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Roland Fakler

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Glaube oder Vernunft?

Glaube oder Vernunft

Zum Wort zum Sonntag von Manfred Oevers, der “den Glauben” der Vernunft gegenüberstellt. Leserbrief am 6. Juli 2016 im Tübinger Tagblatt. Man beachte die zensierte Stelle, die weggelassen wurde. * rot


Glaube oder Vernunft? Das hört sich so an, als ob es „den Glauben“ gäbe. Aber, lieber Herr Oevers, das ist genau das Problem. Es gibt so viele verschiedene Glauben, wie es Gläubige gibt. Es gibt eigentlich nichts, was Menschen nicht glauben könnten. Als Katholik vergisst man das leicht, weil man glaubt, den einzig wahren Glauben zu haben. Aber das, sagt mir meine Vernunft, ist ein Irrtum. Wie oft musste die „unfehlbare“ katholische Kirche schon Irrtümer einräumen. Sie hat gelehrt, dass die Erde eine Scheibe ist, dass Krankheit von Sünde kommt, dass uneheliche Kinder, Homosexuelle, Ketzer, Juden, Atheisten… minderwertigere Menschen sind. Vor Kurzem erst hat Papst Benedikt XVI. die Vorhölle für die Seelen der ungetauften Kinder abgeschafft. Welches reale Leid wurde durch diese falschen Glaubensvorstellungen verursacht? Werden wir bald erfahren, dass auch die Lehre von „Hölle und Teufel“ nur Spaß waren? Das wäre eine Frohe Botschaft!

Wie sollte man den wahren oder besser den heilenden vom unheilvollen Glauben unterscheiden können, wenn nicht durch die Vernunft! Natürlich kann die Vernunft oder die Wissenschaft nicht alles erklären, aber sie hat uns, seit dem sie von den Kirchen nicht mehr verteufelt, unterdrückt und verfolgt wurde, doch viele Erkenntnisse und einen Fortschritt bei der Beherrschung der Natur gebracht. Jetzt verbreitet der Islam einen Glauben, der der Welt mehr Unheil als Heil bringt! Da können uns nur noch die Vernunft und die Kritik retten!


Zitate einiger Kirchenlehrer:

Tertullian 150-220 und Augustinus 354-430: Credo quia absurdum est. = »Ich glaube, weil es unvernünftig ist«

Petrus Damiani: um 1 006-1082 Das Denken hat seinen Ursprung im Teufel und gilt nichts vor Gott. Die Philosophie ist die Magd der Theologie.

Luther: 1542 Die Vernunft “ist die höchste Hur, die der Teufel hat”.

“Wer … ein Christ sein will, der … steche seiner Vernunft die Augen aus.”

“Die schwersten Anfechtungen sind, wenn der Teufel uns dahin bringt, dass wir nach den Ursachen des Wohlergehens und des Unglücks forschen … Das ´Warum` hat alle Heiligen gequält.”

“Aber sie [die Ärzte] sehen nicht auf den Teufel als den Urheber der sonst natürlichen Ursache einer Krankheit … Ich glaube, dass bei allen schweren Krankheiten der Teufel der Urheber und Anstifter ist.”

“Ich wenigstens glaube, Gott diesen Gehorsam zu schulden, gegen die Philosophie wüten (…) zu müssen.”  WA LVI371

 

Hexen

German

Ertränkt, gerädert, verbrannt.

Audio

      Hexen[1]

Bericht in der Südwestpresse vom 25.07.2015

In Rottweil sollen die Hexen rehabilitiert werden; ein Professor aus Konstanz behauptet, dass die Hexenverbrennungen im Mittelalter nichts mit der Kirche zu tun hatten.

Hier meine Antwort 

Die Aufarbeitung des Hexenwahns und die Rehabilitation der unschuldigen Opfer sind überfällig, zumal heute noch in Afrika und Indien jährlich Hunderte wegen Hexerei getötet werden. Ich möchte hier aber vor allem der Ansicht widersprechen, dass die Kirchen nichts mit diesem Wahn zu tun hatten.

Die Kirchen hatten zur Zeit des Hexenwahns praktisch die absolute Herrschaft im ganzen Abendland und wollen heute nichts mit dieser Finsternis zu tun haben? Der mittelalterliche Hexenwahn hat seine Ursachen in der christlichen Theologie, in der „Sündhaftigkeit der Frau“. Auch der christlich-jüdische Geisterglaube, der in der Bibel, im Alten wie im Neuen Testament, allgegenwärtig ist, dürfte wesentlich zum Hexenwahn beigetagen haben. Dort wimmelt es von Teufeln und bösen Geistern. Schon im Alten Testament steht: 2 Mos 22:17 “Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen”. Damit wird das irrationale Denken und Handeln vorbereitet. Aus unvernünftigem Denken entsteht unvernünftiges Handeln. Der Hexenwahn wurde durch die geistigen Führer der Kirchen: Augustinus, Thomas von Aquin, Luther, Calvin …fest in den Köpfen der Gläubigen verankert. Noch heute werden in der kath. Kirche böse Geister durch extra ausgebildete Exorzisten mit Gebeten und Weihwasser ausgetrieben. Den Körper zu verbrennen, damit wenigstens die Seele gerettet werde, hielt man damals für effektiver.

Gregor IX., 1227-1241, gab als erster Papst den Befehl zur Hexenverfolgung.

1484 veröffentlichte Papst Innozenz VIII. seine „Hexenbulle“ und warnt zum Schluss jedermann unter Androhung schrecklicher Strafen, der von ihm befohlenen Hexenausrottung entgegenzutreten.

Die Dominikaner Heinrich Kramer und Jakob Sprenger schrieben mit dem „Hexenhammer“ 1489 die Gebrauchsanleitung zur Hexenverfolgung. Die Erz / Bischöfe von Salzburg, Würzburg, Trier, Bamberg… ließen hunderte von Frauen, Männern und Kindern als Hexen verbrennen.

Fürstabt Honorius von Schreckenstein hat 1775 im Stift Kempten die letzte Hexe in Deutschland verurteilt.

Rühmlich sollen hier aber auch zwei Kirchenmänner genannt werden, die sich im Kampf gegen den Hexenwahn mutig hervorgetan haben: Friedrich Spee und Anton Praetorius.

Leserbrief im Tagblatt am 25.8.2014

Ausstellung in der Kunsthalle: Macht Herrschaft Freiheit

Beim Betrachten der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle kam mir vor dem Bild Albrecht Dürers „Vier Frauen = vier Hexen“ der Gedanke: Hat Dürer mit diesem Bild einen Beitrag zum Hexenwahn geleistet? Schließlich wird damit die Existenz von Hexen bestätigt…mehr noch, er zeigt, dass Hexen aussehen können wie ganz normale Frauen. Künstler waren oft Handlanger der Mächtigen. Sie haben einen wesentlichen Beitrag geleistet zur Verdummung der Massen und zur Glorifizierung diktatorischer Herrschaft.

Die Position der Reformatoren zur Hexenverfolgung

Auch die drei Reformatoren haben alle in einer Zeit gelebt, in der der Glaube an Hexerei sehr verbreitet war, und sie selbst teilten diesen Glauben.

Martin Luther (1483–1546)

  • Luther glaubte an die Existenz von Hexen und sah sie als Werkzeuge des Teufels.
  • Er verstand Hexerei als eine reale und gefährliche Form des Pakts mit dem Teufel.
  • Er bejahte, dass sie mit dem Tod bestraft werden sollten.

Beispiele aus seinen Äußerungen:

„Die Hexen sind die Huren des Teufels, die ihm den Hintern küssen und mit ihm Buhlen treiben.“ (Predigt, 1526)

„Man soll sie ohne Weiteres töten, denn sie schaden viel, so ist’s auch befohlen im Gesetz Gottes.“ (Tischreden)

  • Luther bezog sich gern auf die Bibelstelle Exodus 22:17 („Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen“) als Legitimation der Todesstrafe.

Er war also grundsätzlich für die Todesstrafe gegen Hexen und trug zur theologischen Rechtfertigung solcher Verfolgungen bei.

 Johannes Calvin (1509–1564)

  • Calvin war ebenfalls überzeugt, dass Hexerei real sei und eine schwere Gotteslästerung darstelle.
  • Er hielt die Todesstrafe für zwingend gerechtfertigt.

In seinen „Instituten“ (Institutio Christianae Religionis, 1559) schrieb er:

„Die Hexerei ist ein Pakt mit Satan, wodurch der Mensch sich ihm weiht und Gottes Ehre raubt. […] Deshalb muss sie mit Recht mit dem Tode bestraft werden.“

  • In Genf wurden unter Calvin Hexenprozesse geführt (er selbst war nicht immer unmittelbar beteiligt, unterstützte aber das Vorgehen).
  • Calvin betonte, dass Hexerei „Gotteslästerung“ sei und die Gemeinschaft vergifte.

Ulrich Zwingli (1484–1531)

  • Zwingli teilte ebenfalls den damaligen Hexenglauben.
  • Er forderte, dass Hexerei streng bestraft werden müsse.

Beispielzitat aus einer Predigt (1520er Jahre):

„Es ist wider Gott und sein Wort, wenn man die Zauberer lässt leben.“

  • In Zürich wurden unter seinem Einfluss Hexen verfolgt, wenn auch weniger spektakulär als in späteren ländlichen Schweizer Regionen.
  • Zwingli hielt Hexerei für eine klare Übertretung der göttlichen Ordnung und ein Verbrechen gegen die Gemeinschaft.

Fazit 

Alle drei Reformatoren glaubten an die Realität von Hexerei und unterstützten ihre Verfolgung. Sie sahen sie als Teufelswerk, das mit dem Tod bestraft werden müsse – biblisch begründet, besonders mit Verweis auf Exodus 22:17.

Luther: dämonischer Pakt, Todesstrafe klar gefordert. Calvin: schwere Gotteslästerung, ausdrücklich für Todesstrafe. Zwingli: strenge Bestrafung, auch Todesstrafe biblisch begründet.

Die Reformatoren haben somit leider mit dazu beigetragen, die Hexenverfolgungen ihrer Zeit theologisch zu rechtfertigen. Solange man die Bibel für das unveränderliche Wort Gottes hielt, hatte sie verheerende Wirkung. 

Siehe auch Hexenprozesse auf dieser Seite