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Roland Fakler

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Jugend im Gleichschritt

Leserbrief im heutigen Tagblatt Tübingen 21.03.2018

Hoffnung

Die Wanderausstellung „Jugend im Gleichschritt“ war bis 16. März im Tübinger Landratsamt zu sehen. Konnte man sich dem Druck staatlicher Indoktrination entziehen? Wie hat das ganze System von Führung und Verführung, von Terror und Verfolgung, von Ausgrenzung und Kameradschaft funktioniert? Wie denken Jugendliche und Überlebende heute darüber?

„Jugend im Gleichschritt“ – eine Ausstellung, die nachdenklich macht.

Jeder Staat kann seine Jugend im Gleichschritt marschieren lassen, wenn er genügend Druck in Form von Vergünstigungen für die Willigen und Nachteilen für die Unwilligen ausübt. Das haben unsere „Guides“ überzeugend erklärt. Dass sie sich nicht „Führer“ nennen, wo es doch gerade um die Entlarvung von (Ver-)Führern geht, versteht sich.

Jeder möchte in dem Staat leben, der seine Heimat ist. Wenn man nur als Nazi eine Chance auf Karriere hatte, war das eine Verführung, der viele erlegen sind.

Kinder und Jugendliche vertrauen auf die redlichen Absichten ihrer Eltern und Lehrer. Das Problem sind, bis heute, die herrschsüchtigen, sogenannten „starken Männer“, die totalen Ideologien, Religionen und Weltanschauungen, die die ganze Welt in den Griff bekommen wollen, die niemandem erlauben, selbstständig zu denken, die alle Ketzer und Abweichler verfolgen.

Die leichtesten Opfer sind immer die Kinder und Jugendlichen. Sie glauben, sie folgen, sie marschieren wohin sie geführt werden … auch in den eigenen Untergang. Wer Kinder zu blindem Glauben und Gehorsam erzieht, muss damit rechnen, dass sie eines Tages etwas ganz Dummes glauben und einem Verbrecher gehorchen. Deswegen: Kinder und Jugendliche nicht mit unvernünftigen Ideologien indoktrinieren, sondern zum selbstständigen Denken anleiten und Freiräume lassen zum „Anderssein“! Hoffnung machen die Jugendguides, die uns hervorragend durch die Ausstellung geführt haben.

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Mitschuldig am Nationalsozialismus

Leserbrief im Tübinger Tagblatt 08.08.2017

Mitschuldig

Zwei Leserbriefe vom 27. Juli werden hier kommentiert. Im einen ging es um Klassenfahrten in ehemalige Konzentrationslager und um Stolpersteine (Joachim S.), im anderen bezog Rudolf B. zum Rottenburger Kopp-Verlag Stellung.


Die Beschäftigung mit der Geschichte sollte vor allem den Sinn haben, aus ihr zu lernen. Dazu ist es notwendig, die Täter und die Opfer, frei von jeder Ideologie, zu benennen. Luther hat zwar die totalitäre Herrschaft der katholischen Kirche beendet, aber ein Vorbild ist er nicht. Er war ein Hetzer gegen Bauern und Juden. Zusammen mit Paulus, Augustinus und Bismarck hat er seinen Beitrag zum Obrigkeitsstaat und damit zur Unmündigkeit der Deutschen geleistet.

Der Mössinger Streik hat wahrscheinlich nur deswegen stattgefunden, weil die Initiatoren keine rechte, sondern eine linke Diktatur wollten. Zusammen mit den Rechten und den Kirchen haben die Linken jedenfalls ihren Beitrag zum Untergang der Weimarer Republik geleistet.

Die Deutschen können in der Tat stolz darauf sein, dass sie ihre Geschichte – in letzter Zeit – ehrlicher aufgearbeitet haben als andere. Dazu muss man natürlich auch an die Bombardierungen deutscher Städte und an die Kriegsverbrechen der Alliierten erinnern und sie einordnen. Wie ist es soweit gekommen? Mein Vater – Jahrgang 1922 – hat Hitler nicht gewählt, aber er zog in den Krieg, weil er das Vaterland verteidigen wollte/musste. Er wollte seine Pflicht tun, weil er ein Opfer der verlogenen Propaganda war, die von Tübinger Professoren mitgetragen wurde. Die hätten es wahrhaft besser wissen können.

Sind die Türken, die jetzt Erdogan zum Diktator gewählt haben, mitschuldig für seine ungerechten Verhaftungen? Ich glaube schon!

Zur Macht verholfen

Zur Macht verholfen

Der Artikel vom 24. Januar über die Gedenkfeier für den von den Nationalsozialisten hingerichteten Eugen Bolz im Rottenburger Dom bietet Anlass, die Rolle der Kirchen im Dritten Reich und heute kritisch zu hinterfragen.

28.01.2017 Roland Fakler, Ammerbuch Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt Tübingen
 

Die beiden Großkirchen in Deutschland haben fleißig daran gearbeitet, ihre Verantwortung für die Terrorherrschaft Hitlers zu minimieren. Sie behaupten, Hitler sei ein Atheist gewesen, dabei ist er immer Katholik geblieben, hat bei seinen Feldzügen immer die Unterstützung Gottes erbeten und ist dafür bis zum Schluss von beiden Kirchen unterstützt worden. Er war ein Machtmensch, der täuschen konnte, wie alle Machtmenschen.

Sie benutzen die Weltanschauung, die ihnen zur Macht verhilft: Hitler das Christentum, Lenin und Stalin den Kommunismus, Erdogan den Islam… Die Bischöfe haben ihn dafür stets in ihre Gebete eingeschlossen und haben ihm zur Macht verholfen. Während viele Christen, auch Eugen Bolz, die Bösartigkeit dieses Mannes schon vor 1933 erkannten, haben ihn beide Kirchen voll unterstützt. Das zeigt sich daran, dass die katholische Zentrumspartei, die einzige, die ihn hätte stoppen können – wohl mit Zustimmung des Papstes – für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Die katholischen Bischöfe haben sich davon ein Konkordat und viele weitere Privilegien versprochen und auch erhalten. Sie wollten nicht die freiheitliche Demokratie, sondern sie wollten eine klero-faschistische Diktatur nach dem Vorbild Mussolinis in Italien.

Anstatt sich bei der Abwehr totalitärer Herrschaften auf die Seite der Freiheit zu stellen, haben sie sich immer mit denen verbündet, die das Volk entmündigen wollten: mit Königen von Gottes Gnaden, mit dem Adel, mit Diktatoren und heute mit dem Islam!