiten großen geschichtlichen Einschnitt, der Säkularisation 1806.

      

Spätgotischer Stein. Das Kloster ist Eigentümer.

vor 1534

 spitz nach oben strebend, dem Licht entgegen, mystisch, jenseitig

Altinger Seite mit dem „A“ für Altingen und der Nummer 88  vor 1534 Renaissancestein

Das „B“ entfällt Das Klosteramt verwaltet fürs Haus Württemberg. 1560 – 1808

klassisch, harmonisch,

diesseitig

Barockstein

Die Pflugschar, das Altinger Fleckenzeichen. 17.-18. Jahrhundert

bewegt, verschnörkelt,

überladen, diesseitig und jenseitig

Rokoko

Nach 1808. Reusten beim Oberamt Herrenberg. Kgr. Württemberg

heiter, verspielt, leicht,

sinnlich, süß, diesseitig

Kassizistisch

19. Jahrhundert

hell, klar, geradlinig, symmetrisch, einfach,

rational

Ohne Hass

„Islamkritik und Humanismus: Eine klare Position“

Ein säkularer Humanist erklärt, warum Religionsfreiheit essenziell ist – und warum der politische Islam mit Demokratie und Menschenrechten unvereinbar bleibt. Klare Kritik ohne Pauschalurteile.

Islamkritik ohne Hass – ein humanistischer Standpunkt

In einer Welt, in der Religion oft wieder zur politischen Machtquelle wird, ist es wichtig, eine klare, aufgeklärte Haltung zu bewahren. Ich schreibe hier aus meiner Perspektive als säkularer Humanist – nicht aus Feindseligkeit, sondern aus Überzeugung.

Ich glaube an Menschenrechte, individuelle Freiheit, Demokratie und eine strikte Trennung von Religion und Staat. Religion darf existieren, sie darf inspirieren – aber sie darf niemals herrschen.

Ich toleriere den Islam, solange er friedlich gelebt wird und niemandem schadet. Aber ich habe Mühe, an ihm – in seiner gegenwärtig dominanten Auslegung – etwas Positives zu finden. Zu oft steht er im Konflikt mit den Werten der Aufklärung: Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit, Selbstbestimmung. Und zu oft wird er politisch missbraucht – als Ideologie, die Macht beansprucht, statt Glauben zu ermöglichen.

Ich bin kein Feind von Muslimen. Ich bin ein Feind jener Interpretation des Islams, die Demokratie und Menschenrechte ablehnt. Ich kritisiere dort, wo Religion zur Legitimation von Unterdrückung wird – egal ob gegen Frauen, Homosexuelle, Abtrünnige oder Kritiker.

Religionsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber sie endet dort, wo sie die Freiheit anderer einschränkt. Die entscheidende Frage lautet: Wie schützen wir das Recht auf Glauben, ohne zuzulassen, dass Religion zur politischen Herrschaftsideologie wird?

Freiheit braucht Klarheit. Und den Mut, auch das auszusprechen, was nicht bequem ist.

Muslime können hier ihren Glauben ausleben, solange das innerhalb der säkularen Gesetze geschieht, aber sie können nicht in einem  Gottesstaat gemäß der Scharia herrschen. Wer soll sich das gefallen lassen?

Die Freiheit, die in unserem Land mit viel Blut und Tränen erkämpft wurde, wird gegen alle Verfassungsfeinde verteidigt!