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Roland Fakler

Goldene Regel

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Die goldene Regel

Global, universal, zeitlos.

Woher kommen ethische Normen? Schon die Zehn Gebote wurden natürlich nicht von einem Gott auf einem Berg diktiert. Vielmehr wollten Könige, Priester und Propheten dem Volk weismachen sie seien von Gott, damit sie umso mehr Autorität bekommen und umso besser befolgt werden. Dazu haben sie noch den Himmel für die Guten und die Hölle zur Bestrafung der Bösen erfunden. Sie wollten, vor allem mit den ersten drei Geboten, auch ihre hierarchisch, patriarchalische Herrschaft festigen.

Eine Gesellschaft kann nicht funktionieren, wenn jeder jeden belügt, bestiehlt und tötet. Deswegen gab es den Kern dieser Gebote schon lange vor Moses in anderen Kulturen, z.B. im Totenbuch der Ägypter, im Gesetzbuch des Königs Hammurabi von Babylon, in China, Indien und Amerika… Meist galten diese Gebote aber nur für das eigene Volk, der Auserwählten. Die „Anderen“ durfte man durchaus belügen, bestehlen und töten, sogar im Namen Gottes. 2 Mose 20:5 heißt: Bete sie nicht an (die fremden Götter) und diene ihnen nicht; denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen,”…

Es widerspricht unseren heutigen Rechtsgrundsätzen, die Schuld der Väter auf die Söhne der dritten und vierten Generation zu übertragen.

Neu an den Menschenrechten ist, dass sie universell für alle Menschen gelten sollen. In mancher Beziehung stehen die Zehn Gebote auch im Widerspruch zu den Menschenrechten. Schon das erste Gebot widerspricht dem Recht auf Weltanschauungs- oder Religionsfreiheit. Im zehnten Gebot werden Frauen, Esel und Sklaven in einem Satz als Besitz des Mannes bezeichnet.

Siehe: Haben die Menschenrechte biblische Wurzeln?

In katholischen Bibeln steht: “Sklave” – In den evangelischen wird stattdessen mildernd: “Knecht” und “Magd” gesetzt. Die Bibel hat aber nichts gegen Sklaverei. Vor allem von Paulus wird sie gerechtfertigt, später auch von dem Kirchenlehrer Augustinus.

Erst durch die Aufklärung im 18. Jahrhundert wurden die Sklaverei, die Todesstrafe, barbarische Strafen und die Folter abgeschafft und die Frauen gleichberechtigt…aufgrund vernünftiger Überlegungen und menschlicher Einsicht. Zur Einhaltung dieser Regeln zwingen irdische Richter und irdische Strafgesetze

Woher kommt die „Goldene Regel“

– oft formuliert als „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“

Sie ist eine ethische Grundregel, die in sehr vielen Kulturen unabhängig voneinander entstanden ist. Es ist keine Erfindung einer einzigen Kultur oder Person. Sie gilt als eine Art universelles moralisches Prinzip.

Altes Ägypten (ca. 2000 v. Chr.)

Altes China

Antikes Griechenland

Judentum

 Christentum

Islam

Hinduismus

Buddhismus

Bahai


 Wer hat sie also „erfunden“?

Niemand „erfand“ die Goldene Regel einmalig – sie entwickelte sich unabhängig in vielen Kulturen.

Fazit

Die Goldene Regel ist eine der universellsten ethischen Ideen der Menschheit. Historisch nachweisbar ist sie:

in Ägypten (2000 v. Chr.) in China (Konfuzius, Mozi) in Griechenland (Isokrates) in Judentum, Christentum, Islam in Hinduismus, Buddhismus, Jainismus in modernen Religionen wie Bahai

Sie ist damit keine Erfindung einer einzigen Religion oder Kultur, sondern ein global verbreitetes ethisches Prinzip.